Rechnungen bezahlen wir immer sofort. Der Klaus setzt sich jeden Abend hin und macht alle Überweisungen fertig. Wir wollen uns doch nichts nachsagen lassen. Was sollen denn die Leute denken?
Das sagt mir eine Bekannte. Gut, „der Klaus“ ist sehr gut bezahlter Beamter und bekommt, so viel ich weiß, so an die 7.000 Euro jeden Monat.
Mir geht es da anders und den meisten von Euch wahrscheinlich auch. Die eine oder andere Rechnung muss auch schon mal warten, bis wieder frisches Geld nachgewachsen ist.
Das weiß auch jeder Kaufmann und keinem Geschäftsinhaber werden graue Haare wachsen, wenn die Bezahlung einer Rechnung schon mal 14 Tage dauert.
Wenn aber die Summe etwas höher ist, und im Bestattungsgewerbe ist das ja meist der Fall, dann steigt auch die Neigung zur Nervosität, wenn eine erwartete Überweisung einfach nicht auf dem Konto auftaucht.
Das wird bei Bestattern noch dadurch verschlimmert, weil er ja oft mit bis zu 10.000 Euro eigenem Geld in Vorleistung geht. Der Kunde sucht Blumen, Zeitungsanzeigen, einen Grabplatz und vielleicht sogar den Grabstein beim Bestatter aus, alles steht schön auf einer Rechnung.
Gut, bei seinen Geschäftspartnern, wie dem Gärtner oder dem Steinmetz, muss der Bestatter dann auch nicht sofort bezahlen, sondern erst, wenn das Kundengeld eingegangen ist. Aber die Stadtverwaltung ist da gnadenlos. Die Kosten der Bestattung liegen schnell mal bei gut 2.000 Euro und dann kommen noch Grabkosten von bis zu 5.000 oder gar 8.000 Euro dazu (je nach Friedhof, Lage und Größe). Und die Kommune lässt Dir gerade mal eine Woche oder 10 Tage Zeit.
Ich habe vor Jahren mal angefangen, die beliebtesten Ausreden für das Nichtbezahlen von Rechnungen aufzulisten. Eine entsprechende Liste erschien das erste Mal am 26.09.2007 hier im Bestatterweblog.
Die Hitparade der beliebtesten Ausreden:
Zur Zahlungsmoral im Allgemeinen
Ich habe seit üpfendrupfig Jahren mit Leuten zu tun, die Rechnungen bezahlen müssen. Deshalb habe ich einen schönen Überblick über die Zahlungsmoral der Leute.
Bezogen auf das Bestattungsgeschäft kann ich sagen:
- Hartz IV-, Bürgergeld-, Sozialhilfeempfänger zahlen ihre Sachen immer, notfalls in Raten
- Rechtsanwälte, Lehrer und Architekten bereiten sehr oft Schwierigkeiten, zahlen verspätet, kürzen die Rechnungen, machen Theater
- 5 % aller Rechnungen gehen ins interne Mahnverfahren, 1 % der Rechnungen gehen ins gerichtliche Mahnverfahren
- Wenn es heißt „Sie hören von meinem Anwalt“, kommt auf 1.000 Bestattungen tatsächlich ein Mal was
- So gut wie nie, geht was vor Gericht; und wenn, dann hat in unserem Fall noch nie ein Kunde gewonnen
- je großkotziger das Auftreten des Kunden, umso dünner ist die Zahlungsbereitschaft
- schon beim geringsten „blöden Gefühl“ sollte man eine Anzahlung verlangen oder auf Vorkasse bestehen
- Ausländer machen die wenigsten Probleme. Besonders zu loben: Die Zahlungsmoral von Weißrussen und Ukrainern
- Reklamationen erfolgen größtenteils nicht wegen Mängeln, sondern um die Zahlung verzögern zu können
- In den letzten Jahren nehmen in der Branche Erpressungsversuche zu à la: Das gibt einen Shitstorm auf Social Media
- Wenn bei vereinbarter Ratenzahlung die dritte Rate nicht mehr kommt, kannst Du den Rest abschreiben
Wenn Dir noch Ausreden einfallen, die gerne gebracht werden, teile das gerne mit uns.
