Frag doch den Undertaker

Reklame auf dem Friedhof – Ist das erlaubt?

Wir sind absolut entsetzt! Zur Klärung des Sachverhalts sage ich: Wir haben unsere geliebte Großmama beerdigt. Bei der Trauerfeier kam es dann zum Eklat. Der Bestatter hat erst so getan als sei er seriös und anständig. Netter Herr mit randloser Brille und gemütlichem Bauch.
Dann aber bei der Beerdigungsfeier in der Trauerhalle steht da eine Frau vom Institut und paßt auf das Kondolenzbuch auf. Und was entdecken wir? Auf dem Kondolenzbuch, auf den Kugelschreibern und auf einem schmalen Messingschild am Revers der Frau steht doch tatsächlich der Name des Bestattungsinstitutes!!!!!
Die ganze Trauer war uns genommen, die Feier zu einem Reklamerummel verkommen. Eine bodenlose Frechheit! Wo kann ich mich beschweren?

Wir hatten vorgestern eine schöne Abschiedsfeier für unseren Vater. Der vom Bestatterinstitut empfohlene Trauerredner war sehr einfühlsam und nett. Am Ausgang der Trauerhalle hatte er ein kleines Pult aufgestellt, auf dem er Kopien seiner Traueransprache als Andenken zum Mitnehmen vorbereitet hatte. Allerdings stört uns, daß in jeder Kopie eine Visitenkarte von ihm drinnen lag. Ist solche Werbung zulässig?

Bei der Beerdigung meiner Tante haben wir gesehen, daß der Bestatter seinen Leichenwagen direkt vor dem Friedhof geparkt hat und man deutlich die Reklameaufschrift auf der Heckscheibe des Mercedes lesen konnte. So eine aufdringliche Werbung hatten wir nicht erwartet. Das hat uns den Atem geraubt. Dürfen wir jetzt, wo der Bestatter ja auf unsere Kosten Reklame für sich gemacht hat, 10% von der Rechnung abziehen? Bitte schnell antworten, wir sind schon 3 Wochen in Verzugung.

Werbung

Diese drei Zuschriften von unterschiedlichen Leuten sind nur eine Essenz aus sicherlich 20 ähnlichen, die ich im Laufe dieses Jahres bekommen habe. Eigentlich ist es fast müßig, darauf einzugehen, aber wenn sich die Sorgen so häufen und so an den Nerven zerren, will ich doch mal darauf eingehen.

Es ist für Bestatter immer schwer Werbung für sich zu machen. Zu aufdringliches Vordringen in die Öffentlichkeit wird oft als pietätlos wahrgenommen. Abgesehen von Einträgen in den Telefonbüchern, Anzeigenwerbung in den Zeitungen und die Beschriftung der Fahrzeuge bleibt den Bestattern wenig übrig, um werbend auf sich aufmerksam zu machen.

Weitere Werbemöglichkeiten sind tage der offenen Tür, die Veranstaltung von themenbezogenen Informationsabenden, Buchlesungen und kulturellen Ereignissen, sowie das Streuen von Werbegeschenken in Form von Kalendern oder Kugelschreibern.

Auf den Friedhöfen ist meistens jegliche Werbung untersagt. Das geht in manchen Orten so weit, daß die Bestatter nicht einmal die in der ersten Mail beschriebenen Namensschildchen mit Firmenlogo tragen dürfen. Ansonsten ist es doch aber fast schon eine Selbstverständlichkeit, daß Firmenangehörige, die auch noch stolz auf ihre Arbeit sind und diese auch noch gut machen, dezent darauf hinweisen, zu welchem Institut sie gehören. Das gilt auch für Kondolenzmappen, die ausgelegten Kugelschreiber oder ein vor dem Friedhof geparktes Bestattungsfahrzeug.

In meiner aktiven Zeit als Bestattungsunternehmer habe ich sogar extra einen Bestattungswagen an den Beerdigungsterminen zum Friedhof geschickt und ihn klug plazieren lassen. Auch haben wir immer auf angebundene Kugelschreiber verzichtet, sondern darauf gebaut, daß 30% aller Leute aus Vergeßlichkeit oder Frechheit die Kulis einfach mitnehmen. Logisch, daß da unser Firmenname drauf stand.

Daß ein Trauerredner, der ja von Mundpropaganda und Empfehlungen lebt, sich noch die Mühe macht und als Andenken zum kostenlosen Mitnehmen, seine fein ausgearbeitete Rede in Kopie bereitlegt, finde ich geradezu eine großartige Idee. Es ist eine schöne Geste, die ihn Geld, Mühe und Zeit gekostet hat. Daß er dann durch eine Visitenkarte dezent auf sich aufmerksam macht, halte ich für durchaus angebracht.

Dezent ist überhaupt das Stichwort in diesem Zusammenhang.
Solange keiner mit flackernder Neonreklame kommt oder die Trauerreden durch Werbespots unterbrochen werden, halte ich es für normal, daß man auch im Zusammenhang mit einem Sterbefall zeigt, wer man ist und was man macht.

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(©si)