Immer wieder werde ich gefragt, warum eine Bestattung so teuer sein muss. Gerne wird es auch einmal so hingestellt, als würden alle Bestatter Wucher betreiben und durch die Unausweichlichkeit der Dienstleistung in die Lage versetzt, überhöhte Preise zu kassieren.
Ich mache gar keinen Hehl daraus, dass eine Bestattung teuer sein kann und verneine auch nicht, dass es Kollegen gibt, die hier oft über die Stränge schlagen. Auf die möchte ich aber demnächst in einem Artikel über die „schwarzen Schafe“ eingehen.
Zwei Pole
Mein Bestreben ist es, ein sauberes Haus zu führen und die beiden Pole meiner Tätigkeit in einen Einklang zu bringen. Diese beiden Pole sind:
* kommerzielles Interesse, schließlich machen wir das, um Geld zu verdienen
* Dienstleistung am Menschen, denn wir wollen helfen und Unterstützung bieten
Es ist nämlich ein merkwürdiges Ding, dass man dem Bestatter schnell mal zu Vorwurf macht, dass er mit seiner Arbeit auch noch Geld verdienen will. Dabei vergessen die meisten, dass Beerdigungsunternehmen keine Wohlfahrtsabteilungen sind, sondern deshalb unterhalten werden, weil da jemand Geld mit verdienen will. Es ist nun mal so, dass Menschen sterben müssen und da es in der Natur der Sache liegt, dass man sich nicht selbst beerdigen kann, wird das immer jemand tun müssen. Und jede Mühe verdient ihren Lohn, also ist allein an der Tatsache, dass ein Bestatter Geld für seine Arbeit verlangt nichts Verwerfliches.
Als modernes Bestattungshaus sind wir aber über den rein kommerziellen Gedanken hinaus auch bemüht, den Menschen eine Stütze und Hilfe zu sein. Dabei vermeiden wir jede Form der geheuchelten Anteilnahme, versuchen aber den Menschen das Gefühl zu geben, gut aufgehoben zu sein. Das Wichtigste dabei ist das Einfühlungsvermögen, die Fähigkeit, schnell zu erkennen, mit wem man es zu tun hat, welcher Weg in diesem Fall der richtige ist. Im Prinzip könnte man als Slogan wählen: Sie trauern, den Rest erledigen wir. Aber das ist nicht immer der richtige Weg, weil es Leute gibt, für die es am Besten ist, wenn wir ihnen alles abnehmen und es aber auch Leute gibt, bei denen es besser ist, wenn wir sie bestimmte Dinge selbst erledigen lassen.
Notdienst
Der Bestatterberuf ist ein klassischer Notdienst. Solange sich die Menschen nicht vorher eine Nummer ziehen und wir sie abholen können, wenn sie an der Reihe wären, weil es uns gerade in den betrieblichen Ablauf passt, wird es immer plötzlich und unerwartet geschehen. Solche Notdienste, die jederzeit, 24 Stunden rund um die Uhr abgerufen werden können, erfordern eine umfangreiche innerbetriebliche Logistik und das alles kostet mehr Geld als ein stehendes Geschäft.
Man stelle sich nur einfach mal vor, was es für einen Aufwand bedeutet, dass wir über 40 Sargmodelle anbieten können. Es genügt ja nicht, einen Großhändler oder Hersteller zu haben, der uns das dann mit 14tägiger Lieferfrist vorbei bringt, sondern wir müssen immer „just in time“ eine Vielzahl von Artikeln auf den Punkt zur Verfügung stellen können. Unser Warenlager umfasst nahezu 10.000 Artikel, vom berühmten Sargnagel bis hin zu international vorgeschriebenen Zinksärgen für den Flugzeugtransport.
Wir können nicht erst im Ernstfall anfangen zu überlegen, was wir benötigen und dann die Sachen nach und nach besorgen, sondern wir müssen innerhalb weniger Stunden alles Erforderliche zur Verfügung haben.
