Wir haben letzte Wochen die Beerdigung der Schwiegermutter abgewickelt. Der Bestatter wurde uns von Bekannten empfohlen. Du schreibst ja, man soll sich auf Mundproaganda verlassen.
Wir sind aber unter dem Strich alles andere als zufrieden. Der Mann war unsympathisch, muffig und unter dem Strich war alles extremst teuer.
Wir sind also unter dem Strich nicht zufrieden. Jetzt sagen aber auch andere Nachbarn sie wären mit dem Bestatter vor einigen Monaten sehr zufrieden gewesen.
Sind wir der Einzelfall? Wie kommt es zu so unterschiedlichen Bewertungen?
Guckt bei Ebay! Da haben manche Händler über 5.000 positive Bewertungen und eine einzige negative. Derjenige der negativ bewertet hat, kann nun unter dem Strich ein notorischer Nörgler sein oder aber ausgerechnet in dem Fall ist tatsächlich mal etwas schief gelaufen.
Man könnte also in dem Fall mit Fug und Recht sagen, daß die anderen ihre Empfehlung zu Recht ausgesprochen haben, man aber nie gefeit davor ist, im Einzelfall auch mal Pech zu haben.
Es kommt aber noch ein anderer Aspekt hinzu und den kennen wir von allen größeren und auch kleineren Anschaffungen. Wenn Menschen Geld für etwas ausgeben, und sei es für den Bestatter, dann möchten sie in der Regel gerne, daß das Umfeld glaubt, sie seien mit der Ware oder Dienstleistung sehr zufrieden. Man möchte sich nicht die Blöße geben, Mist gekauft oder eine schlechte Entscheidung getroffen zu haben. Dieser Effekt führt sogar dazu, daß man manchmal eine schlechte Ware oder Dienstleistung über Gebühr lobt und schön redet.
Gerade bei Bestattern habe ich das schon oft so erlebt und gehört. Da gibt es in einer Stadt ein alteingesessenes Traditionsunternehmen, das mit der größten Anzeige im Telefonbuch, das allerdings für seine sehr hohen Preise bekannt ist. Gleichwohl gibt es noch einige andere, neuere und günstigere Bestatter. Wählt nun eine Familie, obwohl sie weiß, daß es diese Dienstleistung woanders auch günstiger ist, dieses Traditionshaus und ist nicht mit der Leistung zufrieden, dann wird sie nicht gerne zugeben wollen, hier sehr viel Geld für eine mittelmäßige oder miserable Leistung gelassen zu haben.
Man wird oft die wenigen guten Aspekte besonders herausstellen und von dem was schief gelaufen ist, gar nicht sprechen.
Nach wie vor ist aber die Empfehlung durch Dritte der wichtigste Gradmesser bei der Wahl des Bestatters. Natürlich sollte man nicht erst in der Nacht, in der die Oma verstirbt, anfangen zu suchen, sondern sich rechtzeitig, nötigenfalls ohne konkreten Anlaß, immer mal wieder umhören, welche Erfahrungen andere gemacht haben.
Im Gespräch mit jemandem, der aktuell die gleiche Ware oder Dienstleistung nicht hat und auch nicht benötigt, geben die Menschen auch eher mal zu, daß sie unzufrieden sind.
Im Zweifelsfall sollte man fragen, ob man die Bestatterrechnung mal sehen darf und diese hier zur Prüfung einreichen. An so einer Rechnung kann der Experte mehr ablesen, als man glaubt.
Noch wichtiger aber als die Empfehlung anderer ist das persönliche Bauchgefühl.
Wenn man sich in den ersten zehn bis fünfzehn Minuten nicht korrekt behandelt und gut aufgehoben fühlt, sollte man lieber wieder gehen und einen anderen Bestatter aufsuchen.
Man kann immer sagen, daß man sich nur eine erste Information einholen wollte und jetzt noch mit den anderen Verwandten darüber sprechen muß, so verliert man auch nicht sein Gesicht, wenn man sich dann besinnt und doch wieder in dieses Bestattungshaus zurückkehrt, weil es im Vergleich zu einem anderen dann doch besser erscheint.
Bild: Kathrin Frischemeyer / pi xelio.de
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Wo ich das so lese, drängt sich mir eine Frage auf.
Im Bestatterweblog kommen immer wieder Geschichten vor von Menschen, die sich von Undertaker Tom am Ende des Tages gut behandelt gefühlt hatten. Wie oft gab es denn Fälle von Kunden, die nach getaner Arbeit trotzdem unzufrieden waren? (Nicht, weil der Undertaker gepfuscht hat, weil die Kunden so oder so an allem etwas auszusetzen hatten oder weil die Rechnung „vollkommen unerwartet und unangekündigt viieel höher war als angenommen und nun drangsaliert der Bestatter“ sie, sondern ganz einfach wegen unterschiedlicher Ansichten, beispielsweise.)
Also unter dem Strich würd ich sagen *kicher* steht immer der Nenner. Sorry aber das konnte ich mir nicht verkneifen.