Geschichten

Koma -9-

orgel

Der kleine Max war auf die Welt gekommen und seitens des Krankenhauses war das alles nicht an die große Glocke gehängt worden. Die Klinikleiterin hatte sich in dieser Sache einen großen Rummel verbeten.
Saskias Eltern und die Mutter von Klaus verbrachten sehr viel Zeit im Krankenhaus. Saskias Vater hatte seine Tochter schon seit Wochen nicht mehr sehen wollen. Er konnte den Anblick nicht ertragen. Die beiden frischgebackenen Großmütter wechselten sich ab, den kleinen Max herum zu tragen und halfen bei der Versorgung und beim Füttern. Aus medizinischer Sicht sprach nichts mehr dafür, den Kleinen noch länger im Krankenhaus zu behalten, man tat dies einerseits aus Gründen der Vorsicht und andererseits, weil man auf Besuch aus Südafrika wartete.

Saskias Schwester Anja wäre eine gute Kandidatin gewesen, den kleinen Max aufzunehmen. Sie war mit einem wohlhabenden Geschäftsmann verheiratet und hätte Max sicherlich ein Aufwachsen in behüteten Verhältnissen bieten können.

Doch es kam anders.

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In einem recht kurzen Telefonat teilte sie ihren Eltern mit, daß sie sich nicht in der Lage sehe, ein Kind aufzuziehen. Sie habe sich den eigenen Kinderwunsch bis jetzt versagt, um ihre Karriere nicht zu gefährden und jetzt sei einfach nicht der richtige Zeitpunkt, sich mit einem Kind zu belasten.

Man kann sich vorstellen, wie groß die Enttäuschung der alten Leute war. Obwohl? Alte Leute? Saskias Eltern waren gerade Mitte Fünfzig, nicht wirklich zu alt, um sich um den kleinen Max zu kümmern.

Doch zunächst schaltete sich das Jugendamt ein. Eine gewisse Frau Pöschel sah es überhaupt nicht ein, daß das Kind zu den Großeltern kommen sollte.
Es gab allerlei Bedenken, die Leute hätten nicht genug Zeit für das Kind, und überhaupt wolle man erst einmal eine Überprüfung des sozialen Umfeldes vornehmen. Erst dann könne entschieden werden, wo der kleine Max verbleibt.

Saskias Vater tobte: „Jede asoziale Kapeikenschlampe kann zehn und mehr Kinder in die Welt setzen und mit denen machen, was sie will. Da fragt keiner, da guckt auch keiner. Kinder kriegen darf doch jeder. Und wenn man mal ehrlich ist, sind es doch die Dümmsten der Dummen, die die meisten Kinder in die Welt setzen. Denk doch nur mal an die Frau, die neulich im Fernsehen war, die hatte acht Kinder von zehn verschiedenen Männern! Die ging nicht arbeiten, wie denn auch?“

Nein, für den Kleinen sei es besser, wenn er in einem Heim untergebracht würde, das sei ja nur vorübergehend, denn schließlich sei nicht absehbar, ob die Eltern nicht doch wieder die Sorge um den Kleinen selbst übernehmen könnten.


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Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 17. Juni 2015

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Nicky
9 Jahre zuvor

Bitte schreib weiter

Fenris
Reply to  Nicky
9 Jahre zuvor

@Nicky: ja, bitte schnell

Rita Eva Neeser
Reply to  Fenris
9 Jahre zuvor

@Fenris: Ja bitte….

Micha I
9 Jahre zuvor

sag mir bitte das du dir die Story ausgedacht hast……….. der arme Kleine…..

Hajo
Reply to  Micha I
9 Jahre zuvor

@Micha I:
Micha, das ist pure Realität, insbesondere das, was Peter vom Jugendamt berichtet
.. obwohl, ganz so verallgemeinern will ich das auch nicht, es sind halt die schwarzen Schafe, die besonders unter den vielen weissen hervorstechen 🙁

Hein
9 Jahre zuvor

Vor einiger Zeit habe ich in einem Forum in dem Eltern und Pflegeeltern ihren Frust über Jugendämter von der Seele schrieben einen Satz von einer Jugendamtsmitarbeiterin die Anonym geschrieben hatte gelesen:
Kinder sind für die meisten Ja-Mitarbeiter nur hüpfende kleine Geldsäcke.

Wenn man sieht wer als geeignet für eine Pflege angesehen wird,in der Regel nur Pädagogen,Sozialarbeiter und andere Berufe die mit Kindern zu tun haben und die Summe die sie dann für ein Kind bekommen,dann kann man das sogar glauben.Um so kleiner ein Kind um so Vermittlungsfähiger ist es dann auch,um Babys bemühen sich die meisten potentiellen Pflegeeltern.

hartmut
9 Jahre zuvor

Auftritt Nüsselschwein in 3 – 2 -1 ?

