Nekrolog

Uwe Kockisch (1944–2025)

Mit dem Tod von Uwe Kockisch am 22. Dezember 2025 in Madrid verliert die deutsche Film- und Theaterlandschaft einen seiner markantesten Charakterdarsteller.

Er wurde am 31. Januar 1944 in Cottbus geboren und prägte über Jahrzehnte hinweg Rollen, die sich tief in das kollektive Gedächtnis des Fernsehpublikums eingebrannt haben. Kockisch war kein lauter Star, keiner, der sich in den Vordergrund drängte – und doch war er auf der Bühne und vor der Kamera stets ein Ereignis.

Einem breiten Fernsehpublikum wurde er als Titelheld der Krimiserie “Zappek” (1995–1996) bekannt, noch stärker aber als Commissario Guido Brunetti in den filmischen Adaptionen der Romane von Donna Leon. Zwischen 2003 und 2019 verkörperte er diese Rolle mit einer Mischung aus Eleganz, Nachdenklichkeit und Wärme, die ihn für viele Zuschauer zum “echten” Brunetti werden ließ. Später setzte er in der preisgekrönten ARD-Serie “Weissensee” als Stasi-Offizier Hans Kupfer ein schauspielerisches Ausrufezeichen, das ihm große Anerkennung einbrachte. Kaum ein Darsteller verkörperte Ambivalenz, moralische Konflikte und stille Verletzlichkeit mit vergleichbarer Glaubwürdigkeit.

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Doch Kockisch war weit mehr als ein Fernsehroutinier. Auf den Theaterbühnen legte er den Grundstein seiner Karriere, bevor er ab 1973 zunehmend in Film- und Fernsehproduktionen arbeitete. Über 100 Rollen wurden es im Laufe eines halben Jahrhunderts – ein Lebenswerk, das Vielfalt und Beständigkeit gleichermaßen zeigt. Seine Figuren waren selten glatt oder bequem; sie hatten Kanten, Zweifel, innere Widersprüche – und sie waren genau deshalb so menschlich.

Privat war Kockisch von 1995 bis 2005 mit der Schauspielerin Franziska Petri liiert. Später lebte er mit seiner zweiten Ehefrau Christine Gautier, mit der ihn eine enge Verbundenheit mit Spanien verband, in Madrid. Kockisch war Vater von zwei Söhnen. Wer ihm begegnete, beschrieb ihn als sensibel, wach, weltoffen – einen ruhigen, klugen Beobachter mit feiner Ironie.

Auch als Bürger blieb er engagiert. Im Februar 2023 gehörte er zu den Erstunterzeichnern des von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten Manifests für Frieden, das Bundeskanzler Olaf Scholz zu diplomatischen Initiativen im Ukrainekrieg aufforderte. Es war ein Zeichen, dass Kockisch Haltung hatte – und bereit war, sie öffentlich zu zeigen.

Mit 81 Jahren ist Uwe Kockisch nun von uns gegangen. Sein Tod reißt eine Lücke, die sich nicht schließen lässt, aber sein Werk bleibt. Seine Fernsehrollen werden weiter laufen, seine Theaterarbeit weiter wirken, und in vielen Wohnzimmern wird er noch lange als Commissario Brunetti durch die Lagunen Venedigs gehen – ruhig, nachdenklich, mit dem wachsamen Blick eines Mannes, der das Leben kannte.

Bildquellen:

  • Bildschirmfoto-2025-12-28-um-13.55.13_800x500: Ralf Roletschek - Ausschnitt aus anderem Foto, GFDL 1.2, wikimedia.org

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(©si)