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Was macht eigentlich ein Hospizverein (und was kostet das)?

wolkenhimmel

Ich stelle immer wieder fest: Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass es Hospizvereine gibt, geschweige denn, was sie tun. Das ist auch kein großes Wunder: So häufig hat man ja zum Glück nicht mit dem Sterben von nahen Freunden und Verwandten zu tun. Trotzdem: Schade ist es. Denn wenn mehr Leute davon wüssten, könnten manche Situationen leichter werden. Deshalb gibt es heute einen Erklär-Bär-Artikel über die Aufgaben eines Hospizvereins.

Begriffsklärung: Hospiz, Hospizverein, Palliativstation, Palliativdienst

Den Begriff „Hospiz“ haben die meisten Menschen schon mal gehört und eine grobe Vorstellung davon. Ein Hospiz ist ein Haus, in dem Menschen ihre letzten Lebenstage, -wochen oder manchmal auch -monate verbringen können. Sie ziehen dort ein, manchmal mit dem Ehepartner oder einer anderen nahen Bezugsperson, und werden so gut wie möglich umsorgt.

Ein Hospizverein hat nicht zwingend mit einem Hospiz zu tun, folgt aber dem gleichen Grundgedanken. In Hospizen arbeiten häufig auch Ehrenamtliche aus den Hospizvereinen. Die Hauptaufgabe ist in vielen Vereinen jedoch eine andere: Sie leisten ambulante Hospizarbeit. Das bedeutet, dass Hospizbegleiter*innen zu den Sterbenden nach Hause, ins Pflegeheim oder ins Krankenhaus gehen, um sie und ihre Zugehörigen zu unterstützen.

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Dann gibt es noch Palliativstationen in Krankenhäusern. Dort werden Menschen behandelt, die nicht mehr geheilt werden können und früher oder später an ihrer Erkrankung sterben werden. Die Ärzt*innen stellen zum Beispiel ihre Schmerzmittel optimal ein. Natürlich sterben Menschen in den Palliativstationen, aber das ist nicht unbedingt der Hauptzweck. Viele kommen hierher, um ihre Symptome behandeln zu lassen, und können dann wieder nach Hause gehen.

Und auch hier gibt es noch eine ambulante Variante, die Palliativdienste (abgekürzt AAPV oder SAPV). Meiner Meinung nach die Superhelden in der Sterbebegleitung. Die Teams aus Palliativärzt*innen und -pflegekräften sind rund um die Uhr erreichbar und können mit Medikamenten und anderen medizinischen Maßnahmen auch zu Hause ein gut versorgtes Sterben ermöglichen.

Das erst mal der Vollständigkeit halber, auf die einzelnen Begriffe komme ich sicher immer mal wieder zu sprechen und erkläre sie dann noch mal genauer.

Butter bei die Fische: Was macht denn nun ein Hospizverein?

Hospizvereine haben es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst vielen (am besten allen) Menschen ein würdevolles Sterben nach ihren eigenen Wünschen zu ermöglichen. Und „nach eigenen Wünschen“ heißt sehr häufig: zu Hause.

Die zentrale Aufgabe ist die Begleitung von Sterbenden und ihren Familien.  Hospizbegleiter*innen kommen auf Wunsch nach Hause, um zu unterstützen. Sie bieten Gespräche an, gehen mit den Patient*innen spazieren, halten Hände, singen oder beten, entlasten Angehörige, geben ein wenig Halt und Sicherheit und spielen (im Fall von Kinderbegleitungen) mit Geschwisterkindern. Je nachdem, was gebraucht und gewünscht wird. Manchmal sind sie auch im Sterbemoment dabei, gemeinsam mit den Angehörigen oder an ihrer Stelle. Nicht jeder hat noch Angehörige und nicht alle Angehörigen trauen es sich zu, beim Sterben anwesend zu sein. Wie häufig die Besuche sind, ist unterschiedlich. Anfangs vielleicht einmal pro Woche, später werden dann die Abstände kürzer. Im Extremfall können in den letzten Tagen sogar 24-Stunden-Schichten eingerichtet werden. Hospizbegleiter*innen sind im Regelfall keine Pflegekräfte und übernehmen deshalb auch keine pflegerischen Tätigkeiten. Aber für die emotionale Begleitung kann diese Hilfe wirklich Gold wert sein. Im Zentrum stehen immer die Wünsche der begleiteten Menschen und (in zweiter Linie) ihrer Zugehörigen. Ziel ist es, die Menschen – so weit es eben geht – nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen zu begleiten.

Dazu kommen weitere Aufgaben, die je nach Verein unterschiedlich ausfallen können:

  • Kinderhospizarbeit (hierfür werden Hospizbegleiter*innen speziell geschult, weil diese Aufgabe – wie man sich denken kann – noch ein Stück schwieriger ist)
  • Trauergruppen oder -cafés für Hinterbliebene
  • Beratungen über Patientenverfügungen und Co.
  • Öffentlichkeitsarbeit, mit dem Ziel, auf Dauer einen weniger tabubesetzten Umgang mit den Themen Tod und Sterben zu erreichen
  • Schulbesuche, um über die Hospizarbeit oder ganz allgemein über das Thema Tod mit Kindern und Jugendlichen zu sprechen
  • die Ausbildung weiterer Hospizbegleiter*innen

Und was kostet der Spaß?

Kurz gesagt: Nichts.

Die längere Antwort: Immer noch nichts. Die Arbeit in Hospizvereinen wird zum allergrößten Teil von Ehrenamtlichen geleistet, die ihre Zeit kostenlos zur Verfügung stellen. Der Rest finanziert sich über Zuschüsse und Spenden. Eine gute Sterbebegleitung soll nicht vom Geld abhängen, sondern für jeden verfügbar sein. Wer möchte, kann natürlich etwas an den Verein spenden, aber das ist absolut freiwillig. Ihr könnt also jederzeit ohne Sorgen um die finanziellen Dinge einen Hospizverein anrufen. Übrigens rund um die Uhr, wenn es drängt.

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