Ja, hier steht nicht immer alles, das erzählte ich ja neulich erst. Es ist nicht immer so, daß wir schöne, gewaschene und friedlich eingeschlafene Verstorbene abholen. Daß wir es auch mit verstümmelten, verwesten und insgesamt weniger schönen Toten zu tun haben, das kann man immer auch zwischen den Zeilen lesen.
Aber manchmal hat man es auch mit einer „schönen Leich'“ zu tun und dennoch geht einem dieser Sterbefall nicht aus dem Kopf.
In einer Siedlung des gemeinnützigen Wohnungsbaus ist jemand verstorben und wir werden beauftragt, dort eine Frau abzuholen. Es soll gleich jemand mitkommen, damit alles besprochen werden kann. Also fahren unsere Männer mit dem Bestattungswagen dorthin und ich folge ihnen mit dem PKW.
In solchen Fällen gehe ich dann zuerst zur Familie, spreche mit den Leuten, schaue mir die Örtlichkeit an und dann erledigen die Männer den Teil mit der Überführung. So bin ich auch dieses Mal der Erste in der Wohnung, treffe dort auf einen Mann Mitte Dreißig, der mir wortlos den Weg ins Schlafzimmer weist. Dort liegt eine noch recht junge Frau im Bett, total abgemagert, tot. Mich dauern Menschen, die so jung gehen müssen. Der Mann tut mir leid, es ist wohl seine Frau, aber all das ist gar nicht gegen die großen traurigen Augen von Mona.
Die kleine Sechsjährige sitzt mit diesen großen, traurigen Augen in der Küche auf der Fensterbank, schaut nach draußen und als ich das Zimmer betrete, dreht sie sich zu mir um und fragt sie mich: „Bist Du der Mann, der meine Mama jetzt in den Himmel bringt?“
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Und, wie hast du geantwortet?
Das ist ja richtig heftig… aber für das Kind ist das sicherlich die beste Art und Weise, zu verdauen, dass die eigene Mutter jetzt „gehen“ muss. Naiv, aber nicht abwegig. Find ich gut…
Mich hartgesottenes Gewächs zum Heulen zu bringen, ist normalerweise gar nicht leicht.Aber jetzt brauchte ich ein Taschentuch vor dem Kommentieren.
🙁 *Gänsehautbekomme*
Kinder; das kann hart sein — das Nachbarskind meiner Mutter, das jeden Abend erst bei ihr klingelte, ehe er überhaupt in die eigene Wohnung ging, und jeden Tag da war usw muß im Moment auch ihren Tod verdauen.
Die Eltern haben sich 3 Wochen nicht getraut, dem Kind überhaupt zu sagen, daß sie tot sei.
das ist hart. ich wüsste nicht wie reagieren.
Erinnert mich an meinen Cousin. Er war acht als seine Mutter starb. Kurz vorher fragte er meine Mutter:“Wenn ich ganz fest bete muss dann Mutti nicht sterben?“
Einfach Hammer sowas.
Oh backe. Ich möcht nicht in Deiner Haut stecken. Aber das ist ja man eine schöne Erklärung für Deinen Job. Die Kleine wirds Dir ewig danken, wenn Du das gut machst.
Das Bild ist übrigens von mir, bearbeitet von Tom.
Na, ich find das gar nicht sooo naiv. Da steckt viel Tiefe in dieser Frage. In einer besch… Situation hat sie mit ihrem verzweifelten Hoffnungsschimmer gleich eine Brücke zum Reden gebaut. Ich werd mir jedenfalls diese Aussage gut merken. Das kann ich im Job bestimmt noch sehr gut gebrauchen.
Ich hatte gerade ne heftige Gänsehaut…mich würd auch interessieren was du gesagt hast =/
Traurig. Ich musste unserer Tochter in den letzten drei Monaten erklären, dass ihre Uroma und ein Onkel gestorben ist. Sie ist 5. Als ich ihr sagte, Uroma sitzt jetzt auf einer Wolke, war sie sehr beruhigt und winkt jetzt immer ab und zu in den Himmel. Warum soll ich es für sie unnötig kompliziert und hart machen?
Gruss
S.
Oh Mann, unsere Tochter Mona ist 5 1/2 Jahre alt, und ich hoffe wirklich, dass das hier keine Vorausahnung ist…
Auf jeden Fall werde ich meine Frau heute abend mal ganz feste in den Arm nehmen.
Da kommen mir die Tränen. Ich lese hier von Zeit zu Zeit und bin immer wieder erstaunt, was ein so scheinbar langweiliger Beruf alles mit sich bringt.
Danke dass wir daran teilhaben dürfen.
Grüße aus Berlin
Sebastian
Ich hoffe, Du hast „Ja.“ gesagt…
Puh das zerreisst einem das Herz…
Oh Gott. So eine kleine einfache Frage kann so eine Gänsehaut machen.. wahnsinn.
In solchen Momenten möchte ich nicht in deiner Haut stecken…
Aus ihren Worten schliesse ich, dass sie verstanden hat, dass ihre Mutter gestorben ist. auch eine gewisse Akzeptanz entnehme ich der Nachfrage. Das ist schon ein grosser Schritt für die noch bevorstehende Trauerarbeit. Bestimmt war sie durch die lange Krankheit der Mutter auf den bevorstehenden Tod ein wenig vorbereitet.