Allgemein

Tod in Norwegen 3

Diese Sache hat mich heute (u.a.) auf Trab gehalten.
Wir haben nun doch den Subunternehmer beauftragt, die Verstorbene aus Norwegen abzuholen.

Zunächst mal was zu diesem Subunternehmer:
Diese Firma ist mir seit vielen Jahren vertraut und macht nichts anderes, als Verstorbene ins Ausland zu überführen bzw. aus dem Ausland zu holen. Ein Spezialist erster Güte, der sich erstklassig mit allen Konsulatsbestimmungen, Zollregelungen usw. auskennt. Billig ist das Ganze nicht, aber dafür liefert er eine gute Arbeit.

Und geholt werden muss die junge Frau. Eine Einäscherung in Norwegen kommt für die Familie überhaupt nicht in Frage. Natürlich habe ich diese Variante angesprochen, bin damit aber nicht nur auf taube Ohren, sondern auf allseitige heftige Ablehnung gestoßen.

Werbung

Am Montag werden die Konsulats- und Behördenangelegenheiten geregelt und dann kommt das Mädchen zu uns. Dienstag wird sie hier sein.
Ich habe etwas Angst vor dem, was mich da erwartet. Der norwegische Kollege ist ebenso geschäftstüchtig, wie professionell. Er hat das Mädchen natürlich in einen Sarg eingebettet und nicht in eine Transportkiste oder einen Überführungssarg. Und die Preise in Norwegen sind gesalzen, aber heftig gesalzen. Soviel ich jetzt überblicken kann, wird alleine der Einsatz des norwegischen Bestatters mehr kosten als bei uns normalerweise eine komplette Beerdigung.
Zwei Überführungen, die Aufbewahrung und Kühlung, eine Einbalsamierung, Behördenwege, der Sarg…, das läppert sich.

Ich habe mir die Entscheidung vorbehalten, ob man das Mädchen noch aufbahren kann. Das ist der ausdrückliche Wunsch der beiden Familien und wenn immer möglich, will ich den erfüllen.
Die Aufbahrung wird bei uns im Haus stattfinden, da der Sterbefall durch die lokale Presse gegangen ist und zu vermuten steht, daß bei einer offenen Aufbahrung auf dem Friedhof sehr viele Gaffer kommen.

Das gibt mir Gelegenheit, auf eine in den Kommentaren gestellte Frage einzugehen.

Es wurde in anderem Zusammenhang in Frage gestellt, ob und wer einen aufgebahrten Toten auf dem Friedhof besuchen kann. Nun, wenn der Verstorbene auf dem Friedhof ist, steht der geöffnete Sarg in einer der Aufbahrungszellen. Während der ortsüblichen Öffnungszeiten kann theoretisch jeder dorthin gehen und die Toten angucken. Auf einem kleineren Friedhof muss man erst beim Friedhofsaufseher vorsprechen, aber bei den meisten anderen, schaut da niemand so genau. Außerdem kann man vom Friedhofsverwalter ja auch nicht erwarten, daß er erst noch prüft, ob die Besucher berechtigt sind. Dann stellte sich nämlich die Frage, wer überhaupt ein berechtigtes Interesse haben darf. Nachbarn? Freunde? Eventuell auch unliebsame Verwandte? usw.

In Fällen wo die Familie zum Ausdruck bringt, daß sie nicht gerne möchte, daß jedermann schauen gehen kann, verfahren wir entweder so, daß wir die Aufbahrung in unserem Haus machen oder wir empfehlen, mit uns einen Termin auf dem Friedhof abzusprechen. Dann öffnen wir für die Familie den Sarg und nachdem diese Abschied genommen hat, wird der Sarg wieder zugeschraubt.

So wie es derzeit aussieht, wird -wenn die Aussagen des norwegischen Kollegen stimmen- eine Aufbahrung möglich sein. Falls das auch meine Meinung ist, wird das Mädchen in einem unserer größeren Aufbahrungsräume aufgebahrt. Es sollen sehr viele Blumen kommen.
Obwohl sie bereits einen Sarg vom Norweger hat, will die Familie ein besonderes Modell aus unserer Kollektion. Es soll ein weißer Sarg sein, hochglänzend lackiert. Derzeit arbeitet eine Karosseriebaufirma in der Nähe an der Lackierung. Gemäß dem Wunsch des Freundes der Verstorbenen soll der Sarg so glänzen wie ein Klavier.
Ich hatte geraten, doch einfach mal abzuwarten, vielleicht ist der norwegische Sarg ja ganz schön, aber die Familie will das nicht. Auf mein Anraten hin beschäftigt man sich sehr mit der Gestaltung der Trauerfeier und Beerdigung. Das scheint den Leuten zu helfen.

Man sucht Blumen aus, wählt Musik aus und textet für Ansprachen und Anzeigen.

Für Donnerstag ist die Trauerfeier bei uns im Haus geplant. Im Anschluß an die Trauerfeier wird der Sarg mit dem Bestattungswagen offen, also ohne Gardinen, zum Friedhof gefahren, im Schritttempo, damit alle Trauergäste zu Fuß folgen können. Ein zweiter Bestattungswagen wird den Blumenschmuck transportieren.

Kopfzerbrechen macht mir noch die große Personenzahl, die erwartet wird. Wenigstens zwei Vereine und zwei bis drei Schulklassen werden erwartet. Insgesamt rechnet die Familie mit etwa 300 Personen.

Mal sehen, irgendwie wird das schon gehen.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#norwegen

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Revision:


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)