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Verdienen sich Bestatter an Corona eine goldene Nase?

Die Corona-Pandemie hat die Welt noch voll im Griff. Zwar rufen immer mehr Leute nach Erleichterungen bei den verhängten Maßnahmen, dennoch dürfen wir uns nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass wir uns da auf sehr dünnem Eis bewegen.

Aus den USA erreichen uns Bilder von in Plastik eingewickelten Leichen, die in Massengräbern beigesetzt werden.
Da kommt schnell die Idee auf, jetzt könnten sich Bestatter im Zuge dieser Krise eine goldene Nase verdienen.
Im Fernsehen wurde ein Bestatter aus New York gezeigt, der ständig 165 Verstorbene kühlen und versorgen kann. Jetzt sind seine „Leichenkeller“ mit über 580 Verstorbenen vollkommen überfüllt.
Neben der daraus erwachsenden Mehrarbeit kann sich dieser Bestatter ganz sicher auf eine gehörige Mehreinnahme infolge dieser Pandemie einstellen.

Doch wie sieht es in Deutschland aus?

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In Deutschland sind (Stand 17.04.2020 laut RKI) 3.868 Menschen an Corona verstorben. Es gibt in der BRD aber rund 5.000 Bestattungsunternehmen. Quelle: BDB
Pro Jahr versterben in Deutschland 860.000 Menschen. Das sind im Durchschnitt 71.6666 pro Monat.

Setzt man die Zahl der Corona-Toten nun ins Verhältnis zu diesen über 70.000 Sterbefällen, die sowieso passieren, so erkennt man schnell, dass sich aus der Pandemie, zumindest für deutsche Durchschnittsbestatter, keinerlei messbare Umsatzsteigerungen herleiten lassen.

Das Gegenteil ist der Fall. Bestatter haben Sorgen und Nöte.

Das ergibt sich aus drei Faktoren.

  1. Zum einen sind es meist größere Bestattungskonzerne, die Verträge mit den Kliniken über die Nutzung von Kühlräumen und die Erstabholung abgeschlossen haben. Da die Corona-Toten beinahe ausschließlich in Kliniken versterben, fällt eher noch bei diesen Großbetrieben ein leichtes Umsatzplus an.
  2. Desweiteren ist es normalerweise so, dass sich die Angehörigen nach einer Abholung und Aufbewahrung eines Verstorbenen durch ein Klinik-Vertragsunternehmen anschließend doch für eine Beisetzung durch ihren örtlichen Stammbestatter entscheiden. Da aber derzeit durch die restriktiven Maßnahmen oft keine regelrechten Bestattungen möglich sind, lassen die Hinterbliebenen nun verstärkt die klinikbeauftragten Bestatter auch die Bestattung durchführen. Das gilt nicht nur für die am Corona-Virus verstorbenen Menschen, sondern in zunehmendem Maße auch für andere „normale“ Sterbefälle.
  3. Viel bedeutsamer ist aber der schon unter Pkt. angeführte Fakt, dass Bestattungen derzeit nur in engstem Rahmen und unter strengen Auflagen stattfinden können. Hieraus ergeben sich ungeahnte Verluste für die Bestatter. Diese können Trauerfeiern nur begrenzt gestalten und es entfallen sehr viele umsatzstarke Nebenleistungen. Mit anderen Worten: Derzeit verkaufen Bestatter fast nur „Sparvarianten“. Das drückt enorm auf die Umsatzzahlen.

Es kann also für Deutschland nur gesagt werden, dass sich durch die Coronakrise auch im Bereich der Bestattungsunternehmen heftige Umsatzeinbrüche ergeben. Man kann also keinesfalls davon sprechen, dass die Beerdigungsinstitute „Kriegsgewinnler“ seien.

Bild Alexas_Fotos / Pixabay

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