Zum Thema Rechtschreibung schrieb ich, daß Goethe und Schiller oft jeder für sich eine andere Schreibweise eines Wortes für richtig hielten und manchmal innerhalb eines Satzes sogar verschiedene Schreibweisen eines Wortes verwendeten. Dazu schreibt ein Leser:
Na ja, zu Zeiten von Goethe bzw. Schiller gab es auch noch kein Wörterbuch.
Adelung hatte zwar zu Goethes und Schillers Zeiten schon an seinem Wörterbuch gearbeitet. Das eigentliche, erste deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm haben diese erst nach dem Tod der beiden angefangen zu schreiben.
Von einem Duden oder Wörterbuch dürften Goethe und Schiller -wenn überhaupt- nur geträumt haben. 😀Ich würde mal einfach empfehlen, daß sich die Herren/Damen Autoren ein einigermaßen aktuelles Rechtschreibeprogramm laden – zumindest die, bei denen es mehr als nur FLüchtigkeitsfehler sind.
*duck und weg bin*
Recht hast Du. Andererseits kann das Vorhandensein eines Wörterbuches nur dann auch als Vorhandensein von verbindlichen Regeln angesehen werden, wenn dieses Wörterbuch anerkannt und maßgebend in den Zweifelsfällen der deutschen Sprache ist.
Jahrzehntelang war das beim Duden so und so stand es auch auf dem Duden drauf.
Inzwischen läßt der Duden für tausende Begriffe mehrere Schreibweisen zu, beugte sich mal der einen, mal der anderen Reform und hat darüber seinen zweifelsfreien und maßgeblichen Charakter eingebüßt.
Ich fand die Regeln, die ich einst lernte, und deren Richtigkeit immer mit dem Duden untermauert wurde, verständlich und weitestgehend logisch. Deutsch ist eben keine einfache Sprache und hat ein kompliziertes Regelwerk. An einigen wenigen Punkten hätte ich mir auch Vereinfachungen gewünscht, konnte aber mit den bekannten Regeln trotzdem gut leben.
Die dann versuchte Reform mit Vorschlägen wie „Filisofi“ usw. sollte ja in erster Linie eine Vereinfachung bringen.
Man muß sich nun aber fragen, warum man überhaupt eine, über tausende Begriffe reichende, Vereinfachung einführen muß.
Ist es nicht die Aufgabe der Sprachwissenschaftler und -lehrer, die Regeln -und seien sie auch kompliziert- den Lesenden und Schreibenden beizubringen und diese Menschen auf ein Niveau zu erheben, das ihnen die Beherrschung der grundlegendsten Kulturtechniken möglich macht?
Ist es denn wirklich erforderlich, daß man nicht nur die Bewegungen einer lebendigen Sprache ab und zu in die Wörterbücher einfließen lässt und stattdessen dann eine ganze Rechtschreibung in albernster Weise „reformiert“? Mir tun viele der Vorschläge einfach weh und mein Auge mag gar nicht flüssig über so einen Text hinweg lesen.
Ich habe vielmehr das Gefühl, daß man versucht hat, die Sprache bzw. die Rechtschreibung so lange zu beugen, bis sie auf das Niveau eines „Kanakdeutsch“ passt und man nicht mehr die Menschen drängt, es richtig zu lernen, sondern die Sprache so lange kaputt reformiert, bis alles so geschrieben wird, wie es von denen, die die Kulturtechniken nicht beherrschen wollen, sowieso gehandhabt wird.
Mittlerweile sehe ich bei meinen Kindern Aufsätze und Diktate, die nach meinem Dafürhalten von Fehlern nur so strotzen, wobei diese Fehler aber gar nicht als solche markiert wurden und in denen ausgerechnet die Wörter rot angestrichen sind, die nach meinem Sprachempfinden korrekt geschrieben sind.
