Geschichten

Schwer erreichbar

Vor Wochen hat mir der Inhaber eines Bestattungsunternehmens in der Nähe von Regensburg eine Mail geschrieben und mich um die Hilfe bei der Lösung eines Problems gebeten. Ich könne ihm das Betreffende schreiben oder ihn aber auch anrufen.

Da ich immer noch schneller reden als schreiben kann, griff ich gleich am nächsten Morgen zum Telefon und rief dort an.

Tja, das täte ihr jetzt aber ganz fürchterlich leid, bedauerte mich eine Frauenstimme am Telefon, denn der Chef komme nie vor 10 Uhr ins Büro und wenn er dann komme, gehe er immer gleich in die Werkstatt.

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Ja, ob sie denn so freundlich sei und ihm ausrichten könne, daß ich angerufen habe, frage ich und noch bevor ich sagen kann, wer ich genau bin und was ich genau will, sagt die Frau: „Ja sicher“ und legt auf.

Die haben bestimmt Rufnummernerkennung, sie hat sich meinen Namen notiert und der Bestatter wird mich dann gewiß im Laufe des Tages zurückrufen.

Tut er aber nicht. Na ja, der will ja was von mir und ich habe keine Lust dem jetzt hinterher zu telefonieren, denke ich und in diesem Moment geht Antonia an meinem Büro vorbei und ich denke weiter, daß es ja sein könnte, daß da in Regensburg auch so eine Antonia am Telefon sitzt.

Also rufe ich am frühen Nachmittag nochmals dort an.

„Bestattungshaus Brettschneider und Söhne, guten Tag.“

„Ja hallo, mein Name ist Soundso und ich hatte heute Morgen schon mal angerufen, da war der Chef aber noch nicht da, kann ich jetzt vielleicht Herrn Brettschneider sprechen?“

„Ach, das ist aber schade, der ist zwar im Haus, aber der ist unterwegs.“

„Ja, was denn nun, ist er im Hause oder ist er unterwegs?“

„Im Hause unterwegs.“

„Ah so, können Sie ihn nicht suchen oder dorthin verbinden?“

„Nein, das darf ich nicht, der Chef ist in einer Besprechung.“

„Würden Sie ihm dann freundlicherweise ausrichten, daß ich angerufen habe?“

„Ja sicher….“

und noch bevor sie auflegen kann, rufe ich: „Haben Sie sich notiert, wer ich bin?“

„Nein, wieso?“

„Wie wollen Sie denn Ihrem Chef ausrichten, wen er zurückrufen soll, wenn Sie meinen Namen nicht aufschreiben?“

„Wenn der Chef Sie kennt, dann hat er Ihre Nummer und wenn er Sie nicht kennt, ruft der sowieso nicht zurück.“

„Ach so. Und was wäre, wenn ich jetzt einen Sterbefall hätte?“

„Wer ist denn gestorben?“

„Niemand, ich meine doch bloß…“

„Sagen Sie mal, wollen sie mich veräppeln?“

„Noch nicht, aber ich würde gerne mit Herrn Brettschneider sprechen.“

„Wenn die Besprechung herum ist, werde ich ihm das sagen.“

„Ich bezweifele aber, daß er sofort etwas mit meinem Namen anfangen kann und wenn der doch keine Leute zurückruft, deren Namen er nicht kennt…“

„Dann müssen Sie halt nochmal anrufen, am Besten auf dem Handy.“

„Au, das ist eine gute Idee“, sage ich, zücke meinen Kugelschreiber und will mir die Nummer aufschreiben, die ich sogleich einfordere: „Dann schießen Sie mal los, ich schreibe die Nummer auf.“

„Die darf ich nicht herausgeben.“

„Ja, und wie soll ich den werten Herrn Brettschneider dann auf dem Handy anrufen, wenn Sie mir seine Nummer nicht geben dürfen?“

„Die, die ihn kennen, denen hat er die Nummer ja gegeben und die, die er nicht kennt, von denen will er auch nicht angerufen werden.“

Okay, gut, gaaaaaaanz ruhig, nur nicht in den Hörer beißen, ganz ruhig…..

Ich warte ab, ob mir Herr Brettschneider irgendwann mal wieder eine Mail schreibt und dann überlege ich, ob ich den kenne, denn Mails von Leuten, die ich nicht kenne….

© 2008
Rechtschreibung geprüft

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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#erreichbar #Lektorin A #schwer

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