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Schlichtsarg

Hallo Tom, ich war letztes Jahr auf der Beerdigung eines Jesuiten. Wegen ihres Armutsgelübdes haben Jesuiten kaum Eigentum. Sein Sarg bestand aus hellem, unlackiertem Holz, das im Baumarkt evtl. als 2. oder 3. Wahl verkauft würde. Es war eine einfache Sargform, ohne viel drumherum. Wenige, ebenfalls sehr schlichte Zierleisten schlossen die Ränder an Ober- und Unterseite ab. Ich bin mir sehr sicher, dass du so etwas nicht in deinem Katalog finden wirst, aber ich finde, dass es zu den Jesuiten passt.
Nun zu meiner Frage: Ich bin zwar erst Mitte 20, habe aber schon den ein oder anderen Gedanken an einen möglichen Sarg verschwendet. Ich bräuchte für mich keinen aufwändigen, zig fach lackierten und mit vielen Schnitzereien verzierten Sarg. Eben diese oben beschriebene „Holzkiste“ täte es auch. Abgesehen davon, dass der Auftraggeber (das wäre in diesem Fall ja nicht mehr ich) von den anderen Trauergästen sicher schief angeschaut werden würde, wäre es möglich sich in solch einem Erdmöbel bestatten zu lassen? Hast du eine Bezugsquelle für solche Särge? Ist der Aufwand vertretbar?
Kurz gefragt: Sehr einfache Särge. Geht das für Normalsterbliche auf einem normalen Friedhof?
Danke vielmals für eine Antwort.
Ein treuer Blogleser.

Es dürfte kein Problem sein, einen entsprechenden Sarg zu beschaffen.

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Beim abgebildeten Modell handelt es sich beispielsweise um einen schlichten Nadelholzsarg, wie er vorwiegend für Einäscherungen genommen wird. Man kann dieses einfache Modell aber auch sehr gut lasieren oder beizen, sodaß die Maserung noch schöner herauskommt. Selbstverständlich ist es möglich, Griffe und Deckelschrauben ganz nach Wunsch zu montieren. Solche Särge werden in großen Massen hergestellt und sind für relativ wenig Geld bei jedem Bestatter zu bekommen.

Grundsätzlich handelt es sich bei diesem Modell um einen Sarg für Feuerbestattungen. Solche, im Fachjargon „Verbrenner“ genannten, Särge zeichnen sich durch eine sehr einfache Verarbeitung aus. Ein Sarg für eine Erdbestattung ist in der Regel stabiler und aus festerem Holz. Bei besseren Modellen sind auch Erddrucksperren eingebaut, das sind Holzleisten und Winkel vor allem im Deckel, die diesen stabilisieren und verhindern sollen, daß der Sarg unter der Last der feuchten Erde zu schnell zusammenbricht.

Allerdings sind einfache Erdsärge kaum stabiler als solche Einfachverbrenner, das muß man auch mal ehrlicherweise sagen. Und mancher vollmundig als Eichensarg angebotene Sarg, entpuppt sich bei näherer Betrachtung ebenfalls nur als Kiefernkiste mit hauchdünnem Eichenfurnier. Bei uns heißt so etwas „Eichenoptik“ und es steht auf dem Preisschild am Sarg z.B.

Modell Florenz
Ausführung Eiche hell
stabiler Kiefernsarg in Eichenoptik (Furnier)

oder

Modell Bielefeld
mahagonifarben
Nadelholz, mahagonifarben gebeizt

Holz ist ein wunderbarer Werkstoff und ich liebe den Geruch nach Holz, Harz, Lack und Leim, wenn ich in unseren Ausstellungsraum oder die Werkstatt komme. Man kann mit Holz unglaublich viel machen und gerade bei der Oberflächengestaltung bieten sich mannigfaltige Möglichkeiten. Das bietet aber auch nahezu unbegrenzte Möglichkeiten der Kundentäuschung. Bei einem Bestatter in einer norddeutschen Großstadt entdecke ich einen schlichten Nadelholzsarg mit einer einfachen hellbraunen Beizung in Eichenfarbe und sehe, daß der Kollege da rotzfrech ein Schild mit der Aufschrift „Eichenholz“ daneben gestellt hat. Bei einem anderen Kollegen sehe ich die 08/15-Standard-Palme die in vielen Fabriken vollautomatisch auf die beiden Seiten des Deckels gefräst wird. Diese Palmenschnitzung bekommt ein geübter Sargtischler in der Fabrik auch freihändig mit einer Handfräse in zwei Minuten hin. Hier ein Schild mit „aufwändige Handschnitzung am Deckel“ aufzustellen, ist ebenfalls etwas überzogen.

