Frag doch den Undertaker

Werte

Frage an den Fachmann: Was passiert eigentlich nach der Verbrennung mit den Edelmetallen die event. in der Leiche vorhanden sind wie z.B. Goldzähne, Prothesen aus Titan o.ä.? (bei einer Erdbestattung gehe ich einfach davon aus, dass sich diese Frage gar nicht stellt). Ich meine in einer Reportage gesehen zu haben, dass diese nicht mit die Urne kommen]. Werden diese an die Angehörigen ausgehändigt? Behält der Bestatter diese Metalle und verkauft sie eventuell sogar an einen Edelmetallhändler?
Oder müssen diese sogar entsorgt werden? Angesichts der heutigen Goldpreise von ca. 485 EUR pro Feinunze ist das ja eine interessante Sache, entweder für die Angehörigen oder den Bestatter.

Ich hatte das Thema schon einmal angerissen.

An und in der Leiche befinden sich in der Tat oft gewisse „Werte“.

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Fangen wir bei Schmuckstücken an.

Wenn ein Mensch in einem Krankenhaus verstirbt, trägt er oft schon aus medizinischen und hygienischen Gründen keinen Schmuck. Ansonsten ist es hier so, wie in den meisten Altersheimen, dass das Pflegepersonal diese Schmuckstücke einbehält und an die Angehörigen aushändigt. Zu glauben, hier könne etwas verschwinden, ist absolut albern. Denn über nichts wissen die Angehörigen so gut Bescheid wie über Wertgegenstände.

Holen wir einen Verstorbenen daheim ab, weisen wir gleich darauf hin, dass wir den Schmuck jetzt abnehmen und da lassen. Bei Eheringen ist das anders. Da besteht häufig der Wunsch, dass d. Verstorbene ihn an behält. In manchen Gegenden ist es aber auch üblich, dass der Witwer oder die Witwe sich den Ehering aushändigen lässt, um ihn dann selbst zu tragen.

Unsere Bestattungsmitarbeiter weisen uns aber spätestens bei der hygienischen Versorgung und dem Einbetten darauf hin, wenn sich doch noch Schmuck an der Leiche befindet. Da sind oft Kettchen, die nach hinten gerutscht waren oder Ohrringe. Jedes Schmuckstück wird in unser Schmuckbuch eingetragen und der Verbleib exakt protokolliert, d.h. die Übergabe an die Angehörigen dort quittiert.
Ich sagte schon einmal, dass wir keine SchmuckExperten sind und getragenen Schmuck nicht nach echt und unecht unterscheiden können, selbst bei teuren Markenarmbanduhren kann es sich um ein wertloses Plagiat aus Fernost handeln. Und für irgendeinen Tand riskiert kein Bestatter seinen Ruf. Wiegesagt: Über nichts wissen die Angehörigen so gut Bescheid, wie über Wertgegenstände und andere Sachen, die es zu erben gilt.

Kommen wir zu Gegenständen, die sich in der Leiche befinden.

Das sind Implantate aus den verschiedensten Materialien, angefangen bei Kunststoff bis hin zu sehr wertvollen Edelmetallen.
Handeln wir zuerst die Erdbestattungen ab, das geht am Einfachsten. Da bleibt alles da wo es ist. Erst wenn nach vielen Jahren oder Jahrzehnten das Grab abgelaufen ist und nach einer wiederum oft mehrjährigen Übergangszeit neu belegt wird, bestünde überhaupt die Gelegenheit, wieder auf diese Implantate zu stoßen. Beim Grabaushub kommen nämlich immer auch Überreste von den vorherigen Bestattungen zu Tage. Allerdings sind diese mit Erdreich vermischt und die Friedhofsmitarbeiter sind sehr bemüht, diese Erdschichten so zu lagern und wieder in die Grube zu bringen, daß die Trauergäste hiervon nichts sehen. Gezielt nach Implantaten sucht da niemand.

Anders ist das bei Feuerbestattungen. In allen Krematorien gibt es Einrichtungen um die sterblichen Überreste zu zerkleinern. Das stelle man sich in etwa wie einen großen Wäschetrockner vor, in den die größeren Teile eingelegt werden. Mehrere tennisballgroße Stahlkugeln sorgen dafür, dass alles so zerkleinert wird, dass es auch in eine Urne passt.

Vor und nach dieser Prozedur werden Fremdkörper entfernt. Dazu gehören eben diese Implantate, aber auch verbliebener Schmuck.
Schmuck kann an einer Einäscherungsleiche verbleiben, wenn die Angehörigen trotz unserer Warnungen darauf bestehen, dass er dort verbleibt oder wenn er sich nicht entfernen ließ. Zunehmend kommt hier auch sogenannter Körpersteckschmuck, also Piercings, ins Spiel.

Einige Krematoriumsbetreiber geben an, Goldzähne würden komplett verdampfen, andere geben an, dass diese Metalle schmelzen und als Schmelzklümpchen später zwischen den Ascheresten liegen. Alle Fremdkörper und Metalle werden aber aus der Asche entnommen. Chirurgische Stähle usw. werden gesammelt und einem Fachunternehmen zum Recycling übergeben. Bei Edelmetallen ist es so, daß es Krematorien gibt, die diese sammeln, verkaufen und den Erlös gemäß Satzung einem wohltätigen Zweck zuführen. In anderen Kommunen fließt der Erlös ins Stadtsäckel und dient in der Gesamtbilanz dann u.a. auch dazu, vermögens- und angehörigenlose Verstorbene zu bestatten. Böse Zungen sagen, Krematoriumsmitarbeiter hätten oftmals große Autos.

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