Der Mensch
Außerdem haben wir es mit Menschen zu tun. Das was wir handhaben, ist ein Mensch, ein toter Mensch zwar, aber immer ein Mensch. Das bedeutet einen weiteren Aufwand, damit der Umgang, die Aufbewahrung und der Transport in einer würdigen Weise erfolgen kann.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Punkt ist die persönliche Betreuung. Es genügt in unserem Gewerbe nicht, den Kunden zu beraten, ihm eine Ware auszuhändigen und ihn dann nicht mehr wiederzusehen, sondern vom ersten Augenblick in dem wir den Kunden sehen, bis weit nach dem Abschluss der eigentlichen Dienstleistung stehen wir ihm mit Rat und Tat zur Seite. Das geschieht in einem Rahmen und Umfeld, das auch gehobenen Ansprüchen gerecht werden muss. In Hinblick auf die Ausgestaltung unserer Räumlichkeiten, die von uns stets gebotene Bewirtung und unsere Bekleidung wird ein wesentlich höherer Aufwand getrieben, als in anderen Gewerben.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass wir es mit Trauernden zu tun haben. Menschen, die sich in dieser Gefühlslage befinden, neigen häufig zu Überreaktionen, einem gesteigerten Anspruchsdenken, manchmal zu Resignation oder auch zu Lethargie, das ist äußerst mannigfaltig. Auch dem müssen wir mit dem erforderlichen Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl begegnen.
Desweiteren ist es so, dass wir stets mehrere Aufträge parallel abwickeln müssen, jeder einzelne Kunde aber den Anspruch erhebt, der Einzige und Wichtigste zu sein. Auch das bedingt einen gewissen logistischen Aufwand und eine erhöhte Aufmerksamkeit aller Mitarbeiter.
Hinter den Kulissen
Dann ist es noch so, dass sich kaum einer eine Vorstellung davon machen kann, welcher Aufwand hinter den Kulissen getrieben werden muss. Jeder andere Handwerker und Kaufmann würde seinen Kunden genau schildern, was alles gemacht wird, schon allein um seine Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Bei uns ist das anders, weil wir die trauernden Angehörigen nicht mit diesen für sie im Moment nebensächlichen Abläufen belasten wollen.
Technik
Zum einen ist das der technische Bereich, in dem die Abwicklung um den Verstorbenen erfolgt. Hier ist neben gut ausgebildeten Mitarbeitern mit einem teils umfangreichen Spezialwissen auch ein großer technischer Aufwand erforderlich. Neben der Infrastruktur (Lager, Kühlmöglichkeit, Werkstatt, Behandlunsgräume usw.) stellt uns insbesondere das „just in time“ vor große Anforderungen. Alles muss exakt zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz sein.
Hinzu kommt unser Fahrzeugpark. Zwei Leichenwagen, ein größerer Transporter, mehrere Kleinwagen für Behördenwege, all das muss gewartet, repariert und in Schuss gehalten werden, ein großer finanzielle Aufwand, wie ich jeden Monat sehe.
Doppelte Verwaltung
Zum anderen ist das der Verwaltungsbereich, der sich in zwei Abteilungen gliedert. Die eine Abteilung verwaltet das Bestattungshaus an sich und sorgt dafür, dass Löhne und Gehälter, Einnahmen und Ausgaben verbucht werden, die erforderliche Werbung geschaltet und gestaltet wird, eben alles, was zur Verwaltung eines mittelständischen Betriebes mit bis zu 20 Mitarbeitern erforderlich ist. Die andere Abteilung wickelt die Verwaltung der Sterbefälle ab. Von der Anmeldung des Sterbefalles bei der zuständigen Verwaltung über die Koordinierung der Trauerfeier mit Pfarrer, Friedhof, Sargträger, Baggerfahrer, Organist, Sänger, Gärtner usw. bis hin zur Gestaltung und Bestellung von Traueranzeigen, Totenbriefen und Gedenkzettelchen, alles das erledigt diese Abteilung. Aber das ist noch längst nicht alles. Hier wird ebenfalls ein umfangreiches berufsspezifisches Fachwissen benötigt. Welches Konsulat muss bei Immigranten verständigt werden? Welche Fluggesellschaft transportiert einen Verstorbenen aus der Dominikanischen Republik nach Hause und welche Papiere sind dazu notwendig? Wie werden Bestattungen mit einem anderen religiösen und ethnischen Hintergrund abgewickelt?
Unsere Mitarbeiter müssen in Rentenfragen ebenso geschult sein, wie in gewissen Teilen des Erbrechts, sie müssen wissen welche Strippen bei welcher Verwaltungsbehörde wann gezogen werden müssen und sie müssen sich mit teils wenig kooperativen Pfarrern und Subunternehmern abmühen.
Auch nach der eigentlichen Abwicklung des Sterbefalls steht ihnen noch eine große Aufgabe bevor. Wir übernehmen beispielsweise auch die komplette Abmeldung und Ummeldung von Fahrzeugen, Versicherungen, Abonnements, Mitgliedschaften usw.