„Ja Papa, ich weiß wie das richtig geschrieben wird, aber ich muß das so scheiße schreiben, so will die Lehrerin das.“
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Beifall! Geht mir auch immer so …
Schlimm finde ich auch die eingedeutschten Anglizismen wie z.B. „puschen“, hergeleitet bzw. vergewaltigt von „to push“. Wenn man sich schon der Vereinfachung der deutschen Rechtschreibung und Grammatik widmet, sollte man dahingehend auch ein Regelwerk einfliessen lassen, das solche Entgleisungen mit der sofortigen Todesstrafe ahndet!
@Tom und Ma Rode: meine folzte Tsustimmunk. 😉
Ich bekomme auch regelmäßig das große Grausen bei Begriffen wie „Delfin“, „Fantasie“ oder Ähnlichem. Unsere Sprache wurde mit der Reform der Reform schlicht und einfach verhohnepiepelt.
Ist das Thema immer noch nicht durch? Bei jeder Reform schreit der Teil, der das Alte gewöhnt ist, dass das Neue ja furchtbar sei. Das war schon bei den Postleitzahlen so, die ja heute kein Thema mehr ist, und auch bei der Euro-Umstellung. Klar, dass es bei der Sprache etwas länger dauert, bis das Umgewöhnen länger dauert aber man ist ja selbst nicht gezwungen, die neue Rechtschreibung anzuwenden (außer man ist Lehrer). Deutsch ist halt eine sich wandelnde Sprache. Da gehören Fremdwörter ebenso dazu, die teilweise eingedeutscht werde, wie auch Änderungen bei der Schreibweise. Und durchsetzten wird sich eh‘ das, wie es von den Leuten tatsächlich auf lange Sicht geschrieben wird und nicht, wie es von jemandem „festgelegt“ wird.
Alles halb so wild also…
In der Tat – früher war Sprache ein lebendes, sich veränderndes Gebilde, bei der die Schreibweise von Wörtern sich behutsam veränderte („Cölln am Rhein“). Diese Veränderungen, so nachhaltig und bedeutsam, flossen in die Rechtschreibregeln ein. Ausländische Wörter wurden integriert („Portemonnaie“) oder gerieten bald, weil unmodisch, wieder in Vergessenheit.
Und dann kommt irgendwann ein Gremium, das mangels Beschäftigung meint, die deutsche Sprache neu erfinden zu müssen, und seither herrscht Kuddelmuddel.
Kotzen könnte ich. Ad Nauseam 🙂
Ich haben meiner Kleinen bei einem Aufsatz geholfen, wir haben immer schon einen Duden daneben liegen, damit wir wissen, was denn derzeit erlaubt ist. Gestern kam die Kleine wieder, ich hatte 2 Rechtschreibfehler. Früher wäre das korrekt gewesen..abgesehen davon haben die Kinder heute keine Schönschrift mehr, die haben eine Schrift, die kann keiner lesen. Meine kombiniert gerade Druckschrift und Schreibschrift miteinander, was ich hier zuhause nun ausmerze, aber ist das mein Job oder der des Lehrers? Was ist mit denen, die keine Eltern oder Nanny haben, die die Hausaufgaben nachgucken?
Das war mal eine große Diskussion, ich habe es damals den Lehrern abgeraten, es in die Benotung miteinfließen zu lassen, weil es viele Kinder benachteiligt hätte.
@Wuff
Schön auf den Punkt gebracht, die Herren und Damen sind wirklich unterbeschäftigt, aber müssen die das an uns auslassen?
Ich weiß gar nicht, wie man Portemonnaie heute schreiben soll, oder Parapluie, Trottoir? Daran haben sie sich doch auch ausgelassen..
Filosofi war doch jetzt ein Witz, oder?
