Gestern ist mein Vater verstorben. Um es vorsichtig auszudrücken, er war ein etwas schwieriger Mensch. Schon zu Lebzeiten hat er sich nicht mit jedermann verstanden. Wie stellen wir sicher, daß er in der Tageszeitung mit seiner Todesanzeige nicht neben vielen anderen Leuten steht, die er vielleicht nicht mochte?
Daraus ergibt sich auch die Frage, wie wir es am geschicktesten anstellen, daß er eine Grabstelle bekommt, bei der links und rechts neben ihm Leute liegen, mit denen er nicht zerstritten war?
Normalerweise ist der Samstag der Tag mit den meisten Familienanzeigen in der Zeitung. Die Samstagsausgabe ist vielerorts mit einem Wochenendteil, zusätzlichen Immobilien- und Gebrauchtwagenseiten und weiteren magazinartigen Beilagen aufgewertet. In einigen Regionen ist die Samstagsausgabe auch etwas teurer.
Erfahrungsgemäß werden die während der Woche erscheinenden Ausgaben mancher Tageszeitungen zu einem überwiegenden Teil von Abonnenten gelesen, während die Samstagsausgabe zu einem deutlichen Teil auch im freien Verkauf abgesetzt wird.
Die Samstagsausgabe ist also die mit Abstand beliebteste Ausgabe und verständlicherweise bevorzugen viele Menschen diese Ausgabe, wegen der höheren Reichweite, auch für ihre Familienanzeigen.
So ist es in vielen Regionen zu beobachten, daß sich in der Samstagsausgabe die Todesanzeigen dicht an dicht drängen, während in der Montagsausgabe nur eine einzige zu finden ist.
Das hängt auch damit zusammen, daß bei Sterbefällen, die sich während des Wochenendes ereignen, noch keine Termine mit Friedhof und Pfarrer abgesprochen werden konnten und deshalb die grundlegenden Informationen für manche Traueranzeige noch ausstehen.
Will man also unbedingt möglichst einsam in der Zeitung stehen, könnte sich der Montag als geeigneter Tag für die Todesanzeige herausstellen. Das kann aber örtlich verschieden sein, weshalb es klug sein kann, im Vorfeld mal zu beobachten, wie das in der jeweiligen örtlichen Tageszeitung ist.
Eine Garantie gibt es überdies auch nicht, es gibt immer auch wieder Montagsausgaben, die voll mit Todesanzeigen sind.
Beim Friedhof und der Wahl des Grabes hängt alles von der Art des gewählten Grabes ab. Nimmt man ein schlichtes Reihengrab, so bekommt man das nächste Grab, das am Beerdigungstag an der Reihe ist. Man hat keinen Einfluss darauf, wer rechts oder links liegt.
Anders sieht das bei Wahl- oder Familiengräbern aus. Hier kann man unter verschiedenen angebotenen Gräbern wählen. Sie sind größer und haben oft eine längere (und später verlängerbare!) Laufzeit.
Man kann also schon bei der Auswahl des Grabes schauen, wer bereits links und rechts davon bestattet ist.
Keine Garantie gibt es allerdings dafür, daß sich nicht später doch jemand nebenan bestatten läßt, der einem nicht genehm ist.
Außerdem gibt es keine Gewähr dafür, daß sich der Verstorbene nicht auch mit den dort bereits Bestatteten eventuell zerstreitet, wenn er doch so schwierig war…
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Der letzte Satz ist ja mal wieder genial. Deshalb liebe ich den Blog hier so: Fachlich einwandfreie Information und das gepaart mit Witz, Sarkasmus und Humor.
[quote][…]Wie stellen wir sicher, daß er in der Tageszeitung mit seiner Todesanzeige nicht neben vielen anderen Leuten steht, die er vielleicht nicht mochte?[…][/quote]
Klingt ja so, als sei er mit jedem im Ort zerstritten, ansonsten würde ich mal behaupten ist die Wahrscheinlichkeit, zeitgleich mit jemandem zu sterben den man nicht mochte und dann auch noch die eigene Anzeige neben der dieser Person stehen zu haben, sehr gering…
Ganze Seite in der Zeitung kaufen, eventuell die Rückseite auch noch, denn: wer weiß wer da drauf steht.
