Man liest es oft unter den Todesanzeigen in der Zeitung und auf Totenbriefen:
Von Beileidsbekundungen bitten wir Abstand zu nehmen.
Was ist damit gemeint?
Das will auch eine Leserin wissen:
Hallo meine Frage,
in der Anzeige steht -AUF WUNSCH DES VERSTORBENEN VERABSCHIEDEN WIR UNS IM ENGSTEN FAMILIENKREIS VON IHM
VON BEILEIDSBEZEIGUNGEN BITTEN WIR ABSTAND ZU HALTEN
DARF MAN JEZT EINE KARTE SCHICKEN ODER NICHT?
Nun, in aller Regel bedeutet diese Formulierung, daß die Familie anläßlich der Trauerfeier und am Grab keine persönlichen Beileidsbekundungen möchte. Man will normalerweise dann auch nicht, daß Leute kurzfristig ins Trauerhaus kommen, um dort zu kondolieren.
Es ist für die Hinterbliebenen schwer genug, am Grab die Fassung zu behalten oder man ist sowieso so in Tränen aufgelöst, daß man weitere direkte Kontaktaufnahmen, wie persönliche Ansprache und Händeschütteln usw. nicht möchte.
Wenn in einem so persönlichen und schwierigen Moment noch etliche Personen auf einen zu kommen und jede von ihnen versichert wie toll der Verstorbene war und wie groß der Verlust ist, wird die Bürde für manchen zu viel.
An eine solche Bitte sollte man sich üblicherweise auch halten.
Es spricht aber aus meiner Sicht nichts dagegen, eine Karte oder einen Brief zu senden.
Nun gibt es aber die Oberschlauen, die meinen, eine solche Bitte gelte nur für die anderen und könne unmöglich für sie persönlich gelten, schließlich habe man den Verstorbenen ja vielleicht öfters mal gegrüßt oder ein paar Worte mit ihm gewechselt.
Auch mancher Vereinsvorsitzende hält sich für besonders wichtig und auch Nachbarn sind prädestiniert dafür, aus der Reihe der Trauernden auszubrechen und zur Witwe zu stürmen um als Einziger recht wortreich eine Ausnahme von der Bitte zu erzwingen.
In Momenten der Trauer ist sehr viel Fingerspitzengefühl vonnöten und man sollte es sich sehr genau überlegen, ob man sich denjenigen, die trotz einer solchen Bitte zu den Hinterbliebenen gehen, auch anschließen sollte.
Es gibt nämlich ein paar Ausnahmen von der Regel. Diese Regel ist natürlich nirgendwo festgehalten und auch die meisten Benimm-Ratgeber schweigen sich darüber aus.
Wenn die Familie bittet, von Beileidsbekundungen Abstand zu nehmen, muß das nämlich nicht zwangsläufig bedeuten, daß niemand der Witwe oder dem Witwer kondolieren darf. Der Pfarrer darf es, Würdenträger der Stadt, beispielsweise der Bürgermeister, dürfen es und Verwandte oder Bekannte, die einen besonders weiten Weg auf sich genommen haben, wenn es anschließend keine Möglichkeit mehr gibt, miteinander zu sprechen.
Wird nach der Trauerfeier ein Beisammensein angeboten, der so genannte Leichenschmaus, dann ergibt sich sicherlich am Rande dieser Veranstaltung genug Gelegenheit, auch persönlich sein Beileid zu bekunden.
Üblicherweise ist explizit die Zeit in der Trauerhalle und am Grab gemeint.
Helfen können die Familien dadurch, indem sie nicht die Standardformulierungen der Zeitungsannoncenannahme verwenden.
Man kann auch ein paar Worte mehr schreiben, um die Menschen im Umfeld nicht im Unklaren zu lassen.
Beispiel:
Bei der Zeremonie auf dem Friedhof bitten wir darum, persönliche Beileidsbekundungen zu unterlassen.
Von Beileidsbekundungen jeglicher Art bitten wir höflichst Abstand zu nehmen. Karten willkommen.
Bitte beschränken Sie persönliche Beileidsbekundungen auf den Eintrag ins Kondolenzbuch.