„Ich würde mal einfach empfehlen, daß sich die Herren/Damen Autoren ein einigermaßen aktuelles Rechtschreibeprogramm laden – zumindest die, bei denen es mehr als nur Flüchtigkeitsfehler sind.“
Na und? Das nützt gar nichts. Der Intelligente zweifelt und greift zum Wörterbuch, der Dumme ist von keinem Selbstzweifel angenagt und schreibt weiter lustig falsch.
„wie „Filisofi“ usw. sollte ja in erster Linie eine Vereinfachung bringen“
Schön wäre es ja. Gerade Deutsch lernende Ausländer haben mit diesen „Vereinfachungen“ grosse Schwierigkeiten, anderswo hat man nämlich z.B. das ph beibehalten. Aber so haben sich wieder ein paar Kultusminister profiliert.
Ehe einer meckert: Ich weiss, wo ein „sz“ hinkommt, notfalls wird es mit ALT-225 gebildet. Aber ich schreibe gerade auf einem Notebook mit schweizer Tastatur und da sind ALT-Codes mehr als mühselig zu erreichen.
@Smilla
Nö, Filosofi ist kein Witz, das war stark in der Diskussion.
Hm – Muss man einen Fotografen eigentlich mit „Erlaucht“ ansprechen?
[quote]*duck und weg bin*[/quote]
Aus welchem Wörterbuch stammt das denn?
@Abbo T.Karin: „Das große Entenhausener Wörterbuch, 3. Auflage, Bd. 2“ =:)
Ich schreibe auch weiterhin „Delphin“, „Stengel“, „aufwendig“ und „daß“. Für mich selber muß ich das auch nicht anders. Aber als pflichtbewußte Eltern werden auch wir sicher unseren Kind helfen, und dann werden auch mir wohl oftmals die Haare zu Berge stehen…
Und die blödeste Erfindung ist ohnehin, „dass“ statt „daß“ – ich sehe da keine Spur von Vereinfachung, nur muß ich mich jetzt statt zwischen „s“ und „ß“ eben zwischen „s“ und „ss“ entscheiden…
Und ganz schlimm wird es für die, die das Esszett auch genauso schreiben: „sz“ satt Buckel-S, also „ß“. Aber das ist der persönliche Stil und nicht der deutschen Rechtschreibung geschuldet.
@ 3 Christian: Ja, die Sprache verändert sich, das war schon immer so und wird auch so bleiben. Was hier aber kritisiert wird, ist die „von oben“ verordnete Reform der deutschen Sprache. Sofern sich die Dudenredaktion auf die Dokumentation der bereits im Sprachgebrauch genutzten Änderungen beschränken würde, wäre alles gut. Aber Änderungen vorzuschreiben, weil ein Gremium sie als „richtig“ beschlossen hat (Stängel ist so ein Beispiel), ist meines Erachtens bürokratischer Unfug.
Gegen die fortschreitende Eindeutschung von Fremdwörten, die damit irgendwann zu Lehnwörtern werden, habe ich nichts einzuwenden – oder schreibt heute noch jemand Fenestra oder Bureau in (normalen) deutschen Texten?
Fotografieren ist schon normal, Delfin ist noch seltsam, und Filosofie geht noch nicht. In dreißig Jahren ist dann der Delfin auch normal und die Filosofie auch nur noch seltsam. Das einzige, was Bestand hat, ist die Veränderung. Sofern sie langsam erfolgt, tut sie auch nur selten weh. Aber eine Sprache im Hauruckverfahren zu modernisieren muss scheitern.
Stängel…jesses….ich komme ja nie über eine 2 hinaus. Dann nehme ich lieber Sprossachse…
@ TOM. [quote]“Ja Papa, ich weiß wie das richtig geschrieben wird, aber ich muß das so scheiße schreiben, so will die Lehrerin das.“[/quote] Volle Zustimmung. Ich schreibe zwar auch öfter einen argen Stuss, aber so mancher mehrfach reformierte Begriff schmerzt derart in den alten Augen dass ich darüber komplett den (Lese-)Faden verliere.
