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Kinder sind doch was Schönes

Da könnt‘ ich zum Kampfwurm werden!
Es mag ja viele Gründe geben, warum man seine kleinen Kinder mit in ein Bestattungshaus bringt. Grundsätzlich bin ich sehr kinderlieb, gestehe aber, daß mir Kinder grundsätzlich am liebsten sind, wenn sie dem Windelalter entwachsen sind und die Pubertät noch nicht eingesetzt hat.
Genau in diesem Alter sind die beiden Kinder von der schwangeren Frau Silke Ruhd-Elwurff, die auf die seltenen, aber leicht zu merkenden Namen Lukas und Sarah hören.

Genauergesagt müßte man sagen: Die auf diese Namen hören sollten.
Das tun sie aber nicht.

Zwar wird Frau Ruhd-Elwurff nicht müde, die Namen ihrer beiden kampfbereiten Gören durch unsere Räume zu gröhlen, aber sie tut das immer mit einem fragenden Unterton. „Luukahas? Sahaaaaraaa?“
Nichts Gebieterisches ist da, keine Autorität, sie fragt nur und bekommt natürlich keine Antwort. Sarah ist in den Ausstellungsraum gelaufen, von wo es poltert und Frau Büser rennt hinüber, um das Kind davor zu bewahren, durch einen heimtückischen Sarg aus dem oberen Regal erschlagen zu werden.
Luhukaaaas hat sich in die Trauerhalle verdrückt und ist hinter einem der Vorhänge verschwunden, wo er -wie ich später erfahre- Popel von hinten an die Gardinen schmiert. Sandy und Antonia suchen ihn, finden ihn aber zunächst nicht, was er dann nach dem Abzug des Suchkommandos hemmungslos ausnutzt und an einem aufgestellten Blumengesteck die Blüten abreißt.

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Natürlich versuche ich auf Frau Ruhd-Elwurff einzuwirken und sie dazu zu bewegen, ihre Kinder doch mal einzufangen und bei sich zu behalten. Mit ihr kann man ja normal reden, schließlich ist sie nur da, um einen Kranz für die Beerdigung einer an Krebs verstorbenen Schulkameradin zu bestellen und nicht in tiefer Trauer.

Aber Frau Ruhd-Elwurff weiß gar nicht, was ich von ihr will. Völlig verständnislos schaut sie mich an und meint nur: „Kinder müssen sich doch entfalten können.“

„Meinetwegen, aber dann doch bitte nicht hier.“

„Sind Sie etwa kinderfeindlich?“

„Gott behüte! Nein, ich habe selber welche.“

„Und die dürfen nie spielen, die Armen?“

„Doch, die spielen eigentlich den ganzen Tag.“

„Die Armen!“

Frau Büser gelingt es, das weibliche Kind zu seiner Mutter zu bugsieren und Manni kommt kurz darauf und hat Lukas hinten am Kragen gepackt: „Wem gehört denn der Bengel hier?“

Jeder normale Mensch hätte seine Kinder doch jetzt irgendwie mal etwas zur Ruhe gemahnt oder in ihre Schranken verwiesen. Frau Ruhd-Elwurff sieht das anders: „Wenn Kinder sich nicht entfalten können, dann werden sie krank. Sarah und Lukas sind nur deshalb so liebe Kinder, weil ich ihnen alle Freiheiten lasse.“

Antonia kommt und fragt durch den Türspalt: „Wer hat meinen Monitor mit Tipp-Ex angemalt?“

Ich lasse die Frau noch schnell den Auftrag unterschreiben und wir sind alle heilfroh, als sie ihre Kleinen mit Mühe und Not vor sich hertreibt und geht.

Mit mehreren anderen Texten auch im Podcast Nr. 18 zu hören:

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