Allgemein

Wenn es keine Bilder gibt, ist es keine Nachricht

Ist wirklich wahr. An manchen Tagen komme ich nach Hause, und das wir vielen Rettern auch so gehen, und habe gerade einen Unfall mit drei Toten gesehen, sieben oder acht Autos kaputt usw. und in den Nachrichten wird von einem Unfall auf einer Landstraße in Mecklenburg-Vorpolen berichtet, auf der ein Traktor umgekippt ist.

Der Unterschied liegt weder in der Schwere des Unfalls, noch in der Dramatik des Geschehens, sondern einzig und allein darin, daß bei dem einen Unfall einer mit der Kamera Bilder gemacht hat und bei dem anderen nicht. Im Allgemeinen verhalten sich Presseleute professionell. Sie wollen natürlich viel über den Unfall- oder Tathergang bzw. die Umstände einer Leichenauffindung erfahren und sie wollen selbstverständlich auch gute Fotos oder Filmaufnahmen machen, das ist ihr Job.

Werbung

Aber die meisten kennen auch genau die Spielregeln, begrüßen oft die Polizisten mit Handschlag (irgendwoher müssen die Presseleute ja auch immer erfahren, wo was passiert ist. ((Honi soit qui mal y pense!)))

Richtig schlimm sind selbsternannte Presseleute, zum Beispiel die so genannten Leserreporter, das sind Privatleute die sich einen kurzen Ruhm und ein paar Euro erhoffen, wenn sie mit der Handykamera „draufhalten“ und manchmal sogar den Rettungskräften im Weg herumspringen.

Oftmals stören auch Gaffer. Natürlich ist es eine Grundeigenschaft des Menschen, neugierig zu sein. Und daß jemand wissen möchte was sich in seinem Umfeld abspielt ist ja normal. Aber daß Leute oft von weither gefahren oder schnell gelaufen kommen und dann in Zweierreihen am Ort des Geschehens stehen, nur um zu gaffen, das ist oft mehr als nur störend.

Die dringend benötigten Rettungskräfte müssen dann oft noch zwei oder vier Leute abstellen, die mit Decken oder Laken eine Sichtsperre errichten, damit die Gaffer nicht noch laut polemisierend jemandem beim Sterben oder Verbluten zuschauen.

Vor ein paar Jahren wurden wir zu einem schweren Autobahnunfall gerufen, gleich mit zwei Wagen. Der Beamte hatte uns fast schon vorsorglich bestellt, sodaß wir kurz nach den Rettungswagen eintrafen. Drei Verstorbene wurden geborgen, bei zweien ging das recht zügig, einer mußte von der Feuerwehr mit einer hydraulischen Schere aus dem Wagen geschnitten werden.
Während die Feuerwehr arbeitete, trudelten hinter den Leitplanken immer mehr Leute aus dem dort liegenden Ort ein und stellte sich zum Zugucken dahin. Unterdessen bemühte sich ein Notarzt um eine 27-jährige Frau, leider vergebens. So kam es, daß wir nicht nur drei, sondern vier Verstorbene einladen mussten.

Kommentar von einem jenseits der Leitplanken: „Ist die auch hin?“
Die Umstehenden lachen, ein anderer sagt zu ihm: „Sei doch nicht immer so vorlaut!“ und sagt dann zu unseren Fahrern: „Der will wissen woran die hops gegangen ist.“

Solche Annäherung von Neugierigen haben wir nicht gerne.

Bei normalen Haussterbefällen ist das je nach Stadtviertel völlig unterschiedlich. In dem einen sind die Straßen wie ausgestorben, wenn ein Bestattungswagen kommt, man steht allenfalls hinter der zugezogenen Gardine. In einem anderen Stadtviertel kommen die Leute sogar ganz schnell herbeigelaufen und holen, so glaube ich fast, noch fix die Kinder aus der Schule, um sich auf der anderen Straßenseite zusammenzurotten.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#bilder #gibt #keine #nachricht #wenn

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Revision:


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)