Können Eltern verwaist sein ohne daß sie Waisen sind?
Der Meinung ist zumindest „Die Zeit“, die da schreibt:
Wie kann der Trauer im Klinikalltag Platz eingeräumt werden? Im Virchow-Krankenhaus in Berlin gibt es einen Raum, in dem verwaiste Eltern ihr totes Kind verabschieden können.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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„ls Waise oder Waisenkind wird ein Kind bezeichnet, das einen oder beide Elternteile verloren hat. Hierbei wird zwischen sogenannten Vollwaisen, wobei beide Eltern gestorben sind, und Halbwaisen, die einen Elternteil verloren haben, unterschieden. Waise wird nur genannt, wer unter einem bestimmten, gesellschaftspezifischen Alter liegt. Sind bei Erwachsenen beide Eltern gestorben, spricht man nicht mehr von einer Waise.
In umgekehrter Weise bezeichnet man Eltern, die ein Kind verloren haben, als verwaiste Eltern. Von Sozialwaisen spricht man, wenn zwar die leiblichen Eltern noch am Leben sind, diese jedoch aufgrund sozialer Umstände nicht die Erziehung des Kindes wahrnehmen (können).“
ArminF hat Recht, und ich spendiere mal auf die Schnelle ein bisschen etymologischen Background:
Wir kennen das althochdeutsche [i]weiso[/i] „alleine, einsam“ und [i]wîsan[/i] „trennen“ – eng verwandt mit dem lateinischen [i]divisus[/i] < [i]dividere[/i] „trennen, (ab)teilen“ – das dann als [i]waisz[/i] ins Frühneuhochdeutsche einging. Unsere Form [i]Waise[/i] mit Ablaut-e geht auf Luthers Bevorzugung des Oberdeutschen zurück. U. a. im englischen [i]void[/i], im französischen [i]vide[/i] und niederländischen [i]wees[/i] findet sich die Wortwurzel wieder: es geht um eine Leerstelle, etwas, das für sich allein steht.
Es gibt also einen Unterschied zwischen einem Waisenhaus und einem verwaisten Haus, und beides ist semantisch so richtig wie Waisenkinder und Waiseneltern.
Jetzt sind wir alle ein bisschen weiser 😉
hajo
14 Jahre zuvor
alles richtig, schliesslich spricht man ja auch von verwaisten Ortschaften/Gebäuden/..
Markus K..
14 Jahre zuvor
Oho, und das sogar auf der Station. Normalerweise sind Abschiedsräume bestenfalls in einem schön hergerichteten Gang im Keller (Göttingen Uniklinikum), schlechtenfalls zwischen Heizungsrohren und Notbetten (Freiburg HNO-Klinik)…
Andre
14 Jahre zuvor
oder es wird einfach der Kreißsaal für das Abschiednehmen der Eltern genutzt. Das reicht auch vollkommen aus und sollte in jedem Krankenhaus einigermaßen möglich sein. Solange Eltern wenigstens überhaupt eine Möglichkeit haben, sich von ihren verstorbenen Kindern zu verabschieden
Fraggel
14 Jahre zuvor
Na, wer schon einmal ein Kind verloren hat weiß warum das „verwaist“ heißt.
Der Begriff wurde in den 1980iger Jahre von Harriet S. Schiff, einer amerikanischen Wissenschaftlerin – oder besser gesagt wahrscheinlich deren Übersetzer – geprägt. Sie hat 1987 das Buch „Bereaved Parent“ (wörtlich: „beraubter“ Elternteil) veröffentlicht, das dann 1990 auch in Deutschland veröffentlicht wurde.
Man kann sich das heute kaum vorstellen, aber damals war das Thema „Trauer“ noch nicht im Diskurs der Humanwissenschaften angekommen. Erst einige Jahre später gab es dann eine richtige Schwemme auf dem Sachbuchmarkt und im populärwissenschaftlichen Bereich zu diesem Thema.
