Diese Sache hat mich heute (u.a.) auf Trab gehalten.
Wir haben nun doch den Subunternehmer beauftragt, die Verstorbene aus Norwegen abzuholen.
Zunächst mal was zu diesem Subunternehmer:
Diese Firma ist mir seit vielen Jahren vertraut und macht nichts anderes, als Verstorbene ins Ausland zu überführen bzw. aus dem Ausland zu holen. Ein Spezialist erster Güte, der sich erstklassig mit allen Konsulatsbestimmungen, Zollregelungen usw. auskennt. Billig ist das Ganze nicht, aber dafür liefert er eine gute Arbeit.
Und geholt werden muss die junge Frau. Eine Einäscherung in Norwegen kommt für die Familie überhaupt nicht in Frage. Natürlich habe ich diese Variante angesprochen, bin damit aber nicht nur auf taube Ohren, sondern auf allseitige heftige Ablehnung gestoßen.
Am Montag werden die Konsulats- und Behördenangelegenheiten geregelt und dann kommt das Mädchen zu uns. Dienstag wird sie hier sein.
Ich habe etwas Angst vor dem, was mich da erwartet. Der norwegische Kollege ist ebenso geschäftstüchtig, wie professionell. Er hat das Mädchen natürlich in einen Sarg eingebettet und nicht in eine Transportkiste oder einen Überführungssarg. Und die Preise in Norwegen sind gesalzen, aber heftig gesalzen. Soviel ich jetzt überblicken kann, wird alleine der Einsatz des norwegischen Bestatters mehr kosten als bei uns normalerweise eine komplette Beerdigung.
Zwei Überführungen, die Aufbewahrung und Kühlung, eine Einbalsamierung, Behördenwege, der Sarg…, das läppert sich.
Ich habe mir die Entscheidung vorbehalten, ob man das Mädchen noch aufbahren kann. Das ist der ausdrückliche Wunsch der beiden Familien und wenn immer möglich, will ich den erfüllen.
Die Aufbahrung wird bei uns im Haus stattfinden, da der Sterbefall durch die lokale Presse gegangen ist und zu vermuten steht, daß bei einer offenen Aufbahrung auf dem Friedhof sehr viele Gaffer kommen.
Das gibt mir Gelegenheit, auf eine in den Kommentaren gestellte Frage einzugehen.
Es wurde in anderem Zusammenhang in Frage gestellt, ob und wer einen aufgebahrten Toten auf dem Friedhof besuchen kann. Nun, wenn der Verstorbene auf dem Friedhof ist, steht der geöffnete Sarg in einer der Aufbahrungszellen. Während der ortsüblichen Öffnungszeiten kann theoretisch jeder dorthin gehen und die Toten angucken. Auf einem kleineren Friedhof muss man erst beim Friedhofsaufseher vorsprechen, aber bei den meisten anderen, schaut da niemand so genau. Außerdem kann man vom Friedhofsverwalter ja auch nicht erwarten, daß er erst noch prüft, ob die Besucher berechtigt sind. Dann stellte sich nämlich die Frage, wer überhaupt ein berechtigtes Interesse haben darf. Nachbarn? Freunde? Eventuell auch unliebsame Verwandte? usw.
In Fällen wo die Familie zum Ausdruck bringt, daß sie nicht gerne möchte, daß jedermann schauen gehen kann, verfahren wir entweder so, daß wir die Aufbahrung in unserem Haus machen oder wir empfehlen, mit uns einen Termin auf dem Friedhof abzusprechen. Dann öffnen wir für die Familie den Sarg und nachdem diese Abschied genommen hat, wird der Sarg wieder zugeschraubt.
So wie es derzeit aussieht, wird -wenn die Aussagen des norwegischen Kollegen stimmen- eine Aufbahrung möglich sein. Falls das auch meine Meinung ist, wird das Mädchen in einem unserer größeren Aufbahrungsräume aufgebahrt. Es sollen sehr viele Blumen kommen.
Obwohl sie bereits einen Sarg vom Norweger hat, will die Familie ein besonderes Modell aus unserer Kollektion. Es soll ein weißer Sarg sein, hochglänzend lackiert. Derzeit arbeitet eine Karosseriebaufirma in der Nähe an der Lackierung. Gemäß dem Wunsch des Freundes der Verstorbenen soll der Sarg so glänzen wie ein Klavier.
Ich hatte geraten, doch einfach mal abzuwarten, vielleicht ist der norwegische Sarg ja ganz schön, aber die Familie will das nicht. Auf mein Anraten hin beschäftigt man sich sehr mit der Gestaltung der Trauerfeier und Beerdigung. Das scheint den Leuten zu helfen.
Man sucht Blumen aus, wählt Musik aus und textet für Ansprachen und Anzeigen.
