Wenn ich erzähle, dass ich ehrenamtlich in der Hospizbegleitung arbeite, dann bekomme ich oft zwei Reaktionen: Bewunderung und Unverständnis. Und ehrlich gesagt ist beides dasselbe. Denn auch in der Bewunderung steckt eigentlich immer drin: „Das könnte ich nicht!“ oder „Dafür muss man ja schon geschaffen sein!“ oder „Faszinierend, dass es Menschen gibt, die das können.“ Ich finde das schade. Denn dahinter steckt sehr viel Unwissenheit. Natürlich ist nicht jeder Mensch als Hospizbegleiter geeignet (oder daran interessiert). Es kann und will ja auch nicht jeder Kinderpfleger, KFZ-Mechaniker oder Eiskunstläufer werden. Aber ich bin sicher: Wenn die Menschen mehr wüssten darüber, wie das mit dem Sterben ist, dann würden sich auch viel mehr Leute die Begleitung von Angehörigen, Freunden oder sogar Fremden zutrauen. Doch dafür müsste das Thema Tod und Sterben wieder an den Platz rücken, an den er eigentlich gehört: in unseren Alltag, in unsere Gesellschaft, in unser Bewusstsein und unsere Erfahrung. Daran mitzuarbeiten, das ist einer der wichtigsten Gründe, warum mir die Hospizarbeit so wichtig ist. Und damit bin ich zum Glück nicht alleine.
Pia und Corinna vom Projekt „Traudichkeit“ haben dieses Ziel auch. Sie haben lange als Kinderkrankenschwestern im Kinderhospiz gearbeitet und haben es sich zum Ziel gesetzt, die Sterbebegleitung zu verbessern. Ihr zentrales Thema ist es, bedürfnisorientiertes Sterben zu ermöglichen. Bedürfnisorientiert heißt, sich ganz an dem zu orientieren, was die Sterbenden und ihre Familien brauchen, so weit wie möglich unabhängig von Konventionen, Zwängen und Kostenfragen. Dafür braucht es an vielen Stellen ein Umdenken und an anderen Stellen Veränderungen im System. Und es braucht Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren und Dinge in Bewegung zu bringen. Pia und Corinna gehören zu diesen Menschen. Sie arbeiten an eigenen Weiterbildungen und bieten im Herbst diesen Jahres einen Onlinekongress zum bedürfnisorientierten Sterben an. Und sie machen einen Podcast, in dem sie mit vielen spannenden Menschen über das Sterben in seinen unterschiedlichen Facetten sprechen.
In der aktuellen Ausgabe durfte ich mitwirken und mich mit Corinna über die ambulante Hospizarbeit unterhalten. Hört doch mal rein, ihr findet den Podcast „Das Lebensende“ hier (oder auch auf Spotify und Apple Podcast). Viel Spaß beim Hören!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Hut ab vor deiner wichtigen und schönen Arbeit, die du machst!
Ich werde nie vergessen, wie zufrieden mein Opa in seinem Hospiz war.
Traudichkeit. Eine sehr schöne wortschöpfung.
Als ich heute morgen heim kam, schaltete ich kurz das TV Gerät ein und sah zufällig einen Bericht, in dem ein Franzose mit 57 Jahren aus sehr verständlichen und nachvollziehbaren Gründen sterben wollte. Dieses wurde ihm vom französischen Staat verwehrt. So weit, so gut bzw. schlecht für ihn. Bis hierher eigentlich nichts ungewöhnliches. So etwas passiert in vielen Ländern tagtäglich und ist längst bekanntermaßen ein Streitthema. Aber genau an dieser Stelle fiel mir das Thema Corona, Covid-19, oder wie auch immer dieser Mist heißt, ein. Gab es nicht in Bezug auf dieses Thema selbst von Politikern und/oder Ärzten den „genialen“ Vorschlag, Menschen die mehr als 80 Jährchen auf der Uhr haben die künstliche Beatmung, oder teure spezial Behandlungen zu verwehren, um Kapazitäten für „wertvollere“, jüngere Menschen zu erhalten?!?!?! Das wäre für mich endlich mal den Namen Doppelmoral wert. Dem schmerzgeplagten, Totgeweihten einen würdigen Tod vorenthalten, aber andererseits selektieren, wer eventuell sterben muss, um Platz für einen anderen zu schaffen… Man muss die Menschen einfach lieben, immer so herrlich selbstgerecht und freundlich, sowie um das Wohl… Weiterlesen »