Wie funktioniert eigentlich eine Bestattung mit militärischen Ehren und wer hat Anspruch darauf?
Mein Vater wurde mit militärischem Geleit von 7 Soldaten verabschiedet.
Diese bestand aus 2 Sargwachen, die während der kirchlichen Trauerfeier rechts und links neben dem Sarg standen. Welche Funktion hat die Wache? Den Sarg wird doch keiner klauen wollen.
Später allerdings trugen sie den Kranz hinaus. Das könnte deren Funktion erklären.
Darüber hinaus kamen der „Chef“ des Geleits, der zum Abschied Richtung Sarg salutierte.
Sowie 1 Trompeter und 1 Trommler.
Der 6. Mann nahm die Flagge mit dem Bundesadler vom Sarg. Und dann stand zum Abschied noch ein 7. Mann dabei, der wie ein junger Rekrut aussah, der sonst aber nichts machte. Welche Funktion hat dieser 7. Mann?
Das alles würde mich sehr interessieren. Leider ging alles viel zu schnell vorbei, so dass ich nicht direkt fragen konnte. (Bitte Frage nur anonym veröffentlichen, danke.)
Die Antworten auf diese Fragen finden wir in Wikipedia. Ich zitiere da mal, dann brauche ich das Ganze nicht noch einmal neu zu schreiben:
Begräbnis mit militärischen Ehren
Unter einem Begräbnis mit militärischen Ehren versteht man die Gestaltung einer Trauerfeier bzw. einer Beerdigung durch Angehörige des Militärs. Die Abläufe eines solchen Begräbnisses sind länderspezifisch und den jeweiligen Militärtraditionen gemäß festgelegt. Das Begräbnis mit militärischen Ehren ist in Deutschland üblicherweise auch Teil eines Staatsbegräbnisses, sofern die Angehörigen dies nicht ausdrücklich ablehnen.
Militärbegräbnisse in Deutschland
Anspruch auf ein Begräbnis mit militärischen Ehren haben in Deutschland vor allem:
- Verstorbene, denen ein Staatsbegräbnis zusteht
- in und außer Dienst verstorbene oder tödlich verunglückte Soldaten der Bundeswehr
- Personen, die durch im Dienst befindliche Soldaten oder zivile Mitarbeiter der Bundeswehr oder durch Wehrmaterial ums Leben gekommen sind
- verstorbene ehemalige Berufssoldaten der Bundeswehr, der Wehrmacht, der Reichswehr und der Armeen und Marine des Kaiserreiches
- verstorbene Inhaber/Träger höchster Verdienst-/Tapferkeitsauszeichnungen.
Die militärischen Ehren bei Trauerfeiern werden nur auf Wunsch der nächsten Angehörigen des Verstorbenen erwiesen. Ist der Tod im Zusammenhang mit einem vom Verstorbenen begangenen Verbrechen eingetreten, oder besteht hinreichender Verdacht auf Beteiligung an einem Verbrechen, werden keine militärischen Ehren erwiesen.
Der Umfang des militärischen Zeremoniells bei einer Trauerfeier ist in einer Zentralen Dienstvorschrift festgelegt. Es wird zwischen Abordnung, kleinem und großem militärischen Ehrengeleit unterschieden:
- Die Abordnung setzt sich aus einem Offizier (möglichst Disziplinarvorgesetzter des Verstorbenen), einem Unteroffizier, einem Mannschaftsdienstgrad und gegebenenfalls zwei Soldaten als Kranzträgern zusammen.