Für Donnerstag ist die Trauerfeier bei uns im Haus geplant. Im Anschluß an die Trauerfeier wird der Sarg mit dem Bestattungswagen offen, also ohne Gardinen, zum Friedhof gefahren, im Schritttempo, damit alle Trauergäste zu Fuß folgen können. Ein zweiter Bestattungswagen wird den Blumenschmuck transportieren.
Kopfzerbrechen macht mir noch die große Personenzahl, die erwartet wird. Wenigstens zwei Vereine und zwei bis drei Schulklassen werden erwartet. Insgesamt rechnet die Familie mit etwa 300 Personen.
Mal sehen, irgendwie wird das schon gehen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: norwegen
ich hoffe du hast die Familien auch über die Kosten des ganzen aufgeklärt (ich gehe davon aus dass Du das getan hast)
1. um der Familie die Überraschung zu ersparen und 2. damit Du auch an das Geld kommst…
Du schreibst: "Der norwegische Kollege ist ebenso geschäftstüchtig, wie professionell. Er hat das Mädchen natürlich in einen Sarg eingebettet und nicht in eine Transportkiste oder einen Überführungssarg."
Das klingt, als ob der Kollege aus Norwegen dies einfach so ohne entsprechenden Auftrag unternommen hat. Ist dies dann nicht sein Bier, d.h. hat Dein Kollege ueberhaupt einen Anspruch auf die Bezahlung dieser unbestellten Leistungen?
Diese ganze Geschichte finde ich rührend und wahnsinnig traurig. Schön, wie ihr euch kümmert. Ich hoffe, die Familien erleben eine schöne Trauerfeier und alles läuft so, wie es geplant ist. In deren Haut möchte ich wirklich nicht stecken.
@LeSmou: Natürlich. Wir stehen in ständigem Kontakt und die Familien sind voll informiert. Geld spielt für sie in diesem Fall keine Rolle.
@Theo: So könnte man argumentieren. Allerdings ist es so, daß die Einbettung behördlicherseits angeordnet wurde, da die Angehörigen keine Anweisungen erteilt haben. In vielen Ländern wird nicht mit der Trage oder einem Transportsarg überführt, sondern mit einem normalen Sarg.
Bei einer Unfalltoten gibt es Automatismen (Rechtsmedizin, zuständiger Bestatter, Vorgehensweise) gegen die man nur vorgehen kann, wenn man vor Ort aktiv eingreift und etwa ein anderes Institut beauftragt usw.
Mir kommen gerade die Tränen.
Habe 2 Töchter, möchte gar nicht daran denken.
Ich wünsche der Famlie und dem Freund Alles Gute.
Dieses Beispiel erinnert mich stark an die Beerdigung meines erst 14 jahre alten cousins vor etwa 2 jahren. mein cousin starb auch durch einen unfall und der ging durch die lokale presse. au der beerdigung waren auch ein paar hundert leute, mehr als die hälfte passte garnicht in die kleine friedhofskapelle. dort war es möglich über eine kamera+lautsprecher die zeremonie nach draußen zu übertragen. ich kann nur sagen das es einfach schrecklich ist wenn so junge menschen sterben, ich bin selber erst 20… für mich war das vor 2 jahren meine 1. beerdingung ie ich miterlebt hab, in meinem ganzen leben ist noch keiner gestroben den ich kannte. selbst meine großeltern halten noch durch 😉 Und dann so eine art von beerdigung zu erleben, das war einerseits schrecklich und anderseits schön, wenn man sieht das so viele menschen betroffen sind.
Hi!
Schlimme Geschichte das.
Zu den entstandenen Kosten:
Hatten die beiden eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen ? Oder einen Autoschutzbrief oder eine Mitgliedschaft bei einem Club wie dem ADAC ?
Dort sollten die Kosten für einen Rücktransport (verletzt oder verstorben) eigentlich gedeckt sein.
Manchmal versteckt sich sowas auch in Kreditkarten.
Das nimmt den Angehörigen natürlich nicht die Trauer, kann sie aber finanziell absichern.
gruß,
bastian
Mit dem
Ausdruck "Gaffer" bin ich vorsichtig. Niemand schaut hinter die Stirn eines Abschiednehmenden.
Wenn sich jemand nicht als "Neugieriger" oder "Gaffer" beschimpfen lassen will, und deshalb wegbleibt, so ist er ein "Gleichgültiger" ein "Interessenloser"
den das alles kalt läßt. Wissen wir, welches Andenken der/die Verstorbene währendseines Lebens im Innern des Abschiednehmenden hinterlassen hat? Vielleicht wissen wir garnicht, dass sich die Beiden ganz gut kannten, wenn auch nur flüchtig.