Frag doch den Undertaker

Was zieht ein Toter an?

Talar, Totenhemd, Sterbehemd, eigene Kleidung, Anzug, Kleid

Was mich auch interessieren würde: man muss dem Toten ja nicht zwangsläufig in ein Totenhemd stecken, sondern kann eigene Kleidung mitbringen. (Was ich persönlich sehr gut finde. Klar, eigentlich ist das vollkommen schnuppe, aber wenn gerade jemand sehr nahestehendes gestorben ist, fällt meist rationales Denken schwer.) Warum gehen BHs nicht? Wegen dem Metall, dass da drin steckt (Verschlüsse, Bügel evt.)?

Welche Kleidung verwendet werden kann, ist örtlich unterschiedlich. Es gibt Krematorien, die genehmigen alles, was normal verbrennt. Dort wären also Taucheranzüge und Ritterrüstungen nicht möglich. In anderen Krematorien ist Bekleidung aus Naturfasern vorgeschrieben und bei wieder anderen muss es aus verschiedenen Gründen ein Talar, also ein Totenhemd verwendet werden.

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Mir haben Angehörige schon einmal unterschwellig vorgeworfen, dass das doch Geldmacherei des Bestatters sei, dass er jetzt auch noch so ein Totenhemd verkaufen will. Das ist aber Blödsinn. Denn erstens kostet der preiswerteste Talar gerade einmal 12 Euro und zweitens ist die Position „Einbetten und hygienische Versorgung“ bei der Verwendung eines solchen Talars um 45 Euro niedriger.

Das hängt damit zusammen, dass diese Talare hinten offen sind und der Verstorbene wesentlich einfacher damit eingekleidet werden kann, als mit eigener Kleidung. Diese Totenhemden gibt es in so vielen Ausführungen, das glaubt man gar nicht, wenn man das nicht gesehen hat. Wir haben welche im Angebot, die exakt wie ein Anzug aussehen, mit Revers, eingebautem Hemd und Schlips und allem Drum und Dran.

Es heisst übrigens nicht Sterbehemd, wie viele sagen, sondern wenn schon dann Totenhemd, denn in dem Ding wird nunmal nicht gestorben, sondern in dem Ding ist man tot. Wir bevorzugen den Ausdruck Talar.

Ein Talar ist also von manchen Krematorien zwingend vorgeschrieben (warum steht weiter unten!) oder aus anderen Gründen angebracht.
Einer dieser Gründe könnte sein, dass der Verstorbene durch Krankheit so ausgemergelt ist, dass ihm sein Anzug einfach nicht mehr passt. Man kann den dann zwar hinten zusammenraffen, aber wirklich gut sieht das manchmal nicht aus. Oft sind die Leute aber auch im Alter etwas fett geworden und hatten ihren Anzug schon 25 Jahre nicht mehr an. Auch hier kann man ihn hinten aufschneiden, aber oftmals sind die Arme so dick, dass es einfach nicht passt. Hier raten wir auch gerne zu einem Talar, das sieht immer besser aus.

Mir persönlich gefällt es am Besten wenn Frauen in einem schönen Kleid und Männer in einem Anzug beerdigt werden, aber manchmal geht das aus den o.g. Gründen nicht so gut.

Viele Leute besitzen auch gar keine gute Kleidung. Wir haben kein Problem damit, jemanden in Jeans oder Jogging-Hose zu bestatten, aber die Familien wollen dann lieber doch einen Anzug. Hier ist es kostengünstig und effektiv, auf einen Talar zurückzugreifen. Sieht gut aus, passt und kostet nicht viel.

Schuhe finden hier bei uns seltener Verwendung. Manche Friedhofsordnungen schließen das aus, aber an und für sich soll durch die Einbettung der Eindruck eines friedlich Schlafenden erweckt werden und wer geht schon mit Schuhen ins Bett. Aus diesem Grunde werden auch höchst selten Brillen aufgesetzt. In anderen Ländern ist das anders. In Italien beispielsweise wird niemand ohne Schuhe begraben. Für den letzten Weg braucht man gute Schuhe! Andere Länder, andere Sitten.

Wenn jemand erdbestattet wird und die Angehörigen fragen, welche Kleidung sie bringen sollen, sagen wir: Alles was dazu gehört, außer Schuhe. Damit beantwortet sich die Frage nach dem BH ebenfalls. Ein BH kann, muss aber nicht sein, es gibt keinen Grund das nicht zu wollen, ein diesbezügliches Verbot habe ich noch nicht erlebt. Was etwas umständlich ist, sind Damenstrumpfhosen, hier sind einzelne Strümpfe besser.

