Frag doch den Undertaker

Sterbegeldversicherung, unser Versicherungsmann bietet stattdessen Aktien an

Hallo Tom,
ich lese Dein Bestatterweblog nun schon viele Jahre und habe mich noch nie zu Wort gemeldet. Deshalb habe ich fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich jetzt mit einer Fachfrage komme. Du darfst die Zuschrift gerne veröffentlichen, wenn es geht aber ohne Namen.
Ich habe nun meine Bestattungsvorsorge in Angriff genommen, mein Mann will ja nicht, der will gar nicht über das Thema reden.
Der Bestatter will, daß ich das Geld auf ein Sparbuch einzahle, da weiß ich, daß Du das auch nicht schlecht findest. Aber ich habe auch schon mehrmals hier gelesen, dass Du auch zu einer Sterbegeldversicherung rätst. Unser Versicherungsmann, der schon Jahrzehnte alles für uns macht und mit dem wir an sich zufrieden sind, will mir aber nun unbedingt eine Risiko-LV verkaufen.
Er hat auch Fond-Anteile und Rentenpapiere sowie Aktien angeboten.
Die Sterbegeldversicherung sei unattraktiv sagt er und lässt sich da auf nichts ein.
Wie komme ich an eine richtige und gute Sterbegeldversicherung?
Schon mal jetzt vielen Dank für Deine Antwort und falls keine kommt, ist auch nicht schlimm.

So Versicherungsleute sind mir lieb.
Natürlich ist es die Aufgabe eines guten Versicherungsberaters, seine Kunden auch vor unnötigen oder wenig sinnvollen Versicherungen zu warnen. Und ich nehme an, dass die Gesellschaft für die er tätig ist, gar keine attraktive Sterbegeldversicherung im Portfolio hat.

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Aber im Grunde genommen hast Du ja genau formuliert, was Du haben möchtest und da ist es schon etwas fragwürdig, wenn Dir stattdessen Fond-Anteile oder Aktien angeboten werden. Bei solchen Anlageformen, habe ich das Gefühl, weiß man doch nie, was am Ende dabei herumkommt.

Immer wieder schwirren die komischsten Geschichten und Behauptungen über die Sterbegeldversicherungen durch den Blätterwald. Sie werden meist unreflektiert und vollkommen unüberprüft aus den Pressemitteilungen der Finanzwirtschaft übernommen, die natürlich lieber andere Produkte verkauft, bei denen sie mehr verdient. Leider kommt dann am Ende oft gar nichts oder nicht genug heraus und alles was gelaufen ist, ist eine jahrelange Zahlung des Kunden, die zuerst zur Erwirtschaftung der nicht unbeträchtlichen Provisionen und Verwaltungsgebühren herangezogen wird.

Ich persönlich kenne die Sterbegeldversicherung noch aus der guten alten Zeit, wo es nachbarschaftliche Hilfsvereine und „Sterbekassen“ waren, in die man Groschenbeträge wöchentlich einzahlte und die dann ohne großen Verwaltungsapparat am Ende eines Lebens schlicht und ergreifend eins getan hat, nämlich die Beerdigung bezahlen.

Und solche Spezialversicherungen genau für diesen Zweck gibt es auch heute noch. Unterm Strich kommt man auf eine laufende Verzinsung von rd. 4 % zuzüglich Gewinnausschüttung.
Das Wichtigste jedoch ist in meinen Augen, daß Sparbücher, irgendwelche anderen Anlageformen und komische Sparpläne von Bestattern ja erst dann die Beerdigung bezahlen können, wenn man irgendwann in ferner Zukunft fertiggespart hat. Bis dahin ist ja immer nur ein Teilbetrag im Topf und mehr kann da auch nicht heraus kommen.
Die klassische Sterbegeldversicherung ist aber genau für den Zweck gemacht worden, um nämlich dann wenn man es braucht, im Sterbefall, genau das zu bezahlen, was man dann braucht: Die Bestattung.
Nach einer kurze Wartezeit, damit sich also nicht die schon beinahe Toten auch daraus bedienen, steht die Sterbegeldversicherung, eben weil es kein Sparen in kleinen Schritten ist, mit der vereinbarten Versicherungssumme parat. Egal wie viel man bis dahin eingezahlt hat.

