Nach so einer totenstarren Nacht, ich hatte 13 Stunden durchgeschlafen, tat die Dusche am Morgen richtig gut. Was ich an Hotels immer verfluche, ist der Umstand, daß man nicht wie zu Hause sofort einen Kaffee zur Hand hat.
Man muß sich erst halbwegs menschlich kleiden und dann runter in den Frühstücksraum. Den hatte ich ganz für mich alleine, weil ich im Zimmer noch herumgeklüngelt hatte und die anderen Gäste -die wohl geschäftliche Termine hatten- schon ausgeflogen waren.
Herzhafter, kross gebratener Bacon lockte mich, Rührei und „Krassängs“. Dazu Kaffee. Das mit dem Bacon sollte ich aber später noch bereuen.
Mit dem Taxi fuhr ich dann zum Friedhof Melaten. Es würde zu weit führen, hier die umfangreiche Geschichte dieses altehrwürdigen Friedhofs auszubreiten. Hier bei Wikipedia findet man aber einen nicht zu langen und sehr aufschlußreichen Artikel darüber.
Auf dem Melatenfriedhof waren einige kurze Statements geplant, auch hierfür nahmen sich die Reporterin und das Kamerateam ausreichend Zeit, es sollte alles gut werden, mit einfachem, schnellen Abfilmen in gehetzter Atmosphäre war es da nicht getan. Da habe ich bei anderen Sendern schon anderes erlebt.
Überhaupt waren die Leute vom Fernsehen sehr nett, sehr aufmerksam und stets um mich besorgt. Man durfte sich richtig wohl fühlen und kam sich nicht vor, wie ein eilig herbeibestelltes Requisit, sonder man durfte Gast sein und sich wohl behandelt fühlen. Dafür meinen Dank.
Wieder ärgerten mich die blöden Fernsehschuhe, ich war dummerweise davon ausgegangen, ich müsse das Selbe anhaben, wie am Vortag, damit die Bilder stimmen, hatte aber sehr wohl ein anderes Hemd und eine andere Krawatte an… Man ist ja manchmal so doof! Ich hätte also ruhig auch die anderen Schuhe anziehen können.
Immer wieder entdeckte der Kameramann neue Motive, die sich als Hintergrund für ein paar Sätze eigneten und immer wieder mußte der Tonmann abwinken, weil Sägen, Motoren und Flugzeuge die Tonqualität zu beeinträchtigen drohten.
Mal ein paar Impressionen:
Nachdem es am Vortag genieselt und geregnet hatte, war es ein glücklicher Zufall, daß wir ausgerechnet am Regentag die Innenaufnahmen gemacht hatten und am zweiten Tag, dem Dienstag, dann tolles, sonniges Wetter hatten.
Kalt war es auf Melaten, aber in der Sonne konnte man es aushalten.
„Nee, das machen wir nochmal“, war der an diesem Vormittag meistgesagte Satz. Gefühlt 621 mal bin ich einen Weg hinauf und hinunter gelaufen, bis endlich Tonmann und Kameramann zufrieden waren. Mal war das Licht weg, mal sägte eine Säge, mal lief ein Opa durchs Bild…
Am Ende der Dreharbeiten wollte das WDR-Team schnell ins Studio, ich hätte doch aber zu gerne noch das Grab von Willy Millowitsch gesehen. Das Urgestein der deutschen Fernsehgeschichte hatte mich durch meine ganze Kindheit begleitet und als es nur einen einzigen Kanal gab, lag ganz Deutschland Willy Millowitsch zu Füßen und verfolgte die volkstümlichen Stücke aus dem Kölner Millowitsch-Theater. Auch als Karnevalssänger war Millowitsch ja sehr bekannt und man kann sich nicht tiefer in die Herzen der Kölner pflanzen, als mit volkstümlichem Schauspiel im Kölner Dialekt (den man ja nur fürs Fernsehen entschärft hatte) und durch Teilnahme an den hohen karnevalistischen Ritualen.
Ein Steinmetz werkelte am Wegesrand an einem großen Grabmal, ich glaube, er nahm Aufmaß für irgendwelche Instandsetzungarbeiten und den habe ich einfach mal gefragt, wo denn das Grab von Willy Millowitsch ist.
„Kommen’se, datt is‘ weit von hier, isch fahr Sie mittem Auto dahin.“
Und so fuhr mich der nette Herr Steinnus in seinem Steinmetz-Volvo über den Melatenfriedhof. Und da war es dann, in zweiter Reihe, das Millowitsch-Grab:
Herr Steinnus erwies sich als Glückstreffer! „M’r sin seit 300 Jahren Steinmetz“, sagte er und und dann begann eine Friedhofsrund- und Zeitreise der besonderen Art. Der Melatenkenner war erstens nicht auf den Mund gefallen und strotzte zweitens nur so von Geschichten über Gräber, Leute, Friedhöfe und Grabsteine.
Man kann gar nicht wiedergeben, was er mir in dieser knappen Stunde alles erzählt hat; und immer schön mit dem uralten Volvo über’n Friedhof geschippert.
Steinmetze dürfen das.
Und das dürfen auch alle, die älter sind als 80 Jahre. Das erzählte mir ein älterer Herr, der mit seiner A-Klasse (sic!) zum Familiengrab getuckert war. „Außer wenn Beerdigung is‘ und an Allerheilijen, sonst kannste immer zum Grab fahren.“
Am frühen Nachmittag schlug ich in Hotelnähe wieder auf, sehr netter Taxifahrer, und kaufte mir zum Mittagessen eine halbe Bäckerei.
So gut und schön man hier im Nordbadischen ja lebt, die Bäcker haben es einfach nicht drauf, leckere Hefeteilchen zu machen. Viel zu viel Teig und ordentlich an der Füllung gespart, so als ob Pudding oder Apfelmus aus Gold wären.
Das können die Bäcker im Rheinland und im Ruhrgebiet besser und das habe ich genossen.
Am Nachmittag hatte ich dann noch eine Besprechung in anderer Sache im Hotel, dann war ich -wie bereits erzählt- mit der Reporterin nochmals bei den mimisch begabten Italienern. Kleine Ravioli mit Entenleber in Pfeffersoße, himmlisch!
Der nächste Morgen begann mit Packen und Aufräumen, dann endlich Kaffee und Frühstück. Schnell schon mal ausgecheckt und das Gepäck zum Auto gebracht und…
…der Parkplatz 149 im Parkhaus war leer! Auto geklaut!
- koeln_melaten12: PW
- koeln_melaten02: Peter Wilhelm
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Er kanns einfach nicht lassen! Immer diese Cliffhanger.
Liest du hier weiter:
http://bestatterweblog.de/koeln-zum-dritten/
😉