@ Smilla. [quote]Ich weiß gar nicht, wie man Portemonnaie heute schreiben soll, oder Parapluie, Trottoir? Daran haben sie sich doch auch ausgelassen..
Filosofi war doch jetzt ein Witz, oder?
[/quote] Ich schreibe immer Geldbörse, Gehsteig und Schirm, da bin ich auf der sicheren Seite.
@ Wuff. [quote]Hm – Muss man einen Fotografen eigentlich mit „Erlaucht“ ansprechen?
[/quote] „Eure (Unter-)Belichtetheit“ genügt als Titel, denke ich. „Durchlaucht“ hat mehr so was von Gemüsesuppe, finde ich. 🙂
B. A.
Ich muss ja leider, wenn ich Artikel oder Bücher schreibe, die aktuellste Rechtschreibung wählen (was mir als 41jährige nicht leicht fällt). Dabei versuche ich mittlerweile jedes Wort zu vermeiden, bei dem ich Krämpfe kriege – nur auf das Wort „Stengel“ kann ich schlicht nicht verzichten – und ich schreibe es dann trotzdem mit e und meine Lektorin darf es heimlich ändern….
Privat halte ich an dem ß fest wo es geht, ich verwende ph wo es früher mal stand und dreimal der gleiche Buchstabe hintereinander geht gar nicht; egal was Duden sagt. Ich mag die Reform nicht und finde auch keineswegs, daß die Rechtschreibung dadurch einfacher wurde. Und – wo wir gerade dabei sind – ich habe kein Problem damit, wenn man hin und wieder Fehler macht, nur sollten sie nicht überhand nehmen. Schlimm ist es allerdings, wenn sogar die Nachrichtensprecher der Tagesschau nicht wissen, wann sie „wie“ und „als“ bei Vergleichen zu verwenden haben. Wenn das mal wieder falsch verwendet wird, rollen sich mir die Fußnägel auf.
@Kryptische: „als wie“ wird sicher gern genommen …
Ach ich wuerde das alles nicht so eng sehen. Klar nervt manches an der RRF und manches ist sicher auch nicht logischer als die Regeln vorher. Und es wird immer noch genauso viel falsch geschrieben wie vorher. Aber ganz ehrlich: Der Duden ist in vielem auch wesentlich flexibler geworden und wenn man die neue Rechtschreibung oft genug liest, gewöhnt man sie sich auch an sie, genauso wie ich mich durch Lesen an die alte Rechtschreibung „gewöhnt“ hatte und sie dadurch lernte.
Schreiben ist eine Kulturtechnik, die sich genauso wie die Kultur weiterentwickelt. Manches davon ist idiotisch und wird sich vielleicht auch gar nicht langfristig durchsetzen. Vielleicht ist auch irgendwann SMS-Kurzschrift als offizielle Schreibweise zugelassen 🙂
Und ja, ich werde auch weiterhin gegen Deppenapostrophe, Idiotenleerzeichen und „Sinn machen“ wettern, aber im Grunde ist das alles einfach nur eine gesellschaftliche Entwicklung. Mir ist das alles lieber als den Verein Deutsche Sprache, die sich nörgelnder Weise über Sprachpanscher aufregen. Oder wie Anatol Stefanowitsch die mal so schön schrieb: Verein der Drögen Sprachmythen.
Hm, das von Henning oben bemängelte „dass“ ohne ß finde ich hingegen eine der wenigen sinnvollen Korrekturen in der Reform; in meiner Grundschulzeit wurde uns schon beigebracht, dass normalerweise nach einem langen Vokal wie in „Fuß“ eben ein ß hingehört, nach einem kurzen Vokal wie in „Tasse“ hingegen ein Doppel-s. Normalerweise. Aber es gab eben zahlreiche Ausnahmen. Die sind jetzt weg, die alte Regel ist jetzt nur konsequent umgesetzt. Konsequenz finde ich gut. Und konsequenterweise muss das kurz gesprochene „dass“ eben auch ein Doppel-s- verpasst bekommen.
