Gestern Abend lief in Stern TV neben einem Bericht über das unterschiedliche Flirtverhalten von Männern und Frauen auch ein total seriöser Bericht über Bestatter. Mit versteckter Kamera wurden Bestatter in einem Lockvogelhaus zur Abgabe von Angeboten und zu einem Beratungsgespräch gebracht und ihre Aussagen und ihr Verhalten wurden von Michael Schomers, der schon mal solche Tests gemacht hat, bewertet.
An und für sich ist gegen die Art der Aufbereitung des Themas nichts einzuwenden. Ich persönlich bin kein Freund von versteckten Kameras und „nachgesprochener Stimme“, aber wir sind bei RTL, da geht das offenbar schon aufgrund der Zuschauererwartung nicht anders.
Weltbewegend Aufregendes kam bei dem Test nicht zu Tage, ein paar Bestatter waren recht teuer, einer zu direkt in seiner Wortwahl und eine Bestatterin zu sehr mit sich selbst und ihren Berechnungen beschäftigt.
Pfft – nix was mich aufregt, wundert oder was ich ungewöhnlich finden würde.
Solche Beratungen gehen besser, die kann man optimaler gestalten, aber selbst ich habe schon mal Scheißberatungen abgeliefert. Wenn man drei hintereinander macht und zum x-ten Mal der selbe Film abläuft, da kann man schon mal schludrig werden.
Ich fürchte, daß das was man da gestern Abend bei Stern TV gesehen hat, eher die Normalität ist. Ich habe mittlerweile so viele Bestatterberatungsgespräche gesehen, daß man sagen muß, daß es da eine in gewisser Weise standardisierte Form gibt, die sich durch die ganze Branche zieht. Der eine macht das besser, der andere macht jenes besser, aber wirklich gute Beratungen sieht man selten.
Man muß das Ganze aber auch mal so sehen: Da versucht ein Bestatter die immer gleichen Fragen zu beantworten, das Notwendige gegen das Gewinnbringende abzuwägen und hat es mit Leuten zu tun, die eben nicht gemütlich mit Chips auf dem Sofa sitzen oder hinter einer Spiegelwand kritisch beobachten, sondern die aufgelöst, ahnungslos und hilfesuchend sind.
Natürlich kann man sehr einfühlsam an die Sache herangehen, sich sehr stark auf die Leute einstellen und viele Alternativen aufzeigen aber dabei läuft man Gefahr, die Menschen zu überfordern.
Ich habe es oft erlebt, daß die Leute von sich aus das Programm abkürzten, auf jede weitere Beratung verzichteten und sich recht schnell für das Eine oder Andere entschieden, nur um möglichst schnell aus der Situation beim Bestatter zu entkommen.
Das Ganze ist ein sehr schwieriges Thema und ich glaube so ein kurzer Beitrag bei RTL kann nur ein Schnappschuß sein.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden
Eigentlich war das ein Beitrag für den man sich für RTL fremdgeschämt hat. Proll-TV mit billigster Stimmungsmache. Wir haben „unseren“ Bestatter schon zwei mal ganz anders erlebt, als dort dargestellt. Und da hätte man auch nicht anonymisieren und die „Stimme nachgesprochen“ an den Konsumenten weiterreichen müssen. Solche irgendwie doch konstruierten Situationen lassen mich immer am Wahrheitsgehalt der Berichte stark zweifeln.
Ich denke nicht das daß die Normalität ist was da gezeigt wurde.
Bei uns im Hause läuft das nicht so ab.Klar ist nicht jeder Tag gleich und man muss sich auch auf sein Gegenüber einstellen, aber Termine für die Frau ( Dr.) nebenbei zu vergeben ist bestimmt nicht Normalität.
Und ich glaube auch nicht das die Qoute (2 von 6)auf die Branche ab zuleiten ist.
Den Bericht hätte man besser machen können, aber es zählen ja nur die Einschaltquoten. Und der Bericht lässt sich so besser verkaufen.
ich hab mir den bericht angeschaut und die ganze zeit gedacht „wie könnte der bericht aussehen, wenn Tom als experte dort säße!?“ aber dann dachte ich, dass Tom wohl zu seriös und professionell für das ganze ist.
billige stimmungsmache. mehr war das nicht.
Dann graut mir jetzt schon vor einem Bericht zum Thema „Trends in der Bestatterbranche“ bei SternTV..