Aber kommen wir zum Thema zurück: Es ist wie gesagt kein Problem auch einen einfachen Sarg zu bekommen, man muß nur danach fragen und den Bestatter bitten, nötigenfalls in einen Einäscherungssarg ein paar Leisten als Erddrucksperre in den Deckel zu schrauben/tackern.

Bildquellen:


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    Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 24. Juni 2009 | Revision: 22. Februar 2014

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    Matthias
    15 Jahre zuvor

    [quote]Man kann mit Holz unglaublich viel machen und gerade bei der Oberflächengestaltung bieten sich mannigfaltige Möglichkeiten.[/quote]

    Wie, Manni faltet die auch noch? Ist ja ein Universaltalent 🙂

    [quote]dass der Auftraggeber (das wäre in diesem Fall ja nicht mehr ich)[/quote]

    Wer ist denn bei Bestattungsvorsorgen der offizielle Auftraggeber? Ich mein, der Verstorbene hat nicht nur alles ausgewählt, sondern im besten Fall auch alles bezahlt.

    Thomas
    15 Jahre zuvor

    Es ist doch immer dasselbe: Als Oma starb, wollte sie eine schlichte Kiefernkiste. Mein Vater sprach: „Was sollen die Nachbarn denken“, und kaufte Eiche hell. Als mein Vater starb, wollte er eine schlichte Kiefernkiste. Meine Mutter dachte: „Was sollen die Nachbarn sagen“, und kaufte Buche hell. Als meine Mutter starb, bekam sie natürlich auch nicht die Kiefernkiste, sondern Esche hell, was sollen die Nachbarn sonst denken? Die einzige Lösung hier scheint ein verbindlicher Vertrag mit dem Bestatter zu sein, dann können die Hinterbliebenen sagen: „Wir wollten ja den Adenauer in Mahagoni, aber Omi (Vati, Mutti) war ja so bescheiden und hat alles schon vorher geregelt.

    15 Jahre zuvor

    Mir gefällt der Sarg genauso, wie er ist. Schön einfach. Ist eigentlich diese Form so vorgeschrieben, diese „klassische Sargform“, oder könnte man auch einfach einen viereckigen Sarg bestellen, also eine „Kiste“?

    15 Jahre zuvor

    Nachbarn (oder sonstige Zeitgenossen) sollen gar nichts denken!

    Es ist mein Leben und Sterben,
    das ich selber bezahle
    und wer bezahlt, bestimmt!

    Einfach eine unbehandelte natürliche Kadaveraufbewahrungskiste und auf den Grabstein zwei Worte nur: „AUCH TOT“

    (Oder legt mich einfach in den Sarg,
    den ich schon selber zusammengenagelt habe, der ist meiner würdig.)

    bee
    15 Jahre zuvor

    @1 Matthias:

    [quote]Wie, Manni faltet die auch noch?[/quote]

    Naa. Manni gfallt’s halt 😉

    Es gab doch mal diesen „Papstsarg“, nach dem eine Zeit lang große Nachfrage bestand. Edel, da schlicht. Solche Modelle kommen dem Bestatter entgegen, weil er dann wertige Qualität verkauft (ein Sarg für die Erdbestattung muss ja etwas halten), und die Kunden müssen nicht etwas kaufen, was sie am Ende nur für die Nachbarn auswählen.

    Pu der Zucker
    15 Jahre zuvor

    Das Bett, in dem ich seit vielen Jahren nächtige, hat damals 59 Mark gekostet und ist aus billigster Fichte. Damit bin ich zufrieden. Warum also sollte nun plötzlich mein Sarg aus Mahagoni sein? Nur wegen irgendwelcher Nachbarn oder Verwandten, die ich gar nicht näher kenne bzw. nicht leiden kann? Och nöö, lieber gönne ich mir JETZT ab und zu etwas Schönes. Davon hab ich wenigstens noch was, und die Nachbarn bekommen trotzdem oder gerade deswegen noch genug zu Tratschen. 😛 Für so einen schlichten Sarg wie abgebildet reicht mein Geld im Ernstfall.

    Techniker
    15 Jahre zuvor

    Jupp, das waer auch meiner -evtl noch bisschen dunkler lasiert.

    Anonym
    15 Jahre zuvor

    [quote]Mir gefällt der Sarg genauso, wie er ist. Schön einfach. Ist eigentlich diese Form so vorgeschrieben, diese „klassische Sargform“, oder könnte man auch einfach einen viereckigen Sarg bestellen, also eine „Kiste“?
    [/quote]

    Sowas gibt es auch als viereckige Kiste. Hab ich gestern erst noch auf den neuen Fotos für unseren Katalog hier gehabt. Leider find ich das gute Stück gerade nicht im Netz.
    Der abgebildete Sarg ist von der Oberfläche her meist nicht so besonders toll… Da reisst man sich beim Tragen gerne mal einen Splitter ein. 😉

    Urst
    15 Jahre zuvor

    Darf ich mir eigentlich aus dem Baumarkt 4 Spanplatten besorgen, die zusammennageln und mich darin bestatten lassen?

