Frag doch den Undertaker

Knochen auf dem Friedhof

Hallo Tom!

Erstmal (wiederholt 😉 ) ein riesengroßes Lob für Deine Arbeit! Dein Blog ist immer wieder lesenswert und hat mir schon sehr oft Informationen gegeben, die im Leben weitergeholfen haben.

Indirekt auch bei meiner Frage, denn ohne Dich wäre ich ehrlich gesagt niemals auf die Idee gekommen, dass auf einem Friedhof Knochen/-Knochenteile durchaus zum normalen Bild gehören könnten.

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Nun habe ich natürlich Deine Artikel zu dem Thema durchforstet, da geht es aber immer um Grabaushub und neu angelegte Gräber.
Meine Frage zielt aber in Richtung alter, nicht mehr genutzter Gräber, die bei uns auf einem Friedhof in grösserer Anzahl vorhanden sind. Dort finde ich immer wieder Knochen und Knochenteile, von Bruchstücken über Wirbelkörper bis hin zu einem Stück Schädeldecke war schon alles dabei. Teilweise liegen die Knochen nicht nur auf dem Grab, sondern auch davor auf den Wegen.

Das geht meiner Meinung nach deutlich über das hinaus, was Du geschildert hast. Zumindest wirkt es auf mich sehr lieblos, denn diese Teile sind wirklich gut erkennbar und in sehr, sehr grosser Anzahl auf dem gesamten Friedhof zu finden. Es wäre ein leichtes für die Friedhofsmitarbeiter, die Knochen eben mitzunehmen und sie anderweitig unterzubringen. Das wird aber ganz offensichtlich nicht getan.

Nun frage ich mich, ob ich mich zu sehr darüber ärgere oder ob es Sinn macht, die Friedhofsverwaltung mal sehr deutlich darauf hinzuweisen, dass das so zu weit geht. Gerade heute habe ich neben dem Grab eines angeheirateten Verwandten, der vor gut einem Monat beerdigt wurde, auf dem Weg einen Wirbelkörper gefunden. Da ich weiss, dass vorher in dem Grab andere Verwandte beigesetzt wurden, hat das Ganze schon einen sehr faden Beigeschmack.

Ich habe schon überlegt, mir mal eine kleine Schaufel mitzunehmen und die Knochen mal eben zumindest ein wenig unterzuheben. Allerdings wäre das bei der Menge eine tagesfüllende Aufgabe und könnte anderen Friedhofsbesuchern womöglich eigenartig erscheinen 😉

Vielleicht kannst Du mir den Kopf ein wenig gerade rücken?
Eine ganz kurze Antwort wäre mir schon genug, ich will Dir keine Arbeit machen! 🙂

Zunächst einmal: Du machst mir mit Deiner Frage keine unnötige Arbeit. Jede Frage ist willkommen, sogar Fragen, die schon einmal beantwortet wurden, scheinbar dumme Fragen oder Fragen, die man sich zu stellen fast nicht traut. Wenn Frage und Antwort einen Informationsgehalt für die Allgemeinheit haben oder auch einen gewissen Unterhaltungswert, erscheint beides anonym im Blog.

Zu Deiner Frage: Das ist ein Zustand, der auf manchen Friedhöfen anzutreffen ist. Zumeist betrifft es bestimmte einzelne Gräber oder Ecken auf dem Friedhof. Daß so etwas quasi auf dem ganzen Friedhof vorkommt, ist ungewöhnlich und natürlich auch nicht korrekt.
Der Friedhofsträger hat dafür Sorge zu tragen, daß die Gebeine würdevoll ver- und ggfs. entsorgt werden. Normalerweise geschieht das recht pragmatisch. Herumliegende Knochen werden einfach in einem Eimer aufgesammelt und dann zumeist im nächstbesten offenen Grab mit der Erde wieder ins Erdreich gegeben.

Besonders bei Gräbern, die wiederbelegt werden, ist es nichts Ungewöhnliches, daß auch Reste der vorherigen Bestattungen ans Tageslicht gelangen können. Wie damit umgegangen werden soll, das ist ja hier im Blog schon ausführlich beschrieben worden.
Solche Knochen-, Sarg- und Kleiderreste sollten aus Pietätsgründen den Blicken der Friedhofsbesucher entzogen und dann wieder mit bestattet werden.

