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Watt kost‘?

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Wenn man bei einem Bestatter anruft und nach dem Preis für eine Beerdigung fragt, ist das genauso witzlos, als würde man bei einem „Weddingplanner“ also einem Hochzeitsplaner fragen was eine Hochzeit kostet oder als ob man einen Architekten fragt, was denn ein Haus kostet. Die korrekte Antwort auf eine solche pauschale Frage lautet: Kommt darauf an.

Leute die bei einem Hochzeitsplaner anrufen, haben aber die Möglichkeit, sich für die Planung und Vorbereitung ihrer Hochzeit Zeit zu lassen, wer zu Hause einen sich immer mehr aufblähenden und gleichzeitig zusammenfallenden Opa liegen hat, kommt schon eher in Zeitnot. Außerdem ist oft genug das klare Denken durch die Trauer und die Aufregung getrübt und dennoch hat man in diversen Verbrauchersendungen oder dem staatlich institutionalisierten schlechten Gewissen der Nation, der Zeitschrift „test“, ja schon einiges über Bestatter mitbekommen, nichts richtig verstanden und will jetzt keinen Fehler machen.

Am Telefon ist ein Mann:

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„N’Abend! Mein Vater ist tot.“

„Oh, herzliches Beileid.“

„Watt kost‘ bei Euch ’ne Beerdigung?“

„So in einer Zahl kann man das nicht sagen, das hängt im wesentlichen davon ab, was Sie alles haben möchten. Es geht aber unter tausend Euro los; nach oben keine Grenze und falls es finanziell eng werden sollte, das sage ich jetzt einfach mal gleich dazu, gibt es auch Mittel und Wege.“

„Aha, Mittel und Wege.“

„Ja.“

„Und wie sehen die aus?“

„Die Möglichkeiten, falls die Mittel nicht ausreichen?“

„Nee, die Särge.“

„Ach so, da haben wir alles da, was man sich vorstellen kann.“

„Also auch aus Holz?“

„Ja sicher.“

„Und watt kost‘ datt?“

„So ein Sarg? Ach, das geht bei etwa 200 Euro los.“

„Nee, ich mein jezz allet zusammen.“

„Wiegesagt, das kommt d’rauf an.“

„Prima. Also so 2.000 Euro.“

„Das habe ich nicht gesagt.“

„Steht aber hier.“

„Wo?“

„Ökotest oder so.“

„Ökotest?“

„Ja, keine Ahnung, im Internet. Da steht hier von Leser ‚Ungetüm‘, der schreibt: ‚Bei mein Vatter hat sollte es 1.800 Euro kosten und als dann die Rechnung vom Bestatter kam, waren das dann fast 2.000.'“

„Wie ich Ihnen schon sagte, man kann das ohne weitere Informationen nicht sagen. Wir kommen gerne bei Ihnen vorbei oder Sie kommen zu uns und wir besprechen mal alles ganz unverbindlich. Dann können Sie ja immer noch entscheiden.“

Statt einer Antwort des Mannes raschelt und klackt es jetzt, es meldet sich stattdessen eine Frauenstimme:

„Na, hören Sie mal! Ich hör‘ mir das jetzt nicht länger an. So eine Unverschämtheit wie Sie uns hinhalten. Sie werden uns doch sagen können, was eine Beerdigung kostet.“

„Natürlich kann ich Ihnen das sagen, sogar auf den Cent genau, wenn Sie mir sagen, was sie alles haben möchten.“

„Ja woher soll ich denn wissen, was man da alles braucht?“

„Deshalb empfehle ich Ihnen ja ein unverbindliches Beratungsgespräch.“

„Sie wissen also selbst nicht was das kostet?“

„Doch…“

„Und warum sagen Sie es dann nicht? Haben Sie was zu verbergen?“

„Nein.“

„Also, was kostet es wenn Sie jetzt kommen und den Vater beerdigen?“

„2.871 Euro und 68 Cent, soviel kostet Paket 1 für Erdbestattungen, wenn Sie mehr wollen, wird’s teurer, wenn Sie mit weniger auskommen, wird’s billiger.“

„Sehen Sie, geht doch! Dann können Sie vorbei kommen und den Vater abholen. Bringen Sie aber gleich Ihre Kataloge mit.“


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Deshalb stehen über 4.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 19. Juni 2009 | Revision: 28. Mai 2012

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Jagdwolf
15 Jahre zuvor

Klingt nach meinen Kunden. Nur dass die noch leben.