Auch wenn Du zur Liste hier oben was anzumerken hast, schreib das bitte in die Kommentare.
Was bedeutet das für den Bestatter?
Der Bestatter sollte für seine Kunden – wenn überhaupt – nur bei kleinen Beträgen in Vorleistung gehen.
Kommunale Gebühren und Lieferantenrechnungen gehören in die Rubrik „Durchlaufende Posten“ auf der Rechnung und sind und bleiben Sache des Kunden. Der Bestatter wird niemals Gebührenschuldner und arbeitet nur als Vermittler.
Trotz aller Pietät und Bedachtheit auf den guten Ruf darf sich ein Bestatter nicht scheuen, Mahnungen zu verschicken und sein Geld notfalls einzutreiben.
Und: Ein Factoring ist heutzutage nahezu unerlässlich
In der Bestattungsbranche, in der zwischen Rechnungsstellung und tatsächlichem Zahlungseingang oft mehrere Wochen oder gar Monate vergehen können – etwa durch verzögerte Versicherungsleistungen oder säumige Nachlassregelungen –, verschafft Factoring eine sofortige finanzielle Entlastung.
Der Bestatter stellt ganz normal seine Rechnung und leitet diese dann an das Factoring-Unternehmen weiter. Bei modernen Branchenlösungen geht das häufig direkt aus der Rechnungssoftware online.
Das Factoring-Unternehmen übernimmt die offenen Forderungen auf und zahlt den Rechnungsbetrag abzüglich einer Bearbeitungsgebühr von ca. 1,5 % bis 5 % umgehend aus. So steht dem Bestatter das Geld unmittelbar zur Verfügung, ohne dass Mahnungen geschrieben oder Zahlungseingänge mühsam nachverfolgt werden müssen. Darum kümmert sich das Factoring-Unternehmen.
Diese Vorfinanzierung erlaubt es den Kollegen, ihre laufenden Kosten wie Löhne, Mieten, Fahrzeuge oder Sarglager zügig zu bedienen, ohne Rücklagen antasten oder Kredite aufnehmen zu müssen.
Ein befreundeter Bestatter macht das seit vielen Jahren so und hatte nach eigenen Angaben noch nie irgendwelche Probleme. Er lobt die Zusammenarbeit mit seinem Dienstleister und empfiehlt das auch jedem anderen Bestatter.
Eine Bestatterin, die ich immer mal wieder berate, lehnt das hingegen vollkommen ab. Sie sieht nicht ein, die Gebühr von 3 bis 5 % bezahlen zu müssen. Bei einer Bestattungsrechnung von 2.800 € müsste sie rund 95 bis 112 € Gebühren bezahlen. Das ist ihr zu viel.
Gleichzeitig gewährt sie, wie ich es persönlich in ihrem Betrieb mehrfach erlebt habe, bereitwillig 10 % Rabatt und räumt ihren Kunden noch 2 % Skonto ein, wenn sie rasch bezahlen. Sie realisiert einfach nicht, dass der Rabatt von 280 € und das Skonto von 50,40 € insgesamt 330,40 € ausmachen, also rund 3-mal so viel, wie das Factoring kosten würde.
Aber über das Factoring schreibe ich demnächst nochmal etwas mehr.
Fazit
Einfach keine Scheiße labern! Echt jetzt!
Bestattungen sind teuer. Punkt.
Die schlimmsten Überraschungen kann man vermeiden, wenn man beizeiten eine günstige Sterbegeldversicherung abschließt. Die übernimmt schon kurze Zeit nach dem Abschluss die volle Versicherungssumme, selbst wenn man noch gar nicht viel einbezahlt hat. Oft gibt es bei Unfalltod die doppelte Summe.
Wird man sehr alt, kann es sein, dass man über die Jahre in kleinen Beträgen sogar etwas mehr einbezahlt hat, als am Ende rauskommt; dafür hatte man aber, wie auch bei einer Hausrat- oder Haftpflichtversicherung, die ganzen Jahre den Schutz. Alle Finanzexperten, die was anderes sagen, übersehen bewusst immer, dass Sterbegeldversicherungen keine Anlagemöglichkeit mit Rendite, sondern eine fast sofort wirksame Schutzversicherung sind.