Nun gibt es viele Gründe, warum auch aus alten Gräbern, an denen keine aktuellen Begräbnisarbeiten stattfanden, Knochen an die Oberfläche gelangen können.
Grabende Tiere, Bewegungen im Erdreich, Grundwasser und andere Dinge werden hier immer als Begründung angeführt.
Oftmals ist das verbunden mit nachlässiger Grabmacherei. Denn normalerweise sollten die Knochen sich in einer Tiefe befinden, die eben nicht für Tiere erreichbar ist und bei denen Regen und Frost eben nicht zum Hochdrücken des Inhaltes führen können.
Werden aber alte Gräber wieder belegt und wird die mit Knochenfragmenten durchsetzte Erde nachlässig und/oder in der falschen Reihenfolge wieder ins Grab gegeben, kann es natürlich sein, daß die ehemals oberflächennahe Erde zuerst ins Grab kommt und die knochendurchsetzte „tiefe Erde“ dann zuoberst liegt. Das könnte solche Knochenfunde erklären.

Aber ganz gleich worin die Ursache dieses Phänomens auch liegen mag, es ist die Aufgabe der Friedhofsverwaltung bzw. der Arbeiter, diese Knochen aufzusammeln!
Sind sie einem bestimmten Grab zuzuordnen, sollten sie wieder in dieses Grab gegeben werden. Ist die Herkunft einzelner Teile nicht mehr gewiß, so macht man eben schlicht und ergreifend einen Eimer damit voll und gibt den Inhalt bei der nächsten Beerdigung wieder ganz unten mit ins Grab. Das ist doch völlig unproblematisch. Auf einem ordentlich geführten Friedhof gehen die Friedhofsverwalter bzw. -arbeiter regelmäßig alle Wege ab, um nach dem Rechten zu sehen. Knochen auf dem Erdreich sind nicht „recht“, also müssen sie beseitigt werden.

Ich würde die Friedhofsverwaltung anschreiben (Mail oder Brief) und um Abhilfe bitten. Geschieht nicht binnen kürzester Zeit etwas, bzw. bessern sich die Verhältnisse langfristig nicht, kann man einen der Gemeinderäte (lieber der kleineren Fraktionen!) und die örtliche Presse informieren.
Mache doch mal Fotos und nenne mir per Mail den Ort usw., ich mache das gerne auch hier öffentlich.

Geschieht überhaupt nichts, könnten die Friedhofsbesucher die jeweils in der Nähe ihrer Gräber befindlichen Knochen einsammeln und in einer gemeinsamen Aktion dem Friedhofsverwalter überreichen.

Das Entfernen der Knochen ist nur auf den ersten Blick, wenn man lange nichts gemacht hat, eine tagesfüllende Aufgabe. Würden die Knochen bei den routinemäßigen Kontrollen immer gleich entsorgt und entsprechend behandelt, wäre das nur eine Minutensache.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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In „Frag doch den Undertaker!“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 30. Juni 2014

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4 Kommentare
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ein anderer Stefan
10 Jahre zuvor

Ich bin zwar kein Bestattungsexperte, aber schon gelegentlich auf alten Friedhöfen unterwegs, auch auf solchen, die schon lange nicht mehr nachbelegt werden. Mir ist bisher auf keinem Friedhof aufgefallen, egal wie alt und ob noch genutzt oder nicht, dass dort Knochen herumlägen. In dem oben geschilderten Beispiel würde ich auch von Nachlässigkeit der Leute ausgehen, die dort arbeiten – oder man hat die Friedhofsgärtner „eingespart“.

Spor
10 Jahre zuvor

Deswegen müssen Hunde draußen bleiben…

Die Fragestellerin
Reply to  Spor
10 Jahre zuvor

Bei uns sind Hunde auf den Friedhöfen erlaubt. Allerdings scheinen die Knochen so alt zu sein, dass sich zumindest mein Hund nicht im Geringsten dafür interessiert.

Bisher habe ich übrigens noch keine Rückmeldung auf meine schriftliche Anfrage bei der zuständigen Stelle erhalten. Getan hat sich vor Ort auch nichts. Ich bleibe aber am Ball und werde mich auch hier wieder melden, sobald sich etwas getan hat.

Guido
7 Jahre zuvor

Hallo,

das Bestattungsunternehmen hat bei meiner verstorbenen Mutter, entgegen der Absprache, den falschen Ring abgenommen.

Das Familienerbstück der Großmutter wurde leider mit beerdigt.

Wir werden bestimmt keine Exhumierung durchführen lassen. Gäbe es aber theoretisch die Möglichkeit? Müsste der Bestatter die Kosten übernehmen?




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