15 Jahre zuvor

@Jagdwolf: Meine auch.

Taisce
15 Jahre zuvor

Endanwender!

Jagdwolf
15 Jahre zuvor

TOM: Eh, so gesehen…

hajo
15 Jahre zuvor

also Tom, wirklich!! ich versteh‘ nicht, warum Du Dich immer so zierst
.. wo doch ALLES bereits im Ökotest steht 😀

shadowmun
15 Jahre zuvor

„Schließen sie jetzt das Fenster…“
„Soll ich dir Tür auch noch schließen?“

Das DAU-tum lauert überall.

Claudia
15 Jahre zuvor

WUNDERBAR!

Vor allem Kommentar 1 und 2.

Danke für den guten Start in den Tag.

Claudia

15 Jahre zuvor

*sing
…und dann lief ich schreiend weg!

🙂

hugo
15 Jahre zuvor

Yep, kenne ich aus meiner Branche auch so.
Den Auftrag bekommt nicht der, der am Ausführlichsten berät, sondern der, der aus der Pistole geschossen „2.871 Euro und 68 Cent“ sagt.

Egal wofür.

Debe
15 Jahre zuvor

Ja, traurig ist es. Wenn mich ein Kunde so anblafft, dann überschlage ich im Kopf den Aufwand, kalkuliere zu meinen üblichen Preisen, packe 30% drauf und habe eine Zahl. Hat schon mehrfach zu Aufträgen geführt – hinterher zieht man von der ursprünglich genannten Zahl nochmal 5% ab und ist „ja überraschend günstig“ 😉

Matthias
15 Jahre zuvor

[quote]’Bei mein Vatter hat sollte es 1.800 Euro kosten und als dann die Rechnung vom Bestatter kam, waren das dann fast 2.000.'[/quote]

Ich hoffe, der Leser Ungetüm hat der Verbraucherzentrale davon erzählt. So ein Halsabschneiderladen muss dichtgemacht werden.

15 Jahre zuvor

Hier gibt es eine wunderbare Sammlung von Erlebnissen aus der ebenso wunderbaren Welt der Dienstleister:

http://www.notalwaysright.com

Ich hab da schon sehr gelacht – Hut ab vor all denen, die sich mit Kunden herumschlagen müssen.

Christian
15 Jahre zuvor

wie ich solche Testzeitungen hasse, viele meiner Kunden Lesen die auch oder ähnliche und kommen dann auch immer mit den irrsten zahlen an, und wenn ich dann 10€ Teurer bin, bin ich gleich ein Halsabschneider und Betrüger 😉 Wat Kostet ein Kompletter PC ?? hmm kommt drauf an was Sie haben möchten, jo so das Die Kiste läuft, dann sage ich immer ab 250€ nach oben keine Grenzen gesetzt ;), meistens nehmen Sie denn den für 250€ und wundern sich das nicht alles darauf Läuft ;9 aber egal ich habe dann meinen Spass 😉 weil GEIZ IST JAAAAA SOOOO GEIL

Nihilistin
15 Jahre zuvor

Hallo Tom, vermutlich musst Du Dich auf diese Denke einstellen und solltest je ein Standard-Paket für Erd- und Feuerbestattung schnüren. Die Preise sollten jeweils auf xx99,99 Euro enden. Die „Leistungsbeschreibungen“ gibst Du dann einem dauerkoksenden Werbegrafiker, der das Ganze im MedxxMarxx-Design großformatig aufpeppt (also richtig BUNT). Das Ganze mit dem Slogan „Bestatten muss nicht teuer sein“ (so hier in Berlin wirklich als Werbetafel schon gesehen) überschreiben und den doppelt so hohen Preis je Paket durchgestrichen als „Preisreduzierung“ ins oberen Drittel der bunten Papierorgie setzen. Parallel das Ganze dann auch als EMail aufbereiten, dann natürlich mit Unmengen blinkender Animationen.
Und schon gehören solche Telefonate der Vergangenheit an 😉