Man stelle sich mal vor, man möchte eine Hausratversicherung abschließen und jemand rät Dir: Sparen sie das Geld doch lieber langsam an!
Was machst Du dann, wenn morgen eingebrochen wird?
Diese ganzen Sparverträge und Lebensversicherungen haben u.a. einen geringen Zins, das Risiko der Kapitalanlage, oft einen fehlenden Vers.Schutz bei Auslaufen der RLV gerade im Alter.

Bei einer guten Sterbegeldversicherung kommt IMMER was raus und seien es nur die bis dahin eingezahlten Beiträge. (Das kann immer dann passieren, wenn man sich anmeldet und der Sterbefall kurz danach passiert, wenn also so gut wie noch gar nichts im Topf ist und die Gesellschaft somit aufgrund der kurzen zeit auch nichts erwirtschaften konnte.) Aber dann hat man wenigstens gar keinen finanziellen Verlust erlitten und diese Wartezeiten sind oft gestaffelt und recht kurz.

Deshalb rate ich, so früh wie möglich so eine Sterbegeldversicherung abzuschließen, dann sind die Beiträge niedrig und die Wartezeit spielt sowieso keine Rolle.


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 15. März 2012 | Revision: 28. Mai 2012

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12 Jahre zuvor

Was ist ein toter Versicherungs-/Finanzmakler am Meeresgrund?

Ein guter Anfang!

Brummbär
12 Jahre zuvor

Klare Ansage, dass man mit diesem Versicherungsvertreter keine Geschäfte machen sollte.
„Ich hätte gerne 100 g gekochten Schinken.“
„Nehmen Sie doch lieber zwei Landbrote. Den Schinken würden Sie ja doch nicht mögen.“
So geht das nicht. Ein Versicherungsmakler ist ein Dienstleister. Er leistet Dienste, er bestimmt nicht über mein Leben.

Garfield
12 Jahre zuvor

Als ehemaliger Vermögensberater liest man sowas echt gerne. Solche Leute ruinieren einem den Ruf, bevor man beim Kunden vorstellig wird. Einen Aktienfond statt einer Sterbegeldversicherung? Der hat doch ’ne Meise. Ein Aktienfond ist dann gut, wenn man auf das Geld nicht angewiesen ist, es eine Weile liegenlassen kann und kurzfristige Verluste verschmerzen kann. Wenn dann die Beerdigung ansteht, sind die Aktien vielleicht im Keller. Klasse Idee.

Eine Sterbegeldversicherung ist hier höchstens für den Berater unattraktiv.

Brummbär
12 Jahre zuvor

@ Garfield: Um das nochmal klarzustellen: Ich sehe das so wie Du, so jemand schädigt das Image der ganzen Branche. Die meisten, Versicherungsmakler mit denen ich zu tun hatte sind kompetent, nett und empfehlenswert. Einer wie in der Anfrage sorgt höchstens für einen Zosterausbruch

Garfield
12 Jahre zuvor

@ Brummbär:

Habe ich schon richtig verstanden, keine Sorge. 🙂

Es ist halt einfach so, dass es zwanzig kompetente und ehrliche Leute gibt, die auf einen unehrlichen kommen. Gerade im Zeitalter des Internets ist sowas dann für die gesamte Branche ein Schaden, weil der eine mehr Schaden anrichtet, als die zwanzig gutes tun.

Ich verstehe die Typen aber auch nicht. Mir hat man in der Ausbildung eingebleut, den (potentiellen) Kunden nicht auf den Keks zu gehen und sie ehrlich zu beraten, selbst wenn das bedeutet, dass man auf Provision erstmal verzichten muss. Der Kunde belohnt Ehrlichkeit meist mit Treue und kommt dann umso öfter zurück. Unehrlichkeit schadet nur. Man bekommt einen schlechten Ruf, obwohl man sehr auf Mundpropaganda angewiesen ist. Und wenn der Kunde rausbekommt, dass er schlecht beraten wurde, er kündigt die Versicherung, das Sparkonto oder wasauchimmer, darf der Berater auch seine Provision zurückzahlen. Ehrlichkeit lohnt sich also.

