Ein naher Verwandter ist sterbenskrank uns sein letzter Wille ist, dass er auf See vor einer der Nordseeinseln bestattet wird. Er kommt aus Niedersachsen und ist viele Jahre auf See gefahren.
Zurzeit lebt er in NRW.Wir haben bereits einen Bestatter vor Ort gefunden, der alles vor Ort regelt. Mein Frage ist, welche Kosten auf uns kommen bei einer Seebestattungen. Mein Vater möchte, dass er im engsten Familienkreis beigesetzt wird (ca. 10 Personen). Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Bemühungen.
Eine Seebestattung gehört zu den günstigeren Varianten der Bestattung. Zwar fallen für die Seereederei weitere Kosten an, dafür entfallen der Grabankauf und der Grabstein.
Seebestattungen gibt es in zwei Varianten, als stille Seebestattung und als begleitete Seebestattung.
Bei der stillen Seebestattung fährt der Seebestattungskapitän mit seinem Beisetzungsschiff auf die See hinaus und er und seine Mannschaft setzen nacheinander mit allen maritimen Ehren mehrere Urnen ins Meer.
Das tun sie an einem Tag, der annehmbare Wetterbedingungen bietet, die von einer erfahrenen Schiffsbesatzung ausgehalten werden.
Diese Variante ist vergleichsweise günstig.
Anders sieht das aus, wenn Angehörige der Seebestattung beiwohnen möchten.
In diesem Fall gibt es viele Einschränkungen. Der Seebestatter muß ein entsprechend würdiges Bestattungsschiff nehmen. Es wird oft nur diese eine Urne auf See gebracht. Es kann nur an einem Tag gefahren werden, der Wetterbedingungen bietet, die auch von nicht erfahrenen Landratten ausgehalten werden können (Wind, Wellengang etc.).
Die Fahrt dauert überdies wesentlich länger, weil an Bord noch die Abschiedszeremonie mit Musik und Ansprache abgehalten wird. Hierbei entsteht ein enormer Mehraufwand durch Personal und vor allem Betriebsstoffkosten.
Es kann sein, daß alle Angehörigen an einem Tag an den Hafen reisen und dann die Fahrt aufgrund der Wetterbedingungen nicht durchgeführt werden kann.
Das bedeutet entweder ein Ausharren über mehrere Tage oder die Vereinbarung eines neuen Termins.
Diese begleiteten Seebestattungen sind erheblich teurer.
Deshalb ist diese Variante die gebräuchlichste:
Mit der Urne wird am Wohnort in der Friedhofskapelle eine Trauerfeier abgehalten, bei der alle vom Verstorbenen Abschied nehmen. Hier kann ein Pfarrer oder Trauerredner und ein Organist tätig werden.
Danach geht die Urne an die Seereederei, die eine stille und kostengünstige Beisetzung auf hoher See durchführt.
Aber aufgepaßt: Befragen Sie den Bestatter, wie teuer die Trauerhalle auf dem Friedhof ist. Manche Kommunen verlangen hierfür so viel Geld, daß sich dann ggfs. doch die teurere Seebestattung mit Begleitung wieder rechnen könnte.
Was die Unwägbarkeiten mit dem Wetter anbetrifft, dieses Risiko hat man bei einer begleiteten Seebestattung immer.
Mir sagte einmal ein Seebestattungskapitän, er fahre bei jedem Wetter und habe noch nie eine Fahrt absagen müssen.
Und dann fuhr eine Witwe mit ihrer Freundin zur begleiteten Bestattung und saß vier oder fünf Tage im Hotel, weil die Wetterbedingungen für einen Wellengang sorgten, der älteren Damen nicht zuzumuten waren.
Die exakten Kosten einer Seebestattung können Sie direkt beim Bestatter erfragen.
Es lohnt sich aber unter Umständen auch, direkt im Internet nach Seebestattungsreedereien zu suchen und die Preise und Konditionen zu erfragen.