- Das kleine Ehrengeleit umfasst neben der Abordnung sechs Soldaten als Totenwache (möglichst aus der Dienstgradgruppe des Verstorbenen), einen Trommler, einen Trompeter und gegebenenfalls einen Soldat als Ordenskissenträger. Vorgesehen ist das Ehrengeleit nur für Admiräle und Generäle und Inhaber von Tapferkeitsauszeichnungen
- Das große Ehrengeleit kommt für Personen in Frage, die mindestens die Dienststellung eines Kommandierenden Generals (meist Generalleutnant) oder eine vergleichbare Dienststellung innehatten. Es umfasst neben der um einen General verstärkten Abordnung eine Truppenfahne mit Fahnenträger und zwei Begleitoffizieren, einen Ehrenzug (1/3/27), ein Musikkorps sowie Totenwache, Kranzträger und Ordenskissenträger.
- Auf Anordnung des Bundespräsidenten werden Staatsbegräbnisse durchgeführt, für die anstelle des Ehrenzugs ein Bataillon antritt und der Sarg von Offizieren getragen wird.
Der Sarg von Personen, die mit militärischen Ehren beigesetzt werden, wird auf Wunsch der Angehörigen von einer Bundesdienstflagge so bedeckt, dass der Adler nach rechts blickend zum Kopf des Verstorbenen zeigt. Auf Höhe des Kopfes des Verstorbenen wird eine Kopfbedeckung (Helm, Schirmmütze, Bergmütze, Barett), Öffnung nach unten, Schirm/Rand zum Kopf des Wappenadlers zeigend auf dem Sarg befestigt. Da nach deutschem Zeremoniell der Sarg mit Flagge in das Grab gesenkt wird, wird eine zweite Flagge zum Zweck der Übergabe an die Hinterbliebenen gesondert mitgeführt.
Fester Bestandteil des Ablaufs ist das Spielen des Liedes vom guten Kameraden beim Senken des Sarges ins Grab; anwesende Soldaten erweisen dabei den militärischen Gruß.
Von 2000 bis 2011 hat sich die Bundeswehr mit 68 Ehrengeleiten und 43 Abordnungen an Trauerfeiern von verstorbenen ehemaligen Wehrmachtsangehörigen beteiligt, darunter beispielsweise bei Rudolf Witzig, Michael Pössinger und Erich Topp.
Militärbegräbnisse bis 1945
Bis 1945 bestand das Militärbegräbnis ebenso wie in anderen Ländern üblich aus dem Trauerzug, bei dem der Sarg auf einer von Pferden gezogenen Geschützlafette transportiert wurde. Bei ranghohen Offizieren war es üblich, ein gesatteltes Pferd mit verkehrt in die Steigbügel gesteckten Stiefeln im Trauerzug mitzuführen; dies sollte die momentane Führungslosigkeit der betreffenden Einheit symbolisieren. Als Ehrensignal wurden, je nach Rang des Toten bis zu 21 Salutschüsse abgegeben, z. T. auch mit Kanonen.
Militärbegräbnisse in anderen Ländern
In den USA entspricht der Ablauf von Militärbegräbnissen dem bis 1945 in Deutschland üblichen Verfahren. Als Trauerlied wird in den USA der von einem Solomusiker intonierte Signalruf „Taps“ verwendet.
In Großbritannien ist es üblich, beim Vorbeitragen des Sarges an der Ehrenformation die Waffe verkehrt herum zu halten, diese Tradition ist auch aus anderen Ländern bekannt. Als Trauerlieder werden der Signalruf „The Last Post“ verwendet, gefolgt von „Reveille“.
Viele Länder kennen für den militärischen Trauerzug auch besondere Formen des Gleichschritts, so z. B. in Russland eine sehr langsame, gesetzte Form des Stechschritts.
Beim Abmarsch der militärischen Abteilungen von der Trauerfeier werden oft nicht mehr Trauermärsche, sondern übliche Militärmärsche als Zeichen eines zukunftsgerichteten Denkens gespielt.
Geschichte
Bereits der römische Schriftsteller Vergil schildert, dass im 1. Jahrhundert v. Chr. einem Gefallenen Helm und Waffen nachgetragen worden seien. Seine Kameraden trugen ihre Waffen verkehrt herum. Das fand im Mittelalter seine Entsprechung, wenn Schilde mit der Spitze nach oben geführt wurden, wie es Wolfram von Eschenbach um 1200 im Parzival berichtet.