Kommen wir zur Feuerbestattung.
Oben schrieb ich, dass das von Krematorium zu Krematorium unterschiedlich ist. Das hat etwas mit der Beschaffenheit der Feuerungsanlagen und der Abgasreinigung zu tun und ist keine Schikane. Oftmals ist aber der Talar zwingend vorgeschrieben und das aus einem bestimmten Grund:

Was viele nicht wissen ist, dass im Krematorium, jedenfalls vor der Einäscherung, eine zweite Leichenschau durch einen Gerichtsmediziner oder geschulten Amtsarzt stattfindet. Die erste Leichenschau macht der Hausarzt unmittelbar nach Eintritt des Todes.
Kommen später Zweifel an der Todesursache auf, kann der Leichnam ja wieder exhumiert werden. Bei Feuerbestattungen geht das nicht. Deshalb muss hier vor der Einäscherung jeglicher Zweifel an der Todesursache ausgeräumt werden.
Ein Amtsarzt schaut sich jeden einzelnen Verstorbenen genau an und dazu ist es zwingend notwendig, dass der Verstorbene komplett entkleidet wird.
Trägt der Tote einen Talar, ist das ein Handgriff: Talar hochklappen, Leichenschau durchführen, Talar wieder runterklappen und der Verstorbene fährt in dem Talar ins Feuer. Anders sieht das bei eigener Kleidung aus! Diese wird dem Verstorbenen komplett ausgezogen und meines Wissens in keinem Fall wieder angezogen.

Es steht also niemals ein Profitinteresse des Bestatters dahinter, ob denn nun ein Talar verwendet wird oder nicht. Allerdings gibt es natürlich auch Talare in allen möglichen Ausführungen und in jeder Preislage. Wer sparen will, soll ruhig mal nach dem günstigsten talar fragen und konsequent bleiben, oftmals liegen die nicht im Ausstellungsraum.

Es spricht übrigens auch nichts dagegen ein Kopfkissen mit Naturfüllung und eine passende Bettdecke von zu Hause zu verwenden. Wenn der Bestatter bei solchen Wünschen sagt, das ginge nicht und keinen überzeugenden Grund nennen kann: Einfach mal beim Friedhofsamt oder Krematorium anrufen und nachfragen.
Aber Vorsicht bei solchen Auskünften: Beim Krematorium arbeiten manchmal die, die bei der Müllabfuhr vom Müllauto hinten immer runtergefallen sind, die Stadt entlässt ja keinen…

Wenn Menschen bei uns Wünsche bezüglich der Kleidung äußern, müssen wir hier in zwei Gruppen trennen. Das eine sind die Erdbestattungen, das andere die Feuerbestattungen. Bei Erdbestattungen ist nahezu alles erlaubt, bei Feuerbestattungen besteht eine städtische Vorschrift, daß ein Talar verwendet werden muss.

Nachtrag: Es muß inzwischen nochmals deutlich darauf hingewiesen werden, daß auch bei Erdbestattungen vielerorts nur noch Kleidung aus Naturfasern zugelassen sind.

Daraus ergibt sich für uns, dass selbstverständlich nichts dagegen spricht, den Verstorbenen in genau der Kleidung, die die Angehörigen wünschen aufzubahren.
Nach der Aufbahrung, also der Zeit in der die Angehörigen vor der Trauerfeier am offenen Sarg vom Verstorbenen Abschied nehmen können, wird der Deckel auf den Sarg gesetzt, der Blumenschmuck darauf angebracht und der Sarg auf dem Sargwagen in die Trauerhalle gefahren, wo die Trauergäste sitzen.

Ist die Zeremonie beendet, wird bei einer Erdbestattung der Sargwagen zum Grab gerollt und im Beisein der Trauernden ins Grab abgelassen. Bei einer Feuerbestattung ist das anders, da wird der Sarg bloss wieder aus der Trauerhalle gefahren und die Gäste gehen ihrer Wege, beispielsweise zum gemeinsamen Kaffeetrinken. Die eigentliche Beisetzung der Urne erfolgt ja erst etwa 14 Tage später.
Der Bestatter holt dann den Sarg und bereitet ihn für die Einäscherung vor. Der Verstorbene wird umgezogen, bekommt also den vorgeschriebenen Talar. Es werden die metallischen Griffe des Sarges entfernt und je nach Krematorium auch die Füße des Sarges. Am Sarg wird ein Namensschild angebracht. So wird der Sarg dann zum Krematorium gebracht.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#toter #zieht

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(©si)