Jeder Sterbefall ist einzigartig und erfordert eine individuelle Behandlung. Alles was dazu erforderlich ist, müssen wir wissen und haben.
Man kann sich vorstellen, dass das einfach eine Menge Geld kostet.
Hierbei bitte ich zu berücksichtigen, dass wir in einer Großstadtregion arbeiten, in der wir mit Menschen aus aller Herren Länder und aus allen sozialen Schichten zu tun haben. Die Arbeit eines Dorfbestatters sieht da oft ein wenig anders aus.
Kosten
Dass dieser ganze Aufwand Geld kostet, ist also klar. Dennoch ist es ja Sinn und Zweck eines Bestattungshauses mit seinem sehr speziellen Dienstleistungsangebot, eben diese Dienstleistung zu einem vertretbaren Preis anbieten zu können. So sind wir in der Lage auch komplexe und komplizierte Dinge wirklich kostengünstig anbieten zu können. Wer kein Geld hat, kann trotzdem zu uns kommen. Es gibt bei allem auch eine kostengünstige Alternative und letztlich bieten wir ein akzeptables und nahezu für jedermann tragbares Ratenzahlungsmodell an. Im Extremfall sind wir in der Lage, eine komplette Bestattung vom ersten Anruf bis zum Grab für weniger als 800 Euro anzubieten. Zahlbar entweder direkt oder in 8 bzw. 16 Raten.
Dass es aber unterm Strich am Ende viel mehr kosten kann, liegt an verschiedenen Dingen. Zum einen sind es in der Sache begründete Kosten. Wird etwa bei einem ausländischen Staatsbürger eine Fahrt zum jeweiligen Konsulat nach Frankfurt, Köln, Bonn oder Stuttgart notwendig, so kostet das natürlich extra. Muss der Verstorbene erst durch die ganze Republik gefahren werden, kostet das. Die Todesursache ist ungeklärt? Zusätzliche Fahrten zur Rechtsmedizin, Besorgung einer Freigabe des Staatsanwaltes usw.
Es gibt tausenderlei Gründe, warum weitere sachbegründete Kosten anfallen können, unmöglich, sie hier auch nur annähernd alle aufführen zu wollen.
Oftmals hat der Verstorbene schon zu Lebzeiten bestimmte Wünsche hinsichtlich seiner Bestattung geäußert, von denen die Familie, auch angesichts eines leeren Geldbeutels nicht abweichen will. In anderen Fällen zeigen viele Familien eine Grundhaltung wie „für meinen Vater ist mir das Beste gerade gut genug“. Und in wieder anderen Fällen wollen die Leute einfach nur protzen.
Manchmal haben die Leute aber auch einfach nur Sonderwünsche, die einen besonderen Aufwand erfordern. Und Extras kosten nunmal.
Es ist überhaupt nicht unser Interesse, den Leuten mehr aufzuschwatzen als sie benötigen, wir drängen niemals zu einem teureren Sarg und wir drohen jedem Mitarbeiter mit Entlassung, wenn ruchbar wird, dass er Kunden nicht kostenbewusst berät.
Aufgrund unserer Kalkulation (dazu unten mehr) haben wir unseren Verdienst immer sicher und sind nicht darauf angewiesen, den Menschen unnötige Dinge zu verkaufen. Ich persönlich empfinde es, angesichts der anhaltenden Diskussion um die Bestatter, als persönliche Befriedigung, wenn ich den Kunden eine preiswertere Alternative anbieten kann und diese sich dann erstaunt zeigen, dass wir sie nicht über den Tisch ziehen wollen.
Ausserdem ist es uns lieber, die Leute kaufen billiger und können dann die Rechnung auch bezahlen.
Denn eines darf man nicht vergessen: Die Zahlungsausfälle aufgrund einer äußerst schlechten Zahlungsmoral sind exorbitant. Uns trifft das deshalb besonders hart, weil wir oft im zweistelligen Eurobereich in Vorleistung treten müssen und eine ganze Reihe von Komplettausfällen jedes Jahr zu beklagen haben.
Es liegt also unterm Strich nicht an uns, sondern an den Kunden und der Sachlage, ob die Kosten des Bestatters an der Gesamtrechnung den geringsten Teil, die Hälfte oder den Löwenanteil ausmachen.
