Menschen

Synchronisiert

Erinnert sich überhaupt noch jemand an den überflüssigsten Buchstaben des Alphabets, das Ypsilanti?
Manch einer mag sich vielleicht auch noch an jene denkwürdige Szene erinnern, als Frau Ypsilanti eine Stellungnahme vor der Kamera abgab und ihr Göttergatte im Hintergrund wie in Trance den ganzen Text mit stummen Lippenbewegungen mitsabbelte.

Herr und Frau Kröger machen das ebenso. Sie sitzen da, bestellen die Beerdigung für die ganz alte Frau Kröger und er führt das Wort. Seine Frau hängt an seinen Lippen und bewegt zu seinen Worten absolut synchron die Lippen.
Sowas müßte man eigentlich aufzeichnen, auf Video versteht sich, und dann mal schauen, ob seine Worte wirklich auf ihre Lippen passen.

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Also mir kommt es wirklich so vor, als sei Frau Kröger absolut synchron, aber das kann ja im Grunde gar nicht sein. Sie kann ja nur aufnehmen, was er sagt und dann im Bruchteil einer Nanosekunde das in Lippenbewegungen umsetzen. Aber dennoch: Erstaunlich ist das Ganze schon.

Nahe damit verwandt sind die Fertigschwätzer.
Hiervon sind nach meinen Beobachtungen auch vor allem Frauen betroffen.
Ich sitze eines Tages Frau Berwanger gegenüber und erkläre ihr die verschiedenen Grabarten. Auch sie hängt an meinen Lippen, nickt die ganze Zeit verstehend und immer wenn ich kurz vor dem Ende des Satzes bin, sagt sie ihn fertig.

Ich: „Das normale Reihengrab läuft ja irgendwann ab, man kann…“
Sie: „…es nicht verlängern.“

Ich: „Die Laufzeit beträgt auf diesem Friedhof 25 Jahre, danach…“
Sie: „…wird das Grab weggemacht.“

Gut, damit kann man leben, es ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig und ein wenig lästig, aber es geht.
Viel schlimmer sind die Andersschwätzer.
Die hören einem zwar angeblich ganz aufmerksam zu, nicken auch die ganze Zeit, bilden sich aber völlig andersartige Gedanken und verstehen im Grunde nichts oder zumeist sogar genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich sagen will und schwätzen einem dann die Sätze völlig falsch fertig.

Ich: „Im Grunde genommen reicht die Aschenkapsel völlig aus, so eine Schmuckurne…“
Nun wollte ich sagen: „…ist nur ein reiner Schmuck, die kann man nehmen, muß man aber nicht.“

Der Andersschwätzer: „…ist gesetzlich vorgeschrieben, weiß ich doch!“

Beim Andersschwätzer ist mein häufigstes Wort das „NEIN!“, gerne auch mit langgezogenem „ei“.
Denen muß man alles fünfmal erklären, weil sie einem auch bei der Berichtigung wieder ins Wort fallen und was völlig Falsches sagen. Offenbar ist Andersschwätzen immer mit absoluter Beratungsresistenz verbunden.

Dann doch lieber die Ypsilantis. Die lautmalen wenigstens stumm.

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(©si)