Blöd ist nur, dass bei vielen nur angekommen ist, dass das ß angeblich abgeschafft worden sei und die nun auch voller Überzeugung Strasse, Fuss und Musse schreiben…
@Kryptische (14):
Wenn Du die aktuelle Rechtschreibung verwendest, reicht das völlig, das ist auch nicht steigerungsfähig. 😉
@Kryptische (14): „…und dreimal der gleiche Buchstabe hintereinander geht gar nicht“
Naja, „gar nicht“ war aber auch schon vor der großen Rechtschreibreform falsch, da kam es nämlich darauf an, ob darauf ein Vokal oder ein Konsonant folgte.
Also „Schiffahrt“ und „Fußballuftpumpe“, aber „Sauerstoffflasche“ und „fetttriefendes Pappplakat“.
Da finde ich jetzt ehrlich gesagt die „neue“ Regelung besser. Zugegebenermaßen sehen 3 gleiche Buchstaben hintereinander nicht so toll aus, aber das hatte man ja früher auch zum Teil, und jetzt ist es immerhin einheitlich.
@ 17 Matze65- ich bin der Anssicht, eine Komparation des eigentlich absoluten Adjektives „aktuell“ ist zulässig und durchaus gebräuchlich und in diesem Zusammenhang von mir eher Spaßig als zu zu bierernst gemeint.
@ 18 Marco Ja, da muss ich dir recht geben, wobei ich mich halt mit der Brennnessel einfach nach wie vor schwer tue (was eigentlich so ziemlich das einzige Wort mit drei hintereinander folgenden Buchstaben ist, welches ich häufiger verwende.
Warum sind es eigentlich immer Wesen mit männlichen Namen, die meinen wirklich alles und jeden korrigieren zu müssen? 😉
Naja, und was spricht wirklich gegen Delfin, Fotografie, Büro und im Extremfall Filosofie, außer, dass man es so nicht gewohnt ist? Dass die Herkunft von Worten mit der Zeit schwerer erkennbar wird, ist normal.
Ehrlich gesagt scheint in diesem Text vor allem eine konservative Grundeinstellung durch, und man kann das für sich ja so halten.
Irgendwie „besser“ ist die alte Schreibweise aber auch nicht. Etwas einfacher erscheint mir die neue, als jemandem, der in der Grundschule noch die alte lernen, im Gymnasium dann aber später die neue verwenden musste.
Die meisten Kritiker meckern auch nicht über irgend welche neuen Regelungen oder Widersprüchlichkeiten, sondern stören sich einfach daran, dass ein paar Wörter jetzt anders aussehen.
Man kann sich ja an Ungewohntem stören, aber man muss nicht gleich eine Grundsatzdebatte daraus machen.
@daniel
Man muss tatsächlich keine Grundsatzdebatte draus machen, zumal im „normalen“ Umfeld ja jeder schreiben kann, wie er mag.
Ein bischen aufgesetzt und von oben verordnet wirkt die Reform schon. Allerdings hatten ALLE, die heute Krokodilstränen weinen in den Readktionen, insbesondere z.B. der FAZ. SEHR lange Gelegenheit sich an dem Prozess zu beteiligen, der letztendlich zu dem jetzigen, auch in meinen Augen unbefriedigenden Ergebnis geführt hat. Sie haben es versäumt, daher mögen sie bitte heute schweigen.
@14,15
Ich komme aus der „alswie“ Gegend (Nordhessen) und bin damit aufgewachsen. In anderen Gegenden ist das durchgängige „wie“ eher verbreitet, früher ist meist durchgängig „als“ verwendet worden. In der Umgangssprache mag das für den, der die (heute) korrekte Anwendung bevorzugt, merkwürdig erscheinen, es ist für mich aber auch kein Beinbruch.
