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Transsexuelle als Bestatter

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Jetzt mal Butter bei die Fische! Mal ehrlich: Würdest Du einen Transsexuellen einstellen? Das wäre doch geschäftsschädigend oder? Bei einem Bestatter erwartet man doch seriöse Leute, die sich vernünftig benehmen. Aber so eine Transe im bunten Fummel, na ich weiß ja nicht.

Ich verstehe die Frage nicht. Ich schrieb bereits, daß es mir vollkommen egal ist. Es gibt für mich auch keine Transsexuellen, auch wenn da jetzt viel darüber geredet wird. Für mich gibt es nur Menschen. Wie diese Leute nun sexuell orientiert sind oder ob sie vorher mal ein anderes Geschlecht hatten, ist mir (auf deutlich-Deutsch gesagt) scheißegal.

Du hast vollkommen Recht: Bestatter erwarten von ihren Mitarbeitern, daß sie seriös auftreten und sich vernünftig benehmen.
Ich wüßte nicht, daß Transsexuelle das nicht tun würden oder könnten.

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Vielmehr habe ich den Eindruck, daß gerade sie besonderen Wert auf ein gepflegtes Äußeres legen und alles tun, um nicht aufzufallen.
Man darf doch Transsexuelle nicht mit den aufgedonnerten Fummeltunten aus den Travestie-Shows vergleichen. Das eine ist eine höchst ernstzunehmende Frage der persönlichen Identität, das andere ist eine zu Unterhaltungszwecken dargebotene Kunstform, bei der sich Männer Frauenkleider anziehen und oft in überhöhter und bewußt übertriebener Weise Frauen verkörpern.

Tatsächlich habe ich alle Spielarten in meinem Betrieb schon erlebt, mir war nur die Bezeichnung MzF nicht geläufig.
Ich habe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die gleichgeschlechtlich orientiert sind und ich habe einen Fahrer gehabt, der bei mir als Herbert angefangen hat und später dann als Beate lebte und arbeitete. Eine Mitarbeiterin, aber das ist schon viele Jahre her, verwandelte sich zunehmend in einen Mann. Zunächst war es der Haarschnitt, dann die Kleidung und erst neulich habe ich in einem sozialen Netzwerk von ihr einen Klick bekommen und gelesen, daß sie nun komplett als Mann lebt.

Ich finde es im Übrigen auch gar nicht verwerflich, wenn man über dieses Thema redet. Manche empfinden es ja schon als politisch inkorrekt, daß man sich überhaupt Gedanken über dieses Thema macht. Das sehe ich persönlich aber etwas anders. Schon bevor ein Mensch geboren wird, ist die Frage des Geschlechts für viele Eltern von großer Wichtigkeit. Menschen werden im Übrigen immer auch durch ihren Sexualtrieb geleitet, man behauptet ja, das sei bei Männern stärker ausgeprägt, als bei Frauen; wer das aber glaubt, der war noch nie Zuhörer, wenn ein Rudel Frauen glaubt, allein zu sein…
Egal wie man selbst sexuell orientiert ist, es wird also immer so sein, daß man sich auch in sexueller Hinsicht für andere Menschen interessiert. Ich sehe sehr gerne hübsche und interessante Frauen und bin auch sehr gerne ein Mann, deshalb interessiert es mich einfach, wenn sich die Eigenschaft des Frau- oder Mannseins bei jemandem ändert. Es kann mir doch keiner erzählen, daß man sich ba-pfui verhält, nur weil man neugierig ist, wenn sich da ganz offensichtlich jemand eklatant verändert.
Etwas anders ist das bei Personen, die vorher mal ein anderes Geschlecht hatten. Ganz ehrlich: Ich würde von mir aus kein Wort darüber verlieren, wenn ich es erführe und wenn diese Leute nicht von sich aus darüber sprechen, würde ich auch niemals das Gespräch darauf bringen oder jemandem davon erzählen.

Ob also jemand für die Arbeit bei einem Bestatter geeignet ist, hängt nicht von seiner sexuellen Orientierung oder Identität ab, sondern von den Anforderungen, die jeder Mitarbeiter erfüllen muß, ganz egal ob er Mann oder Frau ist.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 28. Januar 2009 | Revision: 18. Februar 2020

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33 Kommentare
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Mathias
15 Jahre zuvor

[quote=”Tom”]wer das aber glaubt, der war noch nie Zuhörer, wenn ein Rudel Frauen glaubt, allein zu sein…[/quote]
Oder hat seine Frau und ihre 3 Freundinnen vom Faschingsball Nachts um 3 Uhr abgeholt und nach Hause gefahren. 😉

Mirella
15 Jahre zuvor

Bravo! Mehr gibt es zu diesem Beitrag nicht zu sagen.

