Wachsleichen – Wenn die Natur sich weigert, den letzten Schritt zu gehen – Manchmal stößt man auf dem Friedhof auf etwas, das selbst erfahrene Bestatter noch staunen lässt: Verstorbene, die nach Jahrzehnten kaum verwest sind. Der Körper ist erstaunlich gut erhalten, die Gesichtszüge noch zu erkennen – als sei die Zeit stehen geblieben. Solche Leichen nennt man Wachsleichen.
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- Was genau ist eine Wachsleiche?
- Wie entsteht eine Wachsleiche?
- Ein Problem für Friedhöfe
- Wie häufig kommen Wachsleichen vor?
- Warum moderne Leichen schlechter verwesen
- Wenn der Tod konserviert
- Wie man das Problem in den Griff bekommt
- Ein stilles Phänomen des Todes
- Wachsleichen – Version in Einfacher Sprache
- Was ist eine Wachsleiche?
- Warum entstehen Wachsleichen?
- Warum ist das ein Problem für Friedhöfe?
- Wie oft passiert das?
- Warum verwesen moderne Leichen schlechter?
- Was kann man dagegen tun?
- Ein Zeichen der Natur
- Bildquellen:
Was genau ist eine Wachsleiche?
Eine Wachsleiche ist ein menschlicher Körper, der nach der Bestattung nicht vollständig verwest ist. Im Gegensatz zur Mumie – bei der die Zersetzung durch völlige Austrocknung gestoppt wird – entsteht eine Wachsleiche, weil die Körperfette sich in eine wachsähnliche Substanz verwandeln. Diese sogenannte Adipocire legt sich wie eine Schutzschicht um den Körper und verhindert, dass die natürlichen Verwesungsprozesse weiterlaufen.
Als Bestatter habe ich im Laufe der Jahre mehrere solcher Fälle erlebt. Besonders dann, wenn Gräber geöffnet werden müssen, etwa für eine Umbettung oder weil die Ruhezeit abgelaufen ist, kann man auf solche erstaunlich gut erhaltenen Körper stoßen. Es ist ein Moment, der einen auch nach Jahrzehnten im Beruf noch innehalten lässt – nicht aus Sensationslust, sondern aus Ehrfurcht vor der Macht der Natur.
Wie entsteht eine Wachsleiche?
Normalerweise wird ein Sarg etwa 1,6 bis 2 Meter tief in die Erde eingelassen. Der Boden sollte durchlässig genug sein, damit Luft und Feuchtigkeit in einem ausgewogenen Verhältnis vorhanden sind. So können die im Erdreich lebenden Mikroorganismen ihre Arbeit tun – das Holz des Sarges zerfällt, der Körper wird zersetzt und geht schließlich in den natürlichen Kreislauf über.
Ist der Boden jedoch zu feucht, zu lehmig oder zu dicht, fehlt der Sauerstoff. Dann läuft der Zersetzungsprozess nicht wie vorgesehen ab. Stattdessen beginnen die Hautfette des Verstorbenen, sich in stabile Fettverbindungen umzuwandeln. Diese bilden eine grauweiße, krümelige Schicht, die man als „Leichenwachs“ bezeichnet. Der Körper wird dadurch gleichsam konserviert. Das klingt nach makabrer Chemie, ist aber ein ganz natürlicher Prozess.

Ein Problem für Friedhöfe
Für die Friedhöfe sind Wachsleichen ein echtes Problem. Nach Ablauf der gesetzlichen Ruhezeiten – meist 15 bis 25 Jahre, je nach Region – werden Gräber neu belegt. Doch wenn beim Öffnen noch ein weitgehend unversehrter Körper auftaucht, steht der Friedhofsbetreiber vor einem Dilemma. Rein rechtlich gilt das Grab als „abgelaufen“, tatsächlich aber ist der Verstorbene physisch noch da. In solchen Fällen müssen die Körper umgebettet oder in Gräber mit besseren Bodenverhältnissen verlegt werden. Manchmal helfen Drainagerohre oder Belüftungsschächte, um den Boden wieder „atmen“ zu lassen.
In meiner Laufbahn habe ich mehrfach erlebt, dass solche Arbeiten diskret durchgeführt wurden, um Angehörige nicht zu beunruhigen. Kaum jemand möchte hören, dass die Mutter oder der Vater auch nach 40 Jahren noch fast unverändert im Grab liegen. Deshalb wird über das Thema öffentlich kaum gesprochen – es gilt als Tabu.
Wie häufig kommen Wachsleichen vor?
Erstaunlicherweise häufiger, als man denkt. Schätzungen zufolge ist rund ein Viertel aller deutschen Friedhöfe in irgendeiner Form betroffen. Auf manchen Anlagen ist der Boden so feucht oder undurchlässig, dass sich immer wieder Wachsleichen bilden. Vor allem in Regionen mit hohem Grundwasserspiegel, etwa im Norden Deutschlands, sind sie keine Seltenheit.
