Man muß jetzt nicht meinen, daß die Frau des Vermieters, die ja meine eigentliche Vermieterin ist, ihr Verhalten großartig geändert hat. Sie hat nur einmal aufgetrumpft, ist mal über ihren Schatten gesprungen und keiner weiß, wie oft sie das vielleicht tut, wenn sie mit ihrem Mann alleine ist.
Im weiteren Verlauf der Sache verhielt sie sich dann wieder so wie immer, leise, zurückhaltend und eher den Eindruck erweckend, als sei sie etwas zurück geblieben.
An dieser Stelle muß ich die Geschichte von Martin und Geli erzählen. Martin hat in deren Ehe so in etwa die Rolle, die die hier beschriebene Vermieterin hat; er ist leise, duckmäuserisch und beinahe schon devot. Geli hingegen hat eine Klappe wie eine evangelische Abendmahlströte und posaunt alles im Diskant heraus. Zu allem und jedem hat sie eine Meinung und fast jeder ihrer Sätze endet mit „Nicht, Martin, das meinst Du auch!“
Geli kauft sich alles was sie will, Martin muß betteln.
Geli bestimmt, wohin es in Urlaub geht, Martin mag da nicht hin, macht aber duldsam mit.
Geli sagt an, Martin gehorcht.
Im Laufe der Zeit tat uns Martin leid. Wenn ich ‚uns‘ sage, dann meine ich meine allerliebste Ehenatter und mich.
Wann immer wir mit Martin und Geli zusammen waren, versuchten wir, es Martin besonders schön zu machen und ihm immer mal wieder den einen oder anderen kleinen Vorteil zukommen zu lassen.
Manchmal haben wir uns auch regelrecht eingemischt, wenn wir den Eindruck hatten, Geli würde Martin übervorteilen.
Als beispielsweise Martins Mutter starb, hatte ihm die alte Dame ein ganz ansehnliches kleines Vermögen hinterlassen. Gelis Kommentar: „Wir haben geerbt, aber Martin kriegt auch was ab.“
Ihr ist regelrecht die Kinnlade heruntergefallen, als meine Frau ihr erklärte, laut Gesetz habe nur Martin etwas geerbt und ob sie etwas abbekomme, das hinge allein von Martins freier Entscheidung ab.
„Wieso das denn? Wir sind doch verheiratet!“ hatte Geli protestiert und sah schon ihre Felle davonschwimmen. Vor allem hatte sie nämlich schon großzügig aus Martins Erbschaft an ihre beiden Söhne verteilt. Diese Söhne hatte sie mit in die Ehe gebracht und Martin hat sie großziehen und finanzieren dürfen, weil Geli zu stolz war, etwas vom Kindsvater zu nehmen.
Daß beide Söhne ebenso nutz- wie hirnlos durch das Leben hartzten, muß man ja nicht extra erwähnen.
Immerhin hat sich Martin unseren Einwand gemerkt und erst mal den Rest seines Geldes auf ein Sparbuch gepackt. Geli schmollte zwar monatelang, aber so ist wenigstens auch heute noch, wenn auch nur ein kläglicher Rest, von der Erbschaft da.
Der eine Sohn hat mit dem Geld eine Mordskarriere als Kneipenwirt hingelegt und der andere hatte sich einen Kiosk in einem Gewerbegebiet gekauft. Der Kneipenwirt ging schon nach drei Monaten pleite und der Kioskbesitzer hielt ein gutes halbes Jahr durch, dann war die Großbaustelle gegenüber abgeschlossen und es kamen keine Bauerbeiter mehr.
Zweimal 18.000 Euro weg.
Ein anderes Mal ging es darum, daß Martins und Gelis Fernseher kaputt gegangen war. Geli fragte uns, ob wir nicht irgendwo noch einen alten Apparat herumstehen hätten.
Hatten wir, aber Martin hatte gerade eben erzählt, daß er sich am liebsten einen Flachbildfernseher und eine Satellitenschüssel kaufen würde.
Ich habe dann einfach die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und mich als großen technischen Sachverständigen eingebracht und Martin beim Kauf begleitet.
42 Zoll, HD, Technisat-Receiver. Martin war glücklich und Geli hat innerlich gekocht, konnte aber nach außen hin nur lächeln, denn schließlich war es Martins Geld.
Jetzt könnte man meinen, daß Martin eine arme Sau ist und Geli eine bösartige Ziege.