Kon2033
12 Jahre zuvor

Wir haben vor zwei Jahren, nachdem wir hier davon gelesen haben, eine Sterbeversicherung abgeschlossen. Wir hatten so was schon als mein Vater starb. Also der hatte nach dem Krieg so was bei Krupp oder so abgeschlossen. Hat nur ein paar Pfennige gekostet und ich glaub da kam immer so ein Opa zum Kassieren vorbei.
Hatten wir schon längst vergessen. Als vater starb, waren wir froh über die 800 Euro die da raus kamen.
OK, der hatte die niedrig abgeschlossen, weil ganz früher die Berdigungen nicht so teuer waren. Aber die Gesellschaft hat noch Überschüsse erwirtschaftet und so kamen wir auf fast 2.000 und das hat mit dem Geld von Vaters Zusatzkasse für die Berdigung gereicht.

llewyn
12 Jahre zuvor

Unser Bestatter an der Ecke sagt, ihm sind die mit der Sterbegeldvers. am liebsten. Kein Aufwand mit der Bezahlung u. wenns mal soweit ist ist auch die Kohle da. Zuverlässig und schnell.

Kirstin
12 Jahre zuvor

Moment mal, ich habe auch eine Risiko LV seit einiger Zeit. Wenn ich abnippel nun ist es das Risiko der Versicherung für den Restbetrag zu meiner Vertraglich festgehaltenen Summe zu leisten.Daher heißt das ja auch RISIKO LV. 😉 Eine Sterbeurkunde reicht und schon wird das angeleiert (dauer max. eine Woche).
Meine Mutter dagegen hat zwei verschiedenen LV’s, jeweils mein bruder und mich als begünstigter drinnen stehen. Damit sollte auch eine Beisetzung bezahlt werden können.

Brauchen wir dennoch nun noch zzgl. eine Sterbegeldvers.?
So die Könner, Kenner und alle die eh meinen was sagen zu müssen.
Beratet mich mal.. 🙂

12 Jahre zuvor

Wikipedia: Risikolebensversicherung#Risikoversicherung
Risikoversicherung

Die Risikoversicherung gibt es in verschiedenen Ausprägungen. Ihnen gemeinsam ist, dass nur dann eine Leistung seitens des Lebensversicherers fällig wird, wenn der Versicherungsfall (beispielsweise Tod, dann als Risiko-Lebensversicherung bezeichnet, oder Berufsunfähigkeit, dann als Berufsunfähigkeitsversicherung bezeichnet) während der Versicherungsdauer eintritt. Tritt der Versicherungsfall während der Versicherungsdauer nicht ein, werden keine Leistungen fällig. Der Beitrag wird nur für das Versprechen des Lebensversicherers gezahlt, im Versicherungsfall eine Leistung zu erbringen, und ist daher wesentlich niedriger als der Beitrag zu einer Kapitallebensversicherung.

Wenn du ausserhalb der Laufzeit stirbst, kriegst du garnichts. Du wettest mit einer Lebensversicherung, daß du innerhalb der Laufzeit stirbst und die Lebensversicherung wettet dagegen. Natürlich haben die 1000 Ausschlußklauseln, wann sie nicht zahlen, obwohl du ihnen ein Schnippchen geschlagen hast und innerhalb der Laufzeit gestorben bist. Aber schon nach 3-24 Monaten haben deine Erben das Geld.

Sterbeversicherung macht als Vorsorge definitiv mehr Sinn, wenn es darum geht, die Bestattung zu bezahlen. (Risiko-)Lebensversicherung macht Sinn, um die Familie (Partner, Kinder) zu versorgen. Aber da gibts hunderte Fallstricke.

gruß, Frank

Alexander
12 Jahre zuvor

@Garfield:
[quote]“Der Kunde belohnt Ehrlichkeit meist mit Treue“[/quote]

Da bist du aber ein bisschen naiv. Realität ist doch eher, dass sich der Kunde von Verkäufern beraten lässt und dann billiger „im Internet“ bei Unternehmen kauft, die deswegen billiger sind, weil sie keine zeitaufwändige Beratung anbieten.

Im Bestatter-Gewerbe mag das (noch) anders sein.

Alex

Garfield
12 Jahre zuvor

@ Alexander:

Das ist keine Naivität sondern Erfahrung. Von mir und meinen damaligen Kollegen, die Jahrzehnte der Berufserfahrung vorweisen können. Ich weiß nicht, ob Vermögensberatung im Internet in der Form überhaupt angeboten wird, aber ich weiß es ehrlich nicht. Außerdem kann man als Berater dem Kunden Sonderkonditionen oder Renditen beschaffen, die er bei eigenem Direktabschluss nicht bekommt. Isso. Per Internet ist in diesen Fällen teurer, bzw. weniger rentabel.