Beileidsbekundungen bitte erst eine Woche nach der Beerdigung.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden
Einen Kompromis, den ich bei einem alten Sandkastenfreund, der jüngst durch einen tragischen Verkehrsunfall dahinschied, war für mich, seinen Eltern anzusehen und freundlich zuzunicken. Obwohl ich eine weite Anreise hatte, wollte ich mich nicht zu sehr aufdrängen, zumal man sah wie sehr sie kämpften. Und ich hatte den Eindruck, dass diese Geste genau das richtige Maß war, dass meinen Wunsch des Ausdrucks der Anteilnahme wie auch der Wunsch der Eltern genügend berücksichtigte.
Wir machen auch immer wieder die Erfahrung, dass sich keiner an eine solch – allgemein formulierte – Bitte hält. Mittlerweile sagen wir das auch im Beratungsgespräch, damit keine falschen Hoffnungen aufkommen. Man muss halt auch die Freunde und Vereinskameraden bedenken, die auch trauern! Wer wirklich seine Ruhe haben will, der kann ja eine eigene, persönliche Formulierung wählen.
auf unseren Friedhöfen sind Beileidsbekundungen durch direkte Kontakte zu den Angehörigen relativ wenig geworden, so dass ich empfehle, auf solche Formulierungen ganz zu vezichten. Wer wirklich das Bedürfnis hat, der Familie zu kondulieren, sollte das auch dürfen und die beste Gelegenheit dazu ist nun einmal direkt nach der Beisetzung oder der Trauerfeier, wenn der Sarg in der Kirche/Kapelle stehen bleibt. Und Rückmeldungen bestätigten oft genug, dass es den Angehörigen auch gut tut, wenn doch ein paar Trauergäste den Kontakt suchen und nicht der gesamte Trauerzug sich nach dem gemeinsamen Gebet am Grab auflöst.
Ich bin bei der Beerdigung meiner Oma erst sehr spät in die Kirche gekommen und nach der Kirche dann sehr schnell Richtung Trauerfeier abgehauen, um genau das zu vermeiden, daß ich von Leuten belagert werden, die ich kaum oder sogar gar nicht kenne, und die mir irgendwelche ihrer Meinung nach tröstlichen Worte sagen wollen (oder noch schlimmer, mir erklären, wie lang sie mich doch schon nicht mehr gesehen haben oder mich namentlich mit meiner Schwester verwechseln – gab es leider auch beides) Mag ja sein, daß es denen ein Bedürfnis war und ich bin mir sicher, daß es bei den meisten nur nett gemeint war, aber ganz ehrlich? MEIN Bedürfnis war es, eben nicht mit mehr oder weniger leeren Trauerworthülsen belagert zu werden. Bei jemandem, der mich wichtig ist, der mich und Oma kannte, und der sich kurz fasst (und mir nicht mit irgendwelchen von den katholischen Trostgedanken kommt, ich bin Agnostiker und hatte gerade davor beim Gottesdienst schon genug davon gehört), ist das ok, wenn er direkt kondoliert; mit etwas Abstand (also nachher bei… Weiterlesen »
Edit:
Ich seh grad, ich bring glaub ich Trauerfeier und Leichenschmaus durcheinander:
Ich rede hier von dem Trauergottesdienst in der Kirche, was öffentlich angekündigt war, und anschließendes Essen in einem Gasthaus, wozu nur ausgewählt eingeladen wurde.
Das kann alles sehr schlimm sein. Als ein Arbeitskollege von mir beerdigt wurde, habe ich erlebt wie seine Witwe laut schreiend die Kapelle verliess, als die Trauerfeier zu Ende war. Bei der eigentlichen Beerdigung war sie gar nicht mehr dabei.
Als einer meiner früheren Klassenkameraden damals für sich entschieden hat, seinen irdischen Weg nicht weiterführen zu wollen, hatte seine Familie bei der Beerdigung auch darum gebeten. Für uns Mitschüler (Kollegstufe Gymnasium, gut 100 Leute) war es selbstverständlich, uns daran zu halten. Es waren ja nicht nur wir dort, sondern auch Verwandtschaft, Freunde außerhalb der Schule, Nachbarn usw. Alles in allem bestimmt 250 Menschen, die Abschied genommen haben. Und soweit ich das beobachten konnte, haben sich bis auf wenige Ausnahmen alle daran gehalten…
Also ich habe schon oft gelesen „Von Beileidsbekudigungen am Grabe bitten wir Abstand zu nehmen!“
Das finde ich ganz gut, weil ich da nie weiß was ich sagen soll…
Für mich heisst es aber nicht, das man keine Karten schicken soll…
Aber wie man eine solche Karte formuliert finde ich auch sehr schwierig.
Weil man wünscht ja niemanden herzliches Beileid.