Wie viele Bestatter haben ja auch wir eine eigene Leichenhalle.
In den meisten Bundesländern ist es vorgesehen, daß Verstorbene unverzüglich in eine Leichenhalle überstellt werden müssen.
Will ein Bestatter die Verstorbenen eine gewisse Zeit bei sich lagern, sei es in einer Kühlzelle, sei es in einem Aufbahrungsraum oder sei es sogar in einer Feierhalle, dann können örtliche Behörden da ein Mitspracherecht haben.
Als wir unsere Räumlichkeiten vor Jahren nach einem großen Umbau fertiggestellt hatten, sagte sich die halbe Stadtverwaltung zum Zwecke der Abnahme und Kontrolle bei uns an und so kamen über sechs Wochen verteilt Abordnungen von Behördenvertretern zu uns: das Friedhofsamt, das Gewerbeamt, das Gesundheitsamt und das Ordnungsamt. Ein etwas kurzarmiger Glatzkopf kam sogar zweimal, weil er in seiner Eigenschaft als Sachbearbeiter beim Friedhofsamt auch die Ortspolizeibehörde verkörpert.
Besonders wichtig war jedoch Ronny Glotz, ein kleiner Mann mit ostdeutschen Wurzeln, der hier beim TÜV untergekommen ist.
Nachdem die Behörden alles für gut befunden hatten und auch die entsprechenden Bescheinigungen der Hersteller, des Ingenieurbüros und des Architekten vorlagen, hing von seiner Begutachtung letztlich alles ab.
Herr Glotz schaute, prüfte, kroch in jeden Winkel, auch in ganz enge, deshalb nimmt man da vermutlich auch so kleine Männer für diesen Job und leuchtete mit einer Taschenlampe in jedes Eck.
Schließlich wiegte er bedenklich den Kopf hin und her und als er die Kühlzellen überprüfte, machten die neuen Gummidichtungen an den Türen schmatzende, saugende Geräusche. So fand der kleine Mann heraus, daß die Dichtungen der Kühltürzellen, Quatsch: Kühlzellentüren, aus Polykarstadtacetat (oder so) waren und nicht aus Polyklingonkaufhofgummi (oder so).
Jedenfalls seien diese Dichtungen nicht für diesen Zweck zugelassen weil sie nicht „lebensmittelecht“ waren und deshalb verweigerte er seinen Stempel auf der Prüfkarte.
Wir hätten nun ein Gegengutachten erstellen lassen können, eine Herstellerbescheinigung beschaffen können und die Dinger auswechseln lassen können.
Stattdessen habe ich mich zuerst geärgert, dann verdutzt geschaut und schließlich darum gebeten, er solle doch nach zwei Tagen wiederkommen, bis dahin hätten wir die Dinger austauschen lassen.
Der Mann kam dann auch nach zwei Tagen, sehr wichtig! Und dann strich er mit den Fingern über das Gummi und meinte: „Sehen Sie, es geht doch! Warum nicht gleich beim ersten Mal?“
Wir alle nickten ganz betroffen, versicherten ihm, daß das nie wieder vorkomme und verabschiedeten ihn, nachdem er uns das begehrte Zertifikat gegeben hatte.
Manni meinte dann: „Und der hat wirklich nicht gemerkt, daß wir die Dichtungen nur mit Talkum eingerieben haben?“
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Schlagwörter: leichenhalle
Ja, so ist das mit unseren Jungs von der Behörde… Immer für einen Spaß gut!
Allen einen wunderbaren Tag heute!
*lach* wie klasse.. da ist wohl sein ganzes fachwissen zum einsatz gekommen 😀
Super Tom! 🙂
Er konnte doch nicht gehen, ohne was zu finden. Nach der ganzen Arbeit und wo er doch sooo wichtig ist.
Das ist wie beim Tüv. Stell denen ein perfektes Auto hin, das glänzt wie ein polierter Edelstein und durchrepariert ist bis aufs i-Tüpfelchen. Der Tüv findet garantiert was! Und wenn es nur ein Steinschlag auf der Windschutzscheibe ist.
Das mag ja jetzt lustig sein, natürlich auch weil er ein „Ossi“ war, welcher im goldenen Westen „untergekommen“ ist; vielleicht hatte er aber Recht gehabt.
Tja…
Nein, er hatte kein Recht. Er hat die Bestimmungen für Kühlhäuser in der Gastronomie zugrunde gelegt. Für die Kühlzellen bei Bestattern werden fast die gleichen Geräte verbaut. Allein bei den Dichtungen weicht der Aufbauer ab, weil es bei uns ja nicht auf Lebensmittelhygiene ankommt, können festere und bessere Dichtungen verwendet werden. Auch die Inneneinrichtung der Zellen ist natürlich anders.
immer diese Ossis
vielleicht hatte er recht und das zeug ist nicht lebensmittelecht. vielleicht ist es auch wirklich irgendwo vorgeschrieben, dass gummis in kühlzellen lebensmittelecht sein müssen. ganz sicher hätte man in diesem speziellen fall auch in einer risikoanalyse wissenschaftlich fundiert begründen können, dass die verwendung eines nicht lebensmittelechten gummis in der türdichtung einer kühlzelle zur kurzfristigen aufbewahrung von leichen keine verändernde auswirkung auf die verfassung der leichen hat und die kühlung der leichen nicht beeinflusst ist. wirklich harte inspektoren kümmert das aber nicht, die beharren dann auf einem satz in irgendeinem standard, der eigentlich in einem ganz anderen kontext steht oder finden statt dessen was anderes ähnlich abwegiges.
die gefundene lösung ist da neben einem austausch die einzig zielführende. und eine, die allen eingeweihten noch spaß gebracht hat. hochachtung vor eurer kreativität.
