„Du schreibst immer vom anschließenden Kaffeetrinken. Muß das immer mit Kaffee und Kuchen sein? Ein Mittagessen wäre doch auch gut, oder?“
Eigentlich schreibe ich immer über den so genannten Leichenschmaus. Aber das Wort weckt in mir immer so eine üble kannibalistische Vorstellung, weshalb ich es vermeide.
Ob man da nur zu Kaffee und Kuchen einlädt oder zu einem kompletten Mittagessen, bleibt jedem selbst überlassen.
Es ist aber sicherlich auch eine Kostenfrage, wie man das macht.
Außerdem sind die Gepflogenheiten da regional unterschiedlich.
Ist die Beerdigung sehr früh am Tag, so rate ich zu belegten Brötchen und Getränken. Findet die Bestattung nahe der Mittagszeit statt, kommt man in manchen Gegenden um ein Mittagessen nicht herum.
Wir achten schon bei der Terminfindung auf diese Umstände und beraten die Angehörigen entsprechend. Ist am Liebsten gar kein Leichenschmaus gewünscht, legen wir den Termin so früh wie möglich. Wollen die Angehörigen aber unbedingt ein Mittagessen anbieten, dann schauen wir, daß die Zeremonie auf dem Friedhof auch gegen Mittag zu Ende geht.
Viele Familien gehen in die dafür bekannten Gasthöfe und Cafés, andere suchen sich günstigere Alternativen, z. B. den Saal der Kirchengemeinde o. ä., müssen dann aber u. U. selbst servieren.
Ein guter Bestatter berät auch in diesen Fragen.
Man ist jedoch keineswegs verpflichtet, ein solches gemütliches Beisammensein zu veranstalten.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: leichenschmaus, Lektorin A
„Aber das Wort weckt in mir immer so eine üble kannibalistische Vorstellung“
Genau das habe ich schon beim Lesen der Überschriftggedacht. Ich mag dieses Wort nämlich auch gar nicht.
Bei uns in der Gegend haben sich meist Kaffe mit Zuckerkuchen und belegte Brötchen durchgesetzt.
Irgendwie hat dieser „Leichenschmaus“ öfters den Charakter einer (nun ja) Geburtstagsfeier.
Vom Andenken an den Verstorbenen ist da nicht mehr viel zu spüren.
Leichenschmaus.. oder auch Versammlung zur Aufteilung der letzten Besitzgüter und Kriegserklärungen gegen weitere Erben.. 😀
Es ist natürlich eine schöne Gelegenheit mit anderen Menschen noch einmal über den Toten zu reden.
Ich glaub, dafür gibt es kein vernünftiges Wort.
Zum Glück habe ich einen solchen „Kriegsrat“ noch nicht erlebt. Und ich hoffe, es wird auch so bleiben.
@Maik: Dass der Leichenschmaus manchmal eher locker zugeht, liegt sicher auch daran, dass die Leute ein Gegengewicht zur Trauer brauchen, um wieder klarzukommen. Natürlich ist es schlimm, einen geliebten Menschen zu verlieren, aber dennoch braucht die Seele einen Ausgleich, und der bricht sich beim Kaffee (oder was auch immer) dann Bahn. Daher ist dabei dann öfter so eine gelöste, fast heitere Stimmung.
Und ganz ehrlich, wenn die Leute immer nur heulen, wenn sie an mich denken, wenn ich mal tot bin, wäre auch irgendwie seltsam.
Wir sind Essen gegangen , halt mit Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch. War ganz lustig , Geschichten wurden erzählt und Fotos angesehen
Oft sind aber ja auch Beerdigungen die einzige Gelegenheit, wo man die _ganze_, auch entferntere, Verwandtschaft zusammen hat. Sonst sieht man die Leute eher selten bis nie.
Als Kind habe ich wirklich gedacht, dass beim Leichenschmaus die Leiche verzehrt wird 😀
Das ist eine *Scheisse* glaubt mir das _hier_ jemand?
😉
Ich war mal auf einem Leichenschmaus in Oberschwaben und da gab es Wuerstchen, die als ‚Leichenfinger‘ bezeichnet wurden.
Beim Leichenschmaus fällt die ganze Anspannung von den Beteiligten. Man fängt an Erinnerungen auszutauschen und das tut in dem Moment gut.
Wir hatten zwei Mal komplettes Mittagessen in einem Restaurant. Und wenn auch viele denken, daß man eh nicht runterbekommt, der irrt. Meist hat man VORHER nämlich sehr spartanisch gefrühstückt. Der Appetit kommt dann plötzlich.
Zu einem richtigen Leichenschmaus in unserer Gegend gehört Rosinenbrot mit Leberwurst. Und wenn dort nicht gelacht und laut gefeiert wird, dann war der/die Verstorbene ein Miesepeter oder eine Miesepetra und keine Träne wert.
Bei uns heißt das »Reuzech«, was – wie ich finde – der passende Begriff ist. Bergisch Pragmatisch 🙂
Bei uns heißt das Raue, andernorts kenn‘ ich das auch auch als Flannerts. Ich war (zum Glück) erst bei wenigen Rauen aber das kann das eine richtig lustige Sache sein.
Schon allein wegen der von weit angereisten Verwandten sehe ich das anschliessende Zusammensein als Selbstverständlichkeit an. Wenn die Leute arm sind, so wissen diese das auch und zahlen ihre Zeche selbst. Freuen wir uns doch, dass sie den weiten Weg auf sich genommen haben. Sie hätten auch die Standardkarte aus dem Tante Emmaladen mit nem Anstandszwanziger drin schicken können.
Ich komme gerade von einem solchen Reuzech, wie es bei uns im Bergischen Land heißt.
Und wie schon der Poster einige Beiträge vor mir, finde ich diesen Begriff deutlich passender als „Leichenschmaus“.
Reu zech, bestehend aus den Wörtern „Reue“ und „Zeche“, was so viel heißt, dass man auf die Zeche des Toten in Reue zusammensitzt.
Es endet oftmals auch bei einige Getränken in lockerer Runde bis in die Abendstunden!