Micha
15 Jahre zuvor

So ein Gespräch müsste man mal beim Zahnarzt bringen, bevor der Kunde den Mund aufgemacht hat.

Wieviel gerechte Entrüstung über die Halsabschneider der Wirtschaft sich da entladen…

Ich bin mit der selben Denkweise aufgewachsen (jaa Geiz is geil!), beeinflusst durch die Werbung und mein knappes Budget, und denke erst durch meine kaufmännische Ausbildung und das Blog hier etwas realitätsnaher.

Das interessante für mich ist, wie verlockend einfach diese Geiz-Is-Geil-Mentalität sich festsetzt…
Saturn hat den Spruch ja mittlerweile geändert, vielleicht weil er mittlerweile öffentlich viel kritischer betrachtet wird?

15 Jahre zuvor

Also zumindest in österreich wirbt Saturn nach wie vor mit dem Spruch „Geiz ist geil“. Wieso sollten sie das auch aufgeben? Wenn man mittlerweile sogar schon von einer Geiz-ist-geil-Mentalität sprechen kann, dann hat er ja offenbar seinen Zweck mehr als erfüllt und erinnert ständig an die Marke. Ob positiv oder negativ, ist da vielleicht nicht einmal das Wichtigste.

Pxs
15 Jahre zuvor

Wie Nihilistin schon schrieb. Rechne doch für sowas einfach drei bis vier (Standard-)Pakete aus und wenn sie denn einen Preis haben wollen kannst du ihnen was um die Ohren hauen. Bei der Gelegenheit kannst du in die Angebote ja auch ein paar Ladenhüter mit einbauen, dann kommen die auch weg, bei den Leuten, denen wirklich alles egal ist.
Und der Rest wird dann sowieso was ändern wollen, weil Standard – das geht ja garnicht!!!

Gruß, Pxs.

Bill Tür
15 Jahre zuvor

Klar, könnte Tom ein paar Standardpreise zusammenbauen, aber ich glaube Ladenhüter würde er damit nicht unbedingt los, weil ich von dem was und wie er so schreibt den Eindruck zu haben, das die größeten Ansprüche and eine gute Leistung von ihm nicht seine Kunden sondern er selbst stellt und um seinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, dient ein Standardpreis vielleicht der Befriedigung der Neugier des Kunden bei solch uneinsichtigen Anrufen, aber danach wird Tom trotzdem eine Beratung folgen lassen wollen, weil er glaube ich selbst den Kunden denen eigentlich alles egal ist, noch entlocken kann, was den vielleicht aus dem „Alles Egal“-Portfolio noch am besten passt. Und eben jene Beratung die erst mal den eigenen Ansprüchen gerecht werden muss, ist es auch an die sich die Kunden nachher erinnern und warum man durch gute Mundpropaganda weiterempfohlen wird. Standardpakete, die sich einmal geschnürt an den Mann bringen lassen, gehen sicherlich auch gut weg, aber meist hat der Kunde dann auch nur einen kurzen und eben nicht so positiven Eindruck. Wenn der Kunde Dich schnell vergisst, kann… Weiterlesen »

bee
15 Jahre zuvor

Kunden. Wie ich das kenne und liebe. Nein, ich habe keine Standardpreise, nein, ich kann nicht mal so eben eine Kalkulation im Kopf überschlagen, wenn ich nicht weiß, was Sache ist. Was weiß denn ich, ob der Typ sich Handzettel drucken oder einen Spot mit Heidi Klum und Brad Pitt kurz vor der Tagesschau senden lassen will.