Eines Tages jedoch war ich mal mit Martin alleine unterwegs und da kam das Gespräch wirklich ganz zufällig auf das Verhältnis zwischen den beiden.
Martin schüttelte den Kopf und erzählte mir, daß er, abgesehen von diversen Ausrutschern, sehr glücklich und zufrieden sei. Alleine käme er nämlich im Leben gar nicht zurecht und brauche unbedingt jemanden wie Geli, der ihm immer klipp und klar sagt, was zu tun ist.
„Ja, das ist manchmal etwas anstrengend, aber für mich wäre es anstrengender, wenn ich Entscheidungen fällen müsste.“
So ähnlich stelle ich mir das Verhältnis zwischen unserem Vermieter und seiner Frau auch fast vor.
Denn wirklich doof scheint die Frau nach dem Auftritt bei uns ja nicht zu sein.
Wie ist es weiter gegangen?
Nun, es stellte sich sehr schnell heraus, daß es hinter der Wand einen alten Kamin oder Schacht gibt, durch den irgendwann, als die Bäder oben mal vergrößert worden sind, die Abwasserrohre geführt wurden.
Nach einer Rohrverstopfung hatte die Vormieterin des jungen Paares von ganz oben mal einen Rohrreinigungsdienst gerufen, der mittels der berühmten Spirale das Rohr bis in den Keller durchgestoßen und von der Verstopfung befreit hatte.
Dabei schlägt wohl aber der Fräskopf in rotierenden Bewegungen gegen die Rohrwände und an einer Stelle muß dabei das Rohr an einem Knick kaputtgegangen sein.
In der Folge war dann seit langem schon das Abwasser in dem Schacht immer auf- und abgestiegen. Spülte jemand die Toilette oder ließ Badewasser ab, lief das durch das Rohr bis zum Loch, dort hinaus in den Schacht, der sich dann bis über unser Ladenlokal hoch mit dem Abwasser füllte und nur was über diesen Pegel hinausging, lief wieder in das Rohr und dann in die Kanalisation.
Das bedeutet, daß hinter der Wand in diesem Schacht bis runter in den Keller eine etwa 6 Meter hohe Säule an Wasser und Fäkalien gestanden haben muss.
Allmählich ist dann das Wasser irgendwo im Fundament verschwunden, bis wieder jemand ordentlich gespült hat.
Eigentlich ein Wunder, daß da nicht vorher schon irgendwo irgendwas herausgekommen ist.
Die Sanierung wird wohl heftig werden und dauern.
Ich muß mit meiner Frau reden, aber derzeit kann ich mir nicht vorstellen, die Filiale zu behalten.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden
bah, wie eklig …
*würg*
Wenn du aber doch ohnehin nur ein kleines Ladenlokal brauchst, warum dann so viel mit dem Vermieter dort herumärgern?
Ich könnte mir vorstellen, dass für einen Bestatter auch die Lage nur zweitrangig sein kann? Auch wenn das jetzt flach klingt. Aber Laufkundschaft, hast du ja ohnehin keine? Es geht schließlich niemand an einem Bestatterlokal vorbei und denkt: „Oh ja, der Opa is‘ jetzt aber auch schon alt, den müssen wir jetzt mal besser bestatten lassen.“
Und ich denke die Anzahl der Vorsorgen, die über eine solche Filiale hereinkommen sind überschaubar. Also nur raus da und was anderes finden.
Gruß
Joe
Bäh, eine Sickergrube mitten im Haus.
Mahlzeit.
P. S.: Darf dann deine allerliebste Ehefrau die Entscheidung fällen bezüglich der Filiale? Wird dir das auch alles zu viel?
Und heißt du gar auch „Martin“ statt „TOM“?
Was soll uns das alles sagen?
„Isch binn de` Maddin“
Shit happens.
Was die Entscheidungsfindung angeht.
Meine Süße ist da so ähnlich. Zu hause war das auch so, dass Vater sagt wo es langgeht.
Es erfordert viel Arbeit, Geduld und Nerven, das wieder herauszubekommen. Aber so langsam wird es.
Man muss es nur wollen.
Tja, so ist das halt mit alten Häusern. Immer wieder Überraschungen.