In der Regel sind die kommunalen Gebühren der größte Anteil. 2.000 bis 8.000 Euro alleine für das Grab sind keine Seltenheit und die Steinmetze verlangen, je nach Aufwand, einen gleichgroßen Betrag. Gerade bei den öffentlichen Gebühren sehe ich am ehesten noch Beutelschneiderei. Alleine für die Unterschrift unter einen Leichenschauschein dürfen wir bis zu 150 Euro an den Arzt bezahlen. Für die baurechtliche Genehmigung zum Aufstellen eines hundsgemeinen Grabsteines werden rd. 35 Euro fällig. Die Pfarrer, die aus Kirchensteuermitteln bereits ausreichend dafür bezahlt wurden, verlangen auch nochmals 50 Euro Fahrtkostenzuschuss und die Benutzung der Trauerhalle kann je nach Gemeinde auch schon mal 300-500 Euro für 20 Minuten kosten, wobei die Benutzung der Aufbahrungsräume auf dem Friedhof pro Tag auch noch mal 80-100 Euro kosten kann.
Leute, das läppert sich!
Eine Zeitungsanzeige mit dem Text „Uschi grüsst den Rest der Welt“ oder „Kaum zu glauben aber wahr, der Karl der wird heut 50 Jahr“ kostet in der hiesigen Tageszeitung 50-80 Euro. Eine gleichgroße Traueranzeige schlägt dann allerdings mit 410 Euro zu Buche.
Bestellt man bei einem Gärtner ein Blumengesteck von 80 x 25 cm als Tafelaufsatz, kostet das 150 Euro, sagt man dass man die gleichen Blumen als Sargschmuck in ebenfalls 80 x 25 cm haben will, darf es dann auch schon mal 450 Euro kosten.
Es ist also letztendlich das Zusammenspiel aller Beteiligten, das die hohen Kosten ausmacht. Wir als Bestattungshaus bieten einen Service „alles aus einer Hand“. Unsere Rechnung gliedert sich in zwei Teile: Unsere eigenen Kosten und die „durchlaufenden Posten“, nämlich die oben geschilderten zusätzlichen Kosten und Gebühren Dritter.
Rein statistisch gesehen liegt unser Anteil an den Gesamtkosten einer Bestattung bei 27%
Aber leider sehen die Angehörigen am Ende nur die Gesamtsumme, bedingt durch Grabkosten und Grabstein, und sagen: Bei dem Bestatter hat die Beerdigung soundsoviel gekostet.
Mittlerweile haben wir die Gestaltung der Rechnung etwas verändert und senden eine separate Rechnung nur für uns und eine zweite für die „durchlaufenden Posten“.
Nicht vergessen sollte ich zu erwähnen: Wir sitzen direkt am Anfang des ganzen Ablaufs mit den Menschen zusammen und besprechen alles ganz ausführlich. Am Ende dieses Gesprächs hält der Kunde einen Auftragsschein in Händen, auf dem auf den Cent genau die bis dahin absehbaren Kosten aufgelistet sind. Da wir uns der Tatsache bewusst sind, dass die Menschen diesen Auftrag oft in einem Zustand unterschreiben, der eine ungetrübte und freie Willensbildung ausschliesst. ist es uns ganz besonders wichtig, dass möglichst noch weitere Personen, etwa Kinder oder andere Verwandte dabei sind. Außerdem besprechen wir nach einigen Tagen alles nochmals ausführlich und zeigen uns vollkommen kulant und kooperativ, wenn die Familie es sich während der nächsten Tage im einen oder anderen Punkt noch anders überlegt. Jedenfalls erlebt keiner unserer Kunden eine Überraschung, wenn er die Rechnung erhält.
Unsere Preisgestaltung unterscheidet sich etwas von der vieler anderer Bestattungsunternehmen. Oftmals ist es so, daß die Kosten für alles, was ich oben beschrieben habe, einfach im Preis für den Sarg versteckt werden. Dann umfasst die Rechnung des Bestatters 5-10 Punkte, fertig. Wir haben das exakt aufgegliedert und deshalb vergleichsweise niedrige Sargpreise. Wir berechnen eine Pauschale für die Abwicklung und Verwaltung und haben so unsere diesbezüglichen Einnahmen sicher, egal was die Leute für Waren kaufen. Das macht es möglich, dass es uns gleichgültig sein kann, welche Produkte die Familie auswählt.
