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Was kostet Peter Wilhelm?

tv-pixabayGabriel Laub hat sich schon vor vierzig Jahren Gedanken über den Wert eines Menschen gemacht. Er kommt zu folgenden Aussagen:

Professor Donald T. Forman aus Illinois (hat) ausgerechnet, daß die chemischen Stoffe, aus denen der Mensch besteht, einen Gesamtwert von 13,92 Mark haben.
(Und) der Biochemiker Harold J. Morowitz von der Yale-Universität (…) hat zusammengerechnet, was die hochorganisierten chemischen Verbindungen kosten müßten, die aus den billigen Grundstoffen in unserem Körper entstehen, und kam zum Schluß: Ein Durchschnittsmensch von 150 Pfund Gewicht ist an die sechs Millionen Dollar wert.
Die Rechnung von Harold J. Morowitz stimmt (aber) nicht. Als die teuersten Produkte unseres Körpers bezeichnet er ein Follikelhormon mit 4,8 Millionen Dollar und das Milchdrüsenhormon Prolactin mit 17,5 Millionen Dollar je Gramm. Allenfalls können diese Preise – weil es sich in beiden Fällen um weibliche Hormone handelt – die altbekannte Tatsache bestätigen, daß Frauen wertvoller sind als Männer.

Wer möchte aber zu so horrenden Preisen Prolactin kaufen, das ja nur Milchabsonderung in der Stillzeit bewirkt? Man kann sich Babynahrung viel billiger verschaffen. Und Follikelhormone gewinnt man in ausreichenden Mengen aus dem Harn von schwangeren Frauen, aus Stuten- und paradoxerweise auch aus Hengstharn.
Als Bestandteil von Antibabypillen werden sie zu zivilen Preisen gehandelt, und die Pharmaindustrie zahlt ganz bestimmt nicht drauf.
Auch das von Morowitz mit 12 000 Dollar pro Gramm eingesetzte Polypeptid Bradykinin, das den Blutdruck senkt, ist synthetisch herstellbar. Dies alles kann man in jeder Enzyklopädie nachlesen, wie ich es getan habe.

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Trotzdem bin ich nicht vollends beruhigt. Neben der Rechnung von Morowitz stand die Nachricht, daß sich die Leber bestens zur Transplantation eignet. Also: Neben Augen, Nieren, Herz ist offenbar noch ein Austauschorgan da. Werden sich die Gangster womöglich auf den Raub von menschlichen Ersatzteilen spezialisieren, wie heute auf Autoersatzteile?

Nein, auch wenn die Rechnung des amerikanischen Biochemikers nicht stimmt, oder, sagen wir, nicht marktgerecht ist, sind wir Menschen doch entschieden zu teuer geworden. Können wir uns uns noch leisten?
Gabriel Laub, DIE ZEIT 1976

Nun bin ich mit meinem Körper oft genug nicht sehr sorgsam umgegangen. Wahrscheinlich ist er weniger wert als jetzt beispielsweise der Körper eines mittleren Pandabären.
Aber immerhin kostet ein Panda-Bär, wollte man ihn denn kaufen und würde man dann auch einen bekommen, auch schon so an die 1,2 Millionen US$.

Aber an diesem reinen Körperwert kann man natürlich den Wert eines Menschen nicht bemessen. Denn wieviel ist Menschlichkeit wert? Was kostet Seele? Die soll ja bekanntlich 19 Gramm wiegen und ich meine mal, daß sie der wertvollste Bestandteil ist.
Doch auch Wissen hat einen Preis. Das Wissen, das ein Mensch im Laufe seines Lebens zusammengetragen hat, kann einen gewissen Wert haben, wenn er in der Lage ist, damit etwas anzufangen.
Entweder kann er es einsetzen, um daraus kreativ etwas zu entwickeln, was andere Menschen besonders schön finden, oder was ihnen in irgendeiner Weise nützt.
Es kann aber auch sein, daß dieser Wissende einfach in der Lage ist, seine Erkenntnisse und seinen Wissensschatz in besonders gut und leicht verständlicher Weise an andere weiterzugeben.
Auch das ist sehr wertvoll, denn so hilft er auch anderen, zu verstehen und zu wissen.

Nur, wie viel ist das wert?

Okay, da ruft mich also diese nette Tante vom Fernsehen an. Öffentlich-rechtliches Fernsehen, also schonmal soweit in Ordnung.

Und diese Tante ist beauftragt, mich auszufragen.
Man möchte nämlich, pünktlich zu den Totengedenktagen, eine Sendung machen, in der es um Bestatter geht.
Um betrügerische Bestatter, um genau zu sein. Oder wenn man derer nicht habhaft werden kann, dann doch wenigstens soll es um Bestatter gehen, die nicht so ganz korrekt arbeiten.

