Frag doch den Undertaker

Urne aus Papier

Ich bin Designerin und Künstlerin. Ich habe ein problem mit teuer beim Bestatter gekauften Urnen.
Momentan beschäftige ich mich mit dem Tod. Erste Versuche künstlerisch wertvolle Urnen herzustellen scheiterten am Friedhof.
Die Urne „Hirschgeweih“ war den steifen und inflexiblen Wärtern zu groß. Sie waren nicht bereit, ein 85 cm breites Loch für die Urne auszuheben. Ich hatte prophylaktisch angefragt.
Hier prallen halt Kunstverstand und sture Beamtenmetalität aufeinander. Bei den teuer beim Bestatter gekauften Urnen ist das ja alles kein Problem.

Nun will ich Urnen aus Papier für Waldbestattungen machen. Ich habe alles darüber im Internet nachgelesen. Bin mittlerweile schon eine richtige Bestattungsexpertin. *fatgrin*
Jetzt sagt der Betreiber (Förster?) des Waldes, dass die Asche aus der teuer gekauften Urne, die die Angehörigen teuer beim Bestatter gekauft haben, ausgeschüttet wird.
Das finde ich nun sehr betrüblich. Die gießen also die Asche aus der teuer beim Bestatter gekauften Urne in eine biologisch abbaubare Urne um. Hier komme ich ins Spiel.
Diese biologisch abbaubaren Urnen möchte ich aus Papier fertigen.
Da es ein individuell gestaltetes künstlerisches Werk ist, kostet so eine Urne 1.750 Euro. Das ist das Mindeste, wenn man Preise in Galerien zugrunde legt.

Werbung

Meine Erfahrungen sind aber, dass das den Kunden der Bestatter zu teuer ist. Wie kann ich Ihre Kollegen dazu bewegen, darauf zu verzichten, den Kunden teure beim Bestatter gekaufte Urnen zu verkaufen, die dann nachher auf dem Müll landen, weil ja sowieso in eine abbaubare Urne umgefüllt wird.
Würden Ihre Kollegen darauf verzichten diese teuer beim Bestatter gekaufte Urne den Leuten zu verkaufen, hätten die ja noch Geld für meine Kunsturne übrig.
Was meinen Sie?

Zunächst mal eine Frage: Haben Sie „teuer beim Bestatter gekaufte Urnen“ auf einer Funktionstaste liegen?

Also, es ist so:

Nach der Einäscherung füllen die Krematoriumstechniker die Asche des Verstorbenen in eine Urne. Diese wird Aschenkapsel genannt. Das ist ihr technischer Name und dieser wird auch gerne von Bestattern verwendet, um zu kaschieren, daß bereits dieses Aschengefäß allen Erfordernissen entspricht, die für eine Beisetzung notwendig sind. Mit anderen Worten, die Kunden des Bestatters müssen mitnichten eine „teuer beim Bestatter gekaufte Urne“ erwerben. Die Beisetzung kann allein mit der günstig gelieferten Urne des Krematoriums erfolgen.

Der Kauf einer Über- oder Schmuckurne hat rein ästhetische Gründe. Die Aschenkapseln aus dem Krematorium entsprechen nicht jedermanns Geschmack. So kann man beim Bestatter ein Gefäß kaufen, daß schöner verziert und verarbeitet ist und in das diese eigentliche Urne hineingestellt werden kann.
Es besteht aber weder eine Notwendigkeit, noch eine Verpflichtung, dieses schmückende und kaschierende Element zu kaufen.

Bei einigen Bestattungsformen sind besondere Urnen erforderlich, bzw. es wird im Endeffekt gar keine Urne für die Beisetzung benötigt.
Den letzten Fall behandele ich zuerst: Etwa bei der Verstreuung der Asche bleibt die leere Aschenkapsel am Ende übrig und kann entsorgt werden. Hier ist der Ankauf einer schmückenden Überurne obsolet.

Bei Seebestattungen und bei Waldbeisetzungen sind besondere Urnen erforderlich. Für die Seebestattung sind dies Urnen, die sich nach kurzer Zeit im Meerwasser auflösen können.
Bei der Waldbestattung soll sich das Aschengefäß nach einer gewissen Zeit im Erdreich auflösen.
Die Asche wird vor der Beisetzung aus der Aschenkapsel in die auflösbare Urne umgefüllt.

Es ist absolut nicht notwendig, beim Bestatter ein besonders teures Schmuckexemplar zu erwerben.

Wenn Sie Urnen fertigen möchten, sollten Sie vorher absprechen, wie groß diese sein sollen und welche Materialien für die jeweilige Bestattungsform geeignet sind.
Ein Bembel mit einer 85 cm breiten Geweihattrappe wird von kaum einem Friedhof angenommen werden.
Es sind durchaus Maße und Formen möglich, die vom Standard abweichen. Aber 85 cm scheinen mir doch etwas heftig.

Die Mitarbeiter auf den Friedhöfen sind keine Wärter. Sie sind auch keine Beamten. Es sind Arbeiter oder manchmal auch Angestellte.
Die Ablehnung ausufernder Geweihurnen liegt nicht an Unflexibilität, sondern vermutlich daran, daß die wenigsten Urnengräber groß genug sind, um ein 85 cm breites Loch anfertigen zu können.

Ich würde allerdings auch beim Preis von 1.750 € überlegen, ob ich so teure Urnen meinen Kunden anbiete.
Über den Preis von Kunst will ich gar nicht diskutieren. Diese von Ihnen teuer verkauften Urnen sind sicherlich diesen Preis auch wert.
Und ganz sicher wird es einige Kunden geben, die genau solche Urnen, wie Sie sie fertigen, haben möchten.

Allerdings ist der Vertriebsweg für Urnen klassischerweise der Verkauf über Bestattungsunternehmen.
Deshalb sollten Sie sich überlegen, wie Sie eine genügende Anzahl von Urnen den Bestattern ggfs. in Kommission anbieten können und wie Sie die Preise gestalten, damit auch der Bestatter etwas daran verdienen kann.
Ich empfehle Ihnen, weitere Gespräche mit Bestattern zu führen.

Foto: Symbolfoto, Photoshop, Quelle 2 Bilder aus Pixabay.com

Bildquellen:

    Hashtags:

    Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

    #Bestatter #Urne #urnen

    Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Revision:


    Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

    Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




    Lesen Sie doch auch:


    (©si)