Doch auch in süddeutschen katholischen Regionen, wo die Erdbestattung nach wie vor häufig ist, kommen solche Fälle vor. Dort sorgt weniger die Bodenbeschaffenheit, sondern oft die dichte Belegung der Friedhöfe dafür, dass die Verwesung verzögert wird.
Warum moderne Leichen schlechter verwesen
Die Natur tut, was sie kann – doch der Mensch macht es ihr nicht leicht. Antibiotika, Medikamente, Chemotherapie, Umweltgifte und konservierende Substanzen in der Nahrung führen dazu, dass die Mikroorganismen, die den Körper zersetzen sollen, ihre Arbeit nur noch schwer verrichten können. Auch moderne Särge, die mit Lacken, Dichtungen oder Metallteilen versehen sind, erschweren den Luftaustausch im Grab. Das Ergebnis: Der Körper bleibt erhalten – viel länger, als die Friedhofsordnung vorsieht.
Wenn der Tod konserviert
Es mag paradox klingen, aber Wachsleichen zeigen auf eindrückliche Weise, dass auch der Tod seine chemischen Regeln hat. Wo Sauerstoff fehlt, schützt sich das Fleisch selbst, indem es sich in etwas anderes verwandelt – in eine stabile, wächserne Masse. Oft bleiben sogar Haare, Kleidung und Gesichtszüge erhalten. Wer das einmal gesehen hat, vergisst es nicht – nicht, weil es grausig ist, sondern weil es einen stillen, fast friedlichen Eindruck hinterlässt.
Wie man das Problem in den Griff bekommt
Viele Friedhöfe reagieren inzwischen auf das Phänomen. Neue Gräber werden besser belüftet, Drainageschichten sorgen für Wasserabfluss, und bei Bedarf wird lockere Erde oder Sand verwendet. In besonders hartnäckigen Fällen kann die schützende Fettschicht der Wachsleiche aufgebrochen werden, damit der natürliche Verwesungsprozess wieder einsetzt. Das geschieht selbstverständlich mit größtem Respekt und niemals öffentlich.
Ein stilles Phänomen des Todes
Das Thema Wachsleichen ist für viele ein Tabu. Doch wer – so wie ich – täglich mit dem Tod zu tun hat, sieht darin eher eine Facette der Natur als eine Kuriosität. Sie zeigt, dass selbst nach dem Tod die Umweltbedingungen darüber entscheiden, wie der Körper vergeht. Manchmal geschieht das schnell, manchmal braucht es eben ein wenig länger.
Und vielleicht ist das auch tröstlich: Denn wenn der Körper sich weigert, zu vergehen, zeigt er uns, dass Leben und Tod nicht klar getrennt sind – sondern ein langsamer, stiller Übergang.
Wachsleichen – Version in Einfacher Sprache
Manchmal findet man auf einem Friedhof Verstorbene, die nach vielen Jahren noch erstaunlich gut erhalten sind. Der Körper ist nicht zerfallen, manchmal erkennt man sogar noch das Gesicht. Solche Menschen nennt man Wachsleichen.
Was ist eine Wachsleiche?
Eine Wachsleiche ist ein Körper, der nicht richtig verwest ist. Normalerweise zerfällt der Körper nach der Beerdigung. Doch manchmal passiert etwas anderes: Die Körperfette verwandeln sich in eine wachsartige Masse. Diese Schicht schützt den Körper und stoppt die Verwesung. Der Körper bleibt erhalten, fast so, als wäre er eingefroren – nur eben ohne Kälte.
Warum entstehen Wachsleichen?
Damit ein Körper zerfallen kann, braucht es Luft und Feuchtigkeit in einem richtigen Verhältnis. Ist die Erde zu nass oder zu dicht, kommt keine Luft an den Sarg. Dann fehlt Sauerstoff, und der Zersetzungsprozess stoppt. Die Fette in der Haut wandeln sich in eine helle, wachsartige Masse um. Dadurch bleibt der Körper erhalten. Das ist kein Wunderwerk und keine Chemie aus dem Labor, sondern ein ganz natürlicher Vorgang.
Warum ist das ein Problem für Friedhöfe?
Auf Friedhöfen gibt es für jedes Grab eine Ruhezeit. Nach 15 bis 25 Jahren wird das Grab oft neu belegt. Wenn beim Öffnen des Grabes aber noch ein ganzer Körper da ist, muss der Friedhof entscheiden, was passiert. Meistens wird der Körper in ein anderes Grab gelegt, wo er besser vergehen kann. Manchmal wird der Boden gelockert oder mit Rohren belüftet. Das geschieht still und respektvoll, damit Angehörige nicht beunruhigt werden.
