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Wenn der Bestatter krank ist

Leute, ich bin erkältet, also ergießet Euer Mitleid kübelweise über mich, ich bin ein Mann!

Diese Erkrankung verstopft meine Nase in lebensbedrohlicher Weise, läßt meinen Atem rasseln und ganz sicher bekomme ich noch eine eitrige Lungenentzündung. Mein Husten ist brennend und ich werde mich noch heute in meine Kemenate zurückziehen, um meinem Erstgeborenen alles zu vermachen.

Meine Frau meint ja, ich solle mich nicht so anstellen, aber was weiß eine Frau vom Leiden eines Mannes.
„Komm, trink mal einen Grog“, hat sie gesagt, ich mag aber keinen Rum und sage: „Grog wäre gut, nimmt nur bitte Gin statt Rum, laß den Tee weg und mach das Ganze bitte nicht heiß.“

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„So krank kannst Du gar nicht sein!“

Doch, bin ich aber. Die versteht mich bloß nicht! Sie meint ja, ich würde in Anbetracht meiner Erkrankung überproportional leiden, Tatsache ist aber, daß ich ja viel, viel kränker bin, als man es nach außen hin sieht und mir das meiste Wehklagen tapfer verkneife. Als wir Männer noch auszogen, um Mammuts zu jagen und Kreuzzüge zu machen, war dieses tapfere Ertragen von Schmerzen lebensnotwendig, es gab ja nicht an jeder Ecke eine Apotheke. Frauen haben ihre Leiden ja in der Höhle am Feuer auskurieren können und hatten es da viel besser.

„Quatsch“, sagt meine Frau, „nur ein einziges Mal müßte einer von Euch ein Kind gebären, dann wüßtet ihr was Schmerzen sind.“

Das ist genau so ein Unfug, wie Frauenstimmen in Navigationssysteme einzubauen. Wer bitteschön würde in Wirklichkeit ausgerechnet eine Frau nach dem Weg fragen? Ich meine, die meisten kennen ja nicht mal den Unterschied zwischen rechts und links.
Wer diese mobile Einschränkung bei Frauen nicht glaubt, der soll ihr das nächste Mal einfach bei McDonalds den Vortritt lassen. Die Türen bei McDonalds gehen immer nach außen auf und deshalb steht da außen auch ZIEHEN drauf. ALLE Frauen, ALLE drücken.
Die würden vor dem Napf der goldenen Bögen, Aug‘ in Aug‘ mit Big Mac und Co. verhungern, wenn nicht ab und zu ein Mann vorbeikäme, der ziehen würde. Das ist ja auch der Grund weshalb bei ALDI die Türen automatisch aufgehen und man mit langen verchromten Eisenstangen den Verkehr der Einkaufswagen so geregelt hat, daß man sich nicht verfahren kann.

Und ausgerechnet die Angehörige einer Spezies, die schon vor solch kleinen Problemen kläglich scheitert, will mir erklären, ob ich wirklich krank bin oder nicht?

„Also, wenn Du wirklich so krank bist, dann bleibst Du heute mal den ganzen Tag im Bett!“

Ich kriege so einen feuchten Glanz in den Augen, doch meine Frau macht nur eine wegwerfende Handbewegung, tippt sich dann an die Stirn und sagt: „Allein und ohne Notebook!“

Mir geht’s schon wieder besser…

Aber warum erzähle ich diesen Quatsch eigentlich hier? Nun, bevor ich über die Vorzüge der Frau an sich ins Schwärmen kam, wollte ich vom Ehepaar Hülsendonk erzählen.

Erna und Fritz Hülsendonk waren gestern gegen Abend noch bei mir, um die Beerdigung ihrer alten Tante zu besprechen. Auch die Hülsendonks sind erkältet, viel stärker als ich und das auch noch im Doppelpack. So gemeinsam krank zu werden hat was für sich, aber der große Nachteil daran ist, daß die Frau ihrer naturgegebenen Aufgabe, nämlich den kranken Mann zu pflegen, nicht nachkommen kann. Aber bei denen ist das eben so.

„Soll es denn einer Erd- oder eine Feuerbestattung sein?“ erkundige ich mich. Ich frage das immer ziemlich am Anfang, weil davon ja einige weitere Entscheidungen abhängen, etwa die Art des Grabes, des Sarges usw..

Herr Hülsendonk holt Luft und antwortet mir. Doch während er das tut, prustet Frau Hülsendonk in ihr Papiertaschentuch wie ein angeschossenes Walroß. Ich habe nichts verstanden.

Ich schaue ihn fragend an, er mich auch. Ich wiederhole meine Frage und er antwortet mir erneut, was seine Frau dazu benutzt, abermals zu trompeten. Ich weiß immer noch nicht, ob es eine Erdbestattung wird und frage erneut. Herr Hülsendonk hat gar kein Verständnis dafür, daß ich ihn dreimal dasselbe frage und dann bin ich es leid, drehe meinen Beratungsbogen um, tippe auf die entsprechende Stelle und halte ihm den Kugelschreiber hin. Er macht bei Feuerbestattung ein Kreuz, ich will das Formular schon wieder an mich nehmen, da macht er auch bei Erdbestattung ein Kreuz.

„Das geht nicht, entweder Erd oder Feuer“, sage ich und er nickt heftig. „Genau, das wollen wir.“

„Was wollen Sie? Erd- oder Feuerbestattung?“

Er antwortet, sie putzt sich das Hirn aus dem Schädel und ich weiß immer noch nicht was die Leute wünschen.

Dann ist sie endlich fertig und übernimmt nun das Regiment, das geht auch ohne Hirn… „So, Du stellst Dich aber auch an“, sagt sie zu ihrem Mann und sagt:“…….“

Ich konnte es wieder nicht verstehen, denn dieses Mal mußte Herr Hülsendonk sich die Nase putzen. Sagte ich vorher Walroß? Gibt’s noch was Größeres, Lauteres? Ja, Herrn Hülsendonk!

Es muß doch möglich sein, diese einfache, aber grundlegende Frage zu klären, ohne daß mir einer von beiden dazwischenprustet. Mit den beiden Kreuzen auf dem Fragebogen kann ich nichts anfangen.

So wie ich es hier beschreibe, geht es noch etwa eine Viertelstunde weiter. Vornehmlich sie ist es, die da prustet und trompetet, wir kommen so nicht weiter.

Doch dann kommt mir die rettende Idee!
Was mache ich, wenn ich mit meiner Frau in der Stadt bin und in einem jener geilen Geschäfte mit Unterhaltungselektronik Einkehr halten will? Binde ich meine Frau etwa draußen an, so wie andere Männer es tun? Nein, ich bin ein guter Ehemann und stelle meine Frau vor einen jener Drehständer bei C&A, an dem Frauenklamotten hängen. Da hat sie stundenlang mit Drehen zu tun und weglaufen kann sie da auch nicht, C&A hat Türen, wo DRÜCKEN bzw. ZIEHEN draufsteht.

Also nehme ich Frau Hülsendonk und zeige ihr im Ausstellungsraum unseren Drehständer mit den Sargdecken.
Sie dreht und schaut, prüft die Qualitäten, liest die Etiketten und ist glücklich beschäftigt.

Endlich kann ich von Herrn Hülsendonk erfahren, was er will: „Erst verbrennen und dann die Asche begraben.“

Na denn, machen wir.

So und jetzt nehm‘ ich mein Notebook, leg mich noch etwas hin und lasse die Medizin mal zu Ende wirken, unter deren Einfluss diese Geschichte so ausformuliert wurde. Prost!

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

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