Die Beamten der Kripo konnte ich gar nicht im Präsidium erreichen, denn die waren auf dem Weg zu mir. Herr Bauer hat nur gesagt, daß ich das „jetzt alles machen würde“. Die Herren wollen in die Wohnung der Olugulades. Kein CSI, keine geheime Spurensicherung mit blauer Zauberlampe, die auch kleinste Blutspuren sichtbar macht, nichts von alledem. Die Herren wollen mit Klebeband und Plastikröhrchen Proben vom Teppichboden nehmen. Wie es aussieht, so erfahre ich, ist Herr Olugulade an einer Art asthmatischem Anfall verstorben, also quasi auf dem Klo sitzend erstickt. Man vermutet als eine der möglichen Ursachen Fasern vom Bodenbelag, auf dem der Afrikaner genächtigt hatte.
Was denn jetzt mit dem Kind sei, erkundige ich mich und die Beamten zeigen sich erstaunt. Das sei letztlich Sache des Jugendamtes, aber soviel sie wissen, würde das Jugendamt nichts in Richtung Heimunterbringung unternehmen, solange sich jemand kümmere. Das sei alles ganz easy.
Ich habe aber inzwischen mit dem Jugendamt telefoniert und erfahren, daß das so ‚easy‘ gar nicht ist. Noch heute kommt jemand bei uns vorbei, also heißt es abwarten.
Die Polizisten erzählen mir noch, daß der Afrikaner zuvor in Duisburg im Ruhrgebiet gewohnt habe. Er sei dort als Student eingeschrieben gewesen, habe aber jetzt einen Studienplatz hier bekommen und sei deshalb kurzerhand umgezogen. Seine Frau, soviel weiß man, ist Krankenschwester und arbeitete vor der Schwangerschaft in einem Duisburger Krankenhaus. Mehr weiß man nicht. Vor allem weiß man nicht, wo die Frau ist. Olugulade habe sie in ein Krankenhaus gebracht und keiner weiß, in welches. Und das sei eben auch nicht so wie im Fernsehen, daß man mal eben alle Krankenhäuser abtelefonieren könne. Das täte man zwar, aber eben nur in den wahrscheinlichsten, nicht in allen.
Ich will wissen, was mit den Sachen ist, die unten vor dem Wohnhaus im Lastwagen sind.
„Die können Sie ausladen.“
„Ich?“
„Ja wir machen das auch nicht.“
„Können wir die Sachen bei uns einlagern? Ich meine, wenn wir sie jetzt bei Herrn Bauer in die Wohnung stellen… Es ist doch gar nicht klar, ob die Familie da noch einziehen will.“
„Das ist uns doch egal.“
Na denn.
Die beiden Trolle trollen sich und ich gebe Anweisung, den Kleinlaster zu holen und das Zeug bei uns ins Lager zu stellen. Anhand der Papiere wird sich feststellen lassen, welcher Vermietung der Wagen gehört, es steht nämlich bloß „ab 49 Euro“ auf der Plane. Dann bringen wir die Karre weg und sehen weiter.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: olugulade
Ich finde es immer wieder Klasse, wie sehr Du Dich auch außerhalb Deines Kerngeschäfts um Deine Kundschaft bemühst. Dickes Lob!
Budget wird es sein.
achja is ja alles schon ewig her tut mir leid ich vergess das immer
Jaja, die Polizei, "Dein Freund und Helfer" …
Auch wenn das im vorhergehenden Eintrag schon als Kommentar aufgetaucht ist habe ich mich gerade eben dabei ertappt als ich dachte "was hat der sich dabei gedacht gerade zu so nem blöden Moment zu sterben?"
Olugulade oder Olubulade ? 😉
Hallo,
evtl. könnte man über die Krankenkasse (Vorausgesetzt, man weiß, wo der Mann / die Familie versichert war) ausfindig machen, in welchem Krankenhaus die Frau ist.
Wenn die Frau schon einige Tage im Krankenhaus ist, hat das Krankenhaus vermutlich schon den Kostenübernahmeantrag bei der Krankenkasse gestellt, wodurch diese dann ggf. mitteilen kann, wo die Frau ist.
Was ist mit Handy? Kaum vorstellbar, dass der Verstorbene keins hatte – gerade während einem Umzug und mit schwangerer Frau.
Puh, was für eine Geschichte. Und der arme kleine Kerl …
Die Geschichte ist ja wahrscheinlich schon etwas älter. Und noch vor wenigen Jahren, war es etwas ziemlich spezielles ein Handy zu haben.
Also ich meine, ich hätte irgendwo mal gelesen, dass, wenn "heute" draufsteht, auch "heute" drin ist. Doch nicht?
@SabineD
nein, das stimmt hier im Bestatterblog nicht 😉 das hat Tom mal geschrieben… Die meisten grösseren Geschichten sind zeitversetzt…
@Stefanie:
"die" Krankenkasse?? Davon gibt es zwar nicht ganz so viele wie Krankenhäuser in Städten mit B, aber immer noch eine ganze Menge…
@Stefan (ein anderer)
yup – über 200 Krankenkassen gibt's in Deutschland (ich glaub sogar um die 250 hab ich mal gehört…)