Bei uns (also mir und meinen Kollegen damals, ist jetzt etwa 5 Jahre her) war es so, dass wir den Kunden sogar auf das Internet verwiesen haben, wenn es in speziellen Fällen besser für ihn war. (Autohaftpflicht z.B. war in einigen Fällen so) Die Provision war damit weg, aber der Kunde fasste mehr Vertrauen und kam bei Geldfragen immer wieder, hat sogar eher guten Gewissens weiterempfohlen und so für Neukunden gesorgt.

Jochen
12 Jahre zuvor

Hallo, die ganze Sache ist SEHR abhängig von der persönlichen Situation des jeweiligen Fragestellers und somit aus der Ferne grundsätzlich schwer zu beantworten. Die im Beitrag genannte Kombination, Risiko-LV und renditeorientierte Anlage des restlichen Kapitals, ist die sinnvollste, WENN – derjenige um den es geht nicht all zu alt ist (jünger als ca 40 Jahre) – derjenige um den es geht sich in der Lage sieht, ein angespartes Vermögen auch wirklich zu sparen und nicht irgendwann „weil es so schön ist“ das mal eben ausgibt – derjenige um den es geht mit einigermaßen Sicherheit in den kommenden Jahren nicht in die Verlegenheit kommt, Hartz IV oder ähnliches zu benötigen Gleichzeitig ist diese empfohlene Kombination IN DER REGEL die, an der der Vertreter grade am wenigsten verdient, insofern also etwas was gerade ein GUTER Berater empfehlen sollte (unter den genannten Rahmenbedingungen) Generell ist eine Sterbegeldversicherung (nicht jedoch die vom Tom angesprochenene Sterbegeldkasse) meistens nichts anderes als eine mit etwas spezielleren Bedingungen ausgestattete Kapitallebensversicherung. An (solchen) Kapitallebensversicherungen verdienen aber gerade die Versicherer oft besonders gut, weil diese… Weiterlesen »

Mona
12 Jahre zuvor

Wir (mein Mann und ich) haben beide eine Sterbeversicherung, die wir eigentlich bei unserer Hausbank abschliessen wollten.
„Eigentlich“ weil unser Berater uns davon abgeraten hat und stattdessen auch zwein (teure) Risiko-LV verkaufen wollte.
Wir haben das nicht unterschrieben und uns selber eine Sterbegeldversicherung gesucht, die auch ohne Wartezeit nach dem ersten Beitrag gezahlt hätte.
LG Mona

12 Jahre zuvor

ein nicht zu verachtender punkt: liegt das geld auf dem sparbuch, selbst in der benötigten höhe, wird das geld je länger es dort verweilt von der inflation aufgefressen.

Sanna
12 Jahre zuvor

Meine Krankenversicherung hat im Verbund mit einer Versicherungsgesellschaft sog. Sterbeversicherung zu Sonderkonditionen angeboten.
Einfach mal nachfragen, ob die eigene Krankenkasse evtl. für ihre Mitglieder ähnliches bereit hält.
Ich habe zuvor mehrere Tarife bei unterschiedlichen Versicherern abgeglichen, die allesamt monatlich teurer gewesen wären.

Knud
12 Jahre zuvor

Moin!

Die Versicherungsbeispiele genau anschauen und die eingezahlten Beiträge über die Laufzeit ausrechnen. Wenn man gerade etwas Geld über hat, auch unbedingt die Einmalbetrag-Versicherung durchrechnen, gerade, wenn man schon etwas älter ist.

Gerrit
12 Jahre zuvor

Es steht zwar im Text, aber nicht so deutlich:

Normale Risikolebensversicherungen haben ein Ablaufdatum, meist um 70. Da läuft der Vertrag aus. Stirbt man dann einen Tag später gibt es genau: Nichts.

Sterbeversicherungen laufen wie der Name schon sagt auch bis zum Tod.

joerandom
12 Jahre zuvor

Vielleicht eine dumme Frage, aber macht es als Mann nicht Sinn, das erst nächstes Jahr abzuschliessen? Im Moment sind die Beiträge für Männer ja noch höher, aber ab nächstem Jahr sollten doch auch hier Unisex-Tarife relevant sein.

Umgekehrt dürfte es für Frauen dann dieses Jahr wohl noch günstiger sein.




Rechtliches


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