Es ist aber sicher kein Fehler, wenn das in den „offiziellen“ Medien in ihrer Vorbildwirkung (gibt es die noch?) korrekt verwendet wird.
KAUTSCH!
Wie Tom schon richtig bemerkte, krankt die Rechtschreibreform daran, dass man eben nicht den Duden der normalen Sprachentwicklung angepasst hat, sondern dass man von oben eine Reform aufoktroyiert hat und meinte, wenn die Kultusminister das entscheiden, dann klappt das schon.
Dabei wurde weder mit Logik noch Verstand vorgegangen sondern mit Berufsbeamtentum. Und das war bei sowas noch nie für was gut. Die Folge sieht man jetzt: Babylonische Sprachverwirrung anstatt Erleichterungen.
@Tante Jay
Aufoktroyiert ist ein Pleonasmus, so wie der Ausdruck weisser Schimmel.
Ansonsten absolute Zustimmung.
Ich schließe mich Marco und Matze65 an. Die Verwendung von -ss- und -ß- finde ich jetzt ehrlich gesagt auch einfacher. Auch mit den drei gleichen Buchstaben aufeinanderfolgend kann ich mich anfreunden. Wie schon erwähnt war auch auch vor der Reform „Sauerstoffflasche“ richtig, jedoch „Schifffahrt“ falsch, für mich ohne erkennbaren Grund. Dass das jetzt einheitlich ist, finde ich sinnvoller. Zumal es mir dabei wirklich um die Einheitlichkeit geht. Gerne schreibe ich weiter „Schiffahrt“, aber dann bitte auch konsequenterweise „Sauerstofflasche“.
Was mich an der Reform gestört hat, war die Kleinschreibung von Anredepronomen in Briefen. (Also bei „du“ und „ihr“, die höfliche Anrede „Sie“ ist ja groß geblieben)
Ich schreibe das weiterhin in Briefen, E-Mails, SMS und IMs groß. Das ist für mich Zeichen des Respekts. Ich habe einer Rechtschreibreform wegen nicht weniger Respekt vor meinem Gegenüber. (Zumal diese Änderung meines Wissens schonwieder gestrichen wurde)
@ kall:
Die gibt es nicht mehr. 😉
@19 Kryptische
Ist mir heute auch das erste Mal so aufgefallen. Vor allem sind es heute so viele Männer…und so gewöhnliche Namen…
@21 Kall
Hier in Hessen spricht niemand korrekt. Hier im Hessenländle ist alles Mundart, der Ton und die Grammatik, wenn man das noch so bezeichnen kann, so dürfte man niemals schreiben. oder die Tagesthemen vorlesen.
Jetzt krieg´ich den hessisch babbelden Nachrichtensprecher nicht aus dem Kopp…
Wer der Meinung ist das wäre doch alles „nur halb so schlimm“ und es ginge nur um des Gejammer von Ewiggestrigen, der hat offenbar zu wenig Kontakt zur „Basis“.
Ich arbeite in einem Verlag der u. a. auch diverse Gemeindeboten und Regionalzeitschriften herausgibt, über meinen Schreibtisch laufen also regelmäßig Texte aus allen Bereichen des täglichen Lebens, aus Verwaltungen, Schulen und Vereinen. Und ich kann nur sagen: seit der Rechtschreibreform geht es konstant bergauf – mit den Fehlerquoten. Ich will das jetzt nicht endlos auswalzen, aber es gibt z. B. unglaublich viele Leute die meinen dass man jetzt kein ß mehr benutzt und daher auch „Strasse“ schreiben. Statt wirklich zu vereinfachen und den Leuten das Leben leichter zu machen sind jede Menge Sonderfälle hinzugekommen, und durch die Unmengen von „aber auch“-Alternativschreibweisen herrscht eine trotzige „ach das wird so schon richtig sein“-Grundhaltung.