Gloria
14 Jahre zuvor
Solche Initiativen finde ich gut. Die „verwaisten“ Eltern sind ja wahrscheinlich oft noch recht jung und brauchen Hilfe bei der Bewältigung der Trauer. Vielleicht ist das verstorbene Kind sogar der erste Todesfall, mit dem sie näher zu tun haben. Sie haben sicher oft große Angst und brauchen jemanden, der ihnen Mut macht, ihr totes Kind in die Arme zu nehmen und sich liebevoll von ihm zu verabschieden. Wenn ihnen dies ermöglicht wird, wird es ihnen für ihr Leben lang ein Trost sein.
Elke
14 Jahre zuvor
@ Gloria, Du sprichst mir, als seit 18 Jahren „verwaister Mutter“ aus der Seele.
Bist Du betroffen?
yemina
14 Jahre zuvor
Meine Tochter ist nach mehreren Fehlgeburten jetzt in der 29.SSW mit dem Notching beidseits diagnostiziert.Gebe Gott dass wir diesen sehr wichtigen sinnvollen Raum nicht auch noch betreten müssen.Wir wünschen uns so sehr ein gesundes Kind und Enkelkind.
Carmen
14 Jahre zuvor
Ich finde es eine bemerkenswerte Entwicklung, daß heute die Frau oder die Eltern Abschied vom totgeborenen Kind in würdiger Umgebung und ohne Zeitdruck nehmen dürfen. Inzwischen gibt es eine Aktion der Schmetterlingskinder, wo Kleidungstücke für die Babies, welche zwischen der 14. und 30. SWS tot zur Welt kommen. Kein Kind sollte unbekleidet beerdigt werden müssen.
Meine eigene Erfahrung, welche über 10 Jahre zurückliegt, ist, daß ich nur kurz von meiner Tochter Abschied nehmen konnte. Ich bedaure, daß ich sie nicht auf dem Arm hielt.
Gloria
14 Jahre zuvor
@ Elke
Nein, ich habe kein Kind verloren, „nur“ zwei andere geliebte Menschen, die, wie ich finde, viel zu früh sterben mussten. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Trauer über den Verlust eines eigenen Kindes alle anderen Trauerfälle übersteigt. Von daher hoffe ich, dass Du die Gelegenheit bekommen hast, liebevollen Abschied von Deinem Kind zu nehmen.
Alles Gute
Gloria
Elke
14 Jahre zuvor
@ gloria
Danke Dir für Deine lieben Worte! Das ist so lange her, aber niemals vorbei…
LG von Elke
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tanke wiki sagt: alles korrekt ausgedrückt!
„ls Waise oder Waisenkind wird ein Kind bezeichnet, das einen oder beide Elternteile verloren hat. Hierbei wird zwischen sogenannten Vollwaisen, wobei beide Eltern gestorben sind, und Halbwaisen, die einen Elternteil verloren haben, unterschieden. Waise wird nur genannt, wer unter einem bestimmten, gesellschaftspezifischen Alter liegt. Sind bei Erwachsenen beide Eltern gestorben, spricht man nicht mehr von einer Waise.
In umgekehrter Weise bezeichnet man Eltern, die ein Kind verloren haben, als verwaiste Eltern. Von Sozialwaisen spricht man, wenn zwar die leiblichen Eltern noch am Leben sind, diese jedoch aufgrund sozialer Umstände nicht die Erziehung des Kindes wahrnehmen (können).“
http://de.wikipedia.org/wiki/Waise
(ich spendiere ein „a“
„ls“ –> „als“
ArminF hat Recht, und ich spendiere mal auf die Schnelle ein bisschen etymologischen Background:
Wir kennen das althochdeutsche [i]weiso[/i] „alleine, einsam“ und [i]wîsan[/i] „trennen“ – eng verwandt mit dem lateinischen [i]divisus[/i] < [i]dividere[/i] „trennen, (ab)teilen“ – das dann als [i]waisz[/i] ins Frühneuhochdeutsche einging. Unsere Form [i]Waise[/i] mit Ablaut-e geht auf Luthers Bevorzugung des Oberdeutschen zurück. U. a. im englischen [i]void[/i], im französischen [i]vide[/i] und niederländischen [i]wees[/i] findet sich die Wortwurzel wieder: es geht um eine Leerstelle, etwas, das für sich allein steht. Es gibt also einen Unterschied zwischen einem Waisenhaus und einem verwaisten Haus, und beides ist semantisch so richtig wie Waisenkinder und Waiseneltern. Jetzt sind wir alle ein bisschen weiser 😉
alles richtig, schliesslich spricht man ja auch von verwaisten Ortschaften/Gebäuden/..