Murmel
15 Jahre zuvor

Doch! Dass Tom überhaupt etwas dazu schreibt, zeigt, dass unsere Gesellschaft voll ist von verklemmten und rückständigen Menschen. Aus diesem Millieu erwachsen Kinderschänder und Vergwaltiger. Der Fall Kardelen zeigt das nur zu gut!

Zefiro
15 Jahre zuvor

@3: die spannende Frage ist jetzt in welche Richtung sich unsere Gesellschaft weiterentwickelt. „Unsere“ mal ausgedehnt auf „die westlichen Industriestaaten“, da wir uns in vielerlei ja recht ähnlich sind. Bislang war es ein langsamer, aber stetiger Weg Richtung Toleranz, Öffnung und einer allgemeinen Bereicherung. In letzter Zeit bin ich mir da nicht mehr so sicher.

15 Jahre zuvor

eben,
statt dunklem Anzug und Hemd trägt er/sie eben gedecktes Kostüm und Bluse,
wo ist das Problem ?!

Kralle
15 Jahre zuvor

Bravo!

Das Du jemand mit Herz und Hirn bist sollte jedem Leser hier klar sein.
Aber auch bei diesem Thema hast Du eine bemerkenswert offene und aufrichtige Einstellung.

Dorothea
15 Jahre zuvor

Genau das ist das Problem in der heutigen Zeit. Es gibt so viele Randgruppen, die in unserer Gesellschaft einfach nicht anerkannt sind. Dazu gehören die Punks, die Gothicangehörigen und auch die Transsexuellen. Ich finde, dass man diesen Menschen genauso eine Chance geben sollte wie anderen Leuten auch. Warum machen es dann nur die Wenigsten? Warum sind die Menschen so voller Vorurteile? Ich hoffe, dass wir vielleicht irgendwann doch noch mal eine Welt haben, in der jeder jeden akzeptiert.

PS: Lars auf dieser Welt ist nichts selbstverständlich!!!

15 Jahre zuvor

haha, das „scheißegal“ war jetzt für die, die das mit der Schüppe nicht verstanden haben?
🙂

Kerstin
15 Jahre zuvor

@3: Murmel – das ist genauso weit hergeholt wie die These, dass Killerspiele Menschen dazu bringen, Amok zu laufen.

Kardelen weiß noch keiner was passiert ist. Und Spekulationen helfen weder dem Kind noch der Familie 🙁

15 Jahre zuvor

Was soll ich denn machen? Manchmal muß man zu einer derben Sprache greifen, damit einen der Gegenüber überhaupt versteht. Obwohl ich manchmal eher den Eindruck habe, als wollten mich manche ganz bewusst nicht verstehen und freuen sich wie kleine Kinder, wenn sie irgendeine Formulierung finden, an der sie sich hochziehen können.

15 Jahre zuvor

Undertaker hat, wie man allen seinen Beiträgen entnehmen kann, eine sehr pragmatische und lebensnahe Einstellung, was ich sehr schätze. Erstaunlich oder besser verwunderlich finde ich, dass man soetwas besonders lobend erwähnen muss. Ich war bisher der Meinung, so ein Verhalten wäre selbstverständlich. Anscheinend ist dem nicht so.

Andreas
15 Jahre zuvor

Ich frage mich, warum sie in der Bewerbung nicht „F“ oder „w“ geschrieben ha.

f24
15 Jahre zuvor

wir haben auch einen vom andern Ufer im Büro 🙂

Betty
15 Jahre zuvor

@Fragesteller: Schon mal aufgefallen, das es auch Transexuelle Frauen gibt – die also Männer sein möchten? Sprich: Transexuell absolut nicht identisch mit schrillem Fummel.
Was Du wohl meinst, sind wohl Drag Queens….

Nangilimia
15 Jahre zuvor

Mal ganz abgesehen davon dass ein Transexueller höchstwahrscheinlich nicht in einem „Fummel“ durch die Gegend rennen würde, das machen eher Transvestiten und Travestiekünstler..und dazwischen liegen Welten 🙂

Andreas
15 Jahre zuvor

@f24

Oh man(n), Homosexualität hat mit Transsexualität praktisch nichts zu tun.

Designierter Komposti
15 Jahre zuvor

@12,

Wenn Klaus gerne Elke wäre, aber rechtlich und möglicherweise von seinem äußeren Erscheinungsbild noch Klaus ist, kann er sich nicht einfach als Elke vorstellen. Sonst fühlt sich der potenzielle Arbeitgeber veräppelt, schon weil die Papiere nicht stimmen.

Anders sieht das aus, wenn die Umwandlung medizinisch und rechtlich vollzogen ist: dann ist Elke eine Frau, basta.

Dex
15 Jahre zuvor

Sagte Tom nicht schonmal irgendwo

„Jedem Tierchen, sein Pläsierchen“?

15 Jahre zuvor

In meiner Umebung gibt es jede Menge Transsexuelle und Crossdresser, Bi- und homosexuelle und was weiß ich nicht alles. Wifesh*rer, Nymphom*ninnen, Domin*nte, Dev*te…

Das ist mir alles eigentlich vollkommen egal. Hauptsache der Mensch ist erstens nett und zweitens will er mich nicht zu etwas bekehren, das ich nicht möchte.

Micha
15 Jahre zuvor

Hm, ich seh immer die Gefahr der absoluten Selbstverleugnung.

Oft fliehen Leute mit solchen Umwandlungen vor irgendetwas; Da bleibt die Gefahr, dass sie auch durch einen solchen (ziemlich krassen) Akt der Flucht nicht aus ihren Problemen herauskommen.

Eine Beseitigung des Symptoms und nicht der Ursache klappt auch in der physischen Medizin meist nicht.

Bin da skeptisch, aber bitte. Sollen sie machen.

Rena
15 Jahre zuvor

Ob FzM oder MzF oder sonstwie ist doch bei einem Job relativ schnuppe. Wenn der Job gut gemacht wird. Als nächstes kommt die Frage auf, ob denn Tom auch nur Leute von seiner Konfession einstellt.

Liz
15 Jahre zuvor

Danke, Tom, für diesen Beitag. Das bestärkt mich nur in dem positiven Bild, das ich bisher von dir hatte. 😉 Wobei ich @3 in einem Halbsatz zustimmen muss: Allein, dass du das hier so klarstellen musst, sagt sehr viel über unsere Gesellschaft aus und – was Toleranz „Andersartigem“ gegenüber betrifft – nicht unbedingt das Positivste. Wollen wir hoffen, dass sich das irgendwann mal ändert.

@“schrille Fummel“: Ich denke, da hat wirklich jemand Transgender mit Travestie verwechselt. Die Transgender, die ich kenne, wollen sich in ihrer Identität eher verstecken bzw. leben so sehr in der für sie richtigen Geschlechterrolle, dass man es ihnen wirklich nicht anmerkt.

Dorien G
15 Jahre zuvor

Ich hab so das Gefühl, dass ich den Beitrag anders verstehe als die meisten anderen Kommentatoren.

Tom geht doch noch viel weiter als Anders-/Polygeschlechtliche zu tolerieren:
Er akzeptiert sie! Und das sollte doch das höchste Ziel der Gesellschaft sein: Allgemeine und gegenseitige Akzeptanz.

Dass man bei diesem Ziel vermutlich immer nur Teilerfolge erreichen können wird, ist mir bewusst und ich kann damit leben.
Sonst müsste es Einem ja eigentlich auch egal sein, wie ordentlich das Erscheinungsbild des Dienstleisters (egal welchen Gewerbes) ist, solange er zufriedenstellend arbeitet.

tres
15 Jahre zuvor

Waurm die Bewerberin MzF statt F geschrieben hat, finde ich recht naheliegend. In ihrer Situation wird sie sich oft genug rechtfertigen und Diskussionen stellen müssen. Irgendwann geht einem das so auf den Wecker (auch weil unendlich viele der Diskussionen völlig fruchtlos sein werden) dass man sich auf die Personen konzentriert, die kein Problem damit haben. Und um diese Personen zu identifizieren muss man sich halt erst mal offenbaren.
Mein Verständnis hat sie. Man muss nicht jeden Kampf ausfechten.

DerStefan
15 Jahre zuvor

Hoffentlich faerbt die Einstellung, die Toms Beitrag offenbar zugruende liegt, ein wenig ab.
Und es laesst einen gruseln was Tom wohl noch so alles in seinem Blog-Postfach vorfindet…

Abraxa
15 Jahre zuvor

Danke Tom, Dein Beitrag spricht mir aus der Seele.
Eigentlich kann man sich doch gar nicht richtig verhalten. Steht man sofort offen dazu, dass man TS/homosexuell/gothic oder was auch immer ist, ist man aufdringlich und will sich wichtig tun. Tut man es nicht, und die Betreffenden erfahren es später, hat man sie auch tödlich beleidigt.
Ich frage mich, warum sich Leute immer wieder ungebeten ins Privatleben mischen. Vielleicht sollte man auf indiskrete Fragen des Chefs einfach mal mit „..und wie oft haben sie so Sex mit ihrer Ehefrau?“ kontern 😉

flippah
15 Jahre zuvor

Ein Kollege hier (Krankenkasse) hat mal von einem Fall aus seiner Zeit in der Geschäftsstelle berichtet, wo eine arme Person im falschen Geschlecht geboren war (ich weiß nicht mehr, wie rum das da lief). Er meinte dazu, natürlich war das nen teurer Eingriff, aber wenn man mitbekommen hat, wie viel besser es diesem Menschen danach ging, dann weiß man, dass es sich mehr als gelohnt hat.

Alex II
15 Jahre zuvor

[b]@ Betty: [/b] [quote]“Schon mal aufgefallen, das es auch Transexuelle Frauen gibt – die also Männer sein möchten?“[/quote] Wenn du schon politisch korrekt sein willst — wo ja per se nix gegen einzuwenden ist — dann bitte richtig. Du redest von Trans[u]männern[/u], weil sie eine männliche Geschlechtsidentität haben. Bezeichtest du die als „Frauen“ (oder Transfrauen als „Männer“) machst du nur klar, daß du vielleicht höflicherweise bereit bist, die entsprechende Anrede zu benutzen, sie aber insgeheim für bekloppt hälst, und weiterhin dem Ursprungsgeschlecht zugehörig, egal wie sie aussehen. Und mit „wollen“ hat das auch nur relativ wenig zu tun. Was du vermutlich nicht ausdrücken wolltest. [b]@Micha:[/b] [quote]Oft fliehen Leute mit solchen Umwandlungen vor irgendetwas[/quote] Wenn das stimmen würde, wären viele hinterher zumindest nicht besser dran, eher schlechter. Genau das ist aber nicht der Fall. Wäre das so, würde ja auch jegliche Rechtfertigung für den Wechsel wegfallen. Von der nicht ganz nebensächlichen Tatsache abgesehen, daß es arg schwierig ist, irgendwelche Namens- oder Personenstandsänderung oder medizinischen Maßnahmen zu bekommen, wenn der Therapeut/psychologische Gutachter, an dem man kaum vorbeikommt,… Weiterlesen »

15 Jahre zuvor

Danke Tom, für deinen sachlichen Beitrag und die angenehme Einstellung. Im beruflichen Alltag bin ich von ähnlich denkenden Menschen umgeben und dankbar und glücklich darüber.

MacKaber
15 Jahre zuvor

Zitat:“Ob also jemand für die Arbeit bei einem Bestatter geeignet ist, hängt nicht von seiner sexuellen Orientierung oder Identität ab, sondern von den Anforderungen, die jeder Mitarbeiter erfüllen muß, ganz egal ob er Mann oder Frau ist.“

Bin ich nicht so ganz einverstanden, sonst müßte ja ein Nekrophiler besonders geeignet sein.

Eigenes-Grab-Schaufler
15 Jahre zuvor

@MacKaber: Ich bin mir sicher, keine…ähm…liebevollen Beziehungen zu Leichen zu pflegen, ist eine von den Anforderungen, die Tom an seine Mitarbeiter stellt.

15 Jahre zuvor

@MacKaber: Er/Sie würde die Anforderungen nicht erfüllen.

NIXE
4 Jahre zuvor

danke für diesen post….hab ihn erst nach 11 jahren gefunden…aber schön zu lesen, dass dir nicht nur toleranz wichtig ist, sondern auch akzeptanz…sozusagen die nächste stufe…lg von der NIXE




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