Ansonsten: Sagt dem Bestatter, wie Euer Budget ist und wie es ums Geld bestellt ist. Dann berät er Euch auch den finanziellen Möglichkeiten entsprechend. Fragt nach Ratenzahlung. Sagt, wenn’s eng wird und eiert nicht rum.
Dem Bestatter ist lieber, wenn Du sagst: „Krieg ich derzeit nicht hin“, als wenn Du nach Ausflüchten suchst oder ein großes Fass aufmachst.
Bildquellen:
- bestatter-kein-geld: Peter Wilhelm KI
Hashtags:
Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:
#Ausflüchte #Ausreden #bestatterrechnung #eine #Factoring #Mahnbescheid #Mahnung #nicht #noch #rechnung #warum
Es fehlt noch das beliebte "Sorry, ich war im Krankenhaus" – rangt bei uns auf Platz 2 gleich nach dem Zahlendreher … 🙂 wenn es nicht so traurig wär.
Sagt keiner: "Die Bank hat da Mist gebaut"?
Würde ich Platz 2 geben, gleich nach: "Hab ich gestern grad gemacht". Platz 3 "Hab ja noch gar keine Rechnung bekommen, schicken Sie lieber nochma eine"
noch lieber sind mir die Kunden, die mich frech anmotzen: "Bei mir zahlt auch keiner pünktlich ein, wie glauben Sie soll ich dann Ihr Geld aufbringen!"
Hach ja, geht nix über Inkasso-Firmen!
LG Moni
Was aber an sich nichtmal so falsch ist. Es gibt genug Firmen, die pleite gegangen sind, obwohl (oder auch: weil) sie selbst enorme Außenstände gehabt haben.
Und im Zeitalter von Limiteds und bald auch GmbHs mit kaum Kapital wird sich das noch verschärfen.
Ganz einfach: Gestorben wird nur noch gegen Vorkasse.
Damit ist dann beiden Seiten gedient … 😉
Also bei der Vielzahl von Rechnungen die man laufend bekommt, (was eine Zumutung ist)bleibt ja nur eine legale Steuerungsmaßnahme, welche ich von den Bausparkassen abgeschaut habe: Ihre Rechnung hat ihre Bewertungsziffer erreicht und kommt zur Auszahlung.Wenn Sie das wünschen, senden Sie mir bitte beiliegende "Betragsannahmeabrufbestätigung" unterschrieben zurück. Nach Eingang werde ich die Überweisung am Freitag danach um 16:10 Uhr bei der Dorfbankaussenstelle in den Briefkasten werfen.
Danach
… aktueller Fall hier im Buero: Rechnung nach ca. einem Dreivierteljahr dann doch endlich geklaert (alles wie ausgestellt, aber es musste nochmal drueber gesprochen werden *seuftz*), nach 3 Wochen nachgehakt… "das macht der Steuerberater, nur in Abstaenden, kommt aber" – nochmal 2 Wochen weiter mit dem Vermerk "das wird ja wohl nicht 4 Wochen dauern" kam garkeine Antwort – aber dann dem Inkassoibuero antworten "liegt keine Rechnung vor" :wall:
*grmbl* – da kann einem bei eintsprechend vielen Schuldnern schon mal bange werden – wenn alle gezahlt haetrten, koennt ich mich wohl zur Ruhe setzen 😉
Es fehlt noch: Ich war im Urlaub und die Rechnung war halt so lang im Briefkasten…
Stimmt es sind nicht immer welche, ich kam zB aufgrund der Fillialschliesung der Post 3 Wochen nichtmehr an mein Postfach ran (welches nun in sonem Elektroladen ist und nichtmehr 24/7 Verfügbar ist) wo auch Rechnungen drinnlagen. Auserdem ein wichtiger Brief der Bank und vom Finanzamt !
Trotzdem sind es meistens wirklich nur faule Ausreden 😉
Einer aus der letzten Woche: "Wir hatten doch vereinbart, ich kann die Rechnung nach 2 Monaten mit 3% Skonto zahlen.
Ja, ja, die Monate kommen einem manchmal so kurz wie Wochen vor.