Dabei wäre das doch alles nicht nötig gewesen, wer sich nicht sicher ist wie ein Filosof geschrieben wird nimmt halt einfach „Denker“ …
Habe es mir gerade (beim schnelleren Tippen kommt da bei mir immer „gerda“ raus, mal so nebenbei erwähnt) mit Kaffee und Kuchen vor dem Bildschirm bequem gemacht.
Jetzt warte ich nur noch auf die Sprachfetischisten und andere Fachleute. 🙂
B. A.
@ B.A.
darf ich mich zu dir einladen.
Gegen einen Kaffee und einen leckeren Kuchen hätte ich nichts dagegen.
Ich finde es schon erstaunlich, über was man sich so alles auslassen kann und gerade in punkto Rechtschreibung – das ist doch eine unendliche Geschichte. Für mich kommt die ganze Rechtschreibreform – wie für viele hier denke ich – um Jahrzehnte zu spät – meine Rechtschreibnoten wären sonst andere gewesen.
Leute, die Sonne kommt wieder hervor, laßt das Goethedenkmal durch die Bäume schillern und genießt die schönen Stunden!!
Ich schließe mich der „so schlecht ist die Reform auch wieder nicht“-Fraktion an.
Einige Änderungen, wie zB die heysesche ß/ss-Schreibung, die konsequente Verwendung von Tripelbuchstaben, … finde ich sinnvoll.
Bei Anpassungen an die Wortherkunft („Stängel“, „Gämse“, …) kann man über die Sinnhaftigkeit streiten; jedenfalls wurden sie, wenn man sie schon vornimmt, nicht ausreichend konsequent durchgesetzt (es muss zB dann auch „Ältern“ – von „alt“ – heißen).
Die Änderungen von „ph“ auf „f“ stören mich insofern, weil das Deutsche ja ohnehin keine 100%-ig strikte Phonem-Graphem-Relation besitzt (wie etwa das Spanische oder das Italienische); wenn man das ernst meinen würde, müsste man einiges umwerfen (zB am Wortanfang „schp“ und „scht“ statt „sp“ und „st“, und viele andere Dinge). Ich schreibe weiterhin, wenn möglich, „ph“.
Die Kleinschreibung von „du“ in Briefen stört mich nicht so sehr.
@Kryptische: zum Thema „eher nicht so bierernst gemeint“: Du hast den 😉 an meiner Anmerkung oben sicher nur übersehen, oder? Die Anmerkung hat mir nur so in den Fingern gejuckt, dass sie ‚rausmusste. Du hast Dich so schön über „als“ und „wie“ in der Tagesschau aufgeregt (zu Recht!), da war die „aktuellste“ einfach eine Steilvorlage. Meiner ganz persönlichen Ansicht nach ist das Steigern absoluter Adjektive auch eine gewisse Modeerscheinung, ähnlich wie eingedeutsche Anglizismen wie „Sinn machen“. Früher war auch nicht alles besser, aber es gab einen Unterschied zwischen dem steigerungsfähigen „neu“ und dem absoluten „aktuell“. Heute ist eines der beiden Wörter eigentlich überflüssig geworden. Neuer gibt’s nur noch im Fußball. Bierernst sehe ich das alles gar nicht, meinetwegen kann ein jeder so viel alswie, aktueller, sinnloser, filosofisch und auch plöhde Pappplakate mit sovielen p schreiben, wie er will – solange sein Text lesbar bleibt. Ich finde es nur dann schlimm, wenn jemand einfach eine Buchstabensammlung hinrotzt und man als Leser erst mal sortieren soll, wo da Sätze und Wörter anfangen und enden und was der… Weiterlesen »
hi Matze,
ich dachte eher an die Inflation von Daniel, Jens, Holger, Marco und Marc- Werner ist da irgendwie anders.
Dich lese ich ja öfter hier. 😉
Das wäre auch eine interessante Seite an einem Treffen, wer ist real und wer hat 5 Namen. Manchmal ist das ja ein wunderliches Wachstum hier..
