Wenn Menschen zu uns kommen, befinden sie sich in der Regel in einer außergewöhnlichen Situation. Entweder sind sie tot oder sie trauern gerade um jemanden. Der Tag, an dem mir einer der Verstorbenen mal etwas sagt, den müßte ich noch erleben, aber Tage, an denen mir die Hinterbliebenen etwas drollige Antworten auf meine Fragen gegeben haben, die gab es schon häufiger.
Ich sage: „Jetzt brauche ich noch ein paar Angaben für das Standesamt.“
Sagt der Mann der mir gegenüber sitzt: „Da müssen Sie was falsch verstanden haben, ich will nicht heiraten, sondern unseren Opa beerdigen lassen.“
„Was hat ihr Mann denn gearbeitet?“
„Ja wie, äh, nichts, der war bei der Post.“
„Und wie viele Kinder haben Sie?“
„Keine, die sind aber alle von meinem Mann.“
„Ihre Frau soll also noch einmal aufgebahrt werden.“
„Nee, bloß nicht, ich weiß wie die aussieht.“
„Gut, dann holen wir ihren Schwiegervater heute noch im Krankenhaus ab.“
„Wenn’s nach mir ginge, könnten sie die Schwiegermutter gleich mit abholen.“
„Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?“
„Wenn ich ihn nicht bezahlen muß, gerne.“
„Dann bringen Sie den Anzug für die Aufbahrung vorbei, ja?“
„Nö, mein Mann hatte ja einen Anzug an, als er überfahren wurde, nehmen sie den.“
„Woran ist ihr Mann denn verstorben?“
„Der hatte so einen Wasserschaden, Prostata, Krebs, ging ganz schnell.“
„Haben Sie die Sterbepapiere vom Arzt dabei?“
„Die habe ich heute morgen meinem Sohn geschickt, nach Amerika, der kennt sich besser aus als ich.“
„Möchten Sie noch eine Anzeige aufgeben?“
„Wie jetzt? Bei der Polizei? Muß man das?“
„Wir hätten dann hier noch die Brille und den Schmuck ihres Gatten.“
„Den Schmuck nehm ich mit, die Brille können Sie behalten, vielleicht haben sie ja jemanden. Die Zähne auch…“
„Sie wünschen also eine Einäscherung für ihren Vater?“
„Ja, Hauptsache er wird nicht verbrannt.“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: andere, antworten, Lektorin A, standesamt
Und dabei soll man dann ernst bleiben? 😉
“Was hat ihr Mann denn gearbeitet?”
“Ja wie, äh, nichts, der war bei der Post.”
“Ihre Frau soll also noch einmal aufgebahrt werden.”
“Nee, bloß nicht, ich weiß wie die aussieht.”
Hahahaa XD Grandios!
Das zeugt für mich davon, unter welchem psychischen Stress jemand in so einer Situation steht. Da funktioniert das mit dem Denken halt mal etwas langsamer..
Alles wirklich lustig, bei der Aussage: „Wo sind die Papiere vom Arzt?“ „Die hab ich zu meinem Sohn nach Amerika geschickt..“
Könnte ich ohnmächtig vom Stuhl fallen! Da ich ja selber als Bestatter arbeite weiß ich, was das für Arbeit macht…
Das Denken funktioniert nicht langsamer, sondern wie immer, nämlich gar nicht. Antworten ähnlicher Qualität hat wohl schon jeder gehört, ohne daß die Leute in einer Ausnahmesituation waren. Oder?
also den Spruch mit der Post find ich auch bemerkenswert
🙂
“Gut, dann holen wir ihren Schwiegervater heute noch im Krankenhaus ab.”
“Wenn’s nach mir ginge, könnten sie die Schwiegermutter gleich mit abholen.”
muharharhahr 😀
das mit dem „Wasserschaden“ ist zwar traurig, aber auch gut
so in etwa wie bei Schobert & Black:
„.. voll Schmutz und obszön
aber schön!“ 😉
Früher hat man bei der Post auch nicht gearbeitet, sondern gedieht, das waren noch alles Beamte 😉
Solche Aussagen sind mir mehr als Vertraut: Was arbeiten sie den? Nix, ich bin Beamte….
Ja ne, ist klar….
Um mal weiter über Beamte abzulästern: In deren Dienstvereinbarung (oder wie das heißt) steht drin, dass sie treu dienen sollen – von hart arbeiten ist nicht die Rede (hat mal ein Beamter zu mir gesagt.)
“Dann bringen Sie den Anzug für die Aufbahrung vorbei, ja?”
“Nö, mein Mann hatte ja einen Anzug an, als er überfahren wurde, nehmen sie den.”
*fies*
Macht doch nichts, wenn die Papiere in Amerika sind, dann liegt er halt ein paar Tage länger. Wenn sie die Papiere verschlampt hat, dann warten wir halt bis sie wieder da sind. Die Kühlung kostet pro Tag XX €. ob der jetzt oder in ein Zwei Wochen unter die Erde kommt…… was soll`s ?
Als Bestatter drücke erschüttert ich mein tiefstes Bedauern aus: „Sprechen sie mal mit dem Arzt, vielleicht schreibt der nochmal was Neues aus?“ Soviel Unüberlegtheit gehört sanktioniert, bis es süß kommt.“ – Mann bin ich heut wieder fies drauf! –
In den Reisekostenregelungen für IIRC Bundesbeamte heisst es (sinngemäß) „Mit dem Tod des Beamten endet die Dienstreise“.