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Starker Rückgang kirchlicher Bestattungen

Trauerfeier

Die Bestattungskultur in Deutschland durchläuft seit Jahrzehnten einen tiefgreifenden Wandel. Die traditionellen katholischen und evangelischen Bestattungen verlieren kontinuierlich an Bedeutung. Dieser Trend spiegelt sich deutlich in den aktuellen Zahlen wider, die einen signifikanten Rückgang der kirchlichen Bestattungen im Jahr 2022 belegen. Ein Blick auf die vergangenen Jahrzehnte zeigt, dass dieser Rückgang nicht nur eine kurzfristige Erscheinung ist, sondern Teil eines langfristigen Trends. Was sind die Gründe für diese Entwicklung und welche neuen Formen der Bestattung gewinnen an Bedeutung?

In den 1990er Jahren war es selbstverständlich, dass der Bestatter oft noch während des Beratungsgesprächs mit dem Pfarrbüro telefonierte, um zügig den Beerdigungstermin abzusprechen. Die Anwesenheit des Pastors war der entscheidende Dreh- und Angelpunkt. Selbst Familien, die jahrzehntelang keinen Gottesdienst besucht haben und den aktuellen Pfarrer nicht einmal kannten, legten bei der Beerdigung Wert auf den Beistand der Kirche.

Ich habe das immer für sehr gut gehalten. Einerseits ist das Ritual der kirchlichen Bestattung eine gute Richtschnur in der Trauer. Zum anderen kann das seelsorgerische Gespräch eine großartige Unterstützung bei der Trauerbewältigung sein. Das schreibe ich auch in meinem Ratgeber: „Wenn die Trauer kommt – so geht sie wieder“.

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Wer damals einen Trauerredner beauftragte, das war ein Atheist, ein Freidenker oder sogar mitunter ein Kirchenfeind. Jedenfalls wich er vom Üblichen ab. Das änderte sich dann im Laufe der Jahre. Freie Trauerredner, wie beispielsweise Dirk Schuchardt, der mir in vielen Belangen immer beratend zur Seite steht, übernahmen immer häufiger die Rolle des Zeremonienmeisters. Die Trauerprediger wurden auch immer professioneller und sie bieten oft intensive Unterstützung für Trauernde.

Inzwischen hat sich die Situation erheblich gewandelt.

Der Wandel in der Bestattungskultur

Der Rückgang katholischer und evangelischer Bestattungen

Der Anteil der katholischen und evangelischen Bestattungen in Deutschland sinkt seit Jahrzehnten stetig. Nach den neuesten, aktuell veröffentlichten Angaben betrug dieser Anteil im Jahr 2022 nur noch 46,5 Prozent. Zehn Jahre zuvor lag er noch bei 61,0 Prozent und vor 20 Jahren sogar bei 70,1 Prozent. Im Jahr 2020 fiel der Anteil erstmals unter die 50-Prozent-Marke und erreichte 49,7 Prozent.

In absoluten Zahlen betrachtet, gab es bei beiden Kirchen im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr einen sehr geringen Anstieg der begleiteten Bestattungen. Bei den katholischen Bestattungen stieg die Zahl von 240.040 auf 240.144, und bei den evangelischen von 253.688 auf 255.189. Doch die Gesamtzahl der Verstorbenen in Deutschland stieg deutlich stärker an – von 1.023.687 auf 1.066.341. Dieser Anstieg der Gesamtzahl führte dazu, dass der Anteil der kirchlichen Bestattungen weiter fiel.

Diese Zahlen basieren auf Angaben des Statistischen Bundesamtes sowie der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas hat diese Daten ausgewertet. Die entsprechenden Daten werden in der Regel erst mit zwei Jahren Abstand umfassend veröffentlicht.

Gründe für den Rückgang kirchlicher Bestattungen

Es gibt mehrere Gründe für den Rückgang der kirchlichen Bestattungen in Deutschland. Einer der Hauptgründe ist die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder. Viele Menschen treten aus den Kirchen aus, sei es aus finanziellen Gründen oder aufgrund eines schwindenden Glaubens. Laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes und der Kirchen selbst haben die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten Millionen Mitglieder verloren.

Ein weiterer Grund ist die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft. Immer mehr Menschen betrachten Religion nicht mehr als zentralen Bestandteil ihres Lebens. Sie suchen nach Alternativen, die ihren persönlichen Überzeugungen und Lebensstilen besser entsprechen.

Darüber hinaus spielt auch die zunehmende Individualisierung der Bestattungskultur eine Rolle. Immer mehr Menschen wünschen sich eine Bestattung, die ihre Persönlichkeit und ihre Lebensgeschichte widerspiegelt. Standardisierte kirchliche Rituale erfüllen diese Wünsche oft nicht.

Alternativen zu kirchlichen Bestattungen

Mit dem Rückgang der kirchlichen Bestattungen gewinnen alternative Bestattungsformen an Bedeutung. Zu den häufigsten Alternativen zählen die Feuerbestattung, die Naturbestattung und die anonyme Bestattung.