Probates Hilfsmittel: ich vergleiche mich mit einem Frisör. Der hat eine Preisliste, auf der jeder sofort sieht, dass einmal Fleischmütze mit der Mähmaschine weniger kostet als das volle Programm mit Strähnchen und Dauerwelle.

Und dann gibt’s noch solche Blitzbirnen, die dann meinen: „Ja watt Frisör, da gibbet auch sonne und solche, ich bezahl doch nich Ihren Namen mit.“ Für solche Fälle hat man dann immer ein Töpfchen Senf in der Schublade. Für die Tischkante.

Designierter Komposti
15 Jahre zuvor

Jeder Freiberufler oder Gewerbetreibender kennt solche Kunden. Jeder.

MacKaber
15 Jahre zuvor

„Sehen Sie, geht doch!“
Immer dieses herumgeziere.

Hab Anfang April ein Beratungsgespräch mit einem Bestatter gehabt wegen einer Bestattungsplanung. Auf mehrfaches sich in Erinnerung bringen, kam jetzt vor einer Woche die Reinschrift des Kostenvoranschlags. Wenn die später bei der Rechnungsstellung auch so
schnell sind soll es mir recht sein.

VERTRIEBLER
15 Jahre zuvor

Ich arbeite seit Jahrzehnten als Verkaufsleiter in einem *-Autohaus. Ich bin also Vertriebsdruck und Kniefälle gewohnt, aber…

Ich frage mich gerade, warum Du Dir so einen Auftrag (offenbar geistig minderbemittelte Auftraggeber, zumindest fragliche Zahlungsfähigkeit, etc.) überhaupt antust? Hätte dem wohl einen Preis von 7500 EUR, aufwärts genannt,…

15 Jahre zuvor

@Vertriebler: Würde ich jeden Kunden, der einfach nur doof ist, ablehnen, abschrecken oder vom Auftrag abhalten, könnte ich bald zu machen.

Mal abgesehen von denen, die wirklich doof sind, davon gibt es ja genug, befinden sich ganz viele Kunden in einer absoluten Ausnahmesituation und da kommen dann auch an sich ganz nette und kluge Leute mit einem nennen wir es mal ‚merkwürdigen‘ Verhalten daher.

look like death warmed up
15 Jahre zuvor

Ja, die lieben Kunden…
Heute bei mir im Geschäft:
„Was kostet diese DVD?“ fragt eine Kundin (die das gute Stück selber online von zu Hause aus bestellt hat).
„12,99 €“, lautet prompt die Antwort (steht ja auch nicht riesengroß auf dem Preisschild).
„Können Sie denn da nicht noch n bisschen mit dem Preis runtergehen?“
Äh…nein…
Klare Antworten bringen eine halt auch nicht immer weiter 😉

bee
15 Jahre zuvor

Wo hier auch die Verbraucherschützer angesprochen wurden, eigentlich müssten die doch froh und dankbar sein über die Branche. Abgesehen von den Discountern kenne ich eigentlich nur Bestatter, die erstens kostentransparent und zweitens individuell kalkulieren. Also genau das, was die Verbände immer wieder fordern. Soll man sich etwa eine Preisliste ins Schaufenster hängen? Beerdigung à la carte? Wobei das schon fast wieder etwas hätte 😉

Susi
15 Jahre zuvor

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß hier bei uns oft gehandelt wird, was das Zeug
hält. Aber im Urlaub, da lassen sich die Leute ein Zeug andrehen, zu total überteuerten
Preisen. Dann kommen sie zu uns, fragen ob der Preis in Ordnung geht und sind total
erschrocken, wenn Sie sehen, daß sie bei uns besser verarbeitete Ware zu einem günstigeren
Preis bekommen hätten.
Eine Reklamation ist aber oft unmöglich, weil die Ware beim Zoll nicht angegeben wurde
und wenn der Verkäufer im Ausland die Kunden anzeigt, dann wird es noch teurer.
Dumm gelaufen, die Sache mit den Schnäppchen




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