Sie können u.U. die Seebestattung dann direkt bei der Reederei beauftragen und erhalten von dort eine Rechnung. Diese kann oft günstiger ausfallen, als wenn ein Bestatter diese Dienstleistung erbringt, für die er außer der zusätzlichen Beratung (die er beim Grabankauf aber auch hätte erbringen müssen) keinen Mehraufwand hat (außer evtl. den Versand der Urne). Oft berechnen die Bestatter aber einen Zuschlag auf die reinen Seebestattungskosten oder erhalten eine deutliche Provision vom Seebestatter. Verhandeln Sie ruhig hartnäckig mit der Reederei um diese Provision!
Weitere Informationen zum Thema Seebestattung erhalten Sie, indem Sie oben in das Suchfeld des Blogs das Wort Seebestattung eintippen und diesen Artikel z.B. lesen: http://bestatterweblog.de/seebestattung-interview
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinen Ausführungen helfen.
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Ich wünsch mit ja auch eine Seebestattung, nachdem nie jemand aus meinem Freundeskreis mit mir rauswollte zum Segeln. Aber nicht so umständlich-beamtenmaffiös, ganz simpel. Toter Körper auf Schiff, Brandsatz zünden, Schiff wegstossen auf See. Für unseren Obrigkeitsstaat natürlich ein Unding, aber ich bin halt zu alt, noch eine Revolution anzustossen.
Wer sich für alternative Aufbewahrungsmethoden für befreundete Aschen interessiert, möge mal „Reisen mit meiner Tante“ von Graham Greene lesen und dann überlegen, was er demnächst wählen wird.
Ggf. nach der Wega II googeln, die liegt in Butjadingen/Fedderwardersiel und wird auch oft für Seebestattungen genommen. Die Eigner geben sicherlich gerne Auskunft, in welchem Bereich sie Seebestattungen vornehmen (wie weit sie also rausfahren, im Normalfall fahren die mit dem Flachbodenschiff im Wattenmeer rum) und mit welchen Bestattungsunternehmen sie zusammenarbeiten. Die Wega ist deshalb auch etwas Besonderes, weil sie ein Flachbodenschiff ist und deshalb weniger Tiefgang hat als andere Schiffe.
Das mit dem „alten Damen nicht zumutbar“ erinnert mich an einen Blogeintrag bei einer Musikerin, die beschrieben hat wie jemand seine Seebestattung minutiös plante (mitsamt gespielten Titeln und Dauer) und ankündigte, daß Nichtteilnahme mit Enterbung gestraft wird. Er wußte, daß einige der huckligen&buckligen Verwandtschaft nach einer gewissen Zeitspanne auf See grün im Gesicht und die Fische füttern werden und hat die Beerdigung auch entsprechend lange gestreckt. Ob ein leises Kichern aus der Urne kam ist nicht überliefert.
Bei der Bestattung meines Vaters hatten wir eine begleitete Seebestattung. In der Gegend, wo das gemacht wurde, gibt es rundherum viele Inseln und Halbinseln, so dass Seegang und Wetter eigentlich selten in Problem sind. Zudem hatte unser Bestatter, da direkt am Wasser ansäßig damit Erfahrungen und schon die richtigen Kontakte. Das Boot war einfach ein kleines Fährschiff, das normalerweise Überfahrten zwischen den Inseln macht (und nach unserer Trauerfeier sofort wieder so eingesetzt wurde). Deswegen war es bi uns auch bedeutend billiger als eine klassische Erdbestattung. Und ich kann an jedem Wasser der Welt denken: he, da bist du ja. Für mich und für meine ziemlich maritim geprägte Familie war das wirklich der beste Weg. Mein Rat deshalb: Wen es wirklich in die See gehen soll, wählt einen Bestatter, der sich damit auskennt. Und: es gibt mehr als nur ein Meer an das Deutschland grenzt…
Bei einer Seebestattung gibt es ja keinen Grabstein. Wer mit der See und der Seefahrt verbunden ist und so etwas wie einen Grabstein möchte, hat eine ganz besondere Option: Die Seenotretter (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) bauen regelmäßig neue Rettungskreuzer und -boote. Gegen eine Spende ab 5000€ wird an Bord der Name auf einer Gedenktafel abgebracht. Dies haben wir bei meinem Vater seinerzeit so gemacht, der als Segler eine (begleitete) Seebestattung gewünscht hatte. Ein Seenotkreuzer ist etwa 30 Jahre im Dienst.