Und am besten noch einen eigenen Friedhof…
Die Anfrage ist schon klasse, wirklich 😉 ,TOM, welche Perlen ruhen da noch so im Archiv?
B. A.
Eventuell kann auf eine Anzeige in der zeitung auch verzichtet werden, gerade weil der Herr Vater eine so eigene Persönlichkeit war? Dann doch lieber Karten an die verschickt, mit denen er noch zurechtkam und der Rest wird später informiert.
@ MaRode.
Nee nee, SO geht das aber nicht!
Wer weiß welcher Postmitarbeiter die Karten liest! Wahrscheinlich ist der Verstorbene auch mit einem Postler zerstritten, diese etwas schwierige „Persönlichkeit“.
Wenn schon, dann müssen die Karten in neutralen Umschlägen verschickt werden!
Warum nennt man Misantrophen eigentlich „schwierige Persönlichkeiten“? Euphemismus? Oder doch die Wahrheit? 😉
B. A.
OMG, ich wusste ja nicht … dann ist es doch besser, den Herrn sang- und klanglos ohne Mitteilungen an verdächtige Zerstrittene in den Weltraum zu schiessen (ergo die Verbrennungsrückstände). Man darf optimistisch damit rechnen, dass wenigstens die Asche des Streithahns sich nicht mit den Kometen und Monden und sonstigen Weltraumschrott anlegt.
@6: Kam mir auch gleich in den Kopf, den schwierigen Herrn einfach still und leise einzuäschern und irgendwo weit abseits der Zivilisation zu verscharren; da ist der Weltraum ja ideal. Das würde aber ja voraussetzen, dass im Krema vor ihm keiner der ihm unliebsamen Menschen kremiert wurde!!! grins
Die etwas aufwendigere Art der Bestattung für diesen Herrn: Pyramide bauen, Leiche im Sarkophag (wo er gewiss nie wieder rauskommt) mitsamt den üblichen Dienern (ihm bisher freundlich gesinnte Personen, aber das wird sich ändern…) und Haustieren rein, Geheimgang schließen, zumauern, fertig. Ruhe für immer und garantiert kein Streit mit den Nachbarn.
Man bedenke auch: Nicht das am Ende noch Menschen die Todesanzeige lesen, die der Vater nicht mochte! Fatal wäre das!
Man muss sich doch jetzt nicht koste es was es wolle über diese Frage lustig machen.
In der Anzeige klingt durch, dass der Sohn einfach nach dem vermuteten letzten Willen des Vaters handeln möchte und so wahrscheinlich seinen Frieden finden. Aber so ist das halt: Gruppendynamik.
Tja, da bleibt nur die Todesanzeige in einem Ort aufzugeben wo der Verstorbene niemanden kannte.
@ kathrin.
Jawoll, alberne Gruppendynamik.
Finde ich gut so. Die Kommentarschreiber werden mit Sicherheit weniger Ärger auf dem Friedhof machen da sie zumeist vermutetermaßen humorvoller sind. Und wenn tot, dann tot.
Und sich Gedanken zu machen wer neben dem verstorbenen Vater tot (und wehrlos, stumm, garantiert nicht sreitsüchtig) zum Liegen kommt und ob der verstorbene Vater (ebenfalls tot, ebenfalls stumm, motzt nie wieder rum) den Danebenlieger mag, naja…zeugt entweder von einer Trollanfrage oder tiefer Naivität. Oder zeigt merkwürdigen Humor. Oder Angst davor dass der schwierige Vater aus dem Grab aufsteht und sich beschwert.
Mein Vorschlag:
Vater unter einer wirklich schweren Steinplatte beerdigen und die Nachbargräber gleich mit kaufen.
Und Ruhe ist.
B. A.
Ich würde es wirklich mit der Zeitungsanzeige sein lassen und Trauerkarten an die schicken die von seinem Tod wissen sollen.