😉 Mich schüttelt es auch bei „Majonäse“ und „Portmonee“. Trotzdem wünsche ich allen ein schönes, hoffentlich nicht verregnetes Wochenende. Und wenn jemand bei meinem Gschreibsel einen Fehler zu finden geruht, dann darf er/sie ihn getrost behalten!
Ich hörte vor ein paar Jahren den damaligen rheinland-pfälzischen Erziehungsminister im Radio. Der war zufällig auch noch vom Fach, weil Pädagogikprofessor oder sowas. Und hat keck erklärt: „ich konnte die alte Rechtschreibung nicht, die neue kann ich auch nicht.“
Und solche Dummbeutel haben den Unsinn verzapft, wonach eine Teilnehmerin an einer Sitzblockade eine allein stehende Frau sein kann. Und weitere Aus Ein Ander Sch reibungen.
Ach ja: aufwändig ist immer noch nur Tapete oder Fresko.
Und es stimmt: seit da hin- und herdeformiert wird, wird die Rechtschreibqualität immer schlächter (sic). Zwischen daß und das konnten die meisten unterscheiden, zwischen dass und das offenbar nur eine Minderheit.
Ach ja, ein Paragraf ist ein Emporkömmling mit frisch verliehenem Adelstitel, vermutlich nicht erblich… 😉
@ Wolfram.
Und ein Parapluie ist auch ein windiger Emporkömmling, oder? Zumindest wenn es stürmt.
Die allein stehende Sitzblockiererin finde ich auch gut, dieses Beispiel zeigt doch den ganzen Wahnsinn in der Schlechtschreibreformerei.
Wissenschaftler und (Bildungs-)Politiker leben bekanntermaßen in einem Paralleluniversum.
B. A.
@Wolfram
Alleinstehend kann man nach wie vor zusammenschreiben, abhängig davon, was man ausdrücken möchte.
@Smilla
Ich heiße nun einmal so und lese hier öfters. Ich muss mir nicht unbedingt was tolles ausdenken, wenn ich hier mal einen Kommentar absetzen möchte, nur um authentischer zu erscheinen…
is kann äh sraiben wi is will, Daniel, is lebbe nis in doitslant… und natürlich ist jedem belassen, wie er schreiben will, solange es verständlich bleibt. aber deine Aussage ist, was die offiziellen Regeln betrifft, die in den Schulen gelehrt werden, definitiv falsch: da war es zunächst als falsch bewertet, „alleinstehend“ zu schreiben, und hat man nach einigen Jahren zurückgerudert. Es gibt also in nur fünfzehn Jahren mehrere Generationen Schüler, die mindestens drei verschiedene Rechtschreibungen gelernt haben. Und man war auch noch so bekloppt, die alten Schreibungen als falsch zu deklarieren: „Delphin“ durchgestrichen und „Delfin“ danebengeschrieben an der Wandtafel, wer erinnert sich noch an diese Bilder? Man hätte ja manche Möglichkeiten eröffnen können, ohne die alte Schreibweise gleich für grundfalsch und damit 95% der Bevölkerung für rückständige Idioten zu erklären. Und die Sache mit dem „dass“ zeigt doch, daß die gesamte Reform nur ein Bürokratenakt war, wie Tante Jay als Kennerin der Lage richtig schreibt, und hat man nur eine Vorschrift durch eine andere ersetzt, die die Lesbarkeit – eigentlich Kern und Sinn aller Rechtschreibung… Weiterlesen »
@Smilla: Ich bin auch real, hab auch schon öfter mal, wenn auch nicht all zu regelmäßig, unter diesem meinem Namen hier kommentiert. Und das ist auch mein einziger Name, sorry, dass ich mit keinem anderen leben kann.
Und ähnlich wie Matze konnte ich einfach nicht widerstehen, auf die Steilvorlage zu reagieren 🙂