Oho, und das sogar auf der Station. Normalerweise sind Abschiedsräume bestenfalls in einem schön hergerichteten Gang im Keller (Göttingen Uniklinikum), schlechtenfalls zwischen Heizungsrohren und Notbetten (Freiburg HNO-Klinik)…
oder es wird einfach der Kreißsaal für das Abschiednehmen der Eltern genutzt. Das reicht auch vollkommen aus und sollte in jedem Krankenhaus einigermaßen möglich sein. Solange Eltern wenigstens überhaupt eine Möglichkeit haben, sich von ihren verstorbenen Kindern zu verabschieden
Na, wer schon einmal ein Kind verloren hat weiß warum das „verwaist“ heißt.
Der Begriff wurde in den 1980iger Jahre von Harriet S. Schiff, einer amerikanischen Wissenschaftlerin – oder besser gesagt wahrscheinlich deren Übersetzer – geprägt. Sie hat 1987 das Buch „Bereaved Parent“ (wörtlich: „beraubter“ Elternteil) veröffentlicht, das dann 1990 auch in Deutschland veröffentlicht wurde.
Man kann sich das heute kaum vorstellen, aber damals war das Thema „Trauer“ noch nicht im Diskurs der Humanwissenschaften angekommen. Erst einige Jahre später gab es dann eine richtige Schwemme auf dem Sachbuchmarkt und im populärwissenschaftlichen Bereich zu diesem Thema.
Solche Initiativen finde ich gut. Die „verwaisten“ Eltern sind ja wahrscheinlich oft noch recht jung und brauchen Hilfe bei der Bewältigung der Trauer. Vielleicht ist das verstorbene Kind sogar der erste Todesfall, mit dem sie näher zu tun haben. Sie haben sicher oft große Angst und brauchen jemanden, der ihnen Mut macht, ihr totes Kind in die Arme zu nehmen und sich liebevoll von ihm zu verabschieden. Wenn ihnen dies ermöglicht wird, wird es ihnen für ihr Leben lang ein Trost sein.
@ Gloria, Du sprichst mir, als seit 18 Jahren „verwaister Mutter“ aus der Seele.
Bist Du betroffen?
Meine Tochter ist nach mehreren Fehlgeburten jetzt in der 29.SSW mit dem Notching beidseits diagnostiziert.Gebe Gott dass wir diesen sehr wichtigen sinnvollen Raum nicht auch noch betreten müssen.Wir wünschen uns so sehr ein gesundes Kind und Enkelkind.
Ich finde es eine bemerkenswerte Entwicklung, daß heute die Frau oder die Eltern Abschied vom totgeborenen Kind in würdiger Umgebung und ohne Zeitdruck nehmen dürfen. Inzwischen gibt es eine Aktion der Schmetterlingskinder, wo Kleidungstücke für die Babies, welche zwischen der 14. und 30. SWS tot zur Welt kommen. Kein Kind sollte unbekleidet beerdigt werden müssen.
Meine eigene Erfahrung, welche über 10 Jahre zurückliegt, ist, daß ich nur kurz von meiner Tochter Abschied nehmen konnte. Ich bedaure, daß ich sie nicht auf dem Arm hielt.
@ Elke
Nein, ich habe kein Kind verloren, „nur“ zwei andere geliebte Menschen, die, wie ich finde, viel zu früh sterben mussten. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Trauer über den Verlust eines eigenen Kindes alle anderen Trauerfälle übersteigt. Von daher hoffe ich, dass Du die Gelegenheit bekommen hast, liebevollen Abschied von Deinem Kind zu nehmen.
Alles Gute
Gloria
@ gloria
Danke Dir für Deine lieben Worte! Das ist so lange her, aber niemals vorbei…
LG von Elke