Die hinter dieser Geschichte liegende Problematik ist mir sehr wohl vertraut, wobei in unserem Fall die biologische (Er-)Lösung noch in der Zukunft liegt. Die Familie sollte mal lieber an sich selber denken als an den herrischen Vater, denn im Umfeld heißt es nicht „der Herr X ist schwierig“, sondern „die Familie X ist schwierig“. Hier ergibt sich die einmalige Gelegenheit der Welt per Todesanzeige mitzuteilen, dass man under dem Psychoterror am meisten gelitten hat und jetzt gerne wieder in den Kreis der normalen Menschen aufgenommen werden möchte. Leider wird unsere örtliche Tageszeitung meinen Wunschtext „Sogar ein Schrecken ohne Ende hat einmal ein Ende“ ablehnen. Es bleibt dann bei einem vielsagenden „Erlöst!“. Der weitere Plan besteht darin, die Überreste mit dem Umweg über Holland in der Nordsee zu verklappen. Allein der Gedanke daran läßt die Wartezeit erträglicher werden. Einziger Nachteil: ab dann keine Fischstäbchen und keine Fischburger mehr.
Versuchs doch mal mit: Schade, dass er endlich von uns gegangen ist! 😉
wtf… warum kauft man nicht die anzeigen drumherum und lässt sie leer? oder wie schon gesagt wurde eine ganze seite? dass menschen solche probleme haben könnten, wäre mir bis jetzt nie in den sinn gekommen
Ich finde es super lustig hier und amüsiere mich schon den ganzen Tag darüber … und alle haben natürlich auf ihre Weise recht: der Sohn, der es dem toten Vater recht machen will und so selbst zu Ruhe kommen muss, die Kommentatoren, die sich über die wohl ihnen fremde Problematik mit dem schwierigen Vater mehr oder weniger lustig machen (mich eingeschlossen)sowie rudibee.
Hier ist also guter Rat teuer wie man sich des Vaters auf liebsame oder unliebsame Weise entledigt!!!
Ich liebe den Blog hier!!!!!!!
Die Anfrage belegt sehr eindrücklich, in welchem Maße solche sogenannt schwierigen Persönlichkeiten ihre Angehörigen in ihre versponnene Weltsicht verstricken. Der Tod reicht nicht aus, den Bann zu lösen. Vielleicht hilft die Zeit, vielleicht eine Psychotherapie, vielleicht sind aber auch die Kinder des Anfragenden die nächsten Betroffenen.
Trotzdem: Nur Gelassenheit und viel Humor helfen im Umgang mit solchen Menschen. Tom hat uns da mal wieder ein leuchtendes Beispiel geboten.
sowas hatten wir auch mal. es sollte keiner wissen, das die mutter gestorben war:
1. Anschiß an die Bestatter, die nachts im dunkeln nicht gleich das haus gefunden haben, und deshalb mit dem leichenwagen noch ne runde gefahren sind.
und 2. bei der beerdigung sollten wir nur die engste verwandschaft rein lassen, 6 leute, mehr nicht.zum glück kamen nicht mehr.
mich hat da nur noch gewundert, dass wir die beisetzung am hellichten tag machen durften und nicht heimlich bei nacht.
Ich würde eine ganzseitige Anzeige empfehlen, nicht im örtlichen Käseblatt – nein, in einer bundesweit gelesenen renommierten Zeitung wie der FAZ oder der Zeit. Wenn da überhaupt noch ne zweite Anzeige drinsteht, dann bestimmt nicht von jemandem, der den teuren Verstorbenen gekannt haben könnte… 😀 (In diesen Zeitungen scheint mir auch der Anteil der Verstorbenen, deren Ableben von einigen herbeigesehnt wurde, höher zu sein…)
Ich fühlte mich da jetzt an den Tod meines Vaters vor ein paar Jahren erinnert, nur dass es da sozusagen „umgekehrt“ gelaufen ist … er war auf seine Weise ein sehr origineller, aber überaus schwieriger Mensch, der sich gern und köstlich damit amüsierte, Leute zu sekkieren und zu provozieren.
So kam es zum Beispiel dazu, dass eine ältere Frau anrief, um ihr Beileid zu bekunden, aber auch mitteilte, dass sie nicht auf seine Beerdigung kommen wolle, weil: „ … ach, ihr wisst ja, wie der immer dahergeredet hat.“ Und: ja, wir wussten das, daher verstanden wir sie auch und mussten sogar grinsen. Tatsächlich denke ich, er selber hätte sich darüber ins Fäustchen gelacht.