Was gibt es denn da eigentlich zu lachen? Wenn die Leichen hinterher nicht mehr essbar sind, ist das doch ein SKANDAL!!!1!
Bessere und festere Dichtungen, weil es auf die Hygiene nicht so ankommt?
Besser erscheint mir da genau so suspekt wie fester.
Upps, bei Lebensmitteln benötigt man weniger dichte und teuere Dichtungen?
@10, es kommt nicht auf die Hygiene an, sondern auf die Lebensmittelhygiene. Das ist ein meilenweiter Unterschied. Bei einem Leichenhaus ist es nunmal einfach nicht sehr wichtig, garantieren zu können, dass Leichen, die mit den Gummidichtungen in Berührung kommen, danach noch ohne Bedenken verspeist werden können.
Ich persönlich bin ja der Meinung, daß beide Landesteile gleich nach der Wiedervereinigung ihre größten Knallkörper auf die jeweils andere Seite exportiert haben.
Zumindest würde das vieles erklären.
PS: Noch kein Spruch zum Thema Gammelfleisch? 😀
Es geht um die Ausführung, bzw Qualität der Dichtungen.
Im Besonderen darum, dass diese Dichtungen Nichts aufnehmen oder absondern. Weiterhin sollten die Dichtungen antibakteriell sein, ebenso gefeit gegen Pilze.
Toms Dichtungen sind bestimmt lecker zum …
Nein, putzen nützt da nix, steckt dann drin.
OT. Acryl vs Silikon ist ein Thema, als Bsp, welches die GWS Leutchen sicher kennen.
Ihr seid aber auch fies, die armen Behörden verkackeiern.
Und nichts gegen Ossis, die sind einfach so wie sie sind!
„Wir essen Leichen…………“
😉
http://www.stlyrics.com/songs/w/wizo7691/leichen274984.html
@Christin – 16
Wie sind den Ossis ?
Aus den alten Bundesländern gibt es vermutlich keine Korinthenkacker ?
@Motorsensenmann: das ist eine interessante Theorie; ich glaub, der werd ich mich mal anschließen 😉
@ Matthias (9): ROFL
@17; Zu diesem Thema gibts was zu lesen -> [url]http://www.perlentaucher.de/buch/20968.html[/url]
@15 und andere:
der Technische Überraschungs-Verein ist keine Behörde sondern eine Prüf-Organisation, die mit der Prüfung von bestimmten Komponenten oder Vorgängen betraut ist. Neben diesen TÜVs gibt es auch noch andere zugelassene Organisationen (DEKRA etc.).
Etwas weniger Obrigkeitshörigkeit ist hier sicherlich erlaubt 😉
.. und wurde von Tom & Mitarbeiter (m/w) schliesslich auch praktiziert – q.e.d. Gut so, Tom!
Der hat die Vorschrift bezüglich der Lebensmittelechtheit auf einen anderen Umstand bezogen. Das Leichengift soll bei geschlossener Tür nicht herausgasen, damit der toxische Dunst nicht durchs ganze Haus zieht und Antonia oben die Zuckerbackwaren verdirbt.
you mademy day. egal ob ost oder west, die purschen prüfen nach katalog und häkchenliste. und wie sagte d.krebs schon“ …aber schmecken muss es..“
Erinnert mich irgendwie an deine Socken-Anekdote! 🙂
Ihhh, ist das ekelhaft unhygienisch. Bei dir werde ich mich nie bestatten lassen, da bekomme ich bestimmt irgendeine komische Krankheit von!!!!!1111EINSELF
😛
@Shopblogger-Björn: Würdest Du endlich Deine Tomaten und die spanischen Wurstzipfel abholen, hätte ich auch wieder Platz im Kühlhaus.
Der war bestimmt Kannibale 😀
Zum Glück hast du keine Vakuumkammer, die gefährliche Vakuumwolken erzeugen könnte.
http://www.sciforums.com/vacuum-pockets-and-safety-nazis-t-41446.html
@ 24 Kiki genau den Gedanken hatte ich auch. Ich werde diese Tom Methode bei der ersten Gelegenheit die sich mir bietet anwenden. Auf alle Fälle zahlt es sicher immer aus, locker und ruhig und sachlich zu bleiben, auch wenn es einen zerreist. Beamte, Politessen, Prüfer und TÜVler sind auch nur Menschen. Manchmal klappt es schon mit einem lächeln und alle sind gleich viel entspannter.
Bei uns hat der Obmann der Sicherheitskommission (die jedes Jahr durch die öffentlichen Einrichtungen geht und bestimmt, ob die weiter für die Öffentlichkeit zugelassen sein können) letztens die Höhe der Feuerlöscher bemängelt. Und die – seit 1955 angebrachten – Feststeller für die Schwingtüren… Man muß ja was zu finden haben.
hallo,
wir spielen auch mit dem Gedanken, Kühlzellen einzubauen/einzustellen, da unser Konkurrenzbestatter
nicht mit ganz fairen Karten spielt, aus Sicherheitsgründen (auch um den ständigen Frotzeleien zu entgehen)
haben wir uns entschieden, diese Zellen einzubauen. Hat da jemand Erfahrung was man alles an Unterlagen
braucht? Wir sind in BW, also grundsätzlich ist es erlaubt. Ich habe bereits den Antrag auf Nutzungsänderung
ect. ausgedruckt.. langsam weiß ich aber leider nicht mehr weiter.. 🙁