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Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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„Ist der Tod im Zusammenhang mit einem vom Verstorbenen begangenen Verbrechen eingetreten, oder besteht hinreichender Verdacht auf Beteiligung an einem Verbrechen, werden keine militärischen Ehren erwiesen“
Das ist bei Ex-Wehrmachtsangehörigen ja eigentlich die Regel gewesen Verbrechen zu begehen
Das ist eine absolute Frechheit. Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, daß mein Großvater, meine Onkels und mein Schwiegervater alles Verbrecher waren, nur weil sie in der Wehrmacht dienten?
Womit hast du dich denn gepudert?
Mit dem deutschen Selbstzerfleischungs-Trauma gepudert, was sonst?
Einfach ignorieren.
Du meinst vermutlich die Waffen-SS
in der Wehrmacht waren i.d.R. normale Bürger, die nicht genug Beziehungen hatten, dem Dienst zu entkommen.
Die Wehrmachtsangehörigen waren an einem Völkerrechtswidrigen Angriffskrieg beteiligt
Besonders in Polen und der ehem.UDSSR wurde ein Vernichtungskrieg geführt,auch Angehörige der Wehrmacht haben an Ermordungen von Zivilisten teilgenommen
Geplündert und vergewaltigt(ja auch das taten etliche von denen) haben sie eigentlich überall wo sie eingefallen sind
@Lochkartenstanzer: Aber sicherlich nicht grad als Berufssoldaten.
Allgemein schon interessant, dass so ziemlich jede deutsche Armee vertreten ist, nur die NVA nicht. Die war anscheinend schlimmer als die Wehrmacht.
Wiki sagt dazu folgendes:
Generell galt bis zum 1. März 2005 die in der deutschen Armee NVA geleistete Dienstzeit als „gedient in fremden Streitkräften“. Nunmehr lautet die Bezeichnung „gedient außerhalb der Bundeswehr“. Laut Einigungsvertrag ist es den ehemaligen NVA-Angehörigen – im Gegensatz zu früheren Angehörigen der Wehrmacht – nicht gestattet, in der Bundesrepublik ihren letzten Dienstgrad mit dem Anhang „a. D.“ (außer Dienst) zu führen.
Ich würde hier zwischen einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg durch die Wehrmacht insgesamt und einzelnen Verbrechen der Wehrmachtsangehörigen unterscheiden. Ja, der Krieg war rechtswidrig. Wenn deswegen alle Wehrmachtsangehörige automatisch Verbrecher wären, müsste man das noch weiter ausdehnen und alle diejenigen, die nicht gegen den Krieg protestiert haben, als Mittäter oder Mitwisser betrachten – also alle Deutschen, die zu der Zeit strafmündig waren. Ich denke, das geht dann doch zu weit.
Nebenbei bemerkt, werden Beerdigungen ehem. Berufssoldaten der Reichswehr und der Kaiserlichen Streitkräfte heute wohl eher selten vorkommen…
Genau. Das Problem (?) stirbt einfach weg.
Dazu sage ich nur einige Stichwörter:
Bromberg
Bromberger Blutsonntag
Glaubst Du wirklich die anderen Staaten waren unschuldig und ausschließlich Opfer.
Träum weiter.
Falsch gerutscht, oder Fehler von mir.
Bezieht sich auf Georgs zweiten Kommentar oben:
Georg sagte am 4. Februar 2013 um 17:39
…was hätte denn Otto Normalsoldat der Wehrmacht machen sollen? „Stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin“? So einfach war’s nicht…
Geschichte: Eine Betrachtung im Nachhinein.
Bzw.“Hinterher ist man immer schlauer.“
Ermüdend, diese gebetsmühlenartig vorgetragenen Beißreflexe, einfach nur ermüdend.