Anja
9 Jahre zuvor

Ja endlich kommt mal Schwung im die Sache, wenn jetzt das Jugendamt mitspielt. Es wurde schon etwas …zäh. Sorry Tom. Ich glaub ich les hier zu lange mit. Man hat mehrere Szenarien im Kopf und irgendeins trifft auf jeden Fall zu und das erschreckend nah an der eigenen Vorstellung. Das ist keine Kritik an deinem Schreibstil oder so. Es fällt einem nur irgendwann bei sich selber auf. Aber dadurch schlägt es bei vielen kurzen Episoden halt schnell von Spannung in Desinteresse um. Ich hab es nicht nur bei dir schon gehabt, dass ich dadurch das Interesse an einzelnen Cliffhanger-Geschichten irgendwann komplett verloren habe und mir teilweise mehr als die Hälfte der Episoden gar nicht mehr angeguckt habe, weil ich sozusagen den Appetit verloren habe. Das finde ich jedes Mal total schade, weil ich weiß, was für Mühe du(und auch die anderen Autoren) dir machst und mir gefällt der Schreibstil und die Story und alles. Aber ich bin auch kein Freund von 20-Gänge-Menüs, bei denen es jedes Mal nur einen Haps gibt, man den ganzen Abend… Weiterlesen »

Rita Eva Neeser
Reply to  Anja
9 Jahre zuvor

@Anja: Was würde die Welt ohne die „Gut+Konstruktivmeinenden“ wohl machen?

Gelangweilt habe ich mich bei Herrn Wilhelms Geschichten noch keine Sekunde!

Julia
Reply to  Anja
9 Jahre zuvor

@Anja: Einfache Lösung: Mehrteilige Stories erst lesen, wenn „Ende“ druntersteht 😉
Wer dafür nicht die Geduld aufbringt … tjoah. Pech :p

Kristin
9 Jahre zuvor

Großes Lob für diese Gedichte freu mich auf einen neuen Teil verfolge es erst seit 3 Nächten (Nachtdienst – Krankenschwester – Innere Med) und kann nur sagen Wahnsinn.

Auch meinen Respekt für nicht medizinisches Personal solche Wörter teilweise raus zu hauen 😀

Aber wenn die Eltern schon lange im Koma liegen … meistens wenig Chancen dass das nochmal was wird. Des ist eigentlich klar dass einer oder beide sterben werden. Allein diese Pat zum selbstständigen atmen zu bringen ist ein Akt der Unmöglichkeit .. meistens sterben sie dann an Erschöpfung weil der Körper nicht mehr kann und die Seele aufgibt

sakasiru
9 Jahre zuvor

Wenn es wahrscheinlich wäre, dass die Eltern (vermutlich eher nur Klaus) nochmal aufwachen, wäre es dann nicht erst recht besser Max zu den Großeltern zu geben? Auf die Art ist er schon in die Familie integriert, und der Übergang wäre viel leichter als Max aus einer fremden Pflegefamilie irgendwann wieder zu Klaus zu geben.

Rumpel
Reply to  sakasiru
9 Jahre zuvor

@sakasiru: Ja genau, das würde Sinn machen. Sollte das Jugendamt auch wissen. Wissen sie es?

Red Baron
Reply to  Rumpel
9 Jahre zuvor

@Rumpel: Tja , das sollte man meinen. Aber bei welchen Ämtern ist so ein Wissen vorhanden? … Richtig , bei keinem. Hier geht es nicht um Fingerspitzengefühl und Intuition, sondern stur nach dem Gesetzesparagraphen, nicht links oder rechts, nur gerade aus.
Sagt der „Bittsteller“ auf dem Amt zum Sachbearbeiter: Jetzt nehmen Sie doch bitte Vernunft an. Sachbearbeiter zum „Bittsteller“: Geht nicht. Ich bin Beamter ich darf nichts annehmen.

sakasiru
Reply to  Red Baron
9 Jahre zuvor

Vielleicht merkt man, dass ich so gar keine Erfahrung mit dem Jugendamt habe, aber soviel ich weiß sind die hauptsächlich überlastet. Wenn Max in seiner eigenen Familie bleiben kann, dann wäre das doch auch für das JA prima, weil keine Arbeit?

Rumpel
Reply to  sakasiru
9 Jahre zuvor

@sakasiru: Wie so oft, geht es auch hier, wer hätte es gedacht, um Geld.
„Jeden Tag werden im Durchschnitt 100 Kinder und Jugendliche aus ihren Familien genommen und in Einrichtungen untergebracht. Die Jugendämter wollen sie vor ihren Eltern schützen und verhindern, dass sie vernachlässigt oder gar misshandelt werden. Diese „Inobhutnahmen“ sind seit 2005 um 64 Prozent gestiegen. Sie sind traumatisierend für die Seelen der Kinder. Aber nötig und sinnvoll, wenn sie zuhause wirklich in Not sind und in Heimen besser betreut werden und sich entfalten können.“
“ Eine der sensibelsten Aufgaben des Staates, die Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Not, ist nahezu komplett privatisiert.“
http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/wdr/wenn-jugendhilfe-zum-geschaeft-wird-100.html




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