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Chelsea, Hickton und Barama. Neue Automobilnamen von Ford oder so?
Weit gefehlt!

Da wirst Du nachts zu einem Sterbefall gerufen. Aber so richtig mitten in der Nacht, die Uhr zeigt kurz vor drei.
Der tote Opa liegt in einem Krankenhaus, der wäre ja morgen auch noch tot und die Leute könnten ja morgen in aller Ruhe zu Dir ins Büro kommen.

Aber das wollen sie nicht.

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Die Tochter des Verstorbenen hat um kurz nach Mitternacht den Anruf vom Krankenhaus bekommen. Jenen Anruf, den keiner haben will, von dem man aber weiß, daß er kommen wird, unausweichlich, der Opa hatte die letzten Tage schon nichts anderes gemacht, als immer mal wieder so eben kurz wegzusterben und sich dann wieder zu berappeln.

Jetzt ist er gekommen der Anruf und die Tochter ist ganz aufgeregt. Sie hatte sich schon lange um alles kümmern wollen und die Hausprospekte verschiedener Bestatter liegen schon lange neben dem Telefon, aber es war immer etwas anderes dazwischen gekommen.
Zuviel Kaffee, die Aufregung, die nächtlichen Anrufe von und bei Verwandten, alles das hat mit dazu beigetragen, daß die Tochter viel zu aufgedreht ist, um jetzt Ruhe zu finden. Ihr Bruder trifft ein, mitsamt Frau und aus dem Bett gezogenen drei halbwüchsigen Kindern.
Der Bruder und vor allem dessen Frau sind noch viel aufgeregter. Sie hatten sich in den letzten Wochen nicht so sehr um den Opa gekümmert und wollen ihr schlechtes Gewissen jetzt dadurch beruhigen, daß sie wenigstens beim Thema Bestattung Aktionismus zeigen.

Deshalb muß ich mitten in der Nacht da hin.
Hin zu einer Familie, die überhaupt keine Ahnung von Bestattungen hat, sich aber schon seit einer Stunde die Köpfe heiß geredet hat, weil man ja im Internet so viel von Abzockern und schwarzen Schafen gelesen hat. Das würde ihnen nicht passieren und dem Bestatter würden sie es schon zeigen.

Dann kommst Du da hin, man bietet Dir einen Kaffee an, den Du dankbar nimmst, es ist Nacht, es ist kalt und auch Du müsstest eigentlich schlafen.
Doch Du kennst das Spiel, Du kennst das Geschäft, Du hast schon so viele nächtliche Beratungen gemacht, Du könntest das auch machen, wenn Du selbst beinahe tot wärest.

Freundlich, seriös, kompetent und einfach etwas überragend gibst Du Dich, lässt keinen Zweifel an Deinen Worten, berätst wo es was zum Beraten gibt, bestimmst wo es nichts zu entscheiden gibt und nimmst die Leute an der Hand und führst sie durch den ganzen Prozess. Am Ende sind sie schneller fertig als sie es erwartet hatten und vor allem sind sie überrascht, daß niemand sie abgezockt und hinters Licht geführt hat. Wo ist denn da der Haken? Da muss doch irgendwo ein Haken sein?

Anderthalb Stunden sind vergangen und man dreht und wendet die Papiere, hinterfragt alles nun zum dritten Mal, doch es will sich keine Falle auftun, kein Betrugsversuch offenbaren…
Nebenan lärmt auf einmal aus dem Fernseher: „Nimm mich von hinten, komme in zwei Minuten, ruuuuuf mich an!“
Die Schwester springt auf, läuft mit hochrotem Kopf ins Wohnzimmer, wo die drei Halbwüchsigen sich müde vor dem Fernseher herumlümmeln und Salzstangen essen. Sie schaltet um, doch auf dem Nachbarkanal läuft der selbe Mist, nur will die Telefondame dort nicht von hinten genommen werden, sondern ist schon ganz feucht und schreit das auch mit osteuropäischem Akzent aus dem Fernsehlautsprecher. Zipp Zisch, der Fernseher ist aus, die drei Kinder maulen.
Und dann kommt es!
Ihre Mutter spricht sie an: „Chelsea, Hickton und Barama, ihr seid jetzt lieb, Mama und Papa müssen noch mit den Mann da sprechen und dann fahren wir wieder nach Hause.“

Chelsea, Hickton und Barama…

Je nee, is klar.

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(©si)