Tom bei RTL. Kicher. Die hätten viel zu viel Schiss, das er sich nicht an die Absprachen hält. Da mal ein bisserl übertreiben, dort den Abzocker raushängen lassen.
Ich habe mir den Stern TV Bericht gerdae noch einmal in der RTL Mediathek angesehen und komme zu ähnlichen Gedanken wie ihr. Repräsentativ kann das nicht sein, was auch gesagt wurde und außerdem spielt das Theater in Berlin, ein sehr stark umkämpfter Bestattermarkt mit vielen Discountern. Momentan ist Sommer und auch das Fernehen muss sich etwas gegen das Sommerloch einfallen lassen. Die bösen Bestatter sind momentan täglich in der Presse und da ist es natürlich naheliegend, dass der Sensaitionsjournalismus auf diesen Zug aufspringt. Es ist aber auch gut, dass auch bei den Bestattern, zu denen ich auch gehöre, mal hinter die Kolissen geschaut wird. Um auf den Beitrag zurück zu kommen, habe ich da nicht ein Beratungsgespräch gesehen, sondern lediglich Verkaufsgespräche. Es wurde in keiner Form detailliert, was eigentlich gewünscht wird, ja natürlich, schlichte Urnenbestattung, die recht günstig sein soll. Das ist die Vorgabe der Redaktion gewesen und es ist für den Bestatter ja auch einfacher, wenn man einfach das umsetzt, was der angebliche Angehörige wünscht, anstatt mal zuerst den Ablauf und mögliche Alternativen aufzuzeigen.… Weiterlesen »
Bei solchen „Tests“ stellt sich mir immer wieder die Frage:
Wer sagt denn das nicht 20 Bestatter da waren und die haben nur die „Sehenswerten“ plus einen für die Glaubwürdigkeit gezeigt….
Das Volk will bespaßt werden, wer Realität will soll bitte woanders hin.
Nicht nur das …
Aus anderen RTL-Formaten ist bekannt, dass es sich bei solchen Testpersonen z.T. um Darsteller handelt, die Vorgaben und ein Honorar erhalten – ohne dass die Angaben zu ihnen stimmen (Name, Beruf, sozialer Hintergrund, … ). Das muss für dieses Format natürlich überhaupt nichts bedeuten … 😉 Es wäre aber eher normal als ungewöhnlich.
Ich möchte noch einen anderen Aspekt dieses Formates in den Raum stellen. Das verletzte Persönlichkeitsrecht des Bestatters. Die Beratungsgespräche wurden mit versteckten Kameras aufgezeichnet. Ein ziemlich intime Gesprächssituation. Ja, diese „Testwohnung“ gibt es wirklich, da ich diesen „Schmierenjournalisten“ in die Falle gegangen bin. 2h An- und Abfahrt, 1,5h Beratungsgespräch/Filmmaterial. Natürlich auch um einen Geschäftsabschluss zu tätigen, aber auch um der Angehörigen beratend und helfend zur Seite zu stehen. Die junge Dame hat ihre Rolle sehr gut gespielt, z.B. auch in dem Sie die Leinenkleidung ihrer Großtante vorzeigte, ob sie diese dann im Sarg anhaben könnte. Alles in Allem habe ich meine Beratung wie immer nach gutem und bestem Gewissen durchgezogen. Allerhand Fragen beantwortet und einen preisgünstigen Kostenvoranschlag erstellt. Genauso führe ich meine Beratungsgespräche auch in der Filiale. Nach Auflösung der Situation durch den leitenden Redakteur wurde mir mitgeteilt, dass ich bisher der Beste war. Meinen Unmut über die hinterhältige Falle wurde nicht verstanden. Die Ausstrahlung jeglichen Filmmaterials, auch nicht verpixelt hat ein Anwalt gegen die Produktionsfirma durchgesetzt. Mir ist bewußt dass es eine Gratwanderung zwischen… Weiterlesen »
Und von 1,5 Stunden Beratungsgespräch werden dann 2 Minuten Material für sendefähig erklärt und sekundengenau zurechtgeschnitten. Damit kann dan jede noch so kleine Äußerung den Bestatter in das Licht rücken, was die Produktionsfirma gern hätte.
Und dass die „getesteten“ Bestatter alle Medienprofis sind, die diese Wirkung bei der Zustimmung zur Ausstrahlung vollumfänglich einschätzen konnten, wage ich zu bezweifeln.
„vollumfänglich“ ist aber auch schon Politikersprache…