Die Feuerbestattung ist heute die am weitesten verbreitete Alternative zur Erdbestattung. Sie bietet den Hinterbliebenen mehr Flexibilität bei der Wahl des Bestattungsortes. Urnen können in speziellen Urnenfeldern, Kolumbarien oder auch in der Natur beigesetzt werden.

Die Naturbestattung erfreut sich ebenfalls wachsender Beliebtheit. Bei dieser Form der Bestattung wird die Asche des Verstorbenen in einem Wald, auf einer Wiese oder im Meer verstreut. Diese Art der Bestattung wird oft als besonders naturnah und umweltfreundlich empfunden.

Die anonyme Bestattung ist eine weitere Alternative, die von immer mehr Menschen gewählt wird. Dabei wird auf ein Grab mit namentlicher Kennzeichnung verzichtet. Die Hinterbliebenen können die genaue Lage des Grabes oft nicht bestimmen. Diese Form der Bestattung ist kostengünstiger und entlastet die Angehörigen von der Grabpflege.

Perspektiven für die Zukunft der Bestattungskultur

Der Trend zu weniger kirchlichen Bestattungen und mehr alternativen Bestattungsformen wird sich voraussichtlich fortsetzen. Die Kirchen stehen vor der Herausforderung, ihre Rituale und Dienstleistungen an die veränderten Bedürfnisse und Wünsche der Menschen anzupassen. Gleichzeitig werden neue Anbieter und Dienstleistungen auf dem Markt erscheinen, um den wachsenden Bedarf an individuellen und persönlichen Bestattungen zu decken.

Die Bestattungskultur in Deutschland wird vielfältiger und individueller. Dieser Wandel bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen für alle Beteiligten – von den Kirchen über die Bestattungsunternehmen bis hin zu den Angehörigen der Verstorbenen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen in den kommenden Jahren weiter gestalten werden.

Fazit

Der Rückgang der katholischen und evangelischen Bestattungen in Deutschland ist ein deutlicher Indikator für den Wandel in der Bestattungskultur. Immer weniger Menschen entscheiden sich für traditionelle kirchliche Bestattungen und wählen stattdessen alternative Formen, die ihren persönlichen Überzeugungen und Wünschen besser entsprechen. Diese Entwicklung stellt die Kirchen vor große Herausforderungen, bietet aber auch die Möglichkeit, neue Wege zu gehen und sich den veränderten Bedürfnissen der Menschen anzupassen. Die Zukunft der Bestattungskultur in Deutschland wird von Vielfalt und Individualität geprägt sein.

Version in Einfacher Sprache

Zusammenfassung

Die Bestattungskultur in Deutschland verändert sich stark.

Weniger kirchliche Bestattungen

Katholische und evangelische Bestattungen werden seltener.

Im Jahr 2022 gab es nur noch 46,5 Prozent kirchliche Bestattungen.

Vor zehn Jahren waren es noch 61 Prozent.

Vor zwanzig Jahren waren es 70,1 Prozent.

Im Jahr 2020 fiel der Anteil unter 50 Prozent.

Das zeigt, dass immer weniger Menschen kirchliche Bestattungen wählen.

Gründe für den Rückgang

Viele Menschen sind keine Kirchenmitglieder mehr.

Immer mehr Menschen verlassen die Kirche.

Das liegt oft an Geld oder schwindendem Glauben.

Religion ist für viele keine wichtige Sache mehr.

Menschen suchen nach Alternativen, die besser zu ihnen passen.

Sie wollen eine Bestattung, die ihre Persönlichkeit zeigt.

Kirchliche Rituale erfüllen diese Wünsche oft nicht.

Alternativen zu kirchlichen Bestattungen

Andere Bestattungsformen werden beliebter.

Die Feuerbestattung ist die häufigste Alternative.

Hier wird der Körper verbrannt und die Asche beigesetzt.

Die Naturbestattung wird auch beliebter.

Die Asche wird im Wald, auf einer Wiese oder im Meer verstreut.

Es gibt auch anonyme Bestattungen.

Hier gibt es kein Grab mit Namen.

Das Grab ist nicht genau zu finden.

Das ist günstiger und die Angehörigen müssen kein Grab pflegen.

Die Zukunft der Bestattungskultur

Es wird wohl immer weniger kirchliche Bestattungen geben.

Die Kirchen müssen ihre Rituale ändern.

Neue Anbieter werden kommen, um individuelle Bestattungen anzubieten.

Die Bestattungskultur wird vielfältiger und persönlicher.

Das ist eine Chance und eine Herausforderung für alle.

Fazit

Immer weniger Menschen wählen kirchliche Bestattungen.

Sie suchen nach Alternativen, die besser zu ihnen passen.

Die Kirchen müssen sich an die neuen Wünsche anpassen.

Die Zukunft der Bestattungskultur wird vielfältig und individuell sein.

Quellen

Bildquellen:
  • Trauerfeier: Peter Wilhelm KI


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Lesezeit ca.: 9 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 28. Juni 2024

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