Frag doch den Undertaker

Praktikum und Ausbildung beim Bestatter. Wann ist man zu jung?

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Wann ist man zu jung, um beim Bestatter arbeiten oder ein Praktikum machen zu können?

Hallo TOM,

ich weiß, die Debatte um ein Praktikum beim Bestatter als Minderjährige(r) ist alt, ausgelutscht und wohl kaum noch interessant; dennoch möchte ich mich diesbezüglich gerne mal äußern.
Ich bin kürzlich 16 geworden und habe mich um ein Praktikum beim Bestatter meiner Stadt beworben, der mich gerne annahm.

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Wie Du schon mehrmals sagtest, sind ein Führerschein und eine gute körperliche Verfassung (im Falle einer Hausabholung) unabdingbar, allerdings konnte man mich auch „ohne Lappen“ und mit meiner eher zierlichen Frauenstatur gut einsetzen. Ich war eher an Abholungen aus Krankenhäusern o.ä. beteiligt und wenn die Männer des Hauses auf Hausabholung waren, beschäftigte ich mich mit Büroarbeit bzw. Grundversorgungen. Natürlich nie ohne Beaufsichtigung!

Mein Resümee: es war weder eine psychische noch eine körperliche Belastung für mich, ich habe viel lernen dürfen; auch im Bereich der Thanatopraxie. Man kann ein „zu jung für dieses Praktikum“ also nie wirklich verallgemeinern. Das hast Du sicher schön des Öfteren hören dürfen, aber ich las gerade einen Bericht von Dir darüber und es begann mir in den Fingern zu kribbeln 😉

Danke für Deinen kurzen Bericht von Deinem Praktikum.
So und vor allem so allgemein habe ich das nicht gesagt und falls doch, dann habe ich es nicht so gemeint.
Also, fangen wir mal der Reihe nach an:

Für ein Praktikum bei einem Bestatter, vor allem wenn es sich um eines der berufsfindenden Praktika handelt, die man von der Schule aus machen soll, wird schon deshalb kein Führerschein erwartet, weil die Bewerber in der Regel erst zwischen 14 und 17 Jahren alt sind.

Die körperliche Eignung in Bezug auf das Schwerheben ist für Praktikanten ebenfalls von geringerer Bedeutung, da man sie, wie Du richtig beschreibst, in vielen anderen Bereichen einsetzen kann. Außerdem sollen Praktikanten viel Gucken und wenn sie mögen auch viel Ausprobieren dürfen. Praktikanten sind keine billigen Arbeitskräfte, was leider allzu gerne übersehen wird.

Um den Beruf einmal kennen zu lernen, sollte man mindestens 15 Jahre alt sein, würde ich sagen. Der Betriebsinhaber wird es schon klug zu steuern wissen, welchen Anforderungen er den Praktikanten aussetzt.

Etwas anders sieht es aus, wenn man eine Ausbildung zu Bestatter anstrebt und genau drauf bezogen sich meine Äußerungen hinsichtlich des Führerscheins und der physischen und psychischen Stärke. Als werdender Bestatter wird man nicht umhin kommen, auch mit Verstorbenen zu tun zu haben, die nicht mehr so „schön“ aussehen, wie die 90jährige Oma, die friedlich im Bett eingeschlafen ist.
Ja, in ungünstigen Fällen kann man sogar mit etwa gleichaltrigen oder jüngeren Verstorbenen in Berührung kommen.
Aus diesem Grunde halte ich sehr junge Jugendliche nur dann für eine Ausbildung in diesem Beruf für geeignet, wenn sie entweder in einer Bestatterfamilie groß geworden sind oder der ausbildende Bestatter sich der höheren Verantwortung solch jungen Menschen gegenüber sehr bewußt ist.

Also nochmal ganz kurz:
Ein Praktikum, nur um mal einen ersten Eindruck vom Beruf zu bekommen, kann man schon so ab 15 machen.
Will man sich selbst prüfen, ob man den Umgang mit Verstorbenen bewältigen kann, würde ich 16 als Mindestalter betrachten.
Ist der Umgang auch mit Unfalltoten und Verbrechensopfern in dem Unternehmen unumgänglich, sollte die Volljährigkeit die unterste Grenze sein.

Wenn jemand eine Ausbildung machen möchte, wird er gewiß etwa den obigen Altersempfehlungen entsprechend von seinem Ausbilder sukzessive im Betrieb eingesetzt.

Kein verantwortungsvoller Ausbilder wird einen 15- bis 16-jährigen hier grob überfordern. Hier ist das langsame Heranführen an die besonderen Anforderungen des Berufes das A und O.

Sollte ich mal in einer Antwort auf eine Praktikumsfrage etwas anderes geantwortet haben, so liegt das daran, daß der Anfragende durch die Art wie seine Anfrage abgefaßt war vielleicht nicht als reif genug erschien. Oder ich hatte den Eindruck, daß man durch ein Praktikum beim Bestatter nur einen angeberischen Gruselfaktor haben wollte.

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