Also, zusammenfassend gesagt: Wir betreiben einen klassischen Notdienst, der sich mit einer sehr außergewöhnlichen Situation befasst und müssen dafür einen enormen Aufwand treiben. Das kann nicht ganz billig sein. Hinzu kommen aber oft sehr überzogene Rechnungen von Drittanbietern und Kommunen, die letztlich ein lukratives Geschäft mit dem Tod betreiben.
Bis hierhin habe ich die Situation in unserem Betrieb geschildert. Welche Auswüchse das bei den wenigen schwarzen Schafen der Branche haben kann, werde ich demnächst beschreiben.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: bestattung, kosten
Ihr könnt die Totalausfälle aber doch nicht einfach so hinnehmen, oder? Spätestens nach zwei Monaten würde ich doch dafür sorgen, dass da ein wenig Druck gemacht wird. Schließlich musst du deine Mitarbeiter auch von etwas bezahlen.
Ich denke mal das es in diesem Berufszweig eine Gratwanderung ist in wie weit man da "Druck machen" kann.
So stelle ich es mir zumindest vor.
Ich selbst bin zwar grad erst 28, aber wer weiss. Einem Bekannten von mir ist ein Auto vors Motorad gesprungen vor kurzem. Seinen 23. Geburtstag hat er noch gefeiert. Über den Rest schweige ich mal….
Ich für mich hab meine Entscheidung schon getroffen was im Falle des Falles passieren soll. Einäscherung und Anonym ab auf die grüne Wiese wird es für mich mal werden.
Deswegen habe ich auch erst zwei Monate Frist gegeben.
Bei allem Verständnis für Trauer, ich würde niemandem 10.000 Euro schenken.
Totalausfälle sind Totalausfälle. Selbstverständlich haben wir ein geregeltes Mahnwesen und einen Anwalt, der das für uns durchsetzt. Aber in diesen Fällen haben die Leute die Eidesstattliche Versicherung (Offenbarungseid) für andere Schulden abgegeben und teilweise auch Privatinsolvenz beantragt. Da ist dann definitiv "Ende Geländer". Man könnte jetzt noch überprüfen, ob die Zahlungsunfähigkeit schon zum Zeitpunkt der Auftragsvergabe an uns gegeben war und ggf. eine Betrugsabsicht vorlag, aber das führt letztlich auch nicht dazu, dass wir unser Geld bekommen.
Okay, ich geb zu: Ich bin jung, naiv und habe von Selbstständigkeit und Buchhaltung keine Ahnung.
Aber gibt es da wirklich keine Möglichkeit? In meinen Augen ist es einfach unglaublich, jemanden in den Ruin zu treiben, weil man selbst ruiniert ist, sozusagen. Oder anders ausgedrückt: Ich lasse kein Geld ausgeben, was ich nicht habe. Man könnte meinen, es gäbe immer eine Möglichkeit in diesem Sozialstaat.
Habe heute Deinen Blog entdeckt und bin sehr begeistert. Da ich selber mal ein Jahr als Bestatter gearbeitet hab, konnte ich tw. quer lesen und so hab ich mich jetzt komplett durchgearbeitet.
Noch heute ist es so, dass alle ganz aufgeregt sind, wenn ich meine Vergangenheit als Bestatter erwähne und ich muss dann auch immer etliche (wirre) Fragen beantworten oder Rede und Antwort stehen, wie ich "sowas" machen konnte.
Ich erkenne vieles in Deinem Blog wieder und habe viele ähnliche Erfahrungen gemacht.
Das war heute nicht mein letzter Besuch hier.
@Matthias
Das ist eine verbreitete Ansicht in Deutschland – viele Menschen denken, dass es immer ein Happy-End geben müsse.
Dem ist natürlich nicht so – wenn man finanziell ganz unten ist, kommt nicht plötzlich ein Wunder vom Himmel, besorgt einem Arbeit und Geld.
Auch der Staat kann keine Wunder wirken. Das sehen manche nicht ein.
Deswegen gehen manche auch sorglos mit ihren Finanzen um "Wird schon irgendwie werden."
Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen. Wenn die Leute nur verschuldet sind, kann man ja noch eine lange Ratenzahlung vereinbaren, aber wenn sie wirklich total pleite sind und nicht mal Arbeit haben, kannst du nichts mehr machen.
