Um den im nachfolgend verlinkten Artikel genannten Skandal überhaupt verstehen zu können, muß man wissen, daß in den Vereinigten Staaten auf vielen, wenn nicht den meisten, Friedhöfen die Gräber „für die Ewigkeit“ verkauft werden. Gräber bleiben also bestehen, auch wenn längst niemand mehr nach der Grabstätte schaut. Manche Ecken auf den Friedhöfen mit Hunderten umgefallenen und teils verwitterten Grabsteinen haben eine wildromantische Atmosphäre.
In den meisten Fällen gibt es keine angelegten „Totenbeete“ vor dem Grabstein, so wie bei uns, sondern die Grabsteine stehen in entsprechendem Abstand auf der grünen Wiese, wobei der Abstand weniger von der Größe der Gräber bestimmt wird, als heutzutage vielmehr durch die Maße der Maschine, mit der die Friedhofsverwaltung das Gras kurz hält.
In den Staaten haben Friedhöfe auch andere Ausmaße als bei uns und können überhaupt nur in dieser Weise geführt werden, weil das Land nicht so dicht besiedelt ist. Dennoch gibt es Friedhöfe, vor allem solche, die eine besonders schöne Lage haben oder über einen sehr alten und schönen Baumbestand verfügen, da könnte die Friedhofsverwaltung weit mehr Gräber verkaufen, als (noch) vorhanden sind.
Nun sind auf einem Friedhof in Chicago -das kann man alles hier nachlesen- die Friedhofsmitarbeiter auf die Idee gekommen, es doch einfach mal so zu machen, wie es in Deutschland üblich ist, nämlich die Gräber wiederzubelegen.
Sie suchten sich dafür Grabstätten aus, die schon lange oder überhaupt nicht mehr von Verwandten besucht wurden und verkauften die Gräber erneut.
Noch vorhandene Knochen in den Gräbern wurden einfach tiefergelegt oder an einem entlegenen Platz des Friedhofs gesammelt.
Was bei uns nichts Besonderes ist und in unseren Breitengraden normal ist, ist in den Vereinigten Staaten von Amerika ein Skandal.
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Naja, dass die Mitarbeiter das auf eigene Rechnung und ohne vorherige Information der Eigentümer gemacht haben, ist da wohl der eigentliche Skandal – zudem war denen auch klar, dass das in den USA mindestens ungebräuchlich, wenn nicht gar illegal ist. Wenn hier das Friedhofspersonal auf die Idee käme, auf eigene Rechnung alte Gräber zu exhumieren und die Knochen in einer Ecke zu verbuddeln und die Grabstellen neu zu vergeben und das Geld an der Kommune vorbei in die eigene Tasche stecken, wäre das auch ein Skandal mit u.a. Störung der Totenruhe, Betrug etc.
Dass die Grabstellen in den USA normalerweise nicht aufgehoben werden, macht die Sache noch schlimmer.
Es ist halt alles eine Platzfrage – In einem Land mit der Bevölkerungsdichte von Deutschland kann man schlecht Friedhöfe bis in alle Ewigkeit anlegen. In Amerika ist vielerorts ein wenig mehr Platz.
Ich dachte früher auch, dass Gräber für die Ewigkeit gelten – schließlich hatte ich ja schon historische Friedhöfe besucht – und war deswegen bei meiner ersten Konfrontation mit der Regelung in Deuschland ganz schön schockiert. Damals war ich vielleicht 12 und hatte ein paar Wochen dran zu kanpsen, dass nichtmal mein Grab für die Ewigkeit sein sollte. 😉
Wie auch immer die expliziten rechtlichen Hürden und Einzelheiten in den USA ausgesehen haben – ich kann die „Skandalnote“ der Meldung durchaus verstehen.
Wenn aus den Gräbern noch Knochen geborgen wurden, können sie ja sooo alt nicht gewesen sein, oder?
Persönlich finde ich es unmöglich, daß man direkt um die Grabsteine herum laufen kann. Da, wo man drauf rumläuft, dadrunter liegt doch der Begrabene! Ich finde es respektlos.
@ Murks…tja wie es auch immer ist, privilegiert sind eh immer nur die „gestopften“. Besonders schöne Gräber, Gruften etc. werden in Deutschland unter Denkmalschutz gestellt. Das konnten sich eh nur die Reichen leisten. So ist es auch heute noch. Wer reich oder ist kann, sich „unsterbliche“ Denkmäler setzen. Vom Pöppel werden dann eben nach ein paar Jahren die Gebeine wieder ausgescharrt und weggeschmissen.
Ist doch alles zum k…..
@ Christians Ex
Alles Ansichtssache. Wenn man es so gewohnt ist und es nicht anders kennt wird es einen sicher nicht stören und man empfindet das dann auch nicht als respektslos…außerdem ist es den Toten wahrscheinlich ziemlich egal, die sind bekanntlicherweise tot.