Ich habe ja so etwas schon sehr oft gemacht. Entweder fahre ich ins SWF-Studio nach Mannheim und werden dann von dort zugeschaltet, oder ich fahre zum jeweiligen Sender und bekomme dann ein hübsches Zimmer, die Fahrt oder den Flug bezahlt und ein Honorar, das je nach Dauer und Aufwand zwischen 700 und 2.000 Euro liegt. Das ist nicht viel. Ich war mal in einer Sendung eines Privatsenders, da trat neben mir ein junges Paar als Verbraucher auf. Diese beiden Schauspieler bekamen jeder 4.000 Euro für ihre Teilnahme. Meistens werden solche Sendungen nicht mehr vom Sender selbst produziert, sondern bei Produktionsfirmen in Auftrag gegeben. Diese haben einen Etat bzw. ein Budget von Zigtausend Euro für jede Sendung.

Jetzt war es also ein öffentlich-rechtlicher Sender.

Nun bin ich weder der große Verbraucherschützer, der sich mit wehenden Fahnen vor jeden Bestatterkunden stellt und den vermeintlich bösen Leichenversorgern schlechtes Tun nachsagt.
Noch bin ich der, der den Bestattern, die Kunden übers Ohr hauen, das Wort redet.
Nein, ich versuche, zu vermitteln, zu erklären und beiden Seiten gerecht zu werden; ein Umstand, der mir in der Branche nicht nur Freunde macht.

Ich solle doch mal flugs in meinen Unterlagen kramen und ein paar „ganz krasse Fälle“ von Abzocke heraussuchen, möchte die Tante vom Fernsehen.

Und was es denn da alles so für Vorkommnisse gebe, und was denn die Bestatter alles so für Tricks drauf hätten…

Ich plaudere aus dem Nähkästchen, lasse aber nicht unerwähnt, daß 90% der vermeintlichen Skandale gar keine sind.

Ja, man wolle das so machen: Jemand gehe unter einem Vorwand in bestimmte Bestattungshäuser und dann drehe man mit versteckter Kamera, was denn da so gesagt und gemacht würde.
Und das soll ich dann kommentieren.
Dazu müsse ich 600 Kilometer weit fahren und einen ganzen Tag zur Verfügung stehen.

Ich äußere meine Bedenken, ich sage, daß ich an Sendungen mit versteckter Kamera nicht teilnehme.
Die Tante meint, das sei doch öffentlich-rechtlich; und ich meine, daß ich so wenigstens die Möglichkeit habe, das Schlimmste zu verhüten.
Was wenn wieder dieser Mann, der dieses unsägliche Enthüllungspamphlet geschrieben hat, dort als „Experte“ auftritt und nur gequirlten Dünnpfiff redet? Dann doch besser ich, dachte ich.

Ja, und ich solle mich doch vorab schon mal hinsetzen und so aufschreiben, mit was für Fragen und Gesprächsinhalten der „Lockvogel“ so zu rechnen habe.
Und wenn ich dann noch so nett wäre, und einige Angebote schreiben könnte, für eine billige, eine mittlere und eine teure Bestattung, damit man eine Grundlage habe.

Gut, ich spreche das Thema Honorar an. Die Dame atmet hörbar ein und aus und meint dann, deswegen müsse sie erst mal ihren Chef fragen.

Ein paar Tage später ruft die Tante wieder an. Sie ist ganz begeistert, sie plant schon im Detail und sie sendet mir auch schon die Reisedaten.

Übrigens habe ihr Chef gemeint, ein Drehtag reiche nicht, ich solle doch bitte zwei Tage kommen und übernachten. Ich sprechen erneut das Honorar an. Sie weicht aus.

Also zwei Tage. Na klar, warum auch nicht? Ist mir eigentlich auch lieber, schließlich sind es 600 km hin und 600 km wieder zurück.

Wie? Sie wollen fliegen? Können Sie nicht mit dem Auto kommen, oder wenigstens mit der Bahn?

Ich rechne ihr vor, daß ich in knapp einer Stunde da sein könnte, wenn ich flöge und eine Bahnfahrt mich doch unnötig Zeit kosten würde und angesichts der günstigen Tarife auch kaum günstiger wäre.

Ja klar, das geht, sie bucht mir dann was, sagt die Tante.

Und dann stelle ich die Fragen aller Fragen:

„Lassen Sie uns doch mal endlich über mein Honorar sprechen. Was zahlen Sie mir denn nun?“

Es ist ja so, daß ich schon anderthalb Tage Arbeit investiert habe. Das tat ich nicht ins Blaue hinein, mir sind ja die Tarife, die Öffentlich-Rechtliche zu zahlen durchaus bekannt.
Zu den anderthalb Tagen käme dann noch die Vorbereitung. Ich muß mich ja mindestens einen, wenn nicht zwei Tage auf die Aufzeichnung vorbereiten.
Und ich muß 1.200 km herumreisen, bin zwei Tage im Einsatz und soll meine Expertise leisten.

Das hat ja einen gewissen Preis, einen gewissen Wert.

Das Ratespiel ist eröffnet!

Was hat mir der öffentlich-rechtliche Sender angeboten?

Noch ein Tipp: Mit dem Argument „das ist ja auch Werbung für Sie“ ist man mir nicht gekommen.
Und noch ein Nachtrag: Bisher gab es immer für einen Tag 798, € und für 2 Tage auch schon mal knapp 2.000 €.

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