Frag doch den Undertaker

Leichen, Bestatter, Tatort-Krimi und USA

Gestern lief ein Tatort-Kriminalfilm im Fernsehen. Bei diesem Beitrag gab es zwei Dinge, die mich und meinen Mann, als treue Leser des Bestatterweblogs gleich aufhorchen liessen. Einmal kam einer der Verdächtigen mit einem Leichenauto zu einem Tatort. Er kam nur um zu schauen aber der Kommissar dachte er wolle auch die Leiche abholen und sagte: „Die anderen Geier sind schon da.“ Weil da eben schon ein anderer Leichenwagen stand.

Zweite Sache: In der Pathologie lag dann die „Ermordete“ und man hatte ihr den Oberkörper mit einen Ypsilonförmigen Schnitt aufgemacht und wieder zugenäht. Nimmt man dafür richtige Leichen? Wir können es uns nicht vorstellen, daß sich eine Schauspielerin so etwas machen lässt.

Zur ersten Sache: Warum sagt der Kommissar Geier? Kommen die Bestatter einfach so an Tatorten vorbei, so wie die Abschlepper auf Autobahnen und nehmen die Leichen mit. Wer zuerst kommt mal zuerst?

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Zur Y-Naht: Das ist Maskenbildner-Kunst. Man wird selbstverständlich nicht bei Schauspielern einen Y-Schnitt vornehmen und den dann vernähen. Auch werden für Spielfilme keine echten Verstorbenen genommen, sondern Schauspieler, die entsprechend regungslos verharren. Es ist für einen Lebenden (in den vorangegangenen Spielszenen) viel leichter, eine Leiche zu spielen, als umgekehrt.

Bestatter fahren nicht auf gut Glück zu Unfall- oder Tatorten und es gilt auch nicht die Regel „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Wenn nicht die Behörden selbst Fahrzeuge zum Abtransport der Verstorbenen haben, gibt es feste Kooperationen mit den örtlichen Bestattern, die dann turnusmäßig für den sogenannten Polizeidienst eingesetzt werden.
Allenfalls bei großen Katastrophen, wie zum Beispiel beim ICE-Unglück von Eschede, würden alle erreichbaren Bestatter hinfahren, weil klar ist, daß ein Unternehmen das nicht allein bewältigen kann.

Bestatter sollten es stets vermeiden, um die Verstorbenen zu rangeln.
In einigen Bezirken in den USA ist es leider so, daß sich die Bestatter regelrechte Rennen liefern.
Die Abholung von Unfall- oder Tatorten übernimmt ja dort sowieso meistens das Büro des Leichenbeschauers (Coroner) und erst danach kommt der Bestatter ins Spiel.
Der Bestatter, der die Unterschrift der Angehörigen hat, holt die Leiche beim Coroner ab und richtet die Bestattung aus.
Das führt dazu, daß bei den Coronern und in den Krankenhäusern Mitarbeiter der „Funeral-Homes“ herumlungern und auf „Fälle“ warten. Sie informieren dann den Außendienst ihres Bestattungsinstitutes und die liefern sich dann ein Wettrennen mit den Mitarbeitern anderer Häuser. Wer zuerst bei den Hinterbliebenen ist und seine Visitenkarte abgibt, der hat oft das Rennen gewonnen und bekommt den Auftrag.
So kommt es zu der perfiden und in Deutschland fast undenkbaren Situation, daß eine nette Frau im dunklen Kleid, mit dem Schreibbrett im Arm die Todesnachricht überbringt, noch bevor Krankenhaus oder Behörden tätig werden konnten. „Hallo, mein Name ist Jessica Smith, ich komme von Mobson-Dickson Bestattungen, Ihr Mann ist tot, mein Beileid, was darf’s denn bitteschön sein?“

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(©si)