Wie oft passiert das?
Wachsleichen gibt es häufiger, als man denkt. Etwa ein Viertel aller Friedhöfe in Deutschland hat damit zu tun. Besonders in Gegenden mit feuchtem Boden oder hohem Grundwasser, zum Beispiel im Norden, kommt es oft vor. Aber auch in Süddeutschland, wo viele Erdbestattungen üblich sind, gibt es Fälle, weil die Friedhöfe dicht belegt sind und der Boden nicht gut durchlüftet wird.
Warum verwesen moderne Leichen schlechter?
Heute nehmen viele Menschen Medikamente wie Antibiotika oder bekommen Chemotherapien. Diese Stoffe bleiben im Körper und hemmen die Bakterien, die den Körper normalerweise zersetzen. Auch moderne, lackierte oder dichte Särge lassen keine Luft hinein. Dadurch bleibt der Körper länger erhalten, als es die Natur vorgesehen hat.
Was kann man dagegen tun?
Friedhöfe versuchen, mit dem Problem umzugehen. Neue Gräber bekommen Belüftungsschächte und Drainagerohre, damit Wasser abfließen kann. Bei sehr alten Wachsleichen wird die wächserne Schicht vorsichtig aufgebrochen, damit die Verwesung wieder beginnen kann. Das passiert mit viel Respekt und niemals öffentlich.
Ein Zeichen der Natur
Als Bestatter habe ich selbst erlebt, dass der Tod viele Gesichter hat. Eine Wachsleiche ist kein Gruselfall, sondern ein stilles Naturphänomen. Sie zeigt, dass auch nach dem Tod noch Prozesse ablaufen. Der Übergang von Leben zu Erde ist manchmal schnell und manchmal langsam. Beides ist ein Teil des großen Kreislaufs der Natur – und vielleicht sogar ein kleiner Trost.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Wikipedia: Wachsleiche und
Bestatterweblog.de.
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für die einleitung zu diesem beitrag sollte man dir wirklich einen preis verleihen! grandios! 😉
Wie merkt man das, dass man da eine Wachsleiche hat ? Normalerweise läuft doch das Grab irgendwann ab und die oberirdischen Aufbauten werden zu Rasen umgebaut. Merken die das dann vor der nächsten Beerdigung beim Ausheben des Grabes, wenn schon der nächste Mieter vor dem Grab wartet ? Was macht man in solchen Fällen dann ?
MfG DerAstronaut
@DerAstronaut: Wie stellst du dir denn so einen Betrieb auf dem Friedhof vor? Meinst du die Gräber werden erst geöfnet wenn schon der nächste Sarg davorsteht?
„Dazu werden sie entweder in besser geeignete Gräber umgebettet oder der Friedhofsträger versucht durch geeignete Belüftungs- und Entwässerungsmaßnahmen dafür Sorge zu tragen, daß die den Verwesungsprozess behindernden Umstände abgestellt werden.“
Das stell ich mir aber auch nicht gerade schön vor, also die Umbettung… Hochachtung vor denen die es machen.
Wäre auf solchen Friedhöfen das Problem mit dem Bau von Mausoleen zu lösen?
Das Problem laesst sich ganz einfach damit loesen, indem man die Leute kremiert. Wenn man da finanzielle Anreize bietet (z.B. guenstigere Urnengraeber bei gleicher Groesze), Oekosteuer auf Erdbestattungen, … ist es bald kein Problem mehr.
Die Lösung ist im Grunde genommen sehr einfach:
Man muss sich einmal grundsätzlich damit befassen, wie man einen menschlichen Körper optimal kompostiert und dann die Voraussetzungen dafür schaffen. Was hilft eine Beerdigung, wenn sie auf eine unfreiwillige Konservierung hinausläuft? Das Krematorium ist auch keine Lösung: 120Kg CO2 je Toter – und das bei den hoch-effizienten deutschen Krematorien.
Wir brauchen Bestattungen mit Verwesungsgarantie
In den USA ist man da schon weiter – http://www.urbandeathproject.org – dort wird an Kompostierungsanlagen für eine neue urbane Bestattungskultur geforscht.
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Ein interessanter Artikel zu dem Thema erschien erst letzten Freitag hier:
Peter wird da auch zitiert.
@Robbi: Doof, jetzt habe ich das mit dem Link oben verhunzt, ich dachte der Link-Button würde bewirken, daß die URL sichtbar ist, dafür ist halt jetzt der letzte Satz verlinkt. 🙂
Übrigens, im Text oben sollte doch eigentlich ein Link sein, wo da steht: „Näheres dazu kann man hier nachlesen.“. Es erscheint aber keiner und im Quelltext ist statt einer Verlinkung ein „span“-Element sichtbar mit dem Attribut „removed_link“, die URL steht aber auch mit dabei.