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Manni hat Hausverbot

Manni mußte heute am frühen Nachmittag in eine etwa 200 km entfernte Stadt fahren. Heutzutage ist das ja alles kein Problem mehr, alle Autos bei uns sind mit -wie könnte es anders sein- TomToms ausgerüstet. Früher hat man sich da gerne mal einen Wolf gesucht, denn man hatte ja nicht von ganz Deutschland alle Stadtpläne da.

Eingeborene zu fragen, das hat in vielen Fällen sowieso keinen Zweck. Am Heftigsten hat mich das mal im Saarland betroffen, wo mir zwei beieinanderstehende Passanten völlig unterschiedliche Wegbeschreibungen lieferten und dann neben meinem Auto darüber so in Streit gerieten, daß ich eingreifen mußte. Trotzdem hatten beide hinterher blutige Nasen und behaupteten, ich sei Schuld an der ganzen Sache. Nur der Tatsache, daß die beiden stadtbekannte Blödmänner waren, war es zu verdanken, daß mich der eiligst zusammengelaufene Mob aus uns überlassenen Restfranzosen nicht auf der Stelle teerte und federte.

Im Niedersächsischen in der Nähe von Quakenbrück kam ich mal mit dem Leichenwagen in einen Ort und war froh, am Ortsrand eine Infotafel mit „Stadtplan“ zu finden. Der war allerdings aus dem Jahr 1952, von Lehrer Bölkers handgezeichnet und zeigte lediglich die damals vorhandenen beiden Straßen. Inzwischen war die Gemeinde doch heftig gewachsen und der Plan somit witzlos. Also fragte ich mal auf dem Rathaus nach.
Der Beamte dort kramte in seiner Schublade und zog einen Plan heraus, um mir den Weg zu zeigen. Es war der gleiche Plan von Lehrer Bölkers, mit nur zwei Straßen. Der Mann deutete auf eine große freie Fläche nordöstlich der Hauptstraße: „Da muß Du hin, ne?“

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Heute war Manni also über die Landesgrenze gefahren und im Land der benachbarten Analphabeten gelandet. Den Weg zum Friedhof hatte er auf dem Bildschirm seines Navigationsgerätes und die Anzeige verriet ihm auch, daß er gut in der Zeit lag.
Also beschloß er, mal eben am örtlichen Supermarkt anzuhalten und sich mit Cola und Süßigkeiten zu versorgen.
Er parkte neben der Kirche, lief etwa 100 Meter zu Fuß und wollte gerade den Supermarkt betreten, da stürmt ihm ein rothaariger Brillenträger in weißem Kittel entgegen und kreischt ihn an: „Sie haben hier Hausverbot! Machen Sie, daß Sie wegkommen, sonst ruf ich die Polizei. Das ist Hausfriedensbruch!“

Manni hat sich dann seine Verpflegung an einem Kiosk gekauft und grübelt jetzt noch darüber, was ihm wohl das Hausverbot dort eingetragen hat, denn er war noch nie in seinem Leben in dieser Stadt.

Ich sage zu ihm am Telefon: „Vielleicht sieht Ihnen da jemand ähnlich.“

Manni antwortet ganz trocken: „Wär‘ doch gar nicht schlecht, wenn ich einen Doppelgänger hätte, der könnte für mich zum Beispiel zum Elternabend in die Schule gehen.“

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