Gut gesagt, hinterher ist man immer schlauer. Aber der „Beißreflex“ ist der Brüller.
Von Nostradamus oder der Bibel hat man hinterher auch immer alles Mögliche interpretiert, aber bis einschließlich heute ist es nicht einmal gelungen etwas davon im Voraus zu „sehen“.
So wandelt denn im Dunkel und möge euch mit dem letzten Streichholz ein Licht aufgehen. 😉
Ist eigentlich ein Streichholz der primitive Vorgänger eines Pinsels? 😉
Gab genügend die NEIN gesagt haben:
http://www.friedenskooperative.de/ff/ff99/1-09.htm
Und gestorben sind. Nicht jeder hat den Mut sich dafür erschießen zu lassen.
Jepp, es ist im Nachhinein immer einfach, Heldentum zu proklamieren.
Es ist auch einfach über’s Sterben zu spekulieren, wenn es nicht der eigene Arsch ist, der so schwer an der Schlinge um den Hals zieht.
100%-ige Zustimmung.
Ich war gestern auf einem Militärsbegräbnis. Das war ein wahnsinnig würdevoller abschied und ich habe mich gefragt, ob die Leute die das machen darauf geschult sind/werden/wurden? Vieles was hier beschrieben wurde sah gestern, übrigens in Österreich ähnlich aus. Niemand hat ein Wort gewechselt, doch jeder wusste was wann zu tun war..
Im Jahr 1995 war ich selbst als Sargträger an einem millitärischen Bergäbnis für meinen verunglückten Kameraden beteiligt.
Wir waren 6 Sargträger + 2 Mann Ehrenwache in wechselnder Besetzung vor dem eigentlichen Begräbnis + der Rest des Zuges als Besucher (in Uniform) — also etwas mehr als oben als „kleines Ehrengeleit“ definiert ist. Und es ging auch nicht um einen Admiral oder General, sondern um einen wehrpflichtigen Mannschaftsdienstgrad. Die aus Wikipedia zitierten Regeln scheinen also (zumindestens damals) nicht ganz so verbindlich zu sein.
Und @Nadine: ja, wir haben geübt. Als klar war, dass die Eltern ein millitärisches Begrabnis wünschten und sich 6 Sargträger gefunden hatten, haben wir mit einer beschwerten Munitionskiste (die langen für Panzerfäuste) über einer Wartungsgrube in der Instandsetzung geübt. War für die meisten von uns junge Kerlen die erste Beerdigung überhaupt…und das Trompetenspiel ist in dem Kontext wirklich sehr ergreifed.
Ich hatte vorletztes Jahr eine militärische Beisetzung mit großem Zeremoniell. Ein tolles Erlebnis. Es handelte sich um einen Knochen eines angehörigen der Royal Canadian Air Force, der 1942 in der Eifel starb und 2015 gefunden wurde. Die Beerdigung fand auf dem britischen Militärfriedhof Rheinberg War Cemetary statt. Es wurde einen kompletten Tag jeder Schritt geübt und am nächsten Tag fand das Begräbnis statt. Ich fuhr mit dem Sarg im VF211 vor, öffnete die Klappe und zog ihn heraus. 6 Soldaten nahmen den Sarg auf die Schultern und trugen ihn Schritt für Schritt bis zum Grab. Der Sarg war mit der kanadischen Flagge bedeckt. Auf dem Weg spielte ein Dudelsackpfeifer in einem eigens dafür aufgestellten Häuschen „Amazing Grace“, solange bis der Sarg am Grab war. Jedesmal wenn der Trupp abbiegen oder sich drehen musste, stoppte der Dudelsackpfeifer und ein Trommler spielte, offenbar als Kommando zum Drehen. Am Grab war ein General der kanadischen Air Force und ein Militärpfarrer die Predigten und Gebete sprachen. Dann wurde die Flagge in einer aufwändigen Zeremonie abgenommen, gefaltet und der Enkeltochter… Weiterlesen »