    MacKaber
    15 Jahre zuvor

    Wie mach ich das den Nachbarn recht?
    Liebe Nachbarn, alles was der Sarg mehr kostet, damit er euch gefällt, geht nachher am Leichenschmaus ab. Dann gibts eben keinen Schweinebraten mit Spätzle, Salat und Nachtisch,
    sondern Butterbrezeln oder Hefezopf.
    Wollt ihr das?
    Gut, dann geh ich jetzt zum Bestatter bestellen.

    Jamma Tino Schwarze
    15 Jahre zuvor

    @Urst: Wenn Du es schaffst, aus 4 Platten ohne Sägen einen Sarg zu basteln, bekommst Du bestimmt Besuch von mehreren Physikern und Mathematikern.

    Jamma.

    PS: Tetraeder-Form zählt nicht. 😉

    Andreas Lechthaler
    15 Jahre zuvor

    „Verscharrt mich in einem Sack(öko!).“ Ob ein Bestatter so einen Auftrag in eine Bestattungsvorsorge aufnehmen würde? Muslimische Beerdigung erfolgt doch auch in ein Tuch eingewickelt? Glauben wechseln, Kiste sparen?
    Lechthaler, verwirrt

    Andreas Lechthaler
    15 Jahre zuvor

    @ Undertaker J. A. Fox.
    Nicht wieder depressiv werden!!! Noch günstiger wäre wahrscheinlich die Inschrift „Tot“. Und wenn`s der Undertaker-Vorführsarg ist,der dem Undertaker würdige, selber zusammengenagelte, in was soll dann das weggeräumt werden was liegen bleibt? Fragen über Fragen…
    „Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen. Ich lächelte und war froh und es wurde ein Katastrophentag.“ Oder so ähnlich…
    😉 Lechthaler

    15 Jahre zuvor

    @ Lechthaler:
    Mir geht es ja gerade um die sozialkritische Komponente des „auch“,
    genauso tot und genauso vergessen, wie alle Anderen, an deren Gräbern in großen Buchstaben „unvergessen“ steht.
    Wahre Unsterblichkeit verschafft sich ohnehin nur, wer in Büchern Eingang findet oder selber welche schreibt. (Die kann später zwar auch kaum noch einer lesen, aber wenigstens besteht Hoffnung, das sie in irgendeiner Bibliothek eingescannt und online gestellt werden.)

    Und was den Sarg betrifft,
    sollte ich denn irgendwann einen Nachfolger finden, so hat er sich als „Meisterprüfung“ selber einen Sarg zu nageln, mit dem er dann arbeitet. Wer sich selbst den Sarg baut, hat dabei Zeit zum filosofieren und hat danach meist mehr von seinem Restleben.
    (Seine Rolle kann er dann auch glaubwürdiger ausfüllen, wenn er Erfahrung im Handwerk hat.)

    Sensenmann
    15 Jahre zuvor

    @Urst: Särge müssen AFAIK aus Vollholz sein. Spanplatte geht also nicht.

    Fragesteller
    15 Jahre zuvor

    Hallo Tom,

    vielen Danke für die Antwort.

    8 Jahre zuvor

    Tja, und dann gibt es noch die Bestatter, die für diese einfachste aller Kisten 720 € in Rechnung stellen. 🙁

    Auf meiner Seite ist die entsprechende Rechnung im Original zu sehen.

    LG Ingrid Ch. Hoerner

    Lochkartenstanzer
    Reply to  Ingrid Ch. Hoerner
    8 Jahre zuvor

    @Ingrid Ch. Hoerner:

    > Tja, und dann gibt es noch die Bestatter, die für diese einfachste aller Kisten 720 € in Rechnung stellen.

    Ich habe mir jetzt die rechnugn nicht angeschaut, aber prinzipiell ist erstmal per se nichts dagegen zu sagen, wenn ein einfacher Sarg 720e kostet, wenn da noch weitere Leistungen mit eingepreist sind. das ist genauso, wenn jemand bei mir einen Computer für 1000€ kaufen würde, der im Blödmarkt vielleicht 500€ kostet, der dafür aber dann einen Datenübernahme vom alten Systems, Einrichtung aller Programme, Einspielen aller Patches und Upgrades, Einrichtung vor Ort und eine Massage bekommt. 🙂

    lks

    Josef
    8 Jahre zuvor

    Solche schlichten Modelle hatten wir auch, als Verbrenner!




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