Frag doch den Undertaker

Kann man eine Urne umbetten? Soll man ewig trauern?

wolkenhimmel

Können Urnen umgebettet werden, weil alle Verwandten weggezogen sind und woanders wohnen?
Eigentlich ist das umbetten einer Urne doch kein großes Ding: Spaten, Grab aufbuddeln, Urne rausholen, etwas von Erde säubern und im Karton an den neuen Friedhof schicken.
Beide Friedhöfe freuen sich, am alten Ort ist das Grab bereits bezahlt und am neuen Ort muß nochmals eins gekauft werden.

Aber leider geht das nicht so einfach.
Auch für Urnen gilt die Totenruhe, die nicht gestört werden darf.
Um einen Leichnam mit Sarg oder eine Urne mit Totenasche wieder auszugraben, müssen wichtige Gründe vorliegen.
Das kann für Behörden recht leicht der Wunsch nach einer näheren Überprüfung der Todesursache sein.
Für Privatpersonen ist es weitaus schwerer, den Wunsch umzusetzen.

Ganz viele Menschen schreiben mir lange Geschichten, in denen sie darlegen, aus welchen Gründen ein Verwandter am weit entfernten Ort A beigesetzt wurde und nun zum näher liegenden Ort B umgebettet werden soll.
Meist sind es gut nachvollziehbare familiäre Auseinandersetzungen, oft ist aber auch einfach der einzige, grabpflegende Verwandte am Ort A ebenfalls verstorben.

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Wie dem auch sei: Nur, weil eine Familie nicht mehr in der Nähe wohnt und nun der Wunsch besteht, die Urne „umziehen“ zu lassen, wird keine Urne ausgegraben.
Hier reagieren alle Friedhofsverwaltungen empfindlich und entsprechenden Anträgen wird nur selten entsprochen.
Dennoch aber ist die jeweilige Friedhofsverwaltung, auf deren Friedhof die Urne derzeit bestattet ist, der Ansprechpartner für dieses Ansinnen.

Große Hoffnungen kann ich aber niemandem machen.

Dennoch: Meist wird als Grund angeführt: „Ich möchte eine Stelle zum Trauern in meiner Nähe haben.“

Und ich finde, diesen Wunsch kann man auch anders erfüllen, als durch die Umbettung einer Urne nach vielen Jahren.
Zum einen ist gar nicht klar, wieviel von einer Urne, die 8 oder mehr Jahre in der Erde war, überhaupt noch vorhanden ist. Da gibt es Beispiele, in denen Urnen auch nach 2 oder mehr Jahrzehnten noch wie neu in der Erde standen, und es gibt auch das Gegenbeispiel, daß eine durchaus stabile Urne schon nach 5 Jahren weggerostet war.
Niemand hat aber etwas dagegen, wenn die Angehörigen an das noch bestehende Grab fahren und dort eine gewisse Menge der Graberde entnehmen. Ein kleines Eimerchen, eine kleine Schüppe und schon kann man etwas Erde mitnehmen. Es ist die Erde, in der der Verstorbene liegt; mit der er sich -in welcher Form auch immer schon vermischt hat.
Diese Erde darf man problemlos an einen anderen Ort mitnehmen und dort wieder vergraben oder verstreuen.
Und warum auf einem neuen Friedhof wieder Geld für ein Grab bezahlen? Was, wenn das Leben einen dann doch wieder an noch einen anderen Ort treibt?
Dann ist die aufwendig und teuer umgebettete Urne wieder weit entfernt.

Besser wäre es, wenn man einen schönen Ort im eigenen Garten oder an einem schönen Baum in der Natur findet und dort die mitgenommene Graberde ausstreut.
Dann hat man einen leicht erreichbaren Platz, an dem man des Toten gedenken kann.
Zieht man dann wieder um, kann man sich ja erneut etwas von der ursprünglichen oder der mitgenommenen Erde holen.

Grundsätzlich aber soll Trauer immer hin zum Loslassen führen. Loslassen heißt nicht vergessen oder dem Toten den Rücken zu kehren. Nein, Loslassen heißt, daß man begreift, daß der Verstorbene als körperlicher Mensch jetzt weg ist.
Auch wenn wir ihn in ein Grab legen, so tun wir das, damit er dort vergeht.
Irgendwann ist er aber einfach weg. Der Mensch ist nicht mehr da.
Das muß man verstehen.

Was bleibt, das ist die Erinnerung, das können Abbilder in Form von Fotos oder Videos sein, das können Briefe oder sonstige Andenken an den Verstorbenen sein.
Aber der Körper eines Menschen vergeht nach dem Tode, so ist das von der Natur gewollt.

Menschen reichen das, was sie sind und was sie können in Form von Genen und durch die Weitergabe von Wissen weiter.
Sie selbst müssen aber eines Tages sterben und verschwinden.

Diesem Umstand ist es auch geschuldet, daß die meisten Menschen sich für Gräber entscheiden, die nach einiger Zeit ablaufen und dann ebenfalls weggemacht werden.
Eine gewisse Zeit lang begleitet man das Vergehen des Menschen, der da in diesem Grab liegt durch Trauer und Grabpflege. Aber irgendwann ist es genug.
So sehen das zumindest die meisten.

Wer möchte, der kann auch ein Grab erwerben, das immer wieder verlängert werden kann. So könnte es hunderte von Jahren überdauern.
Gewählt werden diese Gräber aber zumeist mit einem ganz anderen Hintergedanken. Es soll später noch eine weitere Person, bzw. noch mehr Familienangehörige in dieses Grab.
So entsteht eine Familiengrabstätte.

Aber es wird auch hier immer so sein, daß in einigen Generationen keiner der Lebenden noch einen persönlichen Bezug zu allen dort bestatteten Personen hat.

Es wird oft romantisch verklärt, von den ewigen Gräbern in US-Amerika und auf jüdischen Friedhöfen gesprochen.
Die Gräber bleiben dort für immer, oder doch zumindest für eine sehr lange Zeit, erhalten.
Jedoch gerät so ein Friedhof auch schnell zu einem Friedhof der Vergessenen.

Es lebt schlichtweg niemand mehr, der sich an die dort Begrabenen erinnert.

Falls überhaupt irgendetwas nach dem Tod von uns übrig bleibt, es liegt mit Sicherheit nicht in einer Urne oder einem Sarg.

Ich habe Verständnis für den Wunsch, Totenasche zu Hause aufbewahren zu wollen. Ich kann auch nachvollziehen, wie Mütter/Eltern um ein gestorbenes Kind trauern.
Aber wenn Mütter nach 45 Jahren immer noch Kinderspielzeug zu einem Kindergrab bringen und ihre mittlerweile erwachsenen lebenden Kinder jährlich einen Kindergeburtstag für das vor fast 50 Jahren gestorbene Kind feiern lassen…
…dann läuft da irgendwas falsch.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#grab #Ort #Urne

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