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Weihnachtsmann

Ha! Damit hätte ich gar nicht gerechnet, wir haben den Auftrag, den tanzenden Weihnachtsmann zu bestatten. In der Branche gilt zwar der Spruch „Wer die Leiche hat, hat auch den Auftrag“ und deshalb kloppen sich manchmal Bestatter auch um die sogenannten Polizeiabholungen, aber die Realität sieht doch ein bißchen anders aus.

Einerseits kennen halt viele Familien doch einen bestimmten Bestatter und wir müssen dann den Verstorbenen wieder hergeben und andererseits bleiben dann oft nur die Toten hier, mit denen kein Geschäft zu machen ist. Man darf ja nicht vergessen, daß ich bei aller Freundlichkeit die ganze Sache in erster Linie mache, um Geld zu verdienen.

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Die bei Polizeiüberführungen hier eingelieferten Verstorbenen sind aber nunmal oft aus dem Drogenmilieu, Wohnsitzlose oder Mittellose. Irgendwie kommen wir ja immer auf unsere Kosten, aber das Theater rund um die Abrechnungen mit Sozialbehörden usw. ist nicht besonders prickelnd.

Ich habe mal im Scherz gesagt, daß wenn ich jetzt auf einen Schlag all das Geld hätte, was ich durch säumige Zahler, verbummelte Behördenzahlungen usw. schon eingebüßt habe, ich glaube ich könnte mich zur Ruhe setzen.

Wenn aber ein Stripper nackig vom Tisch fällt, dann weiß man ja nie, ob da eine ordentliche Bestattung nachkommt oder nicht. In diesem Fall hat der Maik aber eine ganz normale Familie, die sehr betroffen ist. Sogar eine Lebensgefährtin hat er, was mich von dem Irrglauben heilt, alle männlichen Stripper seien UNWORT-AUTOMATIK ZUR ERHALTUNG DER OBERFLÄCHLICHEN POLITISCHEN KORREKTHEIT.

Maik hatten wir gleich gestern zur Sektion gebracht und die Familie weiß heute schon zu berichten, daß er innerlich verblutet ist. Seit Tagen hatten ihn unbestimmte Bauchschmerzen geplagt, aber er habe die Auftritte als strippender Weihnachtsmann unbedingt mitnehmen wollen und sich mit Schmerztabletten vollgestopft. Ob das vom Magen oder vom Blinddarm kam, konnte man mir nicht genau sagen bzw. waren die Aussagen der Familie da widersprüchlich. Jedenfalls muß der Verstorbene erhebliche Einblutungen in die Bauchhöhle gehabt haben und ist daran wohl auch verstorben.

Die Angehörigen wünschen sich eine Beisetzung im engsten Kreis. Normalerweise rechnet man ja bei jüngeren Menschen eher mit einer größeren Feier, weil die ja meist noch mehr Bekannte und Freunde haben. Aber die Mutter meint, alle könnten das Ganze besser verschmerzen, wenn man es in kleinerem Rahmen macht.

Endlich mal wieder eine Trauerfeier bei uns. In der letzten Zeit waren die meisten Feiern auf dem Friedhof, was die Familien zwar etwas teurer kommt, aber oft insgesamt etwas praktischer ist.
Aber unsere Räumlichkeiten müssen auch genutzt werden, denn nur so bleibt es rentabel.

Jetzt fahren unsere Männer und holen Maik ab, dann sehen wir mal weiter.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#weihnachtsmann

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(©si)