Wir überlegen gerade, wo wir unsere Erdgasleitung hinlegen…. am besten offen und frei zugänglich 🙂
Das klingt alles noch harmlos. Es hat sich herausgestellt, dass die Heizungsrohre unseres Hauses unter dem Fundament verlaufen. So hat man wohl 1938 gerne gebaut…
Was die Erbauer sich damait wohl dachten, kann man beim besten Willen in der Gegenwart nicht mehr nachvollziehen.
@ Rainer.
[quote]Was die Erbauer sich damait wohl dachten, kann man beim besten Willen in der Gegenwart nicht mehr nachvollziehen.[/quote]
Auch Häuser haben gerne warme Füße, mögen sich unsere Altvorderen gedacht haben.
@ Konni Scheller.
[quote]Wir überlegen gerade, wo wir unsere Erdgasleitung hinlegen…. am besten offen und frei zugänglich[/quote]
Gas zum Bedienen („Darf`s ein bißchen mehr sein?“) oder Selbstzapfen also. Genial!
B. A.
@Rainer
6m Wassersäule harmlos? Frag mal die Mauern, die finden das gar nicht…
Was soll man sagen? „Da steht einem die scheiße bis zum Hals“
@Konni Scheller: Die Gasleitung ab besten so weit wie möglich außerhalb des Hauses schön in der Erde verbuddeln. Dürfte am wenigsten häßlich sein. Nur bei Einfahrten u.ä. muß man halt gut verdichten, nicht das das mal sackt. 🙂
Was ist denn das : eine evangelische Abendmahlströte ?
Dann ist der Schuldige ja gefunden: der blöde Mieter, der den unfähigen Abflußreiniger bestellt hat =:)
…ich habe auch so´n Martin… Manchmal wünschte ich mir eher Sch… in der Wand,als so ein „mach du das mal,ich weiß nicht wie das geht“…
Ich war gerade gestern bei einer Allergologin und Lungefachärztin. Wir haben seit 1Jahr stress mit Vermieter jetzt Montag ist endlich die Sanierung des Bades angelaufen. seit 1 1/5 jahren bin ich immer mal mehr mal weniger Krank (vorher lief ich bis 50km am Stück) vor 3 Wochen habe ich kosequent den schimmel rausgewaschen und den duschbereich versiegelt. Seit dem ging es mir merklich besser. Beim Abriss am Montag kam zu Tage das der gesammte Unterbau von Schwarzschimmel befallen war/ist. Soviel zum Hintergrund.
Nun gestern beim Allergietest alles negativ (zum Glück aber das wuste ich vorher). Und in der anschliessenden Beratung meine die „Fach“Ärztin wörtlich: „Schimmel in der Wohnung ist zwar ekelig. Aber davon ist noch NIE jemand krank geworden“ :-O „Da wird das wohl andere Ursachen haben.“ Meinen Hinweis das es mir merklich besser nach grober Beseitigung geht. Wischte sie einfach hinweg.
@13: sofern du dich zu dieser „ärztin“ jemals wieder begeben solltest, dann bring ihr doch http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2227.pdf mit.
Von Schimmel ist noch nie jemand krank geworden?!?!?! Bitte nehme jemand sofort dieser Ärztin die Approbation weg… boah. (Aber Heilpraktiker können ja nix, gell…)
@Tom: Siehste! Wenn Du besser gelüftet hättest, wär das alles gar kein Problem gewesen…!!! *lachkringelschmeisswech*
Haben Kamine nicht im Keller meistens auch „Fenster“? Wenn man da ordentlich gelüftet hätte, wäre im Haus gar kein Problem aufgetreten.
@Jens: Nicht, wenn die Reinigungstürchen bei der Stillegung zugemauert wurden (wie bei uns auch)
ach ne, Schimmel macht nicht krank?
Ein Fachmann erklärte mir, das ich eigentlich nur mit Mundschutz in den Raum hätte dürfen.
Der war derartig mit Schimmel voll das es einem grauste. Dann so eine Aussage einer „Fach“ Ärztin.
@13
Die Beschreibung Deiner Ärztin klingt stark nach Schleswig-Holstein, denn zwischen den Küsten liegt das medizinische Inkompetenzzentrum Deutschlands.
Manni hatte da wohl eine Eingebung oder einen Anfall von Röntgenblick…. 😉 Widerliche Sache sowas. Hätte hier in der City mal ne tolle Wohnung haben können. Bis Ich dann den Keller gesehen habe. Grauselig sowas.