@4: Knochen gehören jetzt nicht unbedingt zu den leicht zersetzenden Materialien.. Archäologen wären wohl sehr unglücklich wenn es so wäre 😉
@5: Hmm ich sehe da das Problem nicht, was schlagen sie denn vor? Die hübschen, historisch interessanten Denkmäler niederreißen (beim Denkmalschutz gehts in dem Fall ja nicht um die Person), oder Gräber für die Ewigkeit verkaufen und nach einiger Zeit gar keinen Platz mehr zu haben?
Ich würde mir ja nicht so viel Sorgen um mein Grab machen, ich hoffe doch, dass wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dass es nicht darin besteht in seinem Sarg zu liegen :p
Wie ist das eigentlich, ist es heute noch üblich, ausgehobene Knochen in ein Beinhaus zu legen oder wo kommen die dann hin?
@ Christians Ex Bei „unserer“ katolischen Kirche sind rund um die Kirche Plattengräber die zugleich den Boden bilden. Da müsste man in die Kirche schweben um nicht über Tote zu gehen. Und ausserdem tönt es doch ganz gut, wenn sage, dass ich über Leichen gehe um Sonntags in den Gottesdienst zu kommen 😉
Und so weit ich weiss, hat sich noch nie jemand der darunter liegenden beschwert.
Knochen können sich je nachdem seeehr lange halten. Hier wurde mal ein Kirchplatz gepflastert, dabei wurden jede Menge Knochen ausgebuddelt – der Friedhof um die Kirche war schon seit 200 Jahren keiner mehr…
Vor wenigen Jahren sind die Archäologen hier sogar auf Bestattungen aus der Steinzeit gestoßen – Linienbandkeramik, etwa 7000 Jahre alt, da waren auch noch Knochen übrig, so dass man die Reste eindeutig als Skelett erkennen konnte.
Rund um die alten Kirchen und auch in den Kirchen wurde früher bestattet – die Gräber liegen in der Regel bis heute da. Auf den Dörfern hier in der Gegend ist das bis heute so, dass die Friedhöfe an den Kirchen liegen, mittlerweile gibt es aber überall feste Wege zu den Kirchen.
@Christians Ex:
Dinosaurier gabs dann wohl auch noch bis vor wenigen hundert Jahren oder so. Deren Knochen lassen sich ja auch noch weltweit finden 😉
Irgendwie gefällt mir der Gedanke auch nicht, dass irgendwann wer mit nem Bagger ankommt und meine schönen Knochen durch die Gegend schippt.
Aber Platzmangel ist Platzmangel und solche Dinge müssen, pragmatisch betrachtet, einfach sein.
Ich finde aber schon recht seltsam, dass zunächst so ein Brimborium um Totenruhe und so gemacht wird (als wenn dass die noch stören würde), und nach Ablauf der amtlich festgelegten Frist ist es plötzlich kein Toter mehr, dessen Ruhe „gestört“ werden könnte, sondern nur noch olles Geraffel, das man, wenn es im Weg rumliegt, ausbaggern und irgendwo in die Ecke schmeißen kann. Irgendwie scheinheilig.
Wenn es bei mir soweit ist, habe ich hoffentlich eine möglichkeit gefunden, „auf ewig“ iorgendwo rumliegen zu dürfen, bis ich den Archäologen in fernen Jahrhundeten eine Freude machen kann.
Bei den meisten kommt doch nach 25 Jahren eh keiner mehr zum Grab gepilgert.Hier auf unserem Friedhof sind jetzt auch schon so Gräber wie in den USA.Nur Steine über die man laufen kann,mehr nicht.Es gibt also keine Grabpflege,was ich klasse finde.(ist natürlich Ansichtssache)
Ich persönlich denke auch nicht, das ich mich nach meinem Tot noch interessiere wie mein Grab aussieht und wer da die Blumen gießt! Was wäre das denn dann für eine „ewige Ruhe“?
Bei uns machen die Betatter jetzt auch so tolle Gärten auf dem Friedhof,das hält dann aber sicher auch nicht für immer.
Hier mal der Link:
http://www.suttmeyer.de/index.php/ideegde.html
Wäre doch alles kein Problem, wenn sich die Leute feuerbestatten lassen würden. Eine sich zersetzende Urne noch als Grabbeigabe – und schon muss sich niemand mehr Gedanken machen.
Dieses Grab wird sich in 25 Jahren selbst vernichten! Kobra, übernehmen Sie!
@T-M: Recht hast. Während er in der einen Ortschaft nur 18 Jahre tot sein darf, bis er als „vergangen“ gilt, hat er im anderen Ort 30 Jahre Zeit nichts mehr ist. Nur auf Privatfriedhöfen darf es ewig dauern, oder wenn Du eine Geschichtsperson oder Sagengestalt bist.