Habe letztens im Fernsehen von einem Bestattungsinstitut gehört, welches mit Lebensversicherungen zusammenarbeitet und man automatisch mit dem Abschließen einer Lebensversicherung einen Vertrag mit dem Bestattungsunternehmen eingeht, im Falle des Todes. Wenn du vorhast über die schwarzen Schafe der Branche zu schreiben, fände ich es gut, wenn das von mir genannte Unternehmen auch mit erwähnen würdest. Also jetzt nicht namentlich, sondern nur Informationen darüber. Habe nämlich den Bericht leider nur nebenbei gesehen.
Bin Heute über Udo Vetter auf dieses Blog gestossen. Ich kann nur sagen klasse Idee, mal nicht hinter vorgehaltener Hand über dieses Thema zu "sprechen". Viel Erfolg. Ich werde auf jeden Fall öfters mal reinschauen.
Eine Anmerkung hätte ich: Passt den die Werbung von der Fitness Company ? Ich bin der Meinung, Sport ist für den Bestatter kontraproduktiv. Besser wäre doch Zigaretten-, Alkoholwerbung, oder Werbung für Extremsportarten.
Danke, dass Du die einzelnen Faktoren hier so detailliert aufschlüsselst. Im Allgemeinen kennt sich ja keiner wirklich mit den Vorgängen hinter einer Beerdigung aus. Erst kürzlich hatten wir einen Sterbefall in der Familie. Ich wurde um Rat gefragt: Wie sollen wir das machen? Ist das nötig? Sind die Kosten in Ordnung? Und ich konnte nur sagen: Keine Ahnung. Für die Zukunft, möge sie so Gott will noch weit weg sein, bin ich nun besser gewappnet. Dein Blog ist wirklich interessant.Großes Lob!
@DIVERSE:
@Philipp: Vorgemerkt!
@Anon: Ich habe nur wenig Einfluss auf die Werbung. Am bestatterfreundlichsten sind Bunjje-Jumping mit altem Seil, Motorradfahren und U-Bahn-Surfen.
@Zeitlos: Mein Vorteil ist, dass ich mit diesem Weblog keinerlei berufsspezifische kommerzielle Interessen verfolge.
Ich komme aus dem Mobilfunksenktor, hier höre ich auch immer wieder "das ist zu teuer, Ihr Unternehmen zockt mich ab etc" wenn man darauf Antwortet "XY ist eine Aktiengesellschaft und kein Gemeinnütziges Unternehmen wird einem meist wenig Verständnis entgegengebracht.
Typisch deutsch irgendwie.
Nichtnur in Deutschland ist das so, diese Einstellung haben die Leute doch mitlerweilen in den meisten großen Industrieländern.
Natürlich Abzocke gibt es auch, aber wenn 10 Leute Abzocke rufen hat oftmals nur einer davon recht…
Ich durfte mir damals im PC Laden auch anhören dass es Abzocke wäre nur für ein "wechseln des PC Gehäuses und Betriebssystem neu installieren" (interessanter Ausdruck den der Kunde hatte für einmal komplett auseinander und zusammensetzen) 15€ Gebühr (für mehr als eine 2 Stunden Arbeit) auf den Kaufpreis des Gehäuses draufzuschlagen….
@Gilly+Andy: Das ist das Problem. Da kauft sich einer irgendeinen Artikel und hat das Gefühl er sei dabei über den Tisch gezogen worden. Dann kann er maulen, sich beschweren und nötigenfalls den Artikel zurückgeben. Eine Bestattung hingegen ist nicht umkehrbar. Daraus ergeben sich auch viele Probleme. Wenn Du einen Maler kommen lässt und der trifft den Farbton für einen Wandanstrich nicht, na dann mischt er eben neu und fängt von vorne an. Bei uns muss immer alles auf den Punkt passieren und dann passen. Man alles kann noch so genau erklären, die Leute werden immer etwas mißverstehen und hinterher etwas anzumerken haben. Das wissen wir, damit können wir umgehen. Aber es kommt immer häufiger vor, und das ist wohl durch die allgemeine Geldknappheit begründet, dass Leute irgendwelche Kleinigkeiten aufbauschen und meinen, sie müssten dann gar nichts bezahlen. Ich bin heilfroh, dass es die Sendung "Wie Bitte?" im Fernsehen nicht mehr gibt. Dort wurden durch so genannte Comedians Unternehmen und Behörden in alberner Weise an den Pranger gestellt, wenn sie mit ihren Kunden nicht korrekt umgegangen… Weiterlesen »
Könnte man ja auch an WiSo schicken. Aber das ist dann zu seriös. Obwohl ich "Wie Bitte?" recht unterhaltsam fand, und oft war es auch gut recherchiert.