Frag doch den Undertaker

Sterbedatum unklar?

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Ich habe neulich eine Sterbeurkunde gesehen, auf dem ein unklarer Todeszeitpunkt eingetragen war, weil da wohl jemand tot in seiner Wohnung aufgefunden worden ist. In der Sterbeurkunde stand dann unter Sterbedatum „zwischen dem 03.05. 18:00 Uhr und dem 04.05. 8:00 Uhr“.
Was schreibt man denn in so einem Fall auf den Grabstein!? Da steht doch eigentlich immer ein konkretes Sterbedatum?

Wenn es nicht eindeutig feststellbar ist, wann jemand gestorben ist, kann der Arzt auch kein eindeutiges Datum und schon gar keine Uhrzeit auf die Todesbescheinigung schreiben. Je kürzer die Zeit zwischen Eintritt des Todes und dem Eintreffen des Arztes ist, umso genauer wird der Arzt den Zeitpunkt festlegen können. Das geht von z.B. „03.05.2007 gegen 19.30 Uhr“ bis z.B. „zwischen dem 03.05.2007 und dem 27.05.2007“ usw. Kann der Arzt gar keine näheren Angaben machen, z.B. weil der Leichnam schon sehr weit in der Verwesung befindlich ist, wird oft auch als erster Zeitpunkt das letztmalige Gesehenwerden genommen und als Endzeitpunkt derjenigen, auf den der Arzt aufgrund der Erscheinung der Leiche schließen muss.

Es ist auch in den vergangenen Tagen hier, im Zusammenhang mit Erbe und Eintreffen des Arztes usw. sehr viel Falsches in Kommentaren geschrieben worden. Maßgebend ist der Zeitpunkt, an dem ein Mensch verstorben ist bzw. verstorben sein müsste und nicht der Zeitpunkt an dem der Arzt tätig wird.
Es ist für den Todeszeitpunkt nämlich vollkommen unerheblich, wann der Arzt eintrifft und welchem von mehreren Toten er sich zuerst zuwendet. Er wird ja nicht die Handlung des Arztes, nämlich die Feststellung des Todes, als Todeszeitpunkt eingetragen, sondern der Zeitpunkt, von dem der Arzt weiß/meint, daß es der Todeszeitpunkt ist. Stirbt jetzt beispielsweise jemand auf dem OP-Tisch, wird unverzüglich nach Eintritt des Todes dieser Umstand in das OP-Protokoll eingetragen und ist vermutlich sehr exakt. Stirbt hingegen jemand zu Hause in familiärer Obhut, so wird der oft erst nach 1-2 Stunden eingetroffene Arzt die Familienangehörigen fragen, wann der Tod eingetreten ist. Ist diese Angabe plausibel, stimmt also mit seinen Beobachtungen und Feststellungen überein, trägt er diesen Zeitpunkt ein.

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Wenn also zwei Menschen durch ein Unglück gleichzeitig versterben, beispielsweise Explosion, Autounfall, Feuer, Gasvergiftung usw. ist es unerheblich, wann die Leichen dem Arzt vorgelegt werden oder welcher er sich zuerst zuwendet.

Dass das manchmal anders gemacht wird und der Todeszeitpunkt etwas anders eingetragen wird, kann auch daran liegen, daß noch reanimiert wird und danach vermeintliche Lebenszeichen festgestellt wurden oder daß sich der „Sterbende“ in einem Rettungswagen befindet und man (aus mehrfach beschriebenen Gründen) unbedingt möchte, daß er erst in der Klinik verstirbt usw.

Ist nun, um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, das Todesdatum unklar, nimmt man i.d.R. das letzte Datum für den Grabstein. Es kann ja nach den Angaben auf der Sterbeurkunde nicht ausgeschlossen sein, daß der Mensch in der Zeit vor dem letzten angegebenen Datum doch noch gelebt haben könnte.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#sterbedatum #unklar?

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