Ich habe Nachtdienst. Es ist Ferienzeit und da gönne ich zwei Fahrern Urlaub mit Familie. Also muss ich selbst nachts raus. Die Frau meint, das täte mir ganz gut, ich hätte da so etwas bekommen wie ein kleines Bäuchlein. Zweimal musste ich in der Nacht von gestern auf heute raus. Das heisst, ich war zwischendurch gar nicht zu Hause, sondern habe mit dem Kollegen BigMacs gefuttert. Das sage mir noch einmal jemand was gegen die Fastfood-Ketten, die haben wenigstens nachts auf.
Wir haben ja alles Handys und überall gibt es Telefon. Die Männer verständigen sich aber mit der Zentrale über Funk. Die Funkanlage ist von Motorola, amerikanisch und war wohl schon im Korea-Krieg im Einsatz. Die Zentrale, das ist unser Büro, und in der ist nachts niemand. Telefondienst macht Herr Rohloff, der ist gelähmt, freut sich über den Job, und wenn gerade kein Boxen, Fußball, Tennis, Formel 1 oder schottisches Zwergenweitwerfen im Fernsehen kommt, also eines von den ganz wichtigen Sportereignissen, die so jeden Tag übertragen werden, macht er für uns Telefondienst. Er hat zu Hause auch so ein Funkgerät aus dem Korea-Krieg, ein kleines.
Ich sitze neben dem Fahrer, wir fahren zu der angegebenen Adresse, um eine Verstorbene abzuholen, es ist mitten in der Nacht.
„Krkkkkkkks zupp Wischiwaschi, Kriiicks. Dideli.“
Nein, es ist kein Getriebeschaden, das Geräusch kommt aus dem Funkgerät.
Der Fahrer tippt kurz an den Sprechhebel an der Lenksäule und sagt: „Alles klar, machen wir.“
„Krrrks, kracks, krucks, wusch, wascham lalalalaleldieo. Dideli.“
Der Fahrer grinst: „Alles klar, Du Spaßvogel.“
Offenbar haben diese Geräusche etwas zu bedeuten. Was für mich wie atmosphärisches Knacksen aus den Tiefen des Weltalls klingt, ist für die geübten Fahrer ganz eindeutig eine verständliche Botschaft.
„Was hat er gesagt?“ erkundige ich mich.
„Er hat gesagt, wir sollen nicht vergessen, das Kleid der Verstorbenen mitzunehmen.“
„Ah ja…“
Es macht: „Krrrcks, gagagaga, duhandsch hahshduju krrrrrcks hiscchchch zisch Wadumm Wadamm Wadommm, zisch, kriecks, kracks. wusch, wusch wusch wusch. Dideli.“
„Und jetzt?“
„Jetzt hat er gesagt: Macht mal hinne.“
„Ah ja…“
Wenig später erhalten wir über Funk folgende Botschaft:
„Krrrcks, zisch, Piep. Dideli!“
Der Fahrer zieht die Augenbrauen hoch und ich erkundige mich, was es diesmal gibt. Er sagt:
„Jetzt hat er gesagt, wir sollen anschließen noch in die Rosenbergstraße 34 fahren, bei Dr. Mittelscheid klingeln und die Sterbepapiere abholen, die habe der Arzt versehentlich mitgenommen und es täte ihm fürchterlich und wir sollen aber leise sein, seine Nachbarschaft sei etwas empfindlich.“
„Das hat er alles gesagt?“
Der Fahrer nickt. Irgendwie müssen die eine spezielle Motorola-Ecke in ihrem Gehirn haben, ich habe die nicht und verstehe bloss ein Knirzen und Knacksen und das Dideli am Ende. Ich frage den Fahrer:
„Sollen wir allmählich mal neue Funkgeräte einführen, ich glaube das wäre an der Zeit, oder?“
„Nö, wieso? Die sind zwar alt und klobig, aber sie funktionieren doch super.“
Ich finde es toll, dass wir solche Spezialisten beschäftigen, ehrlich!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: botschaft, unverständliche, weltall
Ohje *lach* Vllt hilft da nur ein Sprachkurs in Alt-Koreanisch ? 😉
Und ich hab schon Probleme mit Bahnhofsansagen…
Das kenn ich aus der Feuerwehr, zu Beginn hab ich da auch nichts verstanden, spätestens nach unzähligen Stunden Funkgerätausbildung habe ich aber keine Probleme mehr.
Also irgendwie scheint das ein generelles Phänomen bei Funkverbindungen zu Zentralen zu sein. Früher im Taxi habbich da auch nie ein Wort verstanden.
Und ich frag mich immerwieder ob ich denn der einzige bin der ein Funkgerät hat mit ner hohen Sprachqualität (wie am Festnetztelefon eben…) und dabei ist das nichtmal ein Digitales und hat damals nur 200DM gekostet.
Und nun frag ich mich wo ich das Teil eigentlich hin hab, könnte es mal wieder rausholen…
Nun wurde das Beispiel "Taxi" schon genannt, trotzdem will ich es auch nochmal erwähnen. Aus Passagiersicht.
Wenn ich mir mal alle Jubeljahre ein Taxi leiste und des Nachts durch Berlin gleite, und immer wieder dieses knirschende Rauschen, welches nur durch Gebell-ähnliche Laute irgendwelche Artikulation erhält, aus dem Funkgerät quillt, frage ich mich auch, ob man für die Verständigung auf diesem Wege nicht eigentlich eine Zusatzqualifikation braucht.
Habe diese Frage auch schon gestellt, und es hieß nur: Reine Frage der Routine.
Vielleicht brauchst Du einen Babelfisch 